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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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dem'Feinde anstatt einer Böschung deren zwei entgegenstellen. Die am inne¬
ren Grabenrande (auf Seite des Vertheidigers) gelegene Schrägung nennt
man die Escarpe, und die ihr entgegengesetzte die Contreescarpe. Es heißt
ferner die sie abgrenzende obere Linie ihre Crete, (Crete der Escarpe, Crete
der Cvntreescarpc) uno die untere ihr Fuß. Die zwischen dem Fuß derESccnpe
und dem der Contreescarpe gelegene horizontale Fläche nennt man die Graben¬
sohle. Wo beide Linien (der Fuß der Escarpe und derjenige der Contreescarpe)
zusammenfallen, entsteht ein Spitzgraben.

Es ist klar, daß die Contreescarpe der feindlichen Annäherung alö erstes,
die Escarpe ihr als zweites Hinderniß entgegentritt und erstere den Gegner zu
der mißlichen Operation des Hinabsteigens, letztere zu der noch zweifelhafteren
des Hinausilimmenö zwingt, denn beide Cretcu oder die Ränder des Grabens
sind selbstredend soweit auseinandergerückt, daß ein Ueberspringen nicht ver^
sucht werden kann. Desgleichen wird jedermann einsehen, daß die Bedeutung
des Grabens als Hinderniß mit seiner Tiefe und der Steilheit seiner Böschungen
nothwendig zunehmen muß. Als die geringste Tiefe wird die von zehn Fuß
betrachtet, weil bei einer kleineren Höhendifferenz zwischen Grabensohle und
innerm Grabenrand (Escarpencrete) die Erklimmung noch durch Aufsteigen
der Mannschaften auf die Schultern erleichtert werden könnte. -- Es gibt noch
andre BewegungShindernisse als den Graben, mit deren Herrichtung die Feld¬
befestigung sich befaßt: Überschwemmungen, Wolfsgruben, Palissaden, Ver¬
haue .... aber sie sind nicht so wesentlich, treten meistens als Zugabe
und in secundärer Stellung auf und ihre Besprechung würde mich hier
zu weit führen; im weitern Verlause des Aufsatzes komme ich auf sie zurück.

Wie oben erwähnt hat die Feldbefestigung aber neben der Aufgabe, die
Bewegung des Feindes zu hindern, zugleich die andre, die der eignen Truppen
zu erleichtern. Sie wird daher kein Hinderniß gestalten, über welches hin in
irgendeinem Moment der diesseitige Vorgang wünschenswerth werden kann,
ohne für Uebergänge zu sorgen. Was die Gräben angeht, so bereitet man
ihre Ueberschreitung durch die eignen Truppen durch bewegliche Brücken vor,
ober durch Dämme, welche man quer hindurch stehen läßt, durch Rampen von
der Crete zum Fuß der Böschungen und durch Ansatztrcppen. Alle diese
Mittel und viele hier nicht erwähnte umfaßt man mit dem Namen der Com-
municationen.

Als den zweiten Hauptgesichtspunkt sür die Feldbesestigungstunst, neben
dem der Hinderung der feindlichen und der Beförderung der eignen Bewegung
bezeichnete ich im Vorhergehenden die Unschädlichmachung des feindlichen
Feuers und die Beförderung der Wirksamkeit des eignen. Erörtern wir hier
zunächst die erstgedachte Aufgabe.

Es ist, abgesehen von der reinen Ebene, nicht schwer, auf jedwedem Terrain


dem'Feinde anstatt einer Böschung deren zwei entgegenstellen. Die am inne¬
ren Grabenrande (auf Seite des Vertheidigers) gelegene Schrägung nennt
man die Escarpe, und die ihr entgegengesetzte die Contreescarpe. Es heißt
ferner die sie abgrenzende obere Linie ihre Crete, (Crete der Escarpe, Crete
der Cvntreescarpc) uno die untere ihr Fuß. Die zwischen dem Fuß derESccnpe
und dem der Contreescarpe gelegene horizontale Fläche nennt man die Graben¬
sohle. Wo beide Linien (der Fuß der Escarpe und derjenige der Contreescarpe)
zusammenfallen, entsteht ein Spitzgraben.

Es ist klar, daß die Contreescarpe der feindlichen Annäherung alö erstes,
die Escarpe ihr als zweites Hinderniß entgegentritt und erstere den Gegner zu
der mißlichen Operation des Hinabsteigens, letztere zu der noch zweifelhafteren
des Hinausilimmenö zwingt, denn beide Cretcu oder die Ränder des Grabens
sind selbstredend soweit auseinandergerückt, daß ein Ueberspringen nicht ver^
sucht werden kann. Desgleichen wird jedermann einsehen, daß die Bedeutung
des Grabens als Hinderniß mit seiner Tiefe und der Steilheit seiner Böschungen
nothwendig zunehmen muß. Als die geringste Tiefe wird die von zehn Fuß
betrachtet, weil bei einer kleineren Höhendifferenz zwischen Grabensohle und
innerm Grabenrand (Escarpencrete) die Erklimmung noch durch Aufsteigen
der Mannschaften auf die Schultern erleichtert werden könnte. — Es gibt noch
andre BewegungShindernisse als den Graben, mit deren Herrichtung die Feld¬
befestigung sich befaßt: Überschwemmungen, Wolfsgruben, Palissaden, Ver¬
haue .... aber sie sind nicht so wesentlich, treten meistens als Zugabe
und in secundärer Stellung auf und ihre Besprechung würde mich hier
zu weit führen; im weitern Verlause des Aufsatzes komme ich auf sie zurück.

Wie oben erwähnt hat die Feldbefestigung aber neben der Aufgabe, die
Bewegung des Feindes zu hindern, zugleich die andre, die der eignen Truppen
zu erleichtern. Sie wird daher kein Hinderniß gestalten, über welches hin in
irgendeinem Moment der diesseitige Vorgang wünschenswerth werden kann,
ohne für Uebergänge zu sorgen. Was die Gräben angeht, so bereitet man
ihre Ueberschreitung durch die eignen Truppen durch bewegliche Brücken vor,
ober durch Dämme, welche man quer hindurch stehen läßt, durch Rampen von
der Crete zum Fuß der Böschungen und durch Ansatztrcppen. Alle diese
Mittel und viele hier nicht erwähnte umfaßt man mit dem Namen der Com-
municationen.

Als den zweiten Hauptgesichtspunkt sür die Feldbesestigungstunst, neben
dem der Hinderung der feindlichen und der Beförderung der eignen Bewegung
bezeichnete ich im Vorhergehenden die Unschädlichmachung des feindlichen
Feuers und die Beförderung der Wirksamkeit des eignen. Erörtern wir hier
zunächst die erstgedachte Aufgabe.

Es ist, abgesehen von der reinen Ebene, nicht schwer, auf jedwedem Terrain


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/63>, abgerufen am 22.07.2024.