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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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von Rußland, die Könige von Preußen, von Dänemark, von Holland, von Wür-
temberg; der Kurfürst von Hessen, der Großherzog von Sachsen-Weimar, die
Herzöge von Braunschweig und Nassau; ebenso die erste Gemahlin des Kaisers
Franz I. von Oestreich, Elisabeth, geb. Prinzessin von Würtemberg, der gewesene
König von Schweden, Gustav Adolph, somit auch die Großherzogin Wittwe
Sophie von Baden und deren jetzt regierende Descendenz und endlich der im
Jahre 18is geborene Kronprinz Ludwig von Baiern, da seine Mutter eine
Prinzessin von Preußen ist.

Neuere Beispiele einer solchen Ehe sind, um nur die bedeutendsten hervor¬
zuheben: die Vermählung des Fürsten Karl Anton Friedrich Fidelis zu Hohen-
zollern-Sigmaringen (1808) mit der Prinzessin Antoinerte Marie Murat, Bru¬
derstochter des damaligen Königs von Neapel, des Sohnes eines Gastwirths zu
Cahors. -- Aehnlich verhält es sich mit der Ehe der königlichen Prinzessin
Auguste Amalie von Baiern mit dem Prinzen, ehemaligem Vicomte Eugen von
Beauharnais. Die Kinder dieser Ehe sind oder waren sämmtlich in die höch¬
sten regierenden Familien verheirathet: der jüngstverstorbenc Herzog Maximilian
mit der Großfürstin Maria Nikolcijewna, Tochter des Kaisers Nikolaus l. von
Rußland; Prinzessin Josephine mit dem König von Schweden; Herzog August
^1-1833) war der Gemahl der Königin von Portugal u. s. w.

Wir brauchen kaum daran zu erinnern, daß das Mädchen von Marien¬
burg, eine lievländische Erbmagd und Frau eines Unteroffiziers, mit welcher
Zar Peter I. von Nußland schon vor der Ehe eine Tochter Anna, die nie be¬
zweifelte Prinzessin Anna erzeugte, die Stammmuttter des jetzigen Zaxenge-
schlechtes wurde. -- Esther Maria von Witzleben ist d>urch ihre Vermählung
mit dem Pfalzgrafen Johann Karl von Birkenfeld Großmutter des Herzogs
Wilhelm von Baiern-Birkenfeld und somit Stammmutter der zweiten als eben¬
bürtig stets anerkannten Linie des königlich baierschen Gesammthauses geworden.
-- Clara Dedem von Augsburg, Gemahlin des Pfalzgrafen Friedrich des Sieg¬
reichen, ist nicht nur Stammmutter des gesammten fürstlichen Hauses Löwenstein,
sondern durch ihren Sohn Ludwig, reichsständischen Grafen von Löwenstein,
auch Ahnfrau (in der zehnten Geschlcchtsfolge) des ersten Königs von Baiern,
Maximilian Josephs und somit der ganzen Descendenz desselben. Clara Dedem
ist daher auch Ahnfrau des präsumtiven Thronerben in Sachsen, des Prinzen
Albert, da dessen Mutter eine Tochter Maximilian Josephs ist; sie ist ebenso
die Ahnfrau des Kaisers Franz Joseph l., der Großherzogin Mathilde von
Hessen und vieler anderer hohen Häupter.

Für alle diese Beispiele, welche kraft hohen oder höchsten Willens bereits
entschieden wurden, haben die Juristen nachträglich eine Formel gefunden. Sie
sagen, es erhellt daraus, daß, wenn eine Person oder Familie einmal die hohen
Standestitel und Würden erworben, gleichviel ob durch kaiserliche Standes-


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von Rußland, die Könige von Preußen, von Dänemark, von Holland, von Wür-
temberg; der Kurfürst von Hessen, der Großherzog von Sachsen-Weimar, die
Herzöge von Braunschweig und Nassau; ebenso die erste Gemahlin des Kaisers
Franz I. von Oestreich, Elisabeth, geb. Prinzessin von Würtemberg, der gewesene
König von Schweden, Gustav Adolph, somit auch die Großherzogin Wittwe
Sophie von Baden und deren jetzt regierende Descendenz und endlich der im
Jahre 18is geborene Kronprinz Ludwig von Baiern, da seine Mutter eine
Prinzessin von Preußen ist.

Neuere Beispiele einer solchen Ehe sind, um nur die bedeutendsten hervor¬
zuheben: die Vermählung des Fürsten Karl Anton Friedrich Fidelis zu Hohen-
zollern-Sigmaringen (1808) mit der Prinzessin Antoinerte Marie Murat, Bru¬
derstochter des damaligen Königs von Neapel, des Sohnes eines Gastwirths zu
Cahors. — Aehnlich verhält es sich mit der Ehe der königlichen Prinzessin
Auguste Amalie von Baiern mit dem Prinzen, ehemaligem Vicomte Eugen von
Beauharnais. Die Kinder dieser Ehe sind oder waren sämmtlich in die höch¬
sten regierenden Familien verheirathet: der jüngstverstorbenc Herzog Maximilian
mit der Großfürstin Maria Nikolcijewna, Tochter des Kaisers Nikolaus l. von
Rußland; Prinzessin Josephine mit dem König von Schweden; Herzog August
^1-1833) war der Gemahl der Königin von Portugal u. s. w.

