Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

arg betheiligt hatten, auflöste. Augenblicklich zählt das k. k. Heer 1i Grenz-
regiinenter und außerdem das titteler Grenzinfanteriebataillon. Jedes Re¬
giment soll dem Etat nach 12 Feld- und 4 Reservecompagnien haben, welche
Zahl aber in Nothfällen bei den meisten Regimentern bedeutend vermehrt
werden kann. Darnach würde die Zahl der Grenztruppen an 33,000 Mann
betragen, von denen immerhin 20--30,000 Mann zu einem auswärtigen Feld¬
zug verwandt werden können. Vollständig uniformirt, erercirt und ausgerüstet
wie die Linieninfanterie und mit tüchtigen Offizieren versehen, hat diese
Grenzinfanterie als leichte Truppe bisher in jedem Kriege die wichtigsten
Dienste geleistet. Die Leute sind fast durchgehend sehr abgehärtet, dabei von
sehr scharfen Sinnen, gewandt und geübt im kleinen Krieg und Patrouillen¬
dienst. Was die Kosacken für daS.k. russische Heer, das sind die Grenzer
sür die k. k. östreichische Armee. Einige Regimenter, so z. B. die Oguliner,
Littauer, Gradiskaner und Ottvchaner, haben sich schon in der Kriegsgeschichte
von 1793--1816 einen Namen erworben und auch in dem ungarischen und
italienischen Feldzüge die trefflichsten Dienste geleistet.

Die Zahl der Jägerbataillone ist seit 18L8 von 12 auf 2S vermehrt
worden und wenn man auch die Stärke der früheren Bataillone dabei etwas
verminderte, so betrug diese Vermehrung doch an 38 vollständige neue Feld-
eompagnien, also nahe an 7600 Mann.

Die Armee zählt 23 Bataillone Feldjäger mit 110 Feld- und Is Depot¬
compagnien. Jede Feldcompagnie soll auf vollem Kriegsfuß, inclusive der
Offiziere, 202 Köpfe betragen, was zusammen 22,200 für den Felddienst und
circa 3000 Mann sür das Depot ausmachen würde.

Die Feldjäger, die sich mit Ausnahme der Militärgrenze aus allen Pro¬
vinzen der Monarchie recrutiren, bestehen nur aus zuverlässigen, gewandten
und besonders im Schießen geübten Soldaten und können Leute, welche sich
für den Jägerdienst nicht eignen, an die Jnsanterieregimenter, damit sie bei
diesen ihre Dienstzeit addieren, abgegeben werden. Die Uniformirung, hell¬
grau mit grün, und aufgestützten Hüten ist einfach, für den Jägerdienst zweck¬
mäßig und dem Auge wohlgefällig; die Bewaffnung, fast durchgehends Kammer-
büchsen mit Haubajonetten, vortrefflich. Außer diesen 23 Feldjägerbataillonen
besteht noch das tiroler Kaiserjägerregiment mit 28 Feld- und 3 Depotcom¬
pagnien, zusammen auf vollem Kriegsfuß in der Stärke von 6890 Mann,
ebenso bewaffnet und uniformirt, wie die übrigen Jäger. Die lange Dienst¬
zeit von 8 Jahren erleichtert es ungemein, die Soldaten im sicheren Ge¬
brauch der Büchsen, wie auch im Felddienst auszubilden, daher wir die
k. k. östreichischen Jäger unbedingt zu den besten rechnen, die wir in irgend¬
einem europäischen Heere gesehen haben. Auch ihrer Zahl nach sind die¬
selben am stärksten, da sie auf vollem Feldfuß inclusive der Depots an


arg betheiligt hatten, auflöste. Augenblicklich zählt das k. k. Heer 1i Grenz-
regiinenter und außerdem das titteler Grenzinfanteriebataillon. Jedes Re¬
giment soll dem Etat nach 12 Feld- und 4 Reservecompagnien haben, welche
Zahl aber in Nothfällen bei den meisten Regimentern bedeutend vermehrt
werden kann. Darnach würde die Zahl der Grenztruppen an 33,000 Mann
betragen, von denen immerhin 20—30,000 Mann zu einem auswärtigen Feld¬
zug verwandt werden können. Vollständig uniformirt, erercirt und ausgerüstet
wie die Linieninfanterie und mit tüchtigen Offizieren versehen, hat diese
Grenzinfanterie als leichte Truppe bisher in jedem Kriege die wichtigsten
Dienste geleistet. Die Leute sind fast durchgehend sehr abgehärtet, dabei von
sehr scharfen Sinnen, gewandt und geübt im kleinen Krieg und Patrouillen¬
dienst. Was die Kosacken für daS.k. russische Heer, das sind die Grenzer
sür die k. k. östreichische Armee. Einige Regimenter, so z. B. die Oguliner,
Littauer, Gradiskaner und Ottvchaner, haben sich schon in der Kriegsgeschichte
von 1793—1816 einen Namen erworben und auch in dem ungarischen und
italienischen Feldzüge die trefflichsten Dienste geleistet.

