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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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und die Berührung jener Frau von der eines jeden andern unterscheiden. Aber
das gottbegnadete Weib, das von einem boshaften Teufel also beschuldigt und
geschmäht worden, betete ernstlich für die Besessene und in Gemeinschaft mit
ihr; wonach letztere gestand, daß der Teufel sie verführt habe, indem er sie
ohne Ursache Uebles von ihrer guten Nachbarin denken ließ. Auch klagte sie
später niemals über ähnliche Erscheinungen oder Belästigungen; sie erkannte
vielmehr, daß es der Teufel selbst war, dex unter der Maske anderer sie gequält
und ihr dann eingeredet habe, daß es nicht von ihm, sondern von diesen herrühre."

Mitunter begnügten sich auch die Heren und ihre diabolischen Helfers¬
helfer mit neckischen Streichen, die ihnen wahrscheinlich zur Kurzweil oder als
Jntermezzos zur Erholung von ihren wichtigen Beschäftigungen dienen mochten
So wurde im Jahr, 1679 die Wohnung eines gewissen William Morse in.
Newberry von einem Hauskobold alarmirt, der allerlei Schabernack trieb, über
welchen der Beängstigte ein förmliches, Tagebuch gehalten hat. Am 3. Decem¬
ber "hörte er und seine Frau des Nachts ein Gepolter auf dem Dache ihres
Hauses, als hätte man Steine und Knittel mit großer Heftigkeit gegen dasselbe
geworfen; er stand auf, konnte aber nichts sehen, worauf er die Thüren fest
verschloß und wieder zu Bette ging. Um Mitternacht hörte der Mann ein
Schwein, welches einen großen Rumor im Hause machte; er stand also von
neuem auf und fand ein großes Schwein im Hause, obgleich die Thür zuwar;
als er diese aber öffnete, lief daS Schwein davon." Ob besagtes Schwein
der Teufel in proprls, pors-ung,-oder nur ein Medium war, dessen sich der Böse
zur Verirung der armen Sterblichen bediente, wird nicht ausdrücklich angegeben
und bleibt dieser interessante Punkt mithin zweifelhaft.

Ein ander Mal "wurden fünf mächtige Steine und Ziegeln von einer
unsichtbaren Hand in das Haus hineingeworfen, während die Frau das Bett
machte; die Bettstelle wurde in die Höhe gehoben, die Bettleiste aus dem
Fenster geschleudert und die Katze ihr nachgeworfen; ein langer Stab tanzte
den Kamin herab, ein gebrannter Ziegel und ein Stück Bret von einem Wetter¬
dach kam durch das Fenster hereingeflogen u. s. w. Eine Zeitlang konnte
die Familie ihr Abendbrot nicht ruhig verzehren, indem die Asche von dem
Herde vor ihren Augen in ihre Speise, ja auf ihre Köpfe und ihre Kleider
geworfen wurde, so baß sie in ihre Schlafkammer sich flüchten mußte, aber auch
dort keine Ruhe hatte; denn einer von den Schuhen des Mannes, die er
unten gelassen, wurde ihm, mit Asche und Kohlen gefüllt, nachgeworfen; das
^icht wurde ausgelöscht, und als Mann und Frau, mit dem kleinen Knaben
Zwischen ihnen, im Bett lagen, fiel ein großer Stein, drei Pfund von Gewicht,
aus der Dachluke aus sie herab, und sie wurden mit einem Hopfensack geschlagen,
bis die Hopfen auf dem Fußboden zerstreut waren, worauf man den Sack hin¬
warf und sich entfernte."


Grenzboten. II, -1866. 22

und die Berührung jener Frau von der eines jeden andern unterscheiden. Aber
das gottbegnadete Weib, das von einem boshaften Teufel also beschuldigt und
geschmäht worden, betete ernstlich für die Besessene und in Gemeinschaft mit
ihr; wonach letztere gestand, daß der Teufel sie verführt habe, indem er sie
ohne Ursache Uebles von ihrer guten Nachbarin denken ließ. Auch klagte sie
später niemals über ähnliche Erscheinungen oder Belästigungen; sie erkannte
vielmehr, daß es der Teufel selbst war, dex unter der Maske anderer sie gequält
und ihr dann eingeredet habe, daß es nicht von ihm, sondern von diesen herrühre."

Mitunter begnügten sich auch die Heren und ihre diabolischen Helfers¬
helfer mit neckischen Streichen, die ihnen wahrscheinlich zur Kurzweil oder als
Jntermezzos zur Erholung von ihren wichtigen Beschäftigungen dienen mochten
So wurde im Jahr, 1679 die Wohnung eines gewissen William Morse in.
Newberry von einem Hauskobold alarmirt, der allerlei Schabernack trieb, über
welchen der Beängstigte ein förmliches, Tagebuch gehalten hat. Am 3. Decem¬
ber „hörte er und seine Frau des Nachts ein Gepolter auf dem Dache ihres
Hauses, als hätte man Steine und Knittel mit großer Heftigkeit gegen dasselbe
geworfen; er stand auf, konnte aber nichts sehen, worauf er die Thüren fest
verschloß und wieder zu Bette ging. Um Mitternacht hörte der Mann ein
Schwein, welches einen großen Rumor im Hause machte; er stand also von
neuem auf und fand ein großes Schwein im Hause, obgleich die Thür zuwar;
als er diese aber öffnete, lief daS Schwein davon." Ob besagtes Schwein
der Teufel in proprls, pors-ung,-oder nur ein Medium war, dessen sich der Böse
zur Verirung der armen Sterblichen bediente, wird nicht ausdrücklich angegeben
und bleibt dieser interessante Punkt mithin zweifelhaft.

