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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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tige Regimenter bedeutend vermehrt worden. Sie stand früher in dem Rufe
einer gewissen Schwerfälligkeit und Langsamkeit. DaS Erercirreglement
hatte schädliche Weitschweifigkeiten und Förmlichkeiten und ein k. k. Infanterie¬
regiment war in allen seinen Bewegungen ungleich unbehilflicher, wie ein
französisches oder preußisches. Auch auf das Tirailliren der Leute ward nicht
viel gegeben, und es gab Stimmen, welche dasselbe für die Linieninfanterie
überhaupt verwarfen. Gegenwärtig manövrirt die k. k. Linieninfanterie
ebenso sicher und rasch, wie die französische und preußische. Ebenso ist auch
die Uniformirung durch durchgängige Einführung der Waffenröcke sehr ver¬
bessert worden, und auch die Waffen derselben sind überall in gutem Zustande.

Was man noch alö einen Nachtheil der östreichischen Infanterie ansehen
kann, ist die verhältnißmäßig sehr geringe Zahl der Offiziere. Ueberhaupt
hat keine europäische Armee'im Vergleich zu der Zahl der Mannschaft so
wenige Offiziere. So hat ein k. k. Infanterieregiment bei voller Kriegs¬
stärke von nahe an 6000 Mann, nur 7 Stabsoffiziere, eine Compagnie von
216 Mann nur 6- Subalternosfiziere, in Frankreich dagegen ein Infanterie¬
regiment von 3331 Mann 6 Stabsoffiziere, eine Compagnie von -113 Sol¬
daten 3 Subalternoffiziere, also fast die doppelte Zahl von Offizieren. In
Preußen ein Infanterieregiment von 3006 Mann 3 Stabsoffiziere, eine
Compagnie von 230 Mann 3 Offiziere. In England ein Regiment, das
kaum 1000 Mann stark ist, 3---i- Stabsoffiziere, eine Compagnie von unge¬
fähr 90 Soldaten 3 Subalternoffiziere. In Nußland sollen dem Etat nach
sein bei einem Bataillon von 1000 Soldaten 18 Offiziere. In Baiern hat
ein Infanterieregiment von 3000 Soldaten i Stabsoffiziere, und eine Com¬
pagnie von 196 Mann 4 Subalternoffiziere; in Würtemberg ein Regiment
von 1790 Mann 3 Stabsoffiziere und eine Compagnie von circa 200 Mann
i Subalternoffiziere; in Sardinien ein Regiment von 1400 Mann 3 Stabs¬
offiziere, eine Compagnie von 80 Mann 3 Subalternoffiziere.

Die Stärke der k. k. Linieninfanterie soll nach ihrer neuesten Formation
bestehen aus: 62 Regimentern; jedes Regiment hat 4 Feld- und 1 Depot¬
bataillon, jedes Feldbataillon 1 Grenadier- und 3 Musketicrcompagnien;
jedes Depotbataillon 4 Muöketiercompagnien. Die Stärke einer Feld¬
compagnie soll inclusive der Offiziere und Spielleute -- 220 Mann, die einer
Depvtcompagnie, die aber wol stets sehr wechseln wird, 130 Mann sein. Es
würde hiernach die k. k. Linieninfanterie mit 248 Feldbataillonen, die zusammen
circa 332,000 Mann enthielten, ausrücken und an Depots an 34,000 Mann
zurücklassen können.

Die Grenzinfanterie, diese dem k. k. Heere eigenthümliche Truppen¬
gattung, ist seit 1830 um drei Regimenter vermindert worden, indem man die
3 Skezlerregimenter in Siebenbürgen, die sich an dem Aufstand von 1848--49


tige Regimenter bedeutend vermehrt worden. Sie stand früher in dem Rufe
einer gewissen Schwerfälligkeit und Langsamkeit. DaS Erercirreglement
hatte schädliche Weitschweifigkeiten und Förmlichkeiten und ein k. k. Infanterie¬
regiment war in allen seinen Bewegungen ungleich unbehilflicher, wie ein
französisches oder preußisches. Auch auf das Tirailliren der Leute ward nicht
viel gegeben, und es gab Stimmen, welche dasselbe für die Linieninfanterie
überhaupt verwarfen. Gegenwärtig manövrirt die k. k. Linieninfanterie
ebenso sicher und rasch, wie die französische und preußische. Ebenso ist auch
die Uniformirung durch durchgängige Einführung der Waffenröcke sehr ver¬
bessert worden, und auch die Waffen derselben sind überall in gutem Zustande.

Was man noch alö einen Nachtheil der östreichischen Infanterie ansehen
kann, ist die verhältnißmäßig sehr geringe Zahl der Offiziere. Ueberhaupt
hat keine europäische Armee'im Vergleich zu der Zahl der Mannschaft so
wenige Offiziere. So hat ein k. k. Infanterieregiment bei voller Kriegs¬
stärke von nahe an 6000 Mann, nur 7 Stabsoffiziere, eine Compagnie von
216 Mann nur 6- Subalternosfiziere, in Frankreich dagegen ein Infanterie¬
regiment von 3331 Mann 6 Stabsoffiziere, eine Compagnie von -113 Sol¬
daten 3 Subalternoffiziere, also fast die doppelte Zahl von Offizieren. In
Preußen ein Infanterieregiment von 3006 Mann 3 Stabsoffiziere, eine
Compagnie von 230 Mann 3 Offiziere. In England ein Regiment, das
kaum 1000 Mann stark ist, 3—-i- Stabsoffiziere, eine Compagnie von unge¬
fähr 90 Soldaten 3 Subalternoffiziere. In Nußland sollen dem Etat nach
sein bei einem Bataillon von 1000 Soldaten 18 Offiziere. In Baiern hat
ein Infanterieregiment von 3000 Soldaten i Stabsoffiziere, und eine Com¬
pagnie von 196 Mann 4 Subalternoffiziere; in Würtemberg ein Regiment
von 1790 Mann 3 Stabsoffiziere und eine Compagnie von circa 200 Mann
i Subalternoffiziere; in Sardinien ein Regiment von 1400 Mann 3 Stabs¬
offiziere, eine Compagnie von 80 Mann 3 Subalternoffiziere.

Die Stärke der k. k. Linieninfanterie soll nach ihrer neuesten Formation
bestehen aus: 62 Regimentern; jedes Regiment hat 4 Feld- und 1 Depot¬
bataillon, jedes Feldbataillon 1 Grenadier- und 3 Musketicrcompagnien;
jedes Depotbataillon 4 Muöketiercompagnien. Die Stärke einer Feld¬
compagnie soll inclusive der Offiziere und Spielleute — 220 Mann, die einer
Depvtcompagnie, die aber wol stets sehr wechseln wird, 130 Mann sein. Es
würde hiernach die k. k. Linieninfanterie mit 248 Feldbataillonen, die zusammen
circa 332,000 Mann enthielten, ausrücken und an Depots an 34,000 Mann
zurücklassen können.

Die Grenzinfanterie, diese dem k. k. Heere eigenthümliche Truppen¬
gattung, ist seit 1830 um drei Regimenter vermindert worden, indem man die
3 Skezlerregimenter in Siebenbürgen, die sich an dem Aufstand von 1848—49


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/230>, abgerufen am 23.07.2024.