Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.oder mindestens doch in der Nähe dieser Festung angekommen sein. Endlich Es befinden sich demnach in diesem Augenblick mindestens 40,000 Es ist wahr, daß zwischen dem Lager des türkischen Armeegroö und dem Es wirft sich zunächst die Frage auf, was die verbündeten Armeen durch oder mindestens doch in der Nähe dieser Festung angekommen sein. Endlich Es befinden sich demnach in diesem Augenblick mindestens 40,000 Es ist wahr, daß zwischen dem Lager des türkischen Armeegroö und dem Es wirft sich zunächst die Frage auf, was die verbündeten Armeen durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0512" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98292"/> <p xml:id="ID_1640" prev="#ID_1639"> oder mindestens doch in der Nähe dieser Festung angekommen sein. Endlich<lb/> wurden etwa 10,000 Mann französischer Truppen zur See von Gallipoli aus<lb/> nach Varna entsendet. Dieser Convoy passirte am 1. Juni den Bosporus und<lb/> hiernach zu urtheilen werden diese letztern Truppen spätestens vorgestern bei<lb/> Galata Burnu (Varna) ans Land gestiegen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1641"> Es befinden sich demnach in diesem Augenblick mindestens 40,000<lb/> Mann entweder schon bei Varna versammelt, oder sind im Begriff, ehestens dort<lb/> einzutreffen. Auch kennt man die nächsten Arrangements und Dispositionen,<lb/> die in Betreff dieser Streitmacht vom französisch-englischen Armeecommcmdo ge¬<lb/> troffen worden sind, ja ich war im Stande, Ihnen schon in meinem letzten<lb/> Briefe eine Skizze derselben zu geben. Die Franzosen, so hat man in Er¬<lb/> fahrung gebracht, werden den rechten Flügel der Armee formiren, die auf der<lb/> Linie von Varna über Prawadi nach Schumla Stellung nimmt. Desgleichen<lb/> besetzen sie die erstgenannte Festung, zu deren Commandanten General Bosquet<lb/> ernannt worden ist. Die englischen Truppen dagegen formiren das Centrum.<lb/> Sie werden um deswillen ein, wie ich vermuthe, befestigtes Lager bei der<lb/> Ortschaft Dewno am westlichen Ende des gleichnamigen Sees beziehen, und<lb/> den äußerst wichtigen Paßpunkt Prawadi besetzen. Die Fronte dieser Auf¬<lb/> stellung wendet sich gegen Norden und Omer Pascha wird von Schumla aus<lb/> ihr die Hand reichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1642"> Es ist wahr, daß zwischen dem Lager des türkischen Armeegroö und dem<lb/> linken Flügelpunkt der Aufstellung vorerst ein weiter Raum frei bleiben wird.<lb/> Derselbe scheint einem Cavaleriecorps vorbehalten zu sein, welches, aus eng¬<lb/> lischen und französischen, vielleicht auch aus türkischen Regimentern formirt,<lb/> allerdings hier ein geeignetes Terrain zur Wirksamkeit vorfindet, denn eben<lb/> hier tritt die große bulgarische Ebene noch einmal nach kurzer Unterbrechung<lb/> in freier Gestaltung auf und bis dicht an den Fuß des Balkans heran. Wie<lb/> Ihre Leser sich aus der Geschichte der napoleonischen Kriege erinnern werden,<lb/> schreibt sich von diesen der Gebrauch selbstständiger, mjt reitender Artillerie<lb/> versehener Reitermassen her. Die Verbündeten haben aber ein noch weit<lb/> stärkeres Motiv als die bloße Tradition dafür, wenn sie die Formation eines<lb/> Cavaleriecorps als unerläßlich erachten. Es ist dies das Erscheinen der russi¬<lb/> schen Reservecavalerie in Verbindung mit dem Dragoncrcorps auf dem Kriegs¬<lb/> schauplatze. Diesen Massen mußte nothwendig etwas wenn auch nur annähernd<lb/> Gleichartiges entgegengestellt werden, wenn man nicht dem Feinde ausschließlich<lb/> das Vorrecht rascher Bewegungen und jener Coups überlassen wollte, die<lb/> freilich mehr die Tempos des „kleinen" wie die des „großen Krieges" zu be¬<lb/> dingen Pflegen, aber nicht selten auch aus diesen den entschiedensten Einfluß<lb/> ausüben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1643" next="#ID_1644"> Es wirft sich zunächst die Frage auf, was die verbündeten Armeen durch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0512]
oder mindestens doch in der Nähe dieser Festung angekommen sein. Endlich
wurden etwa 10,000 Mann französischer Truppen zur See von Gallipoli aus
nach Varna entsendet. Dieser Convoy passirte am 1. Juni den Bosporus und
hiernach zu urtheilen werden diese letztern Truppen spätestens vorgestern bei
Galata Burnu (Varna) ans Land gestiegen sein.