Ein ander Mal „wurden fünf mächtige Steine und Ziegeln von einer
unsichtbaren Hand in das Haus hineingeworfen, während die Frau das Bett
machte; die Bettstelle wurde in die Höhe gehoben, die Bettleiste aus dem
Fenster geschleudert und die Katze ihr nachgeworfen; ein langer Stab tanzte
den Kamin herab, ein gebrannter Ziegel und ein Stück Bret von einem Wetter¬
dach kam durch das Fenster hereingeflogen u. s. w. Eine Zeitlang konnte
die Familie ihr Abendbrot nicht ruhig verzehren, indem die Asche von dem
Herde vor ihren Augen in ihre Speise, ja auf ihre Köpfe und ihre Kleider
geworfen wurde, so baß sie in ihre Schlafkammer sich flüchten mußte, aber auch
dort keine Ruhe hatte; denn einer von den Schuhen des Mannes, die er
unten gelassen, wurde ihm, mit Asche und Kohlen gefüllt, nachgeworfen; das
^icht wurde ausgelöscht, und als Mann und Frau, mit dem kleinen Knaben
Zwischen ihnen, im Bett lagen, fiel ein großer Stein, drei Pfund von Gewicht,
aus der Dachluke aus sie herab, und sie wurden mit einem Hopfensack geschlagen,
bis die Hopfen auf dem Fußboden zerstreut waren, worauf man den Sack hin¬
warf und sich entfernte."


Grenzboten. II, -1866. 22
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[0177] und die Berührung jener Frau von der eines jeden andern unterscheiden. Aber das gottbegnadete Weib, das von einem boshaften Teufel also beschuldigt und geschmäht worden, betete ernstlich für die Besessene und in Gemeinschaft mit ihr; wonach letztere gestand, daß der Teufel sie verführt habe, indem er sie ohne Ursache Uebles von ihrer guten Nachbarin denken ließ. Auch klagte sie später niemals über ähnliche Erscheinungen oder Belästigungen; sie erkannte vielmehr, daß es der Teufel selbst war, dex unter der Maske anderer sie gequält und ihr dann eingeredet habe, daß es nicht von ihm, sondern von diesen herrühre." Mitunter begnügten sich auch die Heren und ihre diabolischen Helfers¬ helfer mit neckischen Streichen, die ihnen wahrscheinlich zur Kurzweil oder als Jntermezzos zur Erholung von ihren wichtigen Beschäftigungen dienen mochten So wurde im Jahr, 1679 die Wohnung eines gewissen William Morse in. Newberry von einem Hauskobold alarmirt, der allerlei Schabernack trieb, über welchen der Beängstigte ein förmliches, Tagebuch gehalten hat. Am 3. Decem¬ ber „hörte er und seine Frau des Nachts ein Gepolter auf dem Dache ihres Hauses, als hätte man Steine und Knittel mit großer Heftigkeit gegen dasselbe geworfen; er stand auf, konnte aber nichts sehen, worauf er die Thüren fest verschloß und wieder zu Bette ging. Um Mitternacht hörte der Mann ein Schwein, welches einen großen Rumor im Hause machte; er stand also von neuem auf und fand ein großes Schwein im Hause, obgleich die Thür zuwar; als er diese aber öffnete, lief daS Schwein davon." Ob besagtes Schwein der Teufel in proprls, pors-ung,-oder nur ein Medium war, dessen sich der Böse zur Verirung der armen Sterblichen bediente, wird nicht ausdrücklich angegeben und bleibt dieser interessante Punkt mithin zweifelhaft. Ein ander Mal „wurden fünf mächtige Steine und Ziegeln von einer unsichtbaren Hand in das Haus hineingeworfen, während die Frau das Bett machte; die Bettstelle wurde in die Höhe gehoben, die Bettleiste aus dem Fenster geschleudert und die Katze ihr nachgeworfen; ein langer Stab tanzte den Kamin herab, ein gebrannter Ziegel und ein Stück Bret von einem Wetter¬ dach kam durch das Fenster hereingeflogen u. s. w. Eine Zeitlang konnte die Familie ihr Abendbrot nicht ruhig verzehren, indem die Asche von dem Herde vor ihren Augen in ihre Speise, ja auf ihre Köpfe und ihre Kleider geworfen wurde, so baß sie in ihre Schlafkammer sich flüchten mußte, aber auch dort keine Ruhe hatte; denn einer von den Schuhen des Mannes, die er unten gelassen, wurde ihm, mit Asche und Kohlen gefüllt, nachgeworfen; das ^icht wurde ausgelöscht, und als Mann und Frau, mit dem kleinen Knaben Zwischen ihnen, im Bett lagen, fiel ein großer Stein, drei Pfund von Gewicht, aus der Dachluke aus sie herab, und sie wurden mit einem Hopfensack geschlagen, bis die Hopfen auf dem Fußboden zerstreut waren, worauf man den Sack hin¬ warf und sich entfernte." Grenzboten. II, -1866. 22

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/177>, abgerufen am 27.06.2024.