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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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holländische Quellen zurathegczogen. Denn grade die Holländer sind in der
interessanten Lage, daß bei ihrlen die neuen Mbenzuckerfabriken, welche auf
ihrem Boden aufgewachsen sind, gegen die starke Zuckerproduction ihrer eignen
Kolonien, vor allem Javas, zu kämpfen haben.

Das Zuckerrohr enthält mehr Zucker als die Runkelrüben, indem nach
den meisten chemischen Analysen das erstere 90"/" Saft enthält, von denen -I-i--
23"/" aus Zucker bestehen, wogegen die Runkelrübe in 93"/" Saft nur lOVsVn,
höchstens -12"/" Zucker enthält. Frisches Zuckerrohr enthält in Westindien durch¬
schnittlich -18"/" Zucker, auf Martinique und Euba beinahe 21"/", ja in ein¬
zelnen Fällen hat man auf Java sogar 23"/" gewonnen, durchschnittlich jedoch
nicht mehr als -I^/sVo-

Der Zuckergehalt spräche also für den Sieg des Rohrzuckers bei freier
Concurrenz, aber es kommen dabei noch eine Anzahl andrer Momente in Be¬
tracht. Von den 93"/" des Nübensaftes kann man nach dem Urtheile der
Sachverständigen nicht mehr als mit Bortheil gewinnen, da die Gewinnung
des übrigbleibenden ^ größere Unkosten ventrsacht, als der Werth des Ge¬
wonnenen betrüge. 18-10 betrug die größte Quantität gewonnenen Rübenzuckers
nicht mehr als 3"/" des Rübengcwichts, gegenwärtig in Deutschland schon bis 7°/",
aber die Sachkundigen stimmen darin überein, daß man schwerlich je mehr als
8"/" oder einen Centner Zucker aus -I2V"Centner Runkelrüben gewinnen werde.

Beim Zuckerrohr ist jedoch die gewonnene Quantität Saft noch geringer,
als bei den Runkelrüben. Dies rührt zum einen Theile von der Beschaffenheit
des Rohres selbst her, welches auswendig holzig, inwendig schwammartig ist,
und deshalb nicht in so kleine Stücke getheilt werden kann, als die Runkel¬
rübe; zum andern Theil aber auch von den unvollkommenen Maschinen, deren
man sich gewöhnlich in den tropischen Gegenden bedient; endlich von dem
Mangel an Brennmaterial, infolge dessen man gezwungen ist, das nur zum
Theil ausgepreßte Holz zum Heizen zu gebrauchen, wodurch nach den Be¬
rechnungen der Sachkundigen durchschnittlich V" des Saftes verloren gehl;
nach van Violen in seiner Schrift beträgt der Werth des auf diese Weise
aus Java durch den Schornstein verfliegenden Saftes -18 Millionen Thaler.
Durchschnittlich berechnet man die Quantität des in den tropischen Gegenden
ausgepreßten Saftes nur auf 30"/" der im Rohr enthaltenen -- 90"/" -- Menge;
nur in einigen Fabriken ist man bis auf 60"/" gekommen, in Bengalen da¬
gegen hört man mit dem Auspressen schon auf, wenn man 30"/" gewonnen
hat. Während man nun also von den 93"/^ Saft der Runkelrüben 80"/" aus¬
preßt und von den in den Runkelrüben enthaltenen -10"/" Zucker 6--7^"/"
erhält, preßt man von den 90"/" Rohrsaft 30--60"/" aus und erhält von den



") L. ^. v-in Violen, ve Meäkäin-pntz' van Ah beetvoi-tut -- si> i'ick"mksi' -- x>c>-
üuetw met dstrsKIciiig' tu,t Jot eilimü -l^va, He>'vel>t 1853.

holländische Quellen zurathegczogen. Denn grade die Holländer sind in der
interessanten Lage, daß bei ihrlen die neuen Mbenzuckerfabriken, welche auf
ihrem Boden aufgewachsen sind, gegen die starke Zuckerproduction ihrer eignen
Kolonien, vor allem Javas, zu kämpfen haben.

Das Zuckerrohr enthält mehr Zucker als die Runkelrüben, indem nach
den meisten chemischen Analysen das erstere 90"/» Saft enthält, von denen -I-i—
23"/» aus Zucker bestehen, wogegen die Runkelrübe in 93"/» Saft nur lOVsVn,
höchstens -12"/» Zucker enthält. Frisches Zuckerrohr enthält in Westindien durch¬
schnittlich -18"/» Zucker, auf Martinique und Euba beinahe 21"/», ja in ein¬
zelnen Fällen hat man auf Java sogar 23"/» gewonnen, durchschnittlich jedoch
nicht mehr als -I^/sVo-

Der Zuckergehalt spräche also für den Sieg des Rohrzuckers bei freier
Concurrenz, aber es kommen dabei noch eine Anzahl andrer Momente in Be¬
tracht. Von den 93"/» des Nübensaftes kann man nach dem Urtheile der
Sachverständigen nicht mehr als mit Bortheil gewinnen, da die Gewinnung
des übrigbleibenden ^ größere Unkosten ventrsacht, als der Werth des Ge¬
wonnenen betrüge. 18-10 betrug die größte Quantität gewonnenen Rübenzuckers
nicht mehr als 3"/» des Rübengcwichts, gegenwärtig in Deutschland schon bis 7°/»,
aber die Sachkundigen stimmen darin überein, daß man schwerlich je mehr als
8"/» oder einen Centner Zucker aus -I2V»Centner Runkelrüben gewinnen werde.

