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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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32,300 Mann zählen, von denen an 27--28,000 Mann nöthigenfalls für
den Felddienst verwendbar sind. Preußen besitzt an 10,000 Jäger in der
Garde und Linie und circa S000 Jäger Landwehr ersten Aufgebots, England
ungefähr 3800 Mann Schützen, Rußland 10 Scharfschützcnbataillone zu
circa 12,000 Mann (die russischen Jägerregimenter unterscheiden sich nur
dem Namen und den Aufschlägen nach von den Musketieren). Frankreich
20 Bataillone Chasseurs zu 26,000 Mann (außer dem algierischen Corps).
Barern 6 Jägerbataillone zu circa 6200 Mann; Sardinien 10 Bataillone
Bersaglieris zu 4200 Mann.

Aber auch die übrige Linieninfanterie Oestreichs ist jetzt mit so guten Per-
cussionsgewehren bewaffnet, daß man den Soldaten ein richtiges Zielen bei¬
bringen kann, wie auch bei jeder Linieninfanteriecompagnie 2 Korporale und
16 Soldaten, zu denen man die besten Schützen heraussucht, mit Kammer¬
büchsen und einem Haubajonnet, wie die Jäger, bewaffnet sind. Es ist dies
eine neue Reform, die man seit 1850 eingeführt hat und die in einem Kriege
sich von Nutzen zeigen wird. Von den größern europäischen Armeen hat man,
so viel uns bekannt, dies bisher erst in Baiern versucht.

Eine neue Schöpfung in - der k. k. Infanterie sind die 6 Sanitäts¬
bataillone, die auf vollem Kriegsfuße 3ö00^ Mann stark sein sollen. Die Sol¬
daten derselben werden in ihrem für das Wohl der Truppen so wichtigen Dienst,
sehr geübt und leisten in der Fortschaffung der Verwundeten von den Schlacht¬
feldern und Verpflegung derselben in den Hospitälern den größten Nutzen.
Man stellt möglichst viele Chirurgen, Barbiere, Leute, die schon in derartigen
Verrichtungen heimisch sind, ein. In dem französischen Heere sind für den Sa¬
nitätsdienst 6 Feldcompagnien zu 1800 Mann und circa 1i00 Aerzte und
Unterärzte bestimmt; in Baiern 1 Compagnie von circa 200' Mann; in
Preußen hat man, so viel uns bekannt, noch keine besonderen Sanitätö-
compagnieri. sondern es werden bei den einzelnen Regimentern besondere
Soldaten zu diesem Dienst commandirt; in England, wo bisher alle derartigen
Einrichtungen in der größten Unordnung sich befanden, sind jetzt etwa zwei
Compagnien errichtet worden.

Ein anderes neues Corps der k. k. Infanterie, das erst seit 18S0 er¬
richtet wurde, ist die Stabsinfanterie, die auf vollem Kriegsfuß 1200 Mann
zählen soll. Der Zweck derselben ist, im Kriege den Wachtdienst u. s. w. bei
den Stäben der einzelnen Truppencorps zu versehen, wodurch man den un-
gemein wichtigen Vortheil erreicht, die Linieninfanterie nicht zu diesem Ge¬
brauch zu zersplittern und ihre Leute unnütz zu ermüden oder dem eigentlichen
Kampfe zu entziehen.

An sonstigen Truppen zählt die k. k. Infanterie nur noch 4 sogenannte
Garnisonöbataillone, 2 Grenzcordonsbataillone in der Bukowina und


32,300 Mann zählen, von denen an 27—28,000 Mann nöthigenfalls für
den Felddienst verwendbar sind. Preußen besitzt an 10,000 Jäger in der
Garde und Linie und circa S000 Jäger Landwehr ersten Aufgebots, England
ungefähr 3800 Mann Schützen, Rußland 10 Scharfschützcnbataillone zu
circa 12,000 Mann (die russischen Jägerregimenter unterscheiden sich nur
dem Namen und den Aufschlägen nach von den Musketieren). Frankreich
20 Bataillone Chasseurs zu 26,000 Mann (außer dem algierischen Corps).
Barern 6 Jägerbataillone zu circa 6200 Mann; Sardinien 10 Bataillone
Bersaglieris zu 4200 Mann.

Aber auch die übrige Linieninfanterie Oestreichs ist jetzt mit so guten Per-
cussionsgewehren bewaffnet, daß man den Soldaten ein richtiges Zielen bei¬
bringen kann, wie auch bei jeder Linieninfanteriecompagnie 2 Korporale und
16 Soldaten, zu denen man die besten Schützen heraussucht, mit Kammer¬
büchsen und einem Haubajonnet, wie die Jäger, bewaffnet sind. Es ist dies
eine neue Reform, die man seit 1850 eingeführt hat und die in einem Kriege
sich von Nutzen zeigen wird. Von den größern europäischen Armeen hat man,
so viel uns bekannt, dies bisher erst in Baiern versucht.

Eine neue Schöpfung in - der k. k. Infanterie sind die 6 Sanitäts¬
bataillone, die auf vollem Kriegsfuße 3ö00^ Mann stark sein sollen. Die Sol¬
daten derselben werden in ihrem für das Wohl der Truppen so wichtigen Dienst,
sehr geübt und leisten in der Fortschaffung der Verwundeten von den Schlacht¬
feldern und Verpflegung derselben in den Hospitälern den größten Nutzen.
Man stellt möglichst viele Chirurgen, Barbiere, Leute, die schon in derartigen
Verrichtungen heimisch sind, ein. In dem französischen Heere sind für den Sa¬
nitätsdienst 6 Feldcompagnien zu 1800 Mann und circa 1i00 Aerzte und
Unterärzte bestimmt; in Baiern 1 Compagnie von circa 200' Mann; in
Preußen hat man, so viel uns bekannt, noch keine besonderen Sanitätö-
compagnieri. sondern es werden bei den einzelnen Regimentern besondere
Soldaten zu diesem Dienst commandirt; in England, wo bisher alle derartigen
Einrichtungen in der größten Unordnung sich befanden, sind jetzt etwa zwei
Compagnien errichtet worden.

Ein anderes neues Corps der k. k. Infanterie, das erst seit 18S0 er¬
richtet wurde, ist die Stabsinfanterie, die auf vollem Kriegsfuß 1200 Mann
zählen soll. Der Zweck derselben ist, im Kriege den Wachtdienst u. s. w. bei
den Stäben der einzelnen Truppencorps zu versehen, wodurch man den un-
gemein wichtigen Vortheil erreicht, die Linieninfanterie nicht zu diesem Ge¬
brauch zu zersplittern und ihre Leute unnütz zu ermüden oder dem eigentlichen
Kampfe zu entziehen.

An sonstigen Truppen zählt die k. k. Infanterie nur noch 4 sogenannte
Garnisonöbataillone, 2 Grenzcordonsbataillone in der Bukowina und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/232>, abgerufen am 23.07.2024.