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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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-- im Durchschnitt -- darin enthaltenen 18"/^ ungefähr 10--12"/o. In Ben¬
galen erhält man sogar nur 30^/g von dem um Rohre enthaltenen Zucker und
auf Java von den 140 Kilo Zucker, welche in 1000 Kilo Rohr enthalten sind,
nur 47 Kilo; darnach wäre das Verhältniß zwischen dem javanischen Zucker¬
rohr und den europäischen Runkelrüben^vie 47 zu 74.

Aus 1000 Pfund Rohr gewinnt man nämlich 47 Pfund Zucker und aus
1000 Pfund Runkelrüben 74 Pfund Zucker.

Noch günstiger stellt sich das gegenwärtige Resultat für die Runkelrüben
heraus, wenn man das Verhältniß des krystallisirten Zuckers zum Syrup in
Erwägung zieht. Dasselbe war anfänglich für die Runkelrüben fehr ungünstig.
Ashard erhielt mehr Syrup als krystallisirten Zucker, gegenwärtig aber glaubt
Stölzel in seiner Schrift über Rübenzucker, Braunschweig 18S1, annehmen zu
dürfen, daß von den 8--9"/,, Zucker nur 1'/""/<> "der 2"/" in die Melasse unkry-
stallifirt übergehen, und van Violen berechnet 20 Pfund Melasse auf je 100 Pfund
Zucker bei Her Runkelrübenzuckerfabrikation.

In den meisten Kolonien ist man dagegen nicht im Stande gewesen, die
Umsetzung des krystallisirbaren Zuckers in Syrup einigermaßen genügend zu hin¬
dern, was hauptsächlich von der großen Hitze der Jahreszeit, in welcher das
Zuckerrohr geschnitten wird, herrührt, also je nach dem Klima der Colonien
bedeutenden Modificationen unterworfen ist. So erreicht man z. B. in West-
indien das Verhältniß der Runkelrüben, dagegen hat man in Ostindien sehr
häusig mehr Syrup als Zucker; in Java sogar in den wohleingerichteten Fa¬
briken 60--70 Kilo Melasse auf die 100 Kilo trocknen Zucker, und da diese
Melasse in Java wenig Nachfrage hat, auch schwer zu transportiren ist, so
wird sie zu l'/s^^ Cents das Kilo verkauft, und dann zum Theil zu Arack
gebrannt, aber doch zu ^/g in die Flüsse geworfen. Durchschnittlich erhält man
nach Stölzel aus 10--12"/^ geronnenen Zuckers in den westlich tropischen Län¬
dern 4--8"/" krystallisirten Zucker und 6---4V" oder gemittelt ^/"Melasse. Die
westlich tropischen Länder setzen diese letztere größtentheils nach Nordamerika
ab; so gingen z. B. von den 60,000 aus Cuba im Jahre 1848 ausgeführten
Tonnen -'/in uach Nordamerika; Java hat aber auf eine solche Ausfuhr wenig
Aussicht, selbst nicht bei der Nähe Australiens, da man gewiß hier bald den
Ruukelrübenbau ebenso energisch beginnen wird, wie die Mormonen in Amerika
gethan haben.

Ein weiteres Moment zur Beurtheilung der Concurrenzsrage liegt in der
Zeit, welche die Runkelrüben und das Zuckerrohr zum Wachsen bedürfen. Bis
jetzt sind alle Versuche, das Zuckerrohr aus Samen zu ziehen, noch vergeblich
gewesen, und wird es also noch immer durch Stecklinge fortgepflanzt und
erheischt dann zum Wachsen eine geraume Zeit, aus Java 10--Is Monate,
woraus es fast hart am Boden abgeschnitten wird. In vielen Ländern läßt


Grenzboten. I. l8ni. 63

— im Durchschnitt — darin enthaltenen 18"/^ ungefähr 10—12"/o. In Ben¬
galen erhält man sogar nur 30^/g von dem um Rohre enthaltenen Zucker und
auf Java von den 140 Kilo Zucker, welche in 1000 Kilo Rohr enthalten sind,
nur 47 Kilo; darnach wäre das Verhältniß zwischen dem javanischen Zucker¬
rohr und den europäischen Runkelrüben^vie 47 zu 74.

Aus 1000 Pfund Rohr gewinnt man nämlich 47 Pfund Zucker und aus
1000 Pfund Runkelrüben 74 Pfund Zucker.

Noch günstiger stellt sich das gegenwärtige Resultat für die Runkelrüben
heraus, wenn man das Verhältniß des krystallisirten Zuckers zum Syrup in
Erwägung zieht. Dasselbe war anfänglich für die Runkelrüben fehr ungünstig.
Ashard erhielt mehr Syrup als krystallisirten Zucker, gegenwärtig aber glaubt
Stölzel in seiner Schrift über Rübenzucker, Braunschweig 18S1, annehmen zu
dürfen, daß von den 8—9"/,, Zucker nur 1'/«"/<> »der 2"/» in die Melasse unkry-
stallifirt übergehen, und van Violen berechnet 20 Pfund Melasse auf je 100 Pfund
Zucker bei Her Runkelrübenzuckerfabrikation.

In den meisten Kolonien ist man dagegen nicht im Stande gewesen, die
Umsetzung des krystallisirbaren Zuckers in Syrup einigermaßen genügend zu hin¬
dern, was hauptsächlich von der großen Hitze der Jahreszeit, in welcher das
Zuckerrohr geschnitten wird, herrührt, also je nach dem Klima der Colonien
bedeutenden Modificationen unterworfen ist. So erreicht man z. B. in West-
indien das Verhältniß der Runkelrüben, dagegen hat man in Ostindien sehr
häusig mehr Syrup als Zucker; in Java sogar in den wohleingerichteten Fa¬
briken 60—70 Kilo Melasse auf die 100 Kilo trocknen Zucker, und da diese
Melasse in Java wenig Nachfrage hat, auch schwer zu transportiren ist, so
wird sie zu l'/s^^ Cents das Kilo verkauft, und dann zum Theil zu Arack
gebrannt, aber doch zu ^/g in die Flüsse geworfen. Durchschnittlich erhält man
nach Stölzel aus 10—12"/^ geronnenen Zuckers in den westlich tropischen Län¬
dern 4—8"/„ krystallisirten Zucker und 6-—4V« oder gemittelt ^/»Melasse. Die
westlich tropischen Länder setzen diese letztere größtentheils nach Nordamerika
ab; so gingen z. B. von den 60,000 aus Cuba im Jahre 1848 ausgeführten
Tonnen -'/in uach Nordamerika; Java hat aber auf eine solche Ausfuhr wenig
Aussicht, selbst nicht bei der Nähe Australiens, da man gewiß hier bald den
Ruukelrübenbau ebenso energisch beginnen wird, wie die Mormonen in Amerika
gethan haben.

Ein weiteres Moment zur Beurtheilung der Concurrenzsrage liegt in der
Zeit, welche die Runkelrüben und das Zuckerrohr zum Wachsen bedürfen. Bis
jetzt sind alle Versuche, das Zuckerrohr aus Samen zu ziehen, noch vergeblich
gewesen, und wird es also noch immer durch Stecklinge fortgepflanzt und
erheischt dann zum Wachsen eine geraume Zeit, aus Java 10—Is Monate,
woraus es fast hart am Boden abgeschnitten wird. In vielen Ländern läßt


Grenzboten. I. l8ni. 63
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/505>, abgerufen am 28.09.2024.