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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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sind drei Territorialmassen, die dem Angriff von dieser Seite her am meisten aus¬
gesetzt sind: Transkaukasien, die Provinzen am schwarzen Meere westlich von der
Straße von Kaffa und die Donaufürstenthümer. Daß in Transkaukasien die
Defensive einer besondern Armee bedarf, ist zu evident, M einen Beweis zu er¬
heischen. Wenn nicht der hohe Kaukasus, welcher diese Landestheile von Ru߬
land abtrennt, dafür redete, so würde der Umstand ein Beleg sein, daß der Zar
hier stets ein auch rücksichtlich seiner Friedensorganisation von den übrigen rus¬
sischen Streitkräften geschiedenes Heer unterhalten mußte. Weniger einleuchtend
mag dagegen die Nothwendigkeit einer Scheidung zwischen den Armcemassen am
schwarzen Meere und in den Fürstentümern sein. Ein großes, trennendes na¬
türliches Hinderniß, was immer nur ein bedeutendes Gebirge zu sein vermag, liegt
allerdings nicht zwischen beiden inne, allein die Entfernung der Krim, als äußer¬
ster östlicher Punkt, von der kleinen Walachei als äußerster westlicher, ist bereits
so groß, daß diese Raumstrecke nicht füglich von einer unter einem Befehl stehenden
Armee vertheidigt werden kann. Zudem ist die Wirksamkeit längs der Küste'des
Pontus eine andere, wie die an der Donau. Hier ist es der eigentliche Feld¬
krieg mit seinen großen Combinationen und weitreichende" Bewegungen: dort ist
es die Abwehr einer Landung allein, wovon die Thätigkeit der Oberleitung in
Anspruch genommen wird. Kaiser Nikolaus hat Takt genug, um diesen Umständen
Rechnung zu tragen, und demgemäß neben der Armee von Transkaukasien zwei
andere, die eine mit der Bestimmung sür die Küstenverthcidiguug am Euxiu, die
andere mit der für die Führung des Krieges an der Donau, zu formiren.

Es ist nicht zu verkennen, daß die Situation der beiden wcstwärtigen Armeen
ans der russischen Südfrvute eine bei weitem günstigere, wie die der ostwärtigen
ist. Die, letzteren siud dermaßen placirt, daß die eine recht füglich im Stande ist,
der anderen eine Anlehnung zu gewähren. Wird z. B. dnrch eine Landung, die
man nicht zu verhindern im Stande gewesen, die Küsteuarmee aus ihren Posi¬
tionen delogirt, so ist eine-doppelte Wahl für dieselbe frei: entweder sich in das
Innere des - Landes oder rechts ab aus die Donauarmee zurückzuziehen. Im
Gegensatz hierzu-ist die Heeresmasse in Transkaukasien isolirt. Wäre der Kau¬
kasus nicht vorhanden, würde dennoch das asowsche Meer sie von der Armee des
Pontus trennen und ein Anlehnen an dieselbe unmöglich machen. Derartige Be¬
trachtungen waren es mit, welche mich im Obigen bestimmten, den Fall als mög¬
lich hinzustellen, daß Rußland auf die Vertheidigung seiner Gebietstheile jenseits
des Kaukasus verzichten werde. Es gewönne dadurch Vortheile, die sich erst ih¬
rem ganzen Umfange nach würden darlegen lassen, wenn man an eine Abwägung
der gegenüberstehenden feindlichen Streitkräfte ginge. Es ist nicht zu viel be¬
hauptet, wenn ich sage, daß die TrUppeumassen, welche der Zar zur Behauptung,
nicht seines ganzen transkaukasischen Territorialbesitzes, sondern nur eiues Theils,
mir der wichtigste" Positionen innerhalb desselben nöthig haben wird, ausreichen


sind drei Territorialmassen, die dem Angriff von dieser Seite her am meisten aus¬
gesetzt sind: Transkaukasien, die Provinzen am schwarzen Meere westlich von der
Straße von Kaffa und die Donaufürstenthümer. Daß in Transkaukasien die
Defensive einer besondern Armee bedarf, ist zu evident, M einen Beweis zu er¬
heischen. Wenn nicht der hohe Kaukasus, welcher diese Landestheile von Ru߬
land abtrennt, dafür redete, so würde der Umstand ein Beleg sein, daß der Zar
hier stets ein auch rücksichtlich seiner Friedensorganisation von den übrigen rus¬
sischen Streitkräften geschiedenes Heer unterhalten mußte. Weniger einleuchtend
mag dagegen die Nothwendigkeit einer Scheidung zwischen den Armcemassen am
schwarzen Meere und in den Fürstentümern sein. Ein großes, trennendes na¬
türliches Hinderniß, was immer nur ein bedeutendes Gebirge zu sein vermag, liegt
allerdings nicht zwischen beiden inne, allein die Entfernung der Krim, als äußer¬
ster östlicher Punkt, von der kleinen Walachei als äußerster westlicher, ist bereits
so groß, daß diese Raumstrecke nicht füglich von einer unter einem Befehl stehenden
Armee vertheidigt werden kann. Zudem ist die Wirksamkeit längs der Küste'des
Pontus eine andere, wie die an der Donau. Hier ist es der eigentliche Feld¬
krieg mit seinen großen Combinationen und weitreichende» Bewegungen: dort ist
es die Abwehr einer Landung allein, wovon die Thätigkeit der Oberleitung in
Anspruch genommen wird. Kaiser Nikolaus hat Takt genug, um diesen Umständen
Rechnung zu tragen, und demgemäß neben der Armee von Transkaukasien zwei
andere, die eine mit der Bestimmung sür die Küstenverthcidiguug am Euxiu, die
andere mit der für die Führung des Krieges an der Donau, zu formiren.

Es ist nicht zu verkennen, daß die Situation der beiden wcstwärtigen Armeen
ans der russischen Südfrvute eine bei weitem günstigere, wie die der ostwärtigen
ist. Die, letzteren siud dermaßen placirt, daß die eine recht füglich im Stande ist,
der anderen eine Anlehnung zu gewähren. Wird z. B. dnrch eine Landung, die
man nicht zu verhindern im Stande gewesen, die Küsteuarmee aus ihren Posi¬
tionen delogirt, so ist eine-doppelte Wahl für dieselbe frei: entweder sich in das
Innere des - Landes oder rechts ab aus die Donauarmee zurückzuziehen. Im
Gegensatz hierzu-ist die Heeresmasse in Transkaukasien isolirt. Wäre der Kau¬
kasus nicht vorhanden, würde dennoch das asowsche Meer sie von der Armee des
Pontus trennen und ein Anlehnen an dieselbe unmöglich machen. Derartige Be¬
trachtungen waren es mit, welche mich im Obigen bestimmten, den Fall als mög¬
lich hinzustellen, daß Rußland auf die Vertheidigung seiner Gebietstheile jenseits
des Kaukasus verzichten werde. Es gewönne dadurch Vortheile, die sich erst ih¬
rem ganzen Umfange nach würden darlegen lassen, wenn man an eine Abwägung
der gegenüberstehenden feindlichen Streitkräfte ginge. Es ist nicht zu viel be¬
hauptet, wenn ich sage, daß die TrUppeumassen, welche der Zar zur Behauptung,
nicht seines ganzen transkaukasischen Territorialbesitzes, sondern nur eiues Theils,
mir der wichtigste» Positionen innerhalb desselben nöthig haben wird, ausreichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/233>, abgerufen am 22.12.2024.