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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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dem zunächst folgenden wird nach dem kurzen undeutschen C das D etwa vier
Hefte, das E möglicherweise sechs in Anspruch nehmen, dann kommen kürzere
Buchstaben bis mitten in das Alphabet hinein, so daß wir nach dem Raum-
verhältniß andrer deutscher Wörterbücher jetzt ziemlich genau den fünften Theil
des Werkes vollendet vor uns liegen haben.*)

Es war der Name Grimm nöthig, um den Deutschen ein Werk von so
großen Dimensionen im Beginn desselben zu empfehlen; es ist die ununter¬
brochene und aufopfernde Thätigkeit der Herausgeber nöthig gewesen, um ein
ununterbrochenes Erscheinen der Hefte, die wichtigste Bedingung für die fort¬
gesetzte Theilnahme des Publicums, möglich zu machen. Wenn unter andern
öffentlichen Stimmen auch dieses Blatt den Herausgebern den Dank des
deutschen Volkes ausspricht, so sei es hier erlaubt, eine Bitte an dieselben noch
hinzuzufügen, deren Erfüllung für sie leicht ist und die Handlichkeit des Werkes
sehr vermehren wird. Wenn das Werk bleiben. soll, was es geworden, ein
nationales Unternehmen, welches nur durch die Theilnahme der Käufer ge¬
tragen wird, so muß es sich stützen auf einen größern Kreis, als durch solche
gebildet wird, welche der lateinischen und englischen Sprache mächtig sind.
Deshalb wäre es gut, wenn jedem Wort, dessen Bedeutung irgendeinem Leser
zweifelhaft sein kann, außer der lateinischen und englischen noch eine deutsche
Erklärung zugefügt wäre. Es ist wahr, eine solche Erklärung wird oft eine
Umschreibung sein müssen und in vielen Fällen wird der Gelehrte dieselbe als
eine Trivialität empfinden, aber sie ist doch sehr wünschenswerth, denn der
Grundsatz wird bei einem Lerikon ewig feststehen, daß man dem Leser niemals
deutlich genug sein kann. In der Regel ist allerdings eine deutsche Erklärung
zugesetzt, doch gibt es nicht wenige Wörter, bei denen sie für einen andäch¬
tigen, fremder Zungen unkundigen Leser noch recht bequem wäre. Um einige
Beispiele anzuführen, S. 361: Breitigkeit, Breiting, b.reitlaubig, breitlich,
Breitmaul, Breitmvrchel, Breitmuschel, Breitnaht u. s. w.; wenn eine kurze
Erklärung dazugesetzt wird, z. B. dasselbe was Breite, Bezeichnung der
Kröte, was breites Laub hat, was wenig breit ist, eine Art Wallfisch, ein
eßbarer Pilz, eine Art Muschel, deren zoologischer Name töllinu, evnxz.it
ist u. s. w., so wäre eine solche kleine Erklärung unter allen Umständen will¬
kommen, nicht selten auch für solche, welche die Verpflichtung fühlen, die
lateinische Erklärung zu verstehen. --





") Dieser ö. Theil, 12 Hefte mit 180 Bogen Text nebst ausführlicher Einleitung, ist in
2V-'Jahren erschienen. Sldelnngs Wörterbuch, das ungefähr die Hälfte des Umfangs hat,
welchen wir von Grimms Werk erwarten, hat 12 Jahre zu seiner Vollendung gebrauch!-
ES steht demnach zu hoffen, daß das gegenwärtige Unternehmen nicht langalhmiger wird.

dem zunächst folgenden wird nach dem kurzen undeutschen C das D etwa vier
Hefte, das E möglicherweise sechs in Anspruch nehmen, dann kommen kürzere
Buchstaben bis mitten in das Alphabet hinein, so daß wir nach dem Raum-
verhältniß andrer deutscher Wörterbücher jetzt ziemlich genau den fünften Theil
des Werkes vollendet vor uns liegen haben.*)

Es war der Name Grimm nöthig, um den Deutschen ein Werk von so
großen Dimensionen im Beginn desselben zu empfehlen; es ist die ununter¬
brochene und aufopfernde Thätigkeit der Herausgeber nöthig gewesen, um ein
ununterbrochenes Erscheinen der Hefte, die wichtigste Bedingung für die fort¬
gesetzte Theilnahme des Publicums, möglich zu machen. Wenn unter andern
öffentlichen Stimmen auch dieses Blatt den Herausgebern den Dank des
deutschen Volkes ausspricht, so sei es hier erlaubt, eine Bitte an dieselben noch
hinzuzufügen, deren Erfüllung für sie leicht ist und die Handlichkeit des Werkes
sehr vermehren wird. Wenn das Werk bleiben. soll, was es geworden, ein
nationales Unternehmen, welches nur durch die Theilnahme der Käufer ge¬
tragen wird, so muß es sich stützen auf einen größern Kreis, als durch solche
gebildet wird, welche der lateinischen und englischen Sprache mächtig sind.
Deshalb wäre es gut, wenn jedem Wort, dessen Bedeutung irgendeinem Leser
zweifelhaft sein kann, außer der lateinischen und englischen noch eine deutsche
Erklärung zugefügt wäre. Es ist wahr, eine solche Erklärung wird oft eine
Umschreibung sein müssen und in vielen Fällen wird der Gelehrte dieselbe als
eine Trivialität empfinden, aber sie ist doch sehr wünschenswerth, denn der
Grundsatz wird bei einem Lerikon ewig feststehen, daß man dem Leser niemals
deutlich genug sein kann. In der Regel ist allerdings eine deutsche Erklärung
zugesetzt, doch gibt es nicht wenige Wörter, bei denen sie für einen andäch¬
tigen, fremder Zungen unkundigen Leser noch recht bequem wäre. Um einige
Beispiele anzuführen, S. 361: Breitigkeit, Breiting, b.reitlaubig, breitlich,
Breitmaul, Breitmvrchel, Breitmuschel, Breitnaht u. s. w.; wenn eine kurze
Erklärung dazugesetzt wird, z. B. dasselbe was Breite, Bezeichnung der
Kröte, was breites Laub hat, was wenig breit ist, eine Art Wallfisch, ein
eßbarer Pilz, eine Art Muschel, deren zoologischer Name töllinu, evnxz.it
ist u. s. w., so wäre eine solche kleine Erklärung unter allen Umständen will¬
kommen, nicht selten auch für solche, welche die Verpflichtung fühlen, die
lateinische Erklärung zu verstehen. —





") Dieser ö. Theil, 12 Hefte mit 180 Bogen Text nebst ausführlicher Einleitung, ist in
2V-'Jahren erschienen. Sldelnngs Wörterbuch, das ungefähr die Hälfte des Umfangs hat,
welchen wir von Grimms Werk erwarten, hat 12 Jahre zu seiner Vollendung gebrauch!-
ES steht demnach zu hoffen, daß das gegenwärtige Unternehmen nicht langalhmiger wird.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/314>, abgerufen am 29.06.2024.