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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Hölle gebe. So starb er als ein klägliches Exempel ivon dem gerechten und
furchtbaren Gerichte Gottes. Und jedes Zeitalter erzeugte neue Beispiele von
solchen, die nach ihrem eignen Geständnis; gleich fluchwürdige Bündnisse mit
dem Fürsten der Finsterniß geschlossen haben."

An solchen Beispielen hatte nun, wie Malser des Breiteren auseinander¬
setzt, auch die noch so junge Geschichte Neuenglands keinen Mangel; sie war
vielmehr aus Gründen, die wir oben berührt haben, übernns reichlich damit
bedacht. Im Jahr 1662 wurde eine gewisse Anne Cole, "eine Person von
wahrer Frömmigkeit und ehrbaren Wandel", die zu Hartford in Connecticut
lebte, von seltsamen Parorismen befallen, "in welchen ihre Zunge von einem
Dämon benutzt ward, um Dinge auszudrücken, von denen sie selbst nichts
wußte," und welche dadurch ihren Klimax erreichten, daß die Patientin Hol¬
ländisch zu sprechen begann, was deutlich verrieth, daß sie vom Teufel geplagt
wurde. Indessen konnte der böse Feind gegen die Beschwörungen des Reverend
Mr. Stone und andrer frommer Männer nichts ausrichten; er sah sich im
Gegentheil gezwungen, durch den Mund der Anne Cole die Personen namhaft
ju machen, welche unter seiner Leitung der armen Dulderin so arg zugesetzt
hatten. Auf Grund dieser Aussage wurde "eine liederliche und unwissende
Frau, Namens Greensand, die zur Zeit als der Hexerei verdächtig gefangen
saß," vorgenommen und gestand, mit der Folter bedroht, alles, was man von
ihr verlangte, d. h. daß sie wirklich eine Liaison mit dem Gottseibeiuns unter¬
halte. "Auf die Frage, ob sie einen förmlichen Pact mit ihm geschlossen habe,
antwortete sie, daß sie dieses nicht gethan, sondern ihm nur versprochen, ihn
Zu begleiten, wenn er sie abholen würde, was mehre Mal geschehen sei. Der
Teufel habe ihr gesagt, daß sie um Weihnachten ein lustiges Rendezvous haben
würden und baß bann ber Pact geschlossen werden solle. Sie erklärte ferner, daß
>hr der Teufel zuerst in der Gestalt eines Rehs oder eines Hirschkalbs erschienen und
um sie herumgehüpft sei, so daß sie sich nicht sehr erschrocken habe; er sei all-
mälig vertraulicher geworden und habe endlich mit ihr zu sprechen begonnen.
(Hier wird der Verfasser unübersetzbar.) Sie - erzählte, daß die Hexen nicht
weit von ihrer Wohnung ihren Versammlungsort hätten; daß die einen in
eurer, die andern in einer andern Gestalt erschienen; so sei eine von ihnen in
^r Form einer Krähe mitten unter sie hineingeflogen. Infolge dieser Ans¬
age, zu deren Unterstützung noch andere Beweise hinzukamen, wurde die Frau
hingerichtet; ebenso ihr Ehemann, obgleich er sich nicht als schuldig bekannte."
-^'e anderen, "von Anne Cole denuncirten Personen suchten ihr Heil in der
Flucht, nachdem man ein paar von ihnen, einen Mann und eine Frau, u w
fauler an Händen und Füßen gebunden in den Fluß geworfen hatte, da es
"ne notorische Thatsache ist, baß Heren und Hexenmeister nicht ertrinken, wes¬
halb man sich ebensooft genöthigt sah, sie zu verbrennen. Auch diese beiden


Hölle gebe. So starb er als ein klägliches Exempel ivon dem gerechten und
furchtbaren Gerichte Gottes. Und jedes Zeitalter erzeugte neue Beispiele von
solchen, die nach ihrem eignen Geständnis; gleich fluchwürdige Bündnisse mit
dem Fürsten der Finsterniß geschlossen haben."

An solchen Beispielen hatte nun, wie Malser des Breiteren auseinander¬
setzt, auch die noch so junge Geschichte Neuenglands keinen Mangel; sie war
vielmehr aus Gründen, die wir oben berührt haben, übernns reichlich damit
bedacht. Im Jahr 1662 wurde eine gewisse Anne Cole, „eine Person von
wahrer Frömmigkeit und ehrbaren Wandel", die zu Hartford in Connecticut
lebte, von seltsamen Parorismen befallen, „in welchen ihre Zunge von einem
Dämon benutzt ward, um Dinge auszudrücken, von denen sie selbst nichts
wußte," und welche dadurch ihren Klimax erreichten, daß die Patientin Hol¬
ländisch zu sprechen begann, was deutlich verrieth, daß sie vom Teufel geplagt
wurde. Indessen konnte der böse Feind gegen die Beschwörungen des Reverend
Mr. Stone und andrer frommer Männer nichts ausrichten; er sah sich im
Gegentheil gezwungen, durch den Mund der Anne Cole die Personen namhaft
ju machen, welche unter seiner Leitung der armen Dulderin so arg zugesetzt
hatten. Auf Grund dieser Aussage wurde „eine liederliche und unwissende
Frau, Namens Greensand, die zur Zeit als der Hexerei verdächtig gefangen
saß," vorgenommen und gestand, mit der Folter bedroht, alles, was man von
ihr verlangte, d. h. daß sie wirklich eine Liaison mit dem Gottseibeiuns unter¬
halte. „Auf die Frage, ob sie einen förmlichen Pact mit ihm geschlossen habe,
antwortete sie, daß sie dieses nicht gethan, sondern ihm nur versprochen, ihn
Zu begleiten, wenn er sie abholen würde, was mehre Mal geschehen sei. Der
Teufel habe ihr gesagt, daß sie um Weihnachten ein lustiges Rendezvous haben
würden und baß bann ber Pact geschlossen werden solle. Sie erklärte ferner, daß
>hr der Teufel zuerst in der Gestalt eines Rehs oder eines Hirschkalbs erschienen und
um sie herumgehüpft sei, so daß sie sich nicht sehr erschrocken habe; er sei all-
mälig vertraulicher geworden und habe endlich mit ihr zu sprechen begonnen.
(Hier wird der Verfasser unübersetzbar.) Sie - erzählte, daß die Hexen nicht
weit von ihrer Wohnung ihren Versammlungsort hätten; daß die einen in
eurer, die andern in einer andern Gestalt erschienen; so sei eine von ihnen in
^r Form einer Krähe mitten unter sie hineingeflogen. Infolge dieser Ans¬
age, zu deren Unterstützung noch andere Beweise hinzukamen, wurde die Frau
hingerichtet; ebenso ihr Ehemann, obgleich er sich nicht als schuldig bekannte."
-^'e anderen, "von Anne Cole denuncirten Personen suchten ihr Heil in der
Flucht, nachdem man ein paar von ihnen, einen Mann und eine Frau, u w
fauler an Händen und Füßen gebunden in den Fluß geworfen hatte, da es
"ne notorische Thatsache ist, baß Heren und Hexenmeister nicht ertrinken, wes¬
halb man sich ebensooft genöthigt sah, sie zu verbrennen. Auch diese beiden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/175>, abgerufen am 27.07.2024.