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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Wandel nach, der priesterlichen Einwirkung wiederzugeführt wird. Die Wohl¬
thätigkeitsbestrebungen, welche in den Verbänden katholischer Gemeinden grabe
unter Leitung der Geistlichkeit von großen Erfolgen begleitet werden, verdienen
ohne Zweifel von unsern Staatslenkern in ihrer zweckentsprechenden Organisa¬
tion erkannt und Vermeidung aller.theologischen Propaganda, die mit solchen
Bemühungen gar oft verbunden ist, nachgeahmt zu werden. --

Eine nicht geringe Beachtung wird seitens der Hierarchie der studirenden
Jugend zugewendet. Die unter katholischen Universitätsbesuchern gegründete
"Bruderschaft der ewigen Anbetung des heiligen Altarsacra-
ments" bezweckt die Verehrung und Anbetung des Abendmahles zu fördern
und "Genugthuung zu leisten für die Nachlässigkeit und Versündigung, durch
welche der Sohn Gottes in diesem Sacramente vom Leichtsinn, vom Unglau¬
ben und von der Bosheit entehrt wird." Jedes Mitglied ist verpflichtet, an
einem bestimmten Tage alle Monate eine halbe Stunde vor dem Allerheilig-
sten zu beten und außerdem noch einige Male des Tages ein kurzes Gebet
im Sinne der Bruderschaft zu verrichten. Am Schlüsse der Betstunde wird
ein "Vater Unser" und "Gegrüßt seist Du, Maria!" für die lebenden und
ebenso für die verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft gebetet. Wenigstens
alle Vierteljahre muß das heilige Sacrament von den Vereinömitgliedern em¬
pfangen werden. Für die Universität zu Breslau bilden den Vereinsvorstand
die Herren Kanonikus Dr. Sauer, Professor Lie. Stern, Repetent Soffner,
Paul, Kinne und Machni; an der Spitze des Breslauer Vereins soll der
Regel nach der Rector des dortigen fürstbischöflichen Klerikalseminars stehen.
-- Für die Vorbereitung aus solch geistliche Uebungen während der Univer¬
sitätszeit ist auch bei Gymnasien Sorge getragen; das "Aloysianische
Bündniß" oder die "Al oysiu s-S od alität" , wie in Oppeln eine dergleichen
besteht, vereinigt Gymnasiasten, unter Leitung eines R^ligionslehrers in der
Verehrung des heiligen Aloysius Gonzaga, des Vorbildes in der Keuschheit,
Demuth, in treuer Pflichterfüllung und in spizoie im Gebetseifer. statu¬
tenmäßig sind bei solcher Gymnasiastenverbindung die Abhaltung einer sechs¬
wöchentlichen Andacht im Jahre zu Ehren des genannten Heiligen, dieses
Schutzpatrons der Jugend uno außerdem jährlich vier Generalversammlungen;
das Lesen "gefährlicher" Bücher ist den jugendlichen Vereinsmitgliedern ver¬
boten.

Die Verehrung der Heiligen wird sattsam gefördert durch den Düssel¬
dorfer Bilderverein, der bereits elf Jahrgänge mit Heiligenbildern gelie¬
fert hat. Die Geistlichkeit empfiehlt die künstlerischen Producte besonders für
den Verkauf an Wallfahrtsorten. Nach Ur. >Si des Jahrganges -I83j, der
deutschen Volkshalle hat die Frau Prinzessin von Preußen in Düssel¬
dorf sich geäußert, daß vielleicht kein Verein so wirksam seine Thätigkeit ent-


Wandel nach, der priesterlichen Einwirkung wiederzugeführt wird. Die Wohl¬
thätigkeitsbestrebungen, welche in den Verbänden katholischer Gemeinden grabe
unter Leitung der Geistlichkeit von großen Erfolgen begleitet werden, verdienen
ohne Zweifel von unsern Staatslenkern in ihrer zweckentsprechenden Organisa¬
tion erkannt und Vermeidung aller.theologischen Propaganda, die mit solchen
Bemühungen gar oft verbunden ist, nachgeahmt zu werden. —

Eine nicht geringe Beachtung wird seitens der Hierarchie der studirenden
Jugend zugewendet. Die unter katholischen Universitätsbesuchern gegründete
„Bruderschaft der ewigen Anbetung des heiligen Altarsacra-
ments" bezweckt die Verehrung und Anbetung des Abendmahles zu fördern
und „Genugthuung zu leisten für die Nachlässigkeit und Versündigung, durch
welche der Sohn Gottes in diesem Sacramente vom Leichtsinn, vom Unglau¬
ben und von der Bosheit entehrt wird." Jedes Mitglied ist verpflichtet, an
einem bestimmten Tage alle Monate eine halbe Stunde vor dem Allerheilig-
sten zu beten und außerdem noch einige Male des Tages ein kurzes Gebet
im Sinne der Bruderschaft zu verrichten. Am Schlüsse der Betstunde wird
ein „Vater Unser" und „Gegrüßt seist Du, Maria!" für die lebenden und
ebenso für die verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft gebetet. Wenigstens
alle Vierteljahre muß das heilige Sacrament von den Vereinömitgliedern em¬
pfangen werden. Für die Universität zu Breslau bilden den Vereinsvorstand
die Herren Kanonikus Dr. Sauer, Professor Lie. Stern, Repetent Soffner,
Paul, Kinne und Machni; an der Spitze des Breslauer Vereins soll der
Regel nach der Rector des dortigen fürstbischöflichen Klerikalseminars stehen.
— Für die Vorbereitung aus solch geistliche Uebungen während der Univer¬
sitätszeit ist auch bei Gymnasien Sorge getragen; das „Aloysianische
Bündniß" oder die „Al oysiu s-S od alität" , wie in Oppeln eine dergleichen
besteht, vereinigt Gymnasiasten, unter Leitung eines R^ligionslehrers in der
Verehrung des heiligen Aloysius Gonzaga, des Vorbildes in der Keuschheit,
Demuth, in treuer Pflichterfüllung und in spizoie im Gebetseifer. statu¬
tenmäßig sind bei solcher Gymnasiastenverbindung die Abhaltung einer sechs¬
wöchentlichen Andacht im Jahre zu Ehren des genannten Heiligen, dieses
Schutzpatrons der Jugend uno außerdem jährlich vier Generalversammlungen;
das Lesen „gefährlicher" Bücher ist den jugendlichen Vereinsmitgliedern ver¬
boten.