Es befinden sich demnach in diesem Augenblick mindestens 40,000
Mann entweder schon bei Varna versammelt, oder sind im Begriff, ehestens dort
einzutreffen. Auch kennt man die nächsten Arrangements und Dispositionen,
die in Betreff dieser Streitmacht vom französisch-englischen Armeecommcmdo ge¬
troffen worden sind, ja ich war im Stande, Ihnen schon in meinem letzten
Briefe eine Skizze derselben zu geben. Die Franzosen, so hat man in Er¬
fahrung gebracht, werden den rechten Flügel der Armee formiren, die auf der
Linie von Varna über Prawadi nach Schumla Stellung nimmt. Desgleichen
besetzen sie die erstgenannte Festung, zu deren Commandanten General Bosquet
ernannt worden ist. Die englischen Truppen dagegen formiren das Centrum.
Sie werden um deswillen ein, wie ich vermuthe, befestigtes Lager bei der
Ortschaft Dewno am westlichen Ende des gleichnamigen Sees beziehen, und
den äußerst wichtigen Paßpunkt Prawadi besetzen. Die Fronte dieser Auf¬
stellung wendet sich gegen Norden und Omer Pascha wird von Schumla aus
ihr die Hand reichen.
Es ist wahr, daß zwischen dem Lager des türkischen Armeegroö und dem
linken Flügelpunkt der Aufstellung vorerst ein weiter Raum frei bleiben wird.
Derselbe scheint einem Cavaleriecorps vorbehalten zu sein, welches, aus eng¬
lischen und französischen, vielleicht auch aus türkischen Regimentern formirt,
allerdings hier ein geeignetes Terrain zur Wirksamkeit vorfindet, denn eben
hier tritt die große bulgarische Ebene noch einmal nach kurzer Unterbrechung
in freier Gestaltung auf und bis dicht an den Fuß des Balkans heran. Wie
Ihre Leser sich aus der Geschichte der napoleonischen Kriege erinnern werden,
schreibt sich von diesen der Gebrauch selbstständiger, mjt reitender Artillerie
versehener Reitermassen her. Die Verbündeten haben aber ein noch weit
stärkeres Motiv als die bloße Tradition dafür, wenn sie die Formation eines
Cavaleriecorps als unerläßlich erachten. Es ist dies das Erscheinen der russi¬
schen Reservecavalerie in Verbindung mit dem Dragoncrcorps auf dem Kriegs¬
schauplatze. Diesen Massen mußte nothwendig etwas wenn auch nur annähernd
Gleichartiges entgegengestellt werden, wenn man nicht dem Feinde ausschließlich
das Vorrecht rascher Bewegungen und jener Coups überlassen wollte, die
freilich mehr die Tempos des „kleinen" wie die des „großen Krieges" zu be¬
dingen Pflegen, aber nicht selten auch aus diesen den entschiedensten Einfluß
ausüben.
Es wirft sich zunächst die Frage auf, was die verbündeten Armeen durch
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