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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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die bessere Bereitung des Rohrzuckers und wieviel sie dagegen für die des Runkel¬
rübenzuckers gethan hat.

Noch kommen bei der Berechnung der Produktionskosten die Abfälle in
Betracht; in den tropischen Ländern hat die Melasse, auf Java wenigstens, einen
sehr geringen Werth, und bei der Runkelrübenfabrikation ist der Abfall von
Syrup gering, gegenwärtig nur -12 Tonnen von den 1000 Tonnen Runkel¬
rüben. (1836 noch As Tonnen). Der Runkelsyrup ist nicht so rein, wie der
des Zuckerrohres, hat auch noch den üblen Runkelrübengeschmack, ist aber doch
so verbessert, daß sein Preis seit 1836 von 73 si. auf 90 si. die Tonne ge¬
stiegen ist.

Der größte Abfallvortheil bei den Runkelrüben ist jedoch das dabei ge¬
wonnene Viehfutter, der Werth dieser in Frankreich sogenannten Pulpe beträgt
7--8"/o des Werthes des Zuckers; er vergütet mit dem Syrup zusammen bei¬
nahe der gesammten Productionskosten.

Stölzel hat auf die Endberechnung der Productionskosten für Rohr- und
Runkelrübenzucker nach den beigebrachten Momenten verzichtet, weil seine Data
über die Productionskosten des erstern allzusehr differirten, van Violen Vagegen,
dem hierüber bessere Quellen zugebotestanden, hat folgende Berechnungen an¬
gestellt. Während er den nothwendigen Productionspreiö auf Surinam für jede
1000 Kilo Zucker auf si. 160 und den aus Cuba auf si. 136 berechnet, schätzt
er den auf Java auf si. 120, obgleich er gegen ungefähr si. 146 an die Re¬
gierung abgeliefert wird und das übrige also als Gewinn in die Taschen des
Fabrikanten fließt. Von diesen 120 si. rechnet er si. S7 für die Rohstoffe und 63
an Productionskosten, ein mit der Nunkelrübenfabrikation fast gleiches Verhältniß.

Der Preis des Nunkelrübcnzuckers ist freilich an einigen Orten wegen
der zu bestehenden oder ausgeschlossenen Concurrenz des Rohrzuckers unnatür¬
lich niedrig oder hoch, inzwischen kann diese Erscheinung nirgend eine dauernde
sein, und wird man also berechtigt sein, im allgemeinen den gegenwärtigen
Preis des Runkelrübenzuckers nach Abzug der auf ihm ruhenden Steuer als
den für den jetzigen Stand der Fabrikation natürlichen anzusehen. Es kommt
also bei der Concurrenzfrage der un- oder gleichbelasteten Zuckerarten die- Dif¬
ferenz des Preises des Rohrzuckers in den Colonien und des nach seiner Ankunft
in Europa nothwendigen hauptsächlich in Betracht. Für den Javazucker be¬
tragen diese Transport- und Verkaufskosten, Schiffsfrachten, Assecuranz und
Commissionsgebühren circa 30"/" des Auctionspreises; es kostet nämlich die Tonne
Zucker von Java nach den Niederlanden zu bringen si. 60, wenn die Schiffs¬
frachten 100 si. die Last stehen und die Verkaufskosten si. As, so daß.die obigen
120 si. Productionskosten noch mit 86 si. erhöht werden und also 20S si. be¬
tragen , welcher Preis wenig differirt von dem natürlichen Preise des Nynkel-
rübenzuckers, der 1819 auf is0 fr. oder 210 Floren berechnet ward.


die bessere Bereitung des Rohrzuckers und wieviel sie dagegen für die des Runkel¬
rübenzuckers gethan hat.

Noch kommen bei der Berechnung der Produktionskosten die Abfälle in
Betracht; in den tropischen Ländern hat die Melasse, auf Java wenigstens, einen
sehr geringen Werth, und bei der Runkelrübenfabrikation ist der Abfall von
Syrup gering, gegenwärtig nur -12 Tonnen von den 1000 Tonnen Runkel¬
rüben. (1836 noch As Tonnen). Der Runkelsyrup ist nicht so rein, wie der
des Zuckerrohres, hat auch noch den üblen Runkelrübengeschmack, ist aber doch
so verbessert, daß sein Preis seit 1836 von 73 si. auf 90 si. die Tonne ge¬
stiegen ist.

Der größte Abfallvortheil bei den Runkelrüben ist jedoch das dabei ge¬
wonnene Viehfutter, der Werth dieser in Frankreich sogenannten Pulpe beträgt
7—8"/o des Werthes des Zuckers; er vergütet mit dem Syrup zusammen bei¬
nahe der gesammten Productionskosten.

Stölzel hat auf die Endberechnung der Productionskosten für Rohr- und
Runkelrübenzucker nach den beigebrachten Momenten verzichtet, weil seine Data
über die Productionskosten des erstern allzusehr differirten, van Violen Vagegen,
dem hierüber bessere Quellen zugebotestanden, hat folgende Berechnungen an¬
gestellt. Während er den nothwendigen Productionspreiö auf Surinam für jede
1000 Kilo Zucker auf si. 160 und den aus Cuba auf si. 136 berechnet, schätzt
er den auf Java auf si. 120, obgleich er gegen ungefähr si. 146 an die Re¬
gierung abgeliefert wird und das übrige also als Gewinn in die Taschen des
Fabrikanten fließt. Von diesen 120 si. rechnet er si. S7 für die Rohstoffe und 63
an Productionskosten, ein mit der Nunkelrübenfabrikation fast gleiches Verhältniß.

Der Preis des Nunkelrübcnzuckers ist freilich an einigen Orten wegen
der zu bestehenden oder ausgeschlossenen Concurrenz des Rohrzuckers unnatür¬
lich niedrig oder hoch, inzwischen kann diese Erscheinung nirgend eine dauernde
sein, und wird man also berechtigt sein, im allgemeinen den gegenwärtigen
Preis des Runkelrübenzuckers nach Abzug der auf ihm ruhenden Steuer als
den für den jetzigen Stand der Fabrikation natürlichen anzusehen. Es kommt
also bei der Concurrenzfrage der un- oder gleichbelasteten Zuckerarten die- Dif¬
ferenz des Preises des Rohrzuckers in den Colonien und des nach seiner Ankunft
in Europa nothwendigen hauptsächlich in Betracht. Für den Javazucker be¬
tragen diese Transport- und Verkaufskosten, Schiffsfrachten, Assecuranz und
Commissionsgebühren circa 30"/» des Auctionspreises; es kostet nämlich die Tonne
Zucker von Java nach den Niederlanden zu bringen si. 60, wenn die Schiffs¬
frachten 100 si. die Last stehen und die Verkaufskosten si. As, so daß.die obigen
120 si. Productionskosten noch mit 86 si. erhöht werden und also 20S si. be¬
tragen , welcher Preis wenig differirt von dem natürlichen Preise des Nynkel-
rübenzuckers, der 1819 auf is0 fr. oder 210 Floren berechnet ward.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/508>, abgerufen am 29.06.2024.