Die Zahl der Jägerbataillone ist seit 18L8 von 12 auf 2S vermehrt
worden und wenn man auch die Stärke der früheren Bataillone dabei etwas
verminderte, so betrug diese Vermehrung doch an 38 vollständige neue Feld-
eompagnien, also nahe an 7600 Mann.

Die Armee zählt 23 Bataillone Feldjäger mit 110 Feld- und Is Depot¬
compagnien. Jede Feldcompagnie soll auf vollem Kriegsfuß, inclusive der
Offiziere, 202 Köpfe betragen, was zusammen 22,200 für den Felddienst und
circa 3000 Mann sür das Depot ausmachen würde.

Die Feldjäger, die sich mit Ausnahme der Militärgrenze aus allen Pro¬
vinzen der Monarchie recrutiren, bestehen nur aus zuverlässigen, gewandten
und besonders im Schießen geübten Soldaten und können Leute, welche sich
für den Jägerdienst nicht eignen, an die Jnsanterieregimenter, damit sie bei
diesen ihre Dienstzeit addieren, abgegeben werden. Die Uniformirung, hell¬
grau mit grün, und aufgestützten Hüten ist einfach, für den Jägerdienst zweck¬
mäßig und dem Auge wohlgefällig; die Bewaffnung, fast durchgehends Kammer-
büchsen mit Haubajonetten, vortrefflich. Außer diesen 23 Feldjägerbataillonen
besteht noch das tiroler Kaiserjägerregiment mit 28 Feld- und 3 Depotcom¬
pagnien, zusammen auf vollem Kriegsfuß in der Stärke von 6890 Mann,
ebenso bewaffnet und uniformirt, wie die übrigen Jäger. Die lange Dienst¬
zeit von 8 Jahren erleichtert es ungemein, die Soldaten im sicheren Ge¬
brauch der Büchsen, wie auch im Felddienst auszubilden, daher wir die
k. k. östreichischen Jäger unbedingt zu den besten rechnen, die wir in irgend¬
einem europäischen Heere gesehen haben. Auch ihrer Zahl nach sind die¬
selben am stärksten, da sie auf vollem Feldfuß inclusive der Depots an