Wir brauchen kaum daran zu erinnern, daß das Mädchen von Marien¬
burg, eine lievländische Erbmagd und Frau eines Unteroffiziers, mit welcher
Zar Peter I. von Nußland schon vor der Ehe eine Tochter Anna, die nie be¬
zweifelte Prinzessin Anna erzeugte, die Stammmuttter des jetzigen Zaxenge-
schlechtes wurde. — Esther Maria von Witzleben ist d>urch ihre Vermählung
mit dem Pfalzgrafen Johann Karl von Birkenfeld Großmutter des Herzogs
Wilhelm von Baiern-Birkenfeld und somit Stammmutter der zweiten als eben¬
bürtig stets anerkannten Linie des königlich baierschen Gesammthauses geworden.
— Clara Dedem von Augsburg, Gemahlin des Pfalzgrafen Friedrich des Sieg¬
reichen, ist nicht nur Stammmutter des gesammten fürstlichen Hauses Löwenstein,
sondern durch ihren Sohn Ludwig, reichsständischen Grafen von Löwenstein,
auch Ahnfrau (in der zehnten Geschlcchtsfolge) des ersten Königs von Baiern,
Maximilian Josephs und somit der ganzen Descendenz desselben. Clara Dedem
ist daher auch Ahnfrau des präsumtiven Thronerben in Sachsen, des Prinzen
Albert, da dessen Mutter eine Tochter Maximilian Josephs ist; sie ist ebenso
die Ahnfrau des Kaisers Franz Joseph l., der Großherzogin Mathilde von
Hessen und vieler anderer hohen Häupter.

Für alle diese Beispiele, welche kraft hohen oder höchsten Willens bereits
entschieden wurden, haben die Juristen nachträglich eine Formel gefunden. Sie
sagen, es erhellt daraus, daß, wenn eine Person oder Familie einmal die hohen
Standestitel und Würden erworben, gleichviel ob durch kaiserliche Standes-


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[0379] von Rußland, die Könige von Preußen, von Dänemark, von Holland, von Wür- temberg; der Kurfürst von Hessen, der Großherzog von Sachsen-Weimar, die Herzöge von Braunschweig und Nassau; ebenso die erste Gemahlin des Kaisers Franz I. von Oestreich, Elisabeth, geb. Prinzessin von Würtemberg, der gewesene König von Schweden, Gustav Adolph, somit auch die Großherzogin Wittwe Sophie von Baden und deren jetzt regierende Descendenz und endlich der im Jahre 18is geborene Kronprinz Ludwig von Baiern, da seine Mutter eine Prinzessin von Preußen ist. Neuere Beispiele einer solchen Ehe sind, um nur die bedeutendsten hervor¬ zuheben: die Vermählung des Fürsten Karl Anton Friedrich Fidelis zu Hohen- zollern-Sigmaringen (1808) mit der Prinzessin Antoinerte Marie Murat, Bru¬ derstochter des damaligen Königs von Neapel, des Sohnes eines Gastwirths zu Cahors. — Aehnlich verhält es sich mit der Ehe der königlichen Prinzessin Auguste Amalie von Baiern mit dem Prinzen, ehemaligem Vicomte Eugen von Beauharnais. Die Kinder dieser Ehe sind oder waren sämmtlich in die höch¬ sten regierenden Familien verheirathet: der jüngstverstorbenc Herzog Maximilian mit der Großfürstin Maria Nikolcijewna, Tochter des Kaisers Nikolaus l. von Rußland; Prinzessin Josephine mit dem König von Schweden; Herzog August ^1-1833) war der Gemahl der Königin von Portugal u. s. w. Wir brauchen kaum daran zu erinnern, daß das Mädchen von Marien¬ burg, eine lievländische Erbmagd und Frau eines Unteroffiziers, mit welcher Zar Peter I. von Nußland schon vor der Ehe eine Tochter Anna, die nie be¬ zweifelte Prinzessin Anna erzeugte, die Stammmuttter des jetzigen Zaxenge- schlechtes wurde. — Esther Maria von Witzleben ist d>urch ihre Vermählung mit dem Pfalzgrafen Johann Karl von Birkenfeld Großmutter des Herzogs Wilhelm von Baiern-Birkenfeld und somit Stammmutter der zweiten als eben¬ bürtig stets anerkannten Linie des königlich baierschen Gesammthauses geworden. — Clara Dedem von Augsburg, Gemahlin des Pfalzgrafen Friedrich des Sieg¬ reichen, ist nicht nur Stammmutter des gesammten fürstlichen Hauses Löwenstein, sondern durch ihren Sohn Ludwig, reichsständischen Grafen von Löwenstein, auch Ahnfrau (in der zehnten Geschlcchtsfolge) des ersten Königs von Baiern, Maximilian Josephs und somit der ganzen Descendenz desselben. Clara Dedem ist daher auch Ahnfrau des präsumtiven Thronerben in Sachsen, des Prinzen Albert, da dessen Mutter eine Tochter Maximilian Josephs ist; sie ist ebenso die Ahnfrau des Kaisers Franz Joseph l., der Großherzogin Mathilde von Hessen und vieler anderer hohen Häupter. Für alle diese Beispiele, welche kraft hohen oder höchsten Willens bereits entschieden wurden, haben die Juristen nachträglich eine Formel gefunden. Sie sagen, es erhellt daraus, daß, wenn eine Person oder Familie einmal die hohen Standestitel und Würden erworben, gleichviel ob durch kaiserliche Standes- 47*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/379>, abgerufen am 26.06.2024.