Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.die ungarische für dasselbe Jahr über des Anlagecapitals abgeworfen. Freilich Man sieht also, daß die Regierung Werke für einen theueren Preis verkauft Bekanntlich nahmen auch die 23,000 Actien, welche die Gesellschaft für den die ungarische für dasselbe Jahr über des Anlagecapitals abgeworfen. Freilich Man sieht also, daß die Regierung Werke für einen theueren Preis verkauft Bekanntlich nahmen auch die 23,000 Actien, welche die Gesellschaft für den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0076" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99462"/> <p xml:id="ID_221" prev="#ID_220"> die ungarische für dasselbe Jahr über des Anlagecapitals abgeworfen. Freilich<lb/> alles in Papiergeld, was nach dem jetzigen Course des'Silberagios ungefähr 3^/s "/„<lb/> zusammengenommen beträgt, und da die T0,0 Millionen in Silber gezahlt werden,<lb/> so kann man keinen andern Maßstab als den Silberbetrag annehmen. Da§ ist<lb/> freilich eine sehr geringe Rente. Namentlich ist die böhmische Bahn durch ihre<lb/> theuren Kunstbauten ein sehr kostbares Bcrwaltnngsobjeet, und hat trotz großer<lb/> Kohlentransporte und obgleich sie soviele Jahre schon in Betrieb, nie einen Auf¬<lb/> schwung nehmen wollen. Dazu kommt, daß die neue Concnrrcnzbahn Pardnbitz-<lb/> Reichcnbcrg sie auf ihrer größten Ausdehnung für den nördlichen Verkehr abschneidet.<lb/> Die neue projectirte Bahn Prag-Hof würde zugleich die obere Strecke Prag-<lb/> Bodcnbach noch mehr veröden lassen, indem sie ihr den westlichen Verkehr entzieht,<lb/> der bisher den Umweg über Sachsen machte. Inwiefern ein lebhafterer Kohlen-<lb/> Verkehr durch schwunghaften Betrieb der Kohlengrube» von Seiten der neuen Ge¬<lb/> sellschaft einen Ersatz zu geben vermöchte, liegt im Schoße der Zukunft und läßt<lb/> sich durchaus nicht ermessen. Dies führt ans den großen Preis, den die Gesellschaft<lb/> für die Kohlengruben, Eisen- und Kupferbergwerke nebst Zugehörigkeiten der Re¬<lb/> gierung bezahlt hat. Wir halten diese Ausgabe von 30 Millionen Franken für sehr<lb/> gewagt, und ungeheuere Kosten werden, fürchten wir, noch darauf verwendet werden<lb/> müssen, ehe nur irgendeine einigermaßen entsprechende Rente daraus zu gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_222"> Man sieht also, daß die Regierung Werke für einen theueren Preis verkauft<lb/> hat, die ihr keinen entsprechenden Nutze» bisher verschafft haben. Dagegen hat sie<lb/> sich die ganze, von der Gesellschaft erst anzubahnende Zukunft der verpachteten<lb/> Eisenbahnen gesichert, indem sie sich das Rückkaufsrecht gegen Bezahlung des aus¬<lb/> gelegten Geldes nach 30 Jabren vorbehalten hat. Dies ist der Hauptpunkt des<lb/> Contracts! Keine Frage, daß er jedenfalls in Erfüllung geht. Es bleiben dann<lb/> der Gesellschaft nnr die auf immer verkauften Bergwerke, die aber für 6 00.000<lb/> Participationsscheinc auch im günstigsten Falle nichts Erhebliches abwerfen möchten.<lb/> In einer Hinsicht allerdings könnte vielleicht die Gesellschaft einst sich gar noch<lb/> freuen, die gepachteten Eisenbahnen wieder losgeworden zu sein, da wir nicht<lb/> glauben, daß die Regierung das Unternehmen mit gar günstigen Augen ansehen<lb/> wird. Wer sich namentlich des Schicksals der Gloggnitzer Eisenbabngesellschaft, er¬<lb/> innert, der auch ihr werthvolles Eigenthum zu geringem Preise, trotz aller frühern<lb/> Versprechungen, abgerungen wurde, kaun sich der Besorgnisse nicht entschlagen, daß<lb/> es, sobald günstigere Zeiten für östreichisches Finanzwesen heraufdämmern, heißen<lb/> möchte: „der Mohr hat seine Schuldigkeit gethan, der Mohr kann gehen!" Gewiß<lb/> hat aber die östreichische Regierung, indem sie sich die zukünftige Ernte der Unter¬<lb/> nehmung wahrte, und zugleich das Wohl des Landes durch Anregung der Privat-<lb/> industrie förderte, ihre altbekannte Klugheit von neuem bewährt. Sonderbar ist<lb/> nur, daß die Regierung auch die Verloosung der 30 Millionen Franken für die<lb/> Bergwerke garantirt haben soll. Auch weiß man nicht, wie es mit den bis Ablauf<lb/> der 30 Jahre bereits verloosten Actien gehalten werden soll, wohin dieselben zu<lb/> rechnen sind. —</p><lb/> <p xml:id="ID_223" next="#ID_224"> Bekanntlich nahmen auch die 23,000 Actien, welche die Gesellschaft für den<lb/> Ankauf der Wien-Brucker Bahn gezahlt hat, Antheil an den Erträgnissen. Das<lb/> ist allerdings eine neue Last, umsomehr, da das Privilegium dieser Bahn, wie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0076]
die ungarische für dasselbe Jahr über des Anlagecapitals abgeworfen. Freilich
alles in Papiergeld, was nach dem jetzigen Course des'Silberagios ungefähr 3^/s "/„
zusammengenommen beträgt, und da die T0,0 Millionen in Silber gezahlt werden,
so kann man keinen andern Maßstab als den Silberbetrag annehmen. Da§ ist
freilich eine sehr geringe Rente. Namentlich ist die böhmische Bahn durch ihre
theuren Kunstbauten ein sehr kostbares Bcrwaltnngsobjeet, und hat trotz großer
Kohlentransporte und obgleich sie soviele Jahre schon in Betrieb, nie einen Auf¬
schwung nehmen wollen. Dazu kommt, daß die neue Concnrrcnzbahn Pardnbitz-
Reichcnbcrg sie auf ihrer größten Ausdehnung für den nördlichen Verkehr abschneidet.