Die Verehrung der Heiligen wird sattsam gefördert durch den Düssel¬
dorfer Bilderverein, der bereits elf Jahrgänge mit Heiligenbildern gelie¬
fert hat. Die Geistlichkeit empfiehlt die künstlerischen Producte besonders für
den Verkauf an Wallfahrtsorten. Nach Ur. >Si des Jahrganges -I83j, der
deutschen Volkshalle hat die Frau Prinzessin von Preußen in Düssel¬
dorf sich geäußert, daß vielleicht kein Verein so wirksam seine Thätigkeit ent-


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[0357] Wandel nach, der priesterlichen Einwirkung wiederzugeführt wird. Die Wohl¬ thätigkeitsbestrebungen, welche in den Verbänden katholischer Gemeinden grabe unter Leitung der Geistlichkeit von großen Erfolgen begleitet werden, verdienen ohne Zweifel von unsern Staatslenkern in ihrer zweckentsprechenden Organisa¬ tion erkannt und Vermeidung aller.theologischen Propaganda, die mit solchen Bemühungen gar oft verbunden ist, nachgeahmt zu werden. — Eine nicht geringe Beachtung wird seitens der Hierarchie der studirenden Jugend zugewendet. Die unter katholischen Universitätsbesuchern gegründete „Bruderschaft der ewigen Anbetung des heiligen Altarsacra- ments" bezweckt die Verehrung und Anbetung des Abendmahles zu fördern und „Genugthuung zu leisten für die Nachlässigkeit und Versündigung, durch welche der Sohn Gottes in diesem Sacramente vom Leichtsinn, vom Unglau¬ ben und von der Bosheit entehrt wird." Jedes Mitglied ist verpflichtet, an einem bestimmten Tage alle Monate eine halbe Stunde vor dem Allerheilig- sten zu beten und außerdem noch einige Male des Tages ein kurzes Gebet im Sinne der Bruderschaft zu verrichten. Am Schlüsse der Betstunde wird ein „Vater Unser" und „Gegrüßt seist Du, Maria!" für die lebenden und ebenso für die verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft gebetet. Wenigstens alle Vierteljahre muß das heilige Sacrament von den Vereinömitgliedern em¬ pfangen werden. Für die Universität zu Breslau bilden den Vereinsvorstand die Herren Kanonikus Dr. Sauer, Professor Lie. Stern, Repetent Soffner, Paul, Kinne und Machni; an der Spitze des Breslauer Vereins soll der Regel nach der Rector des dortigen fürstbischöflichen Klerikalseminars stehen. — Für die Vorbereitung aus solch geistliche Uebungen während der Univer¬ sitätszeit ist auch bei Gymnasien Sorge getragen; das „Aloysianische Bündniß" oder die „Al oysiu s-S od alität" , wie in Oppeln eine dergleichen besteht, vereinigt Gymnasiasten, unter Leitung eines R^ligionslehrers in der Verehrung des heiligen Aloysius Gonzaga, des Vorbildes in der Keuschheit, Demuth, in treuer Pflichterfüllung und in spizoie im Gebetseifer. statu¬ tenmäßig sind bei solcher Gymnasiastenverbindung die Abhaltung einer sechs¬ wöchentlichen Andacht im Jahre zu Ehren des genannten Heiligen, dieses Schutzpatrons der Jugend uno außerdem jährlich vier Generalversammlungen; das Lesen „gefährlicher" Bücher ist den jugendlichen Vereinsmitgliedern ver¬ boten. Die Verehrung der Heiligen wird sattsam gefördert durch den Düssel¬ dorfer Bilderverein, der bereits elf Jahrgänge mit Heiligenbildern gelie¬ fert hat. Die Geistlichkeit empfiehlt die künstlerischen Producte besonders für den Verkauf an Wallfahrtsorten. Nach Ur. >Si des Jahrganges -I83j, der deutschen Volkshalle hat die Frau Prinzessin von Preußen in Düssel¬ dorf sich geäußert, daß vielleicht kein Verein so wirksam seine Thätigkeit ent-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/357>, abgerufen am 26.06.2024.