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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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Garnison in Rom ersetzen soll. "Das katholische Belgien," sagen sie, die
Stimme des Landes verfälschend, "wird stolz darauf sein, diese bedeutende Rolle
bei dem heiligen Vater zu übernehmen." Ich glaube die Gefühle des Landes
vollkommen zu kennen, und kann versichern, daß die belgische Armee nicht im
Geringsten stolz darauf sein würde, die französische Armee in ihrer Rolle der
römischen Gendarmerie zu ersetzen. Das katholische Belgien achtet die Rechte
der Völker und eS ist zugleich ein Belgien, stolz auf seine Nationalität, besorgt
um seine Unabhängigkeit, das -ganz gut weiß, daß es seine Mittel und die
Arme seiner Landeskinder selbst nöthig hat an dem Tage, wo das Kaiserthum
seine letzte Maske fallen lassen wird.




Literatur.
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Politik.

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-- Die Bildung einer nationalen Partei in Deutsch¬
land, eine Nothwendigkeit in der jetzigen Krisis Europas. Von Gustav Diezel.
Gotha, Schande. --- So oft man auch durch die Schriften des Verfassers veranlaßt
wird, sich über die Art und Weise, wie er persönliche Politik treibt, zu entrüsten,
so wird man doch bis zu einem gewissen Grade immer wieder durch die ^ Gut¬
mütigkeit und Ehrlichkeit seines Idealismus versöhnt. Psychologisch ist er eine
ganz merkwürdige Erscheinung. In der festen Ueberzeugung, den verschiedenen
Parteien gute Dinge zu sagen und ihnen Frieden und Versöhnung zum Kampf
gegen den gemeinsamen Feind zu predigen, überhäuft er sie plötzlich mit einer Reihe
von Schimpfwörtern, auf die man gar nicht anders antworten könnte, als durch
Schläge: Memmen, Schurken, Verräther, Blödsinnige ze. und zwar dehnt er diese
Beziehungen auf eine Weise aus, daß schwer abzusehen ist, was eigentlich von
Deutschland noch übrig bleiben soll. Wir haben aus seinen frühern Schriften mit¬
getheilt, wie er über die sogenannten Gothaer d. h. die bei weitem überwiegende
Masse des deutschen Mittelstandes denkt. Dies Mal gehts über die Demokraten her,
und er sagt über sie ungefähr das Nämliche, was wir häufig ausgesprochen haben,
nur daß wir höflichere Formen anwenden zu müssen glaubten. Man sehe z. B.
S. 136, wo er sür die Wirksamkeit der Parteien durch moralische, nicht gewalt¬
same Mittel spricht.. "Der Einwurf gegen die Wirksamkeit derselben hat wenig
M bedeuten, weil er meist von jenen Schreiern kommt, welche die Revolution fort¬
während im Munde führen und großsprecherisch in Aussicht stellen, obwol sie selbst
vor jedem Polizeidiener in Angst gerathen. Das Geschwätz von und die Hoffnung
auf künftige Revolutionen in Deutschland ist so lächerlich und so demoralisirend
Zugleich', daß dies allein schon ein vaterländisches Verdienst ist, wenn sich eine
Partei bildet, die diesen Abgeschmacktheiten mit der Kraft der Ueberzeugung ent¬
gegentritt. Es ist jetzt ungefähr wie im 16. Jahrhundert, wo auch die Reste der
besiegten Wiedertäufer u. ,s. w. dem Gang der Dinge mit Groll und Unmuth zu¬
sahen und von neuen Revolutionen träumten, ohne daß sie es zu mehr als zu


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Garnison in Rom ersetzen soll. „Das katholische Belgien," sagen sie, die
Stimme des Landes verfälschend, „wird stolz darauf sein, diese bedeutende Rolle
bei dem heiligen Vater zu übernehmen." Ich glaube die Gefühle des Landes
vollkommen zu kennen, und kann versichern, daß die belgische Armee nicht im
Geringsten stolz darauf sein würde, die französische Armee in ihrer Rolle der
römischen Gendarmerie zu ersetzen. Das katholische Belgien achtet die Rechte
der Völker und eS ist zugleich ein Belgien, stolz auf seine Nationalität, besorgt
um seine Unabhängigkeit, das -ganz gut weiß, daß es seine Mittel und die
Arme seiner Landeskinder selbst nöthig hat an dem Tage, wo das Kaiserthum
seine letzte Maske fallen lassen wird.




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Politik.

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— Die Bildung einer nationalen Partei in Deutsch¬
land, eine Nothwendigkeit in der jetzigen Krisis Europas. Von Gustav Diezel.
Gotha, Schande. -— So oft man auch durch die Schriften des Verfassers veranlaßt
wird, sich über die Art und Weise, wie er persönliche Politik treibt, zu entrüsten,
so wird man doch bis zu einem gewissen Grade immer wieder durch die ^ Gut¬
mütigkeit und Ehrlichkeit seines Idealismus versöhnt. Psychologisch ist er eine
ganz merkwürdige Erscheinung. In der festen Ueberzeugung, den verschiedenen
Parteien gute Dinge zu sagen und ihnen Frieden und Versöhnung zum Kampf
gegen den gemeinsamen Feind zu predigen, überhäuft er sie plötzlich mit einer Reihe
von Schimpfwörtern, auf die man gar nicht anders antworten könnte, als durch
Schläge: Memmen, Schurken, Verräther, Blödsinnige ze. und zwar dehnt er diese
Beziehungen auf eine Weise aus, daß schwer abzusehen ist, was eigentlich von
Deutschland noch übrig bleiben soll. Wir haben aus seinen frühern Schriften mit¬
getheilt, wie er über die sogenannten Gothaer d. h. die bei weitem überwiegende
Masse des deutschen Mittelstandes denkt. Dies Mal gehts über die Demokraten her,
und er sagt über sie ungefähr das Nämliche, was wir häufig ausgesprochen haben,
nur daß wir höflichere Formen anwenden zu müssen glaubten. Man sehe z. B.
S. 136, wo er sür die Wirksamkeit der Parteien durch moralische, nicht gewalt¬
same Mittel spricht.. „Der Einwurf gegen die Wirksamkeit derselben hat wenig
M bedeuten, weil er meist von jenen Schreiern kommt, welche die Revolution fort¬
während im Munde führen und großsprecherisch in Aussicht stellen, obwol sie selbst
vor jedem Polizeidiener in Angst gerathen. Das Geschwätz von und die Hoffnung
auf künftige Revolutionen in Deutschland ist so lächerlich und so demoralisirend
Zugleich', daß dies allein schon ein vaterländisches Verdienst ist, wenn sich eine
Partei bildet, die diesen Abgeschmacktheiten mit der Kraft der Ueberzeugung ent¬
gegentritt. Es ist jetzt ungefähr wie im 16. Jahrhundert, wo auch die Reste der
besiegten Wiedertäufer u. ,s. w. dem Gang der Dinge mit Groll und Unmuth zu¬
sahen und von neuen Revolutionen träumten, ohne daß sie es zu mehr als zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/281>, abgerufen am 22.12.2024.