Die neue projectirte Bahn Prag-Hof würde zugleich die obere Strecke Prag-
Bodcnbach noch mehr veröden lassen, indem sie ihr den westlichen Verkehr entzieht,
der bisher den Umweg über Sachsen machte. Inwiefern ein lebhafterer Kohlen-
Verkehr durch schwunghaften Betrieb der Kohlengrube» von Seiten der neuen Ge¬
sellschaft einen Ersatz zu geben vermöchte, liegt im Schoße der Zukunft und läßt
sich durchaus nicht ermessen. Dies führt ans den großen Preis, den die Gesellschaft
für die Kohlengruben, Eisen- und Kupferbergwerke nebst Zugehörigkeiten der Re¬
gierung bezahlt hat. Wir halten diese Ausgabe von 30 Millionen Franken für sehr
gewagt, und ungeheuere Kosten werden, fürchten wir, noch darauf verwendet werden
müssen, ehe nur irgendeine einigermaßen entsprechende Rente daraus zu gewinnen.
Man sieht also, daß die Regierung Werke für einen theueren Preis verkauft
hat, die ihr keinen entsprechenden Nutze» bisher verschafft haben. Dagegen hat sie
sich die ganze, von der Gesellschaft erst anzubahnende Zukunft der verpachteten
Eisenbahnen gesichert, indem sie sich das Rückkaufsrecht gegen Bezahlung des aus¬
gelegten Geldes nach 30 Jabren vorbehalten hat. Dies ist der Hauptpunkt des
Contracts! Keine Frage, daß er jedenfalls in Erfüllung geht. Es bleiben dann
der Gesellschaft nnr die auf immer verkauften Bergwerke, die aber für 6 00.000
Participationsscheinc auch im günstigsten Falle nichts Erhebliches abwerfen möchten.
In einer Hinsicht allerdings könnte vielleicht die Gesellschaft einst sich gar noch
freuen, die gepachteten Eisenbahnen wieder losgeworden zu sein, da wir nicht
glauben, daß die Regierung das Unternehmen mit gar günstigen Augen ansehen
wird. Wer sich namentlich des Schicksals der Gloggnitzer Eisenbabngesellschaft, er¬
innert, der auch ihr werthvolles Eigenthum zu geringem Preise, trotz aller frühern
Versprechungen, abgerungen wurde, kaun sich der Besorgnisse nicht entschlagen, daß
es, sobald günstigere Zeiten für östreichisches Finanzwesen heraufdämmern, heißen
möchte: „der Mohr hat seine Schuldigkeit gethan, der Mohr kann gehen!" Gewiß
hat aber die östreichische Regierung, indem sie sich die zukünftige Ernte der Unter¬
nehmung wahrte, und zugleich das Wohl des Landes durch Anregung der Privat-
industrie förderte, ihre altbekannte Klugheit von neuem bewährt. Sonderbar ist
nur, daß die Regierung auch die Verloosung der 30 Millionen Franken für die
Bergwerke garantirt haben soll. Auch weiß man nicht, wie es mit den bis Ablauf
der 30 Jahre bereits verloosten Actien gehalten werden soll, wohin dieselben zu
rechnen sind. —
Bekanntlich nahmen auch die 23,000 Actien, welche die Gesellschaft für den
Ankauf der Wien-Brucker Bahn gezahlt hat, Antheil an den Erträgnissen. Das
ist allerdings eine neue Last, umsomehr, da das Privilegium dieser Bahn, wie
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