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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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trefflicher junger Mann, und man kann hier nicht einmal die gewöhnliche
Entschuldigung anführe", die sonst für die Schwäche der Nomanhelden eintritt,
daß sie nämlich nur den an sich gleichgiltigen Faden bilden, an welchen eine
Reihe anderweitiger bedeutender oder interessanter Charaktere sich knüpfen, wie
z. B. W, Scotts Waverley; er ist vielmehr wirklich die Hauptperson und alle
übrigen sind ihm untergeordnet. Es ist nicht zu leugnen, das -19. Jahrhundert
hat curiose Helden. --


Die Nachtlampe. IV. Von A. von Sternberg. Berlin, Decker. 1833. --

Der vierte Band der Sammlung enthält eine dramatische Skizze: "Alfieri",
ferner eine Novelle: "die Fürstin Lapuchin und Diderot", und "die sieben
Nächte in der Haideschenke". Der talentvolle Verfasser scheint immer bequemer
und leichtsinniger zu arbeiten; in den vorliegenden Skizzen ist von Composition
kaum mehr die Rede, und doch müssen wir immer wiederholen, es ist schade
um dies ungewöhnliche Talent; es ist Herrn v. Sternberg grade so ergangen,
wie A. Dumas; der letztere hat wenigstens ursprünglich mehr Talent zur
Charakteristik, aber in der Leichtigkeit und Belebtheit der Erzählung stehen sie
sich gleich. Hätten sie ernsthafte Studien gemacht und ihre Improvisationen durch
künstlerischen Fleiß veredelt, so würden sie uns vielleicht Treffliches geleistet
haben; so aber sind ihre Geschichten wie Spreu, die vom Winde verweht
wird. --


Der Verfasserin von Godwie-Castle sämmtliche Romane. Breslau,
Max u. Como. 1836. -- '

Wir haben bei einer frühern Gelegenheit auf diese neue Ausgabe der
Romane von Henriette Paalzow aufmerksam gemacht; sie ist mittlerweile stark
fortgeschritten. Die sämmtliche Ausgabe soll 36 Lieferungen enthalten, die
Lieferung zu 3 Sgr.; davon sind bis jetzt erschienen: von Godwie-Castle
6 Lieferungen, von Se. Noch 7 Lieferungen, von Thomas Thyrnciu 4, von
Jacob van ver Nees i Lieferungen. Wodurch diese Romane auch noch in
unsrer Zeit das Interesse- des Lesepublicums fesseln können, haben wir bereits
angedeutet; es ist namentlich der ehrliche Glaube der Verfasserin an ihre
eignen Gestalten. Eine ausführlichere Charakteristik behalten wir uns nach der
Vollendung des Ganzen vor. --


Am Pflug. Eine Geschichte von Leopold Kompcrt. Zwei Bände. Berlin,
Franz Duncker. 183V. --

Die Methode dieses Romans ist genau dieselbe, welche wir bereits bei
den frühern Ghetiogeschichten desselben Verfassers charakterisirt haben, nur daß


trefflicher junger Mann, und man kann hier nicht einmal die gewöhnliche
Entschuldigung anführe», die sonst für die Schwäche der Nomanhelden eintritt,
daß sie nämlich nur den an sich gleichgiltigen Faden bilden, an welchen eine
Reihe anderweitiger bedeutender oder interessanter Charaktere sich knüpfen, wie
z. B. W, Scotts Waverley; er ist vielmehr wirklich die Hauptperson und alle
übrigen sind ihm untergeordnet. Es ist nicht zu leugnen, das -19. Jahrhundert
hat curiose Helden. —


Die Nachtlampe. IV. Von A. von Sternberg. Berlin, Decker. 1833. —

Der vierte Band der Sammlung enthält eine dramatische Skizze: „Alfieri",
ferner eine Novelle: „die Fürstin Lapuchin und Diderot", und „die sieben
Nächte in der Haideschenke". Der talentvolle Verfasser scheint immer bequemer
und leichtsinniger zu arbeiten; in den vorliegenden Skizzen ist von Composition
kaum mehr die Rede, und doch müssen wir immer wiederholen, es ist schade
um dies ungewöhnliche Talent; es ist Herrn v. Sternberg grade so ergangen,
wie A. Dumas; der letztere hat wenigstens ursprünglich mehr Talent zur
Charakteristik, aber in der Leichtigkeit und Belebtheit der Erzählung stehen sie
sich gleich. Hätten sie ernsthafte Studien gemacht und ihre Improvisationen durch
künstlerischen Fleiß veredelt, so würden sie uns vielleicht Treffliches geleistet
haben; so aber sind ihre Geschichten wie Spreu, die vom Winde verweht
wird. —


