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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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eine Arie der Braut, ein Duo mit dem Bräutigam, das Lied der Hochzeits-
mnstkanten und das Stimmen der Instrumente, welches zum Erstaunen der Spie߬
bürger, (wie das Thürschließen in Martha) tren nachgeahmt ist, zu hören. Nicht
zu vergessen der Liuda-Vielka-Arie, die Katharina in den Kleidern ihres Bruders
zum rührenden Abschied singt, ganz wie Linda, als sie nach Paris zieht. Mittler¬
weile hatte aber noch ein anderes Ereigniß die friedlichen Bewohner des Dorfes
aufgeschreckt. Die Braut Prascovia berichtet mit Entsetzen, daß die Baschkiren
gekommen seien und plündernd sich, der Wohnung Katharinas nähern. Peter
schwingt seine Axt zur Vertheidigung -der Geliebten. In die Ferne nach dem
Feinde sehend, erkennt diese die ukrainische Tracht, jagt alles von der Bühne
und verspricht die Horden ohne Blutvergießen zum Abzüge zu bewegen. Sie
wirft schnell einen mit goldnen Sternen ausgenähten Mantel um und empfängt
den Baschkirenhänptliug Tscheremetieff an der Treppe ihres Hauses. Sie appellirt
nicht ohne Erfolg an den Aberglauben des wilden Stamms. Sie weissagt jedem
ein besonderes Glück und prophezeit Tscheremetieff Würden und Aemter. Sie
, singt eine Zigeunerruude mit Begleitung des Tambourins, die Baschkiren tanzen
verzückt und ziehen lustige Weisen singend wieder fort. Die HochzeitSscene und
Katharinas Abzug gehen später vor sich. Peter erinnert sich auch, daß er der
Zar sei und begibt sich mit seinem Günstlinge Mentschikoff zur Armee.

Hier finden wir alle Freunde wieder. Tscheremetieff ist Sergeant bei der
Garde geworden und singt ein Grenadierlied in Erwiderung ans ein Reiterlied.
Katharine steht als Georgs Stellvertreter unter Gritzenkos (Tscheremetiesfs)
Commando. Die Züge des jungen Soldaten dünken dem Baschkiren bekannt,
er gibt sich jedoch mit der natürlichen Ähnlichkeit zwischen Bruder und Schwester
zufrieden. Ihr erster Dienst soll die Wache vor dem Zelte des Zaren sein, der
unter dem Namen des Hauptmann Peters mit seinem Adjutanten nur eben
gekommen war, um einem Ueberfalle der Schweden und einer Meuterei zuvorzu-
kommen. Katharine blickt durch ein Loch des Zeltes und erkennt den Zimmer¬
mann Peters und.den Pastetenbäcker Danilowitsch. Die plötzliche Umgestaltung
der beiden überrascht sie noch mehr, als die zärtliche Unterhaltung mit zwei der
alten Marketenderinnen, welche durch ihre Soldatenlieder und derben Späße das
Gelage des Zaren versüßen. Dieser ist besoffen und das ist im Vorbeigehen
gesagt, der einzige historische Moment, der vom Librettodichter mit Treue fest¬
gehalten wird. Katharine fühlt ihr Herz von allen Qualen der Eisersucht bestürmt
und will ins Zelt stürzen, aber Gritzenko-Tscheremetieff, der eben seine Runde
macht, überrascht den , Snbordinationswidrigen und will ihn fortcommandiren,
Katharine wehrt sich, ja das verliebte Mädchen vergißt sich so weit, Gritzenko eine
derbe Maulschelle zu versetzen. Peter hört den Spectakel und fragt, was es gibt
-- man berichtet ihm den Vorfall, und er verurtheilt den Soldaten zum Tode.
Danilowitsch ist fort und der vermeintliche Georg ruft vergebens dem berauschten


eine Arie der Braut, ein Duo mit dem Bräutigam, das Lied der Hochzeits-
mnstkanten und das Stimmen der Instrumente, welches zum Erstaunen der Spie߬
bürger, (wie das Thürschließen in Martha) tren nachgeahmt ist, zu hören. Nicht
zu vergessen der Liuda-Vielka-Arie, die Katharina in den Kleidern ihres Bruders
zum rührenden Abschied singt, ganz wie Linda, als sie nach Paris zieht. Mittler¬
weile hatte aber noch ein anderes Ereigniß die friedlichen Bewohner des Dorfes
aufgeschreckt. Die Braut Prascovia berichtet mit Entsetzen, daß die Baschkiren
gekommen seien und plündernd sich, der Wohnung Katharinas nähern. Peter
schwingt seine Axt zur Vertheidigung -der Geliebten. In die Ferne nach dem
Feinde sehend, erkennt diese die ukrainische Tracht, jagt alles von der Bühne
und verspricht die Horden ohne Blutvergießen zum Abzüge zu bewegen. Sie
wirft schnell einen mit goldnen Sternen ausgenähten Mantel um und empfängt
den Baschkirenhänptliug Tscheremetieff an der Treppe ihres Hauses. Sie appellirt
nicht ohne Erfolg an den Aberglauben des wilden Stamms. Sie weissagt jedem
ein besonderes Glück und prophezeit Tscheremetieff Würden und Aemter. Sie
, singt eine Zigeunerruude mit Begleitung des Tambourins, die Baschkiren tanzen
verzückt und ziehen lustige Weisen singend wieder fort. Die HochzeitSscene und
Katharinas Abzug gehen später vor sich. Peter erinnert sich auch, daß er der
Zar sei und begibt sich mit seinem Günstlinge Mentschikoff zur Armee.

Hier finden wir alle Freunde wieder. Tscheremetieff ist Sergeant bei der
Garde geworden und singt ein Grenadierlied in Erwiderung ans ein Reiterlied.
Katharine steht als Georgs Stellvertreter unter Gritzenkos (Tscheremetiesfs)
Commando. Die Züge des jungen Soldaten dünken dem Baschkiren bekannt,
er gibt sich jedoch mit der natürlichen Ähnlichkeit zwