Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.eröffnete ihm, daß er, wofern er sich nicht bekehre und mit neuem Eifer für Näher wird die Einführung der Sünde in die Welt und daS erste Auf¬ Der Vater erklärte den letzten Weg für den rechten. Dies nahm der 11 *
eröffnete ihm, daß er, wofern er sich nicht bekehre und mit neuem Eifer für Näher wird die Einführung der Sünde in die Welt und daS erste Auf¬ Der Vater erklärte den letzten Weg für den rechten. Dies nahm der 11 *
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eröffnete ihm, daß er, wofern er sich nicht bekehre und mit neuem Eifer für
die Kirche Gottes wirke, in drei Tagen sterben und in den Körper eines
Negers gebannt werden würde. Das wirkte; denn obwol die Mormonen
keine Sklaven halten, ist ihnen der Neger doch ein niedriger stehender Mensch,
der nicht zum Pnesterthume befähigt ist und in jener Welt nur eine getrübte
Herrlichkeit erlangen wird. Etwas höher steht ihnen die rothe Race; denn
diese ist nur auf Zeit zu rother Farbe und üblen Gewohnheiten verdammt und
wird einst den Weißen völlig gleich sein. Hat diese Erniedrigung bei einem
aufsässigen Geiste noch nicht angeschlagen, so wird ihm der Körper eines Thieres
angewiesen, und „wenn uns daher ein störriges Pferd' oder ein bissiger Hund
aufstößt, so wird eS nicht unrecht sein, sich zu erinnern, daß sich möglicherweise
ein abtrünniger Menschengeist dahinter verbirgt."
Näher wird die Einführung der Sünde in die Welt und daS erste Auf¬
treten Satans folgendermaßen geschildert: nachdem die Erde von den Göttern
vorbereitet oder geistig geschaffen und Michael oder, wie er als erster Erdbe¬
wohner hieß, Adam (ebenfalls geistig) gefallen war, wurde im Himmel ein
großer Götterrath abgehalten, dem der Vater der Himmlischen präsidirte und bei
welchem unter anderm der Erstgeborene Gottes, welcher auch vorzugsweise der
Sohn heißt, und Lucifer, sei» Bruder, der schöne Morgenstern, der Führer
himmlischer Heere, zugegen waren. Man berieth sich über die Frage, wie der
Mensch von der Sünde zu erlösen sei, und jeder Einzelne wurde aufgefordert,
seine Meinung abzugeben. Als Lucifer an die Reihe kam, antwortete er: „ich
will ihn in seinen Sünden erlösen." Christus aber gab zur Antwort: ,,ich will
ihn von seinen Sünden erlösen."
Der Vater erklärte den letzten Weg für den rechten. Dies nahm der
Sohn des Morgens übel und lehnte sich mit seinen Legionen auf. Ein Krieg
begann, der damit endigte, daß die Rebellen, etwa ein Drittel der Kinder
Gottes, aus dem Himmel geworfen wurden. Lucifer wurde zum Satan, seine
Gesellen wurden Dämonen. „Er aber behielt viele der guten Eigenschaften,
die er besessen, und ist noch immer Miltons gefallener Erzengel und ein voll¬
endeter Gentleman." Er gibt sich nur mit Dingen von Bedeutung ab. Die
gemeinen Teufeleien werden von untergeordneten Beamten seines Reichs, ge¬
trieben, und es ist deshalb unchristlich, diese dem Oberteufel aufzubürden.
Die Vorstellung, welche sich die Mormonen von dem persönlichen Wirken dieses
„vollendeten Gentleman" machen, sind ziemlich possierlich. Es laufen darüber
eine Menge Anekdoten um, von denen hier nur die folgende eine Stelle finden
mag. Sivney Rigdon, eine Zeitlang der Nächste im Range nach dein Pro¬
pheten Joseph und mit vielen Besuchen von Engeln und Gott selbst begnadigt,
lag einst schlafend im Bette. Da schüttelte es ihn plötzlich mit so mächtiger
Hand, daß der fromme Mann sogleich inne wurde, mit wem er es zu thun
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