Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.Größe gleichen und daß solche Sterne unsrer Sonne gleichen sollen, sind in Höchst seltsam'/ Aber was sind diese Klumpen? Wie groß sind sie? In Damit sind die Nebelflcckenmenschen, wie uns scheint, dahin verwiesen, Whewell untersucht nun die Fixsterne und bemerkt zuvörderst, daß die Größe gleichen und daß solche Sterne unsrer Sonne gleichen sollen, sind in Höchst seltsam'/ Aber was sind diese Klumpen? Wie groß sind sie? In Damit sind die Nebelflcckenmenschen, wie uns scheint, dahin verwiesen, Whewell untersucht nun die Fixsterne und bemerkt zuvörderst, daß die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101345"/> <p xml:id="ID_1063" prev="#ID_1062"> Größe gleichen und daß solche Sterne unsrer Sonne gleichen sollen, sind in<lb/> der That sehr kühne Annahmen, die großes Bedenken erfordern, ehe wir sie<lb/> als Basis zum Bau weiterer Schlüsse verwenden können. Manche Nebelflecke<lb/> sind auflösbar — auflösbar in deutlich erkennbare Punkte — gewiß eine sehr<lb/> sonderbare, vielleicht eine sehr wichtige Entdeckung. Wir könnten später ein¬<lb/> mal erfahren, daß alle Nebelflecke in deutlich erkennbare Punkte sich auflösen<lb/> lassen und das würde eine noch viel wichtigere Entdeckung sein. Allein wor¬<lb/> auf würde sie hinauslaufen? Was würde der einfache Weg sein, sie aus¬<lb/> zusprechen ohne Vermuthung und ohne willkürliche Annahmen? Einfach dies<lb/> würden wir wissen, daß die Substanz aller Nebelflecken nicht zusammenhängend,<lb/> sondern in einzelne Theile geschieden, daß sie trennbar und getrennt ist in<lb/> deutlich erkennbare verschiedene leuchtende Elemente. Die Nebelflecken würden<lb/> sonach gleichsam ein getüpfeltes oder gekörntes Gewebe sein, sie würden in<lb/> Lichtklumpen zusammengeronnen oder ursprünglich aus solchen Klumpen ge¬<lb/> bildet worden sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1064"> Höchst seltsam'/ Aber was sind diese Klumpen? Wie groß sind sie? In<lb/> welchen Entfernungen befinden sie sich voneinander? Was haben sie für<lb/> einen Bau? Was für einen Zweck? Man sollte meinen, es müsse ein kühner<lb/> Geist sein, der diese Fragen zu beantworten unternähme. Unzweifelhaft muß<lb/> er gewöhnlichen Denkern sehr kühn vorkommen, wenn er in vollem Ernste und<lb/> entschiedener Zuversicht, als ob er Auftrag und Befugniß zu seiner Lehrerwirk¬<lb/> samkeit hatte, antwortet: „Diese Klumpen, o Mensch, sind Sonnen, sie sind so<lb/> fern voneinander, als der Hundsstern von uns ist, jeder hat sein Planeten¬<lb/> system, das sich um ihn dreht und jeder dieser Planeten ist der Sitz animali¬<lb/> scher und vegetabilischer Schöpfungen. Unter diesen Planeten sind einige, wir<lb/> wissen zur Zeit noch nicht, wie viele, Wohnstätten mit Vernunft und Gewissen<lb/> begabter Geschöpfe, die dem Menschen gleichen und das Einzige, was uns,<lb/> die wir an diesem Glauben aus astronomischen Gründen festhalten, noch stört,<lb/> ist der Umstand, daß wir noch nicht genau sehen, wo wir unsre Theologie an<lb/> ihrem rechten Platze und in der rechten Gestalt in diesem System unterbringen<lb/> sollen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1065"> Damit sind die Nebelflcckenmenschen, wie uns scheint, dahin verwiesen,<lb/> wohin sie beim jetzigen Stande der Wissenschaft gehören, aus dem Reiche des<lb/> Wahrscheinlichen in die Köpfe und Bücher derer, deren Phantasie der Wissen¬<lb/> schaft vorauseilt und so in dem Bereiche der Willkür oder des astronomischen<lb/> Aberglaubens sich soulagirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1066" next="#ID_1067"> Whewell untersucht nun die Fixsterne und bemerkt zuvörderst, daß die<lb/> Sternhausen in dieselbe Kategorie wie die Nebelflecken gehören und daß folg¬<lb/> lich auch bei ihnen eine große Kühnheit erforderlich ist, anzunehmen, diese<lb/> hellen Punkte seien Sonnen, entfernt voneinander, wie wir von ven näch-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
Größe gleichen und daß solche Sterne unsrer Sonne gleichen sollen, sind in
der That sehr kühne Annahmen, die großes Bedenken erfordern, ehe wir sie
als Basis zum Bau weiterer Schlüsse verwenden können. Manche Nebelflecke
sind auflösbar — auflösbar in deutlich erkennbare Punkte — gewiß eine sehr
sonderbare, vielleicht eine sehr wichtige Entdeckung. Wir könnten später ein¬
mal erfahren, daß alle Nebelflecke in deutlich erkennbare Punkte sich auflösen
lassen und das würde eine noch viel wichtigere Entdeckung sein. Allein wor¬
auf würde sie hinauslaufen? Was würde der einfache Weg sein, sie aus¬
zusprechen ohne Vermuthung und ohne willkürliche Annahmen? Einfach dies
würden wir wissen, daß die Substanz aller Nebelflecken nicht zusammenhängend,
sondern in einzelne Theile geschieden, daß sie trennbar und getrennt ist in
deutlich erkennbare verschiedene leuchtende Elemente. Die Nebelflecken würden
sonach gleichsam ein getüpfeltes oder gekörntes Gewebe sein, sie würden in
Lichtklumpen zusammengeronnen oder ursprünglich aus solchen Klumpen ge¬
bildet worden sein.
Höchst seltsam'/ Aber was sind diese Klumpen? Wie groß sind sie? In
welchen Entfernungen befinden sie sich voneinander? Was haben sie für
einen Bau? Was für einen Zweck? Man sollte meinen, es müsse ein kühner
Geist sein, der diese Fragen zu beantworten unternähme. Unzweifelhaft muß
er gewöhnlichen Denkern sehr kühn vorkommen, wenn er in vollem Ernste und
entschiedener Zuversicht, als ob er Auftrag und Befugniß zu seiner Lehrerwirk¬
samkeit hatte, antwortet: „Diese Klumpen, o Mensch, sind Sonnen, sie sind so
fern voneinander, als der Hundsstern von uns ist, jeder hat sein Planeten¬
system, das sich um ihn dreht und jeder dieser Planeten ist der Sitz animali¬
scher und vegetabilischer Schöpfungen. Unter diesen Planeten sind einige, wir
wissen zur Zeit noch nicht, wie viele, Wohnstätten mit Vernunft und Gewissen
begabter Geschöpfe, die dem Menschen gleichen und das Einzige, was uns,
die wir an diesem Glauben aus astronomischen Gründen festhalten, noch stört,
ist der Umstand, daß wir noch nicht genau sehen, wo wir unsre Theologie an
ihrem rechten Platze und in der rechten Gestalt in diesem System unterbringen
sollen."
Damit sind die Nebelflcckenmenschen, wie uns scheint, dahin verwiesen,
wohin sie beim jetzigen Stande der Wissenschaft gehören, aus dem Reiche des
Wahrscheinlichen in die Köpfe und Bücher derer, deren Phantasie der Wissen¬
schaft vorauseilt und so in dem Bereiche der Willkür oder des astronomischen
Aberglaubens sich soulagirt.
Whewell untersucht nun die Fixsterne und bemerkt zuvörderst, daß die
Sternhausen in dieselbe Kategorie wie die Nebelflecken gehören und daß folg¬
lich auch bei ihnen eine große Kühnheit erforderlich ist, anzunehmen, diese
hellen Punkte seien Sonnen, entfernt voneinander, wie wir von ven näch-
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