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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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die eben entwickelte Maßregel einer Aufstellung zwischen Warna und Schumla
beabsichtigen, ob dieselbe als eine offensive' oder defensive zu deuten ist? Ob
man in dieser Position den Feind erwarten oder von ihr aus einen Stoß gegen
ihn führen will. Endlich wann man, für den letztern Fall, die Operationen
eröffnen wird.

Noch in den neuesten mir zugegangenen deutschen Zeitungen, die bis zum
S2. Mai reichen, finde ich die Meinung ausgesprochen, daß an ein Erscheinen
der französisch-englischen Streitkräfte im Felde für dieses Jahr nicht mehr zu
denken sei. Dagegen bestimmte ich Ihnen schon im Monat April den Juni
als den Zeitpunkt, wo die Feindseligkeiten as taoto eröffnet werden würden,
und wie Sie bemerken werden ist aller Anschein dafür vorhanden, daß jeh
diesmal Recht behalte. Thatsächlich stehen zwei Drittel der Erpcditionsarmee
bereits im Felde die Gegner der westlichen Intervention werden nicht ver¬
fehlen zu behaupten, daß ein bloßes Erscheinen am Nordfuß des Balkan noch
keine Operation sei; sie werden möglicherweise bei ihrer vorgefaßten Meinung
beharren, und im Vertrauen auf den seitherigen, allerdings ausnehmend lang¬
samen Fortgang der englisch-französischen Rüstungen zu dem Schluß kommen,
daß Lord Raglan und Marschall Se. Arnaud der Belagerung der türkischen
Festung Silistria, die von ihrem Hauptquartier nur drei bis vier Märsche ent¬
fernt ist, ruhig zuschauen werden, mit Gewehr bei Fuß, in der passivsten Haltung.
Wenn die nächsten Wochen sie in dieser Ansicht bestärken sollten, so wissen da¬
gegen diejenigen, welche hier aus unmittelbarer Nähe den Dingen zuschauen,
sehr wohl, daß es zwei Umstände sind, welche die französisch-englischen Truppen
zeitweilig noch in. ihre Stellung bannen werden: nämlich die Nothwendigkeit,
dieselbe fortisicatorisch als starke Basis einzurichten, wozu wol mindestens
einige Wochen gehören werden, und die andere: die Ankunft des noch nicht
angelangten Gros der Cavalerie zu erwarten, um dem Feinde mit gleich¬
gewogenen Waffen entgegentreten zu können, -- daß aber sodann alle Rück¬
sichten, die ein Zögern gutheißen möchten, verschwinden und vor allem andern
das dann wahrscheinlich zum Aeußersten gebrachte Silistria -- falls diese
Festung sich überhaupt solange halten sollte -- die Verbündeten zu energischen
Operationen bestimmen wird.

Ein andrer Fall, aber der kaum im Bereich des Möglichen liegt, wäre es,
wenn Fürst Paskewitsch auf die Nachricht hin, daß die verbündeten Westarmeen
sich bei Varna zu concentriren begannen, zu einem großen, freilich nur Feld¬
herrn ersten Ranges eignen und am mindesten in die langsame und bedächtige
Methode russischer Kriegführung passenden Entschlüsse sich aufraffte, ein Corps von
-16,000 Mann, eben stark genug, um die Garnison von Silistria in Zaum zu
halten, vor dieser Festung zurückließ, und mit dem ganzen Rest seiner Armee,
d. h.' mit mindestens 100,000 Mann den mit der Maßnahme ihrer ersten


Grenzboten. II. >I8se.

die eben entwickelte Maßregel einer Aufstellung zwischen Warna und Schumla
beabsichtigen, ob dieselbe als eine offensive' oder defensive zu deuten ist? Ob
man in dieser Position den Feind erwarten oder von ihr aus einen Stoß gegen
ihn führen will. Endlich wann man, für den letztern Fall, die Operationen
eröffnen wird.

Noch in den neuesten mir zugegangenen deutschen Zeitungen, die bis zum
S2. Mai reichen, finde ich die Meinung ausgesprochen, daß an ein Erscheinen
der französisch-englischen Streitkräfte im Felde für dieses Jahr nicht mehr zu
denken sei. Dagegen bestimmte ich Ihnen schon im Monat April den Juni
als den Zeitpunkt, wo die Feindseligkeiten as taoto eröffnet werden würden,
und wie Sie bemerken werden ist aller Anschein dafür vorhanden, daß jeh
diesmal Recht behalte. Thatsächlich stehen zwei Drittel der Erpcditionsarmee
bereits im Felde die Gegner der westlichen Intervention werden nicht ver¬
fehlen zu behaupten, daß ein bloßes Erscheinen am Nordfuß des Balkan noch
keine Operation sei; sie werden möglicherweise bei ihrer vorgefaßten Meinung
beharren, und im Vertrauen auf den seitherigen, allerdings ausnehmend lang¬
samen Fortgang der englisch-französischen Rüstungen zu dem Schluß kommen,
daß Lord Raglan und Marschall Se. Arnaud der Belagerung der türkischen
Festung Silistria, die von ihrem Hauptquartier nur drei bis vier Märsche ent¬
fernt ist, ruhig zuschauen werden, mit Gewehr bei Fuß, in der passivsten Haltung.
Wenn die nächsten Wochen sie in dieser Ansicht bestärken sollten, so wissen da¬
gegen diejenigen, welche hier aus unmittelbarer Nähe den Dingen zuschauen,
sehr wohl, daß es zwei Umstände sind, welche die französisch-englischen Truppen
zeitweilig noch in. ihre Stellung bannen werden: nämlich die Nothwendigkeit,
dieselbe fortisicatorisch als starke Basis einzurichten, wozu wol mindestens
einige Wochen gehören werden, und die andere: die Ankunft des noch nicht
angelangten Gros der Cavalerie zu erwarten, um dem Feinde mit gleich¬
gewogenen Waffen entgegentreten zu können, — daß aber sodann alle Rück¬
sichten, die ein Zögern gutheißen möchten, verschwinden und vor allem andern
das dann wahrscheinlich zum Aeußersten gebrachte Silistria — falls diese
Festung sich überhaupt solange halten sollte — die Verbündeten zu energischen
Operationen bestimmen wird.

Ein andrer Fall, aber der kaum im Bereich des Möglichen liegt, wäre es,
wenn Fürst Paskewitsch auf die Nachricht hin, daß die verbündeten Westarmeen
sich bei Varna zu concentriren begannen, zu einem großen, freilich nur Feld¬
herrn ersten Ranges eignen und am mindesten in die langsame und bedächtige
Methode russischer Kriegführung passenden Entschlüsse sich aufraffte, ein Corps von
-16,000 Mann, eben stark genug, um die Garnison von Silistria in Zaum zu
halten, vor dieser Festung zurückließ, und mit dem ganzen Rest seiner Armee,
d. h.' mit mindestens 100,000 Mann den mit der Maßnahme ihrer ersten


Grenzboten. II. >I8se.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/512>, abgerufen am 22.12.2024.