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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Großmacht erweitern, die es jetzt doch nur dem Namen nach ist. Noch vor
einem Vierteljahr konnte es im' engen Bunde mit Oestreich Deutschland eine
unabhängige und mächtige Stellung in dem Gesammtverein der europäischen
Staaten verschaffen, es konnte die russischen Bande abschütteln und doch den
Westmächten gegenüber frei und unabhängig dastehen. Es wiederholt sich auch
hier die Geschichte der Cumäischcn Sibylle. Was kann es jetzt? Noch immer
sehr viel. Es kann Deutschland vor einem entsetzlichen Bürgerkriege, das
deutsche Volk vor der Zersplitterung, sich selbst vor der Gefahr des Untergangs
bewahren. Die Stellung, die es jetzt unter den Verbündeten einnehmen würde,
ist zwar keine glänzende mehr, aber noch immer eine unabhängige, und die
gewaltige Lebenskraft, die ungeschwächt im preußischen Volk schlummert, würde,
wenn es nur erst zur That käme, die Bedeutung Preußens in ein ganz andres
Licht stellen. Noch kann Preußen durch einen einfachen, in der Natur der
Sache liegenden Entschluß die ihm zukommende ehrenwerthe Stelle ergreifen.
Ob ihm das noch nach Ablauf eines Vierteljahres möglich sein wird, darüber
wünschten wir kein Prophet zu sein.




Neue poetische Werte.
Der Orient und Europa. Erinnerungen und Ncisclnldcr von Land und
Meer. Von Eduard Freiherrn von Callot. 6. Theil, Leipzig.
Kollmann. --

Das Buch hat wegen seines reichhaltigen Stoffes und seiner sehr an¬
schaulichen Beschreibungen mit Recht den Beifall des Publicums gefunden,
trotz seiner großen Breite. Der Orient ist uns durch die politischen Begeben¬
heiten immer näher gerückt und gewissenhafte Studien über denselben können
uns nur willkommen sein. Bei der Vollendung des Werks, das mit diesem
sechsten Baude noch nicht abgeschlossen ist, kommen wir noch einmal darauf
zurück. --


Alexander Dumas Schriften. Herausgegeben von Ferdinand Heine und
">-. A. Diezmann. 92.-96. Bändchen. Leipzig, Kollmann. --

Die beiden Romane, die in diesem Bändchen enthalten sind, Jngtwue
und die Mohikaner von Paris, haben wir bereits besprochen. Die Ueber¬
setzung ist so fließend und lesbar, wie es bei dieser Gattung der Literatur nur
zu wünschen ist. --


Großmacht erweitern, die es jetzt doch nur dem Namen nach ist. Noch vor
einem Vierteljahr konnte es im' engen Bunde mit Oestreich Deutschland eine
unabhängige und mächtige Stellung in dem Gesammtverein der europäischen
Staaten verschaffen, es konnte die russischen Bande abschütteln und doch den
Westmächten gegenüber frei und unabhängig dastehen. Es wiederholt sich auch
hier die Geschichte der Cumäischcn Sibylle. Was kann es jetzt? Noch immer
sehr viel. Es kann Deutschland vor einem entsetzlichen Bürgerkriege, das
deutsche Volk vor der Zersplitterung, sich selbst vor der Gefahr des Untergangs
bewahren. Die Stellung, die es jetzt unter den Verbündeten einnehmen würde,
ist zwar keine glänzende mehr, aber noch immer eine unabhängige, und die
gewaltige Lebenskraft, die ungeschwächt im preußischen Volk schlummert, würde,
wenn es nur erst zur That käme, die Bedeutung Preußens in ein ganz andres
Licht stellen. Noch kann Preußen durch einen einfachen, in der Natur der
Sache liegenden Entschluß die ihm zukommende ehrenwerthe Stelle ergreifen.
Ob ihm das noch nach Ablauf eines Vierteljahres möglich sein wird, darüber
wünschten wir kein Prophet zu sein.




Neue poetische Werte.
Der Orient und Europa. Erinnerungen und Ncisclnldcr von Land und
Meer. Von Eduard Freiherrn von Callot. 6. Theil, Leipzig.
Kollmann. —

Das Buch hat wegen seines reichhaltigen Stoffes und seiner sehr an¬
schaulichen Beschreibungen mit Recht den Beifall des Publicums gefunden,
trotz seiner großen Breite. Der Orient ist uns durch die politischen Begeben¬
heiten immer näher gerückt und gewissenhafte Studien über denselben können
uns nur willkommen sein. Bei der Vollendung des Werks, das mit diesem
sechsten Baude noch nicht abgeschlossen ist, kommen wir noch einmal darauf
zurück. —


Alexander Dumas Schriften. Herausgegeben von Ferdinand Heine und
»>-. A. Diezmann. 92.-96. Bändchen. Leipzig, Kollmann. —

Die beiden Romane, die in diesem Bändchen enthalten sind, Jngtwue
und die Mohikaner von Paris, haben wir bereits besprochen. Die Ueber¬
setzung ist so fließend und lesbar, wie es bei dieser Gattung der Literatur nur
zu wünschen ist. —


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[0494] Großmacht erweitern, die es jetzt doch nur dem Namen nach ist. Noch vor einem Vierteljahr konnte es im' engen Bunde mit Oestreich Deutschland eine unabhängige und mächtige Stellung in dem Gesammtverein der europäischen Staaten verschaffen, es konnte die russischen Bande abschütteln und doch den Westmächten gegenüber frei und unabhängig dastehen. Es wiederholt sich auch hier die Geschichte der Cumäischcn Sibylle. Was kann es jetzt? Noch immer sehr viel. Es kann Deutschland vor einem entsetzlichen Bürgerkriege, das deutsche Volk vor der Zersplitterung, sich selbst vor der Gefahr des Untergangs bewahren. Die Stellung, die es jetzt unter den Verbündeten einnehmen würde, ist zwar keine glänzende mehr, aber noch immer eine unabhängige, und die gewaltige Lebenskraft, die ungeschwächt im preußischen Volk schlummert, würde, wenn es nur erst zur That käme, die Bedeutung Preußens in ein ganz andres Licht stellen. Noch kann Preußen durch einen einfachen, in der Natur der Sache liegenden Entschluß die ihm zukommende ehrenwerthe Stelle ergreifen. Ob ihm das noch nach Ablauf eines Vierteljahres möglich sein wird, darüber wünschten wir kein Prophet zu sein. Neue poetische Werte. Der Orient und Europa. Erinnerungen und Ncisclnldcr von Land und Meer. Von Eduard Freiherrn von Callot. 6. Theil, Leipzig. Kollmann. — Das Buch hat wegen seines reichhaltigen Stoffes und seiner sehr an¬ schaulichen Beschreibungen mit Recht den Beifall des Publicums gefunden, trotz seiner großen Breite. Der Orient ist uns durch die politischen Begeben¬ heiten immer näher gerückt und gewissenhafte Studien über denselben können uns nur willkommen sein. Bei der Vollendung des Werks, das mit diesem sechsten Baude noch nicht abgeschlossen ist, kommen wir noch einmal darauf zurück. — Alexander Dumas Schriften. Herausgegeben von Ferdinand Heine und »>-. A. Diezmann. 92.-96. Bändchen. Leipzig, Kollmann. — Die beiden Romane, die in diesem Bändchen enthalten sind, Jngtwue und die Mohikaner von Paris, haben wir bereits besprochen. Die Ueber¬ setzung ist so fließend und lesbar, wie es bei dieser Gattung der Literatur nur zu wünschen ist. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/494>, abgerufen am 29.06.2024.