Beim Zuckerrohr ist jedoch die gewonnene Quantität Saft noch geringer,
als bei den Runkelrüben. Dies rührt zum einen Theile von der Beschaffenheit
des Rohres selbst her, welches auswendig holzig, inwendig schwammartig ist,
und deshalb nicht in so kleine Stücke getheilt werden kann, als die Runkel¬
rübe; zum andern Theil aber auch von den unvollkommenen Maschinen, deren
man sich gewöhnlich in den tropischen Gegenden bedient; endlich von dem
Mangel an Brennmaterial, infolge dessen man gezwungen ist, das nur zum
Theil ausgepreßte Holz zum Heizen zu gebrauchen, wodurch nach den Be¬
rechnungen der Sachkundigen durchschnittlich V» des Saftes verloren gehl;
nach van Violen in seiner Schrift beträgt der Werth des auf diese Weise
aus Java durch den Schornstein verfliegenden Saftes -18 Millionen Thaler.
Durchschnittlich berechnet man die Quantität des in den tropischen Gegenden
ausgepreßten Saftes nur auf 30"/» der im Rohr enthaltenen — 90"/» — Menge;
nur in einigen Fabriken ist man bis auf 60"/» gekommen, in Bengalen da¬
gegen hört man mit dem Auspressen schon auf, wenn man 30"/» gewonnen
hat. Während man nun also von den 93"/^ Saft der Runkelrüben 80"/» aus¬
preßt und von den in den Runkelrüben enthaltenen -10"/» Zucker 6—7^"/»
erhält, preßt man von den 90"/» Rohrsaft 30—60"/» aus und erhält von den



") L. ^. v-in Violen, ve Meäkäin-pntz' van Ah beetvoi-tut — si> i'ick«mksi' — x>c>-
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[0504] holländische Quellen zurathegczogen. Denn grade die Holländer sind in der interessanten Lage, daß bei ihrlen die neuen Mbenzuckerfabriken, welche auf ihrem Boden aufgewachsen sind, gegen die starke Zuckerproduction ihrer eignen Kolonien, vor allem Javas, zu kämpfen haben. Das Zuckerrohr enthält mehr Zucker als die Runkelrüben, indem nach den meisten chemischen Analysen das erstere 90"/» Saft enthält, von denen -I-i— 23"/» aus Zucker bestehen, wogegen die Runkelrübe in 93"/» Saft nur lOVsVn, höchstens -12"/» Zucker enthält. Frisches Zuckerrohr enthält in Westindien durch¬ schnittlich -18"/» Zucker, auf Martinique und Euba beinahe 21"/», ja in ein¬ zelnen Fällen hat man auf Java sogar 23"/» gewonnen, durchschnittlich jedoch nicht mehr als -I^/sVo- Der Zuckergehalt spräche also für den Sieg des Rohrzuckers bei freier Concurrenz, aber es kommen dabei noch eine Anzahl andrer Momente in Be¬ tracht. Von den 93"/» des Nübensaftes kann man nach dem Urtheile der Sachverständigen nicht mehr als mit Bortheil gewinnen, da die Gewinnung des übrigbleibenden ^ größere Unkosten ventrsacht, als der Werth des Ge¬ wonnenen betrüge. 18-10 betrug die größte Quantität gewonnenen Rübenzuckers nicht mehr als 3"/» des Rübengcwichts, gegenwärtig in Deutschland schon bis 7°/», aber die Sachkundigen stimmen darin überein, daß man schwerlich je mehr als 8"/» oder einen Centner Zucker aus -I2V»Centner Runkelrüben gewinnen werde. Beim Zuckerrohr ist jedoch die gewonnene Quantität Saft noch geringer, als bei den Runkelrüben. Dies rührt zum einen Theile von der Beschaffenheit des Rohres selbst her, welches auswendig holzig, inwendig schwammartig ist, und deshalb nicht in so kleine Stücke getheilt werden kann, als die Runkel¬ rübe; zum andern Theil aber auch von den unvollkommenen Maschinen, deren man sich gewöhnlich in den tropischen Gegenden bedient; endlich von dem Mangel an Brennmaterial, infolge dessen man gezwungen ist, das nur zum Theil ausgepreßte Holz zum Heizen zu gebrauchen, wodurch nach den Be¬ rechnungen der Sachkundigen durchschnittlich V» des Saftes verloren gehl; nach van Violen in seiner Schrift beträgt der Werth des auf diese Weise aus Java durch den Schornstein verfliegenden Saftes -18 Millionen Thaler. Durchschnittlich berechnet man die Quantität des in den tropischen Gegenden ausgepreßten Saftes nur auf 30"/» der im Rohr enthaltenen — 90"/» — Menge; nur in einigen Fabriken ist man bis auf 60"/» gekommen, in Bengalen da¬ gegen hört man mit dem Auspressen schon auf, wenn man 30"/» gewonnen hat. Während man nun also von den 93"/^ Saft der Runkelrüben 80"/» aus¬ preßt und von den in den Runkelrüben enthaltenen -10"/» Zucker 6—7^"/» erhält, preßt man von den 90"/» Rohrsaft 30—60"/» aus und erhält von den ") L. ^. v-in Violen, ve Meäkäin-pntz' van Ah beetvoi-tut — si> i'ick«mksi' — x>c>- üuetw met dstrsKIciiig' tu,t Jot eilimü -l^va, He>'vel>t 1853.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/504>, abgerufen am 29.06.2024.