Der Verfasserin von Godwie-Castle sämmtliche Romane. Breslau,
Max u. Como. 1836. — '

Wir haben bei einer frühern Gelegenheit auf diese neue Ausgabe der
Romane von Henriette Paalzow aufmerksam gemacht; sie ist mittlerweile stark
fortgeschritten. Die sämmtliche Ausgabe soll 36 Lieferungen enthalten, die
Lieferung zu 3 Sgr.; davon sind bis jetzt erschienen: von Godwie-Castle
6 Lieferungen, von Se. Noch 7 Lieferungen, von Thomas Thyrnciu 4, von
Jacob van ver Nees i Lieferungen. Wodurch diese Romane auch noch in
unsrer Zeit das Interesse- des Lesepublicums fesseln können, haben wir bereits
angedeutet; es ist namentlich der ehrliche Glaube der Verfasserin an ihre
eignen Gestalten. Eine ausführlichere Charakteristik behalten wir uns nach der
Vollendung des Ganzen vor. —


Am Pflug. Eine Geschichte von Leopold Kompcrt. Zwei Bände. Berlin,
Franz Duncker. 183V. —

Die Methode dieses Romans ist genau dieselbe, welche wir bereits bei
den frühern Ghetiogeschichten desselben Verfassers charakterisirt haben, nur daß


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[0176] trefflicher junger Mann, und man kann hier nicht einmal die gewöhnliche Entschuldigung anführe», die sonst für die Schwäche der Nomanhelden eintritt, daß sie nämlich nur den an sich gleichgiltigen Faden bilden, an welchen eine Reihe anderweitiger bedeutender oder interessanter Charaktere sich knüpfen, wie z. B. W, Scotts Waverley; er ist vielmehr wirklich die Hauptperson und alle übrigen sind ihm untergeordnet. Es ist nicht zu leugnen, das -19. Jahrhundert hat curiose Helden. — Die Nachtlampe. IV. Von A. von Sternberg. Berlin, Decker. 1833. — Der vierte Band der Sammlung enthält eine dramatische Skizze: „Alfieri", ferner eine Novelle: „die Fürstin Lapuchin und Diderot", und „die sieben Nächte in der Haideschenke". Der talentvolle Verfasser scheint immer bequemer und leichtsinniger zu arbeiten; in den vorliegenden Skizzen ist von Composition kaum mehr die Rede, und doch müssen wir immer wiederholen, es ist schade um dies ungewöhnliche Talent; es ist Herrn v. Sternberg grade so ergangen, wie A. Dumas; der letztere hat wenigstens ursprünglich mehr Talent zur Charakteristik, aber in der Leichtigkeit und Belebtheit der Erzählung stehen sie sich gleich. Hätten sie ernsthafte Studien gemacht und ihre Improvisationen durch künstlerischen Fleiß veredelt, so würden sie uns vielleicht Treffliches geleistet haben; so aber sind ihre Geschichten wie Spreu, die vom Winde verweht wird. — Der Verfasserin von Godwie-Castle sämmtliche Romane. Breslau, Max u. Como. 1836. — ' Wir haben bei einer frühern Gelegenheit auf diese neue Ausgabe der Romane von Henriette Paalzow aufmerksam gemacht; sie ist mittlerweile stark fortgeschritten. Die sämmtliche Ausgabe soll 36 Lieferungen enthalten, die Lieferung zu 3 Sgr.; davon sind bis jetzt erschienen: von Godwie-Castle 6 Lieferungen, von Se. Noch 7 Lieferungen, von Thomas Thyrnciu 4, von Jacob van ver Nees i Lieferungen. Wodurch diese Romane auch noch in unsrer Zeit das Interesse- des Lesepublicums fesseln können, haben wir bereits angedeutet; es ist namentlich der ehrliche Glaube der Verfasserin an ihre eignen Gestalten. Eine ausführlichere Charakteristik behalten wir uns nach der Vollendung des Ganzen vor. — Am Pflug. Eine Geschichte von Leopold Kompcrt. Zwei Bände. Berlin, Franz Duncker. 183V. — Die Methode dieses Romans ist genau dieselbe, welche wir bereits bei den frühern Ghetiogeschichten desselben Verfassers charakterisirt haben, nur daß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/176>, abgerufen am 22.07.2024.