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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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den deutschen, so wären diese wol 3^ Mal größer als jene, bei rich¬
tiger Mitberechnuug aber des Werthes der Arbeit ist die Differenz Un¬
wesentlich.

Nach den Berechnungen einer französischen Fabrik von 1869 beträgt das
Arbeitslohn noch keine 16"/<> der gesammten Produktionskosten des Runkel¬
rübenzuckers; zur Production von 300,000 Kilo Zucker, damals im Werth von
133,000 Fr., waren 14,000 Arbeitstage nöthig gewesen von Männern, Frauen
und Kindern, die zu Fr. 1. 30 im Durchschnitt, 21,700 Fr. oder 13^,"/" des
ganzen Werthes des Zuckers darstellen.

Auch hierin sind die neuesten Fortschritte der Concurrenzfähigkeit des
Nunkelrübenzuckers günstig; obgleich nämlich das durchschnittliche Tagelohn
von 1 Fr. 23 auf Fr. 1. 30 gestiegen ist, so betragen die Löhne im Ganzen
doch weniger; 1836 berechnete man z. B. das Arbeitslohn zur Gewinnung
von 30,000 Kilo Zucker auf 4300 Fr., und 18" betrug es für 60,000 Kilo
trotz der Erhöhung der Löhne nur L200 Fr.

In Java nun rechnet man, daß bei 1000 Tonnen Zuckerrohr, welche
47 Tonnen Zucker zu einem Werthe von 36i3 si. liefern können, das Lohn
600 si. betragen muß oder lO'/^"/" des Werthes des producirten Zuckers, in¬
dem durchschnittlich 3000 Arbeitstage d, 20 Cents dazu erforderlich sind.

Ferner hat die Rohrzuckersabrikation mehr festes Capital nöthig, weil
Gebäude und Maschinen dort viel theurer sind, als in Europa, zumal wenn
wie in Java das Mutterland für Lieferung des Baumaterials und der Maschinen
beinahe monopolisirt ist. ^

Die große Theuerung des Brennmaterials in den tropischen Gegenden
haben wir zunächst zu erwähnen und fügen noch hinzu, daß großartige
Holzpflanzungen oder das Auffinden reicher Steinkohlenlager eine unerlä߬
liche Bedingung für die zukünftige Concurrenzfähigkeit des tropischen Zu¬
ckers sind.

Dagegen günstig für den Rohrzucker stehen die Wohlfeilheit der Grund¬
stücke in den tropischen Gegenden und die überreichen Ernten. 3Vs Preußischer'
Morgen lieferten 1836 in Deutschland durchschnittlich 33 Tonnen Runkelrüben
oder 2100 Kilo Zucker. 18i9 zö Tonnen oder 2t00 Kilo Zucker. Dagegen
auf den westindischen Inseln und Surinam 60--80 Tonnen, in Java 30-- 60.
Demnach würden die 3^2 Preußischen Morgen in Java 3000 --6000 Kilo
Zucker liefern können, also mehr als zweimal soviel als bei den Runkel¬
rüben. Gegenwärtig ist man freilich noch weit davon entfernt, da die 1000
Kilo Rohr aus Java durchschnittlich nur 47 Kilo Zucker liefern, oder 2330--
2820 Kilo Zucker von den 3'/^ Preußischen Morgen. Demnach aber liegt
hierin die einzige Aussicht auf einen dereinstigen Sieg des Rohrzuckers über den
Runkelrübenzucker, zumal wenn man erwägt, wiewenig die Wissenschaft für


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den deutschen, so wären diese wol 3^ Mal größer als jene, bei rich¬
tiger Mitberechnuug aber des Werthes der Arbeit ist die Differenz Un¬
wesentlich.

Nach den Berechnungen einer französischen Fabrik von 1869 beträgt das
Arbeitslohn noch keine 16"/<> der gesammten Produktionskosten des Runkel¬
rübenzuckers; zur Production von 300,000 Kilo Zucker, damals im Werth von
133,000 Fr., waren 14,000 Arbeitstage nöthig gewesen von Männern, Frauen
und Kindern, die zu Fr. 1. 30 im Durchschnitt, 21,700 Fr. oder 13^,"/„ des
ganzen Werthes des Zuckers darstellen.

Auch hierin sind die neuesten Fortschritte der Concurrenzfähigkeit des
Nunkelrübenzuckers günstig; obgleich nämlich das durchschnittliche Tagelohn
von 1 Fr. 23 auf Fr. 1. 30 gestiegen ist, so betragen die Löhne im Ganzen
doch weniger; 1836 berechnete man z. B. das Arbeitslohn zur Gewinnung
von 30,000 Kilo Zucker auf 4300 Fr., und 18« betrug es für 60,000 Kilo
trotz der Erhöhung der Löhne nur L200 Fr.

In Java nun rechnet man, daß bei 1000 Tonnen Zuckerrohr, welche
47 Tonnen Zucker zu einem Werthe von 36i3 si. liefern können, das Lohn
600 si. betragen muß oder lO'/^"/» des Werthes des producirten Zuckers, in¬
dem durchschnittlich 3000 Arbeitstage d, 20 Cents dazu erforderlich sind.