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101224"/>
          <p xml:id="ID_685" prev="#ID_684"> arg betheiligt hatten, auflöste. Augenblicklich zählt das k. k. Heer 1i Grenz-<lb/>
regiinenter und außerdem das titteler Grenzinfanteriebataillon. Jedes Re¬<lb/>
giment soll dem Etat nach 12 Feld- und 4 Reservecompagnien haben, welche<lb/>
Zahl aber in Nothfällen bei den meisten Regimentern bedeutend vermehrt<lb/>
werden kann. Darnach würde die Zahl der Grenztruppen an 33,000 Mann<lb/>
betragen, von denen immerhin 20&#x2014;30,000 Mann zu einem auswärtigen Feld¬<lb/>
zug verwandt werden können. Vollständig uniformirt, erercirt und ausgerüstet<lb/>
wie die Linieninfanterie und mit tüchtigen Offizieren versehen, hat diese<lb/>
Grenzinfanterie als leichte Truppe bisher in jedem Kriege die wichtigsten<lb/>
Dienste geleistet. Die Leute sind fast durchgehend sehr abgehärtet, dabei von<lb/>
sehr scharfen Sinnen, gewandt und geübt im kleinen Krieg und Patrouillen¬<lb/>
dienst. Was die Kosacken für daS.k. russische Heer, das sind die Grenzer<lb/>
sür die k. k. östreichische Armee. Einige Regimenter, so z. B. die Oguliner,<lb/>
Littauer, Gradiskaner und Ottvchaner, haben sich schon in der Kriegsgeschichte<lb/>
von 1793&#x2014;1816 einen Namen erworben und auch in dem ungarischen und<lb/>
italienischen Feldzüge die trefflichsten Dienste geleistet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_686"> Die Zahl der Jägerbataillone ist seit 18L8 von 12 auf 2S vermehrt<lb/>
worden und wenn man auch die Stärke der früheren Bataillone dabei etwas<lb/>
verminderte, so betrug diese Vermehrung doch an 38 vollständige neue Feld-<lb/>
eompagnien, also nahe an 7600 Mann.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_687"> Die Armee zählt 23 Bataillone Feldjäger mit 110 Feld- und Is Depot¬<lb/>
compagnien. Jede Feldcompagnie soll auf vollem Kriegsfuß, inclusive der<lb/>
Offiziere, 202 Köpfe betragen, was zusammen 22,200 für den Felddienst und<lb/>
circa 3000 Mann sür das Depot ausmachen würde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_688" next="#ID_689"> Die Feldjäger, die sich mit Ausnahme der Militärgrenze aus allen Pro¬<lb/>
vinzen der Monarchie recrutiren, bestehen nur aus zuverlässigen, gewandten<lb/>
und besonders im Schießen geübten Soldaten und können Leute, welche sich<lb/>
für den Jägerdienst nicht eignen, an die Jnsanterieregimenter, damit sie bei<lb/>
diesen ihre Dienstzeit addieren, abgegeben werden. Die Uniformirung, hell¬<lb/>
grau mit grün, und aufgestützten Hüten ist einfach, für den Jägerdienst zweck¬<lb/>
mäßig und dem Auge wohlgefällig; die Bewaffnung, fast durchgehends Kammer-<lb/>
büchsen mit Haubajonetten, vortrefflich. Außer diesen 23 Feldjägerbataillonen<lb/>
besteht noch das tiroler Kaiserjägerregiment mit 28 Feld- und 3 Depotcom¬<lb/>
pagnien, zusammen auf vollem Kriegsfuß in der Stärke von 6890 Mann,<lb/>
ebenso bewaffnet und uniformirt, wie die übrigen Jäger. Die lange Dienst¬<lb/>
zeit von 8 Jahren erleichtert es ungemein, die Soldaten im sicheren Ge¬<lb/>
brauch der Büchsen, wie auch im Felddienst auszubilden, daher wir die<lb/>
k. k. östreichischen Jäger unbedingt zu den besten rechnen, die wir in irgend¬<lb/>
einem europäischen Heere gesehen haben. Auch ihrer Zahl nach sind die¬<lb/>
selben am stärksten, da sie auf vollem Feldfuß inclusive der Depots an</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0231] arg betheiligt hatten, auflöste. Augenblicklich zählt das k. k. Heer 1i Grenz- regiinenter und außerdem das titteler Grenzinfanteriebataillon. Jedes Re¬ giment soll dem Etat nach 12 Feld- und 4 Reservecompagnien haben, welche Zahl aber in Nothfällen bei den meisten Regimentern bedeutend vermehrt werden kann. Darnach würde die Zahl der Grenztruppen an 33,000 Mann betragen, von denen immerhin 20—30,000 Mann zu einem auswärtigen Feld¬ zug verwandt werden können. Vollständig uniformirt, erercirt und ausgerüstet wie die Linieninfanterie und mit tüchtigen Offizieren versehen, hat diese Grenzinfanterie als leichte Truppe bisher in jedem Kriege die wichtigsten Dienste geleistet. Die Leute sind fast durchgehend sehr abgehärtet, dabei von sehr scharfen Sinnen, gewandt und geübt im kleinen Krieg und Patrouillen¬ dienst. Was die Kosacken für daS.k. russische Heer, das sind die Grenzer sür die k. k. östreichische Armee. Einige Regimenter, so z. B. die Oguliner, Littauer, Gradiskaner und Ottvchaner, haben sich schon in der Kriegsgeschichte von 1793—1816 einen Namen erworben und auch in dem ungarischen und italienischen Feldzüge die trefflichsten Dienste geleistet. Die Zahl der Jägerbataillone ist seit 18L8 von 12 auf 2S vermehrt worden und wenn man auch die Stärke der früheren Bataillone dabei etwas verminderte, so betrug diese Vermehrung doch an 38 vollständige neue Feld- eompagnien, also nahe an 7600 Mann. Die Armee zählt 23 Bataillone Feldjäger mit 110 Feld- und Is Depot¬ compagnien. Jede Feldcompagnie soll auf vollem Kriegsfuß, inclusive der Offiziere, 202 Köpfe betragen, was zusammen 22,200 für den Felddienst und circa 3000 Mann sür das Depot ausmachen würde. Die Feldjäger, die sich mit Ausnahme der Militärgrenze aus allen Pro¬ vinzen der Monarchie recrutiren, bestehen nur aus zuverlässigen, gewandten und besonders im Schießen geübten Soldaten und können Leute, welche sich für den Jägerdienst nicht eignen, an die Jnsanterieregimenter, damit sie bei diesen ihre Dienstzeit addieren, abgegeben werden. Die Uniformirung, hell¬ grau mit grün, und aufgestützten Hüten ist einfach, für den Jägerdienst zweck¬ mäßig und dem Auge wohlgefällig; die Bewaffnung, fast durchgehends Kammer- büchsen mit Haubajonetten, vortrefflich. Außer diesen 23 Feldjägerbataillonen besteht noch das tiroler Kaiserjägerregiment mit 28 Feld- und 3 Depotcom¬ pagnien, zusammen auf vollem Kriegsfuß in der Stärke von 6890 Mann, ebenso bewaffnet und uniformirt, wie die übrigen Jäger. Die lange Dienst¬ zeit von 8 Jahren erleichtert es ungemein, die Soldaten im sicheren Ge¬ brauch der Büchsen, wie auch im Felddienst auszubilden, daher wir die k. k. östreichischen Jäger unbedingt zu den besten rechnen, die wir in irgend¬ einem europäischen Heere gesehen haben. Auch ihrer Zahl nach sind die¬ selben am stärksten, da sie auf vollem Feldfuß inclusive der Depots an

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/231
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/231>, abgerufen am 23.07.2024.