Ferner hat die Rohrzuckersabrikation mehr festes Capital nöthig, weil
Gebäude und Maschinen dort viel theurer sind, als in Europa, zumal wenn
wie in Java das Mutterland für Lieferung des Baumaterials und der Maschinen
beinahe monopolisirt ist. ^

Die große Theuerung des Brennmaterials in den tropischen Gegenden
haben wir zunächst zu erwähnen und fügen noch hinzu, daß großartige
Holzpflanzungen oder das Auffinden reicher Steinkohlenlager eine unerlä߬
liche Bedingung für die zukünftige Concurrenzfähigkeit des tropischen Zu¬
ckers sind.

Dagegen günstig für den Rohrzucker stehen die Wohlfeilheit der Grund¬
stücke in den tropischen Gegenden und die überreichen Ernten. 3Vs Preußischer'
Morgen lieferten 1836 in Deutschland durchschnittlich 33 Tonnen Runkelrüben
oder 2100 Kilo Zucker. 18i9 zö Tonnen oder 2t00 Kilo Zucker. Dagegen
auf den westindischen Inseln und Surinam 60—80 Tonnen, in Java 30— 60.
Demnach würden die 3^2 Preußischen Morgen in Java 3000 —6000 Kilo
Zucker liefern können, also mehr als zweimal soviel als bei den Runkel¬
rüben. Gegenwärtig ist man freilich noch weit davon entfernt, da die 1000
Kilo Rohr aus Java durchschnittlich nur 47 Kilo Zucker liefern, oder 2330—
2820 Kilo Zucker von den 3'/^ Preußischen Morgen. Demnach aber liegt
hierin die einzige Aussicht auf einen dereinstigen Sieg des Rohrzuckers über den
Runkelrübenzucker, zumal wenn man erwägt, wiewenig die Wissenschaft für


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[0507] den deutschen, so wären diese wol 3^ Mal größer als jene, bei rich¬ tiger Mitberechnuug aber des Werthes der Arbeit ist die Differenz Un¬ wesentlich. Nach den Berechnungen einer französischen Fabrik von 1869 beträgt das Arbeitslohn noch keine 16"/<> der gesammten Produktionskosten des Runkel¬ rübenzuckers; zur Production von 300,000 Kilo Zucker, damals im Werth von 133,000 Fr., waren 14,000 Arbeitstage nöthig gewesen von Männern, Frauen und Kindern, die zu Fr. 1. 30 im Durchschnitt, 21,700 Fr. oder 13^,"/„ des ganzen Werthes des Zuckers darstellen. Auch hierin sind die neuesten Fortschritte der Concurrenzfähigkeit des Nunkelrübenzuckers günstig; obgleich nämlich das durchschnittliche Tagelohn von 1 Fr. 23 auf Fr. 1. 30 gestiegen ist, so betragen die Löhne im Ganzen doch weniger; 1836 berechnete man z. B. das Arbeitslohn zur Gewinnung von 30,000 Kilo Zucker auf 4300 Fr., und 18« betrug es für 60,000 Kilo trotz der Erhöhung der Löhne nur L200 Fr. In Java nun rechnet man, daß bei 1000 Tonnen Zuckerrohr, welche 47 Tonnen Zucker zu einem Werthe von 36i3 si. liefern können, das Lohn 600 si. betragen muß oder lO'/^"/» des Werthes des producirten Zuckers, in¬ dem durchschnittlich 3000 Arbeitstage d, 20 Cents dazu erforderlich sind. Ferner hat die Rohrzuckersabrikation mehr festes Capital nöthig, weil Gebäude und Maschinen dort viel theurer sind, als in Europa, zumal wenn wie in Java das Mutterland für Lieferung des Baumaterials und der Maschinen beinahe monopolisirt ist. ^ Die große Theuerung des Brennmaterials in den tropischen Gegenden haben wir zunächst zu erwähnen und fügen noch hinzu, daß großartige Holzpflanzungen oder das Auffinden reicher Steinkohlenlager eine unerlä߬ liche Bedingung für die zukünftige Concurrenzfähigkeit des tropischen Zu¬ ckers sind. Dagegen günstig für den Rohrzucker stehen die Wohlfeilheit der Grund¬ stücke in den tropischen Gegenden und die überreichen Ernten. 3Vs Preußischer' Morgen lieferten 1836 in Deutschland durchschnittlich 33 Tonnen Runkelrüben oder 2100 Kilo Zucker. 18i9 zö Tonnen oder 2t00 Kilo Zucker. Dagegen auf den westindischen Inseln und Surinam 60—80 Tonnen, in Java 30— 60. Demnach würden die 3^2 Preußischen Morgen in Java 3000 —6000 Kilo Zucker liefern können, also mehr als zweimal soviel als bei den Runkel¬ rüben. Gegenwärtig ist man freilich noch weit davon entfernt, da die 1000 Kilo Rohr aus Java durchschnittlich nur 47 Kilo Zucker liefern, oder 2330— 2820 Kilo Zucker von den 3'/^ Preußischen Morgen. Demnach aber liegt hierin die einzige Aussicht auf einen dereinstigen Sieg des Rohrzuckers über den Runkelrübenzucker, zumal wenn man erwägt, wiewenig die Wissenschaft für 63*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/507>, abgerufen am 29.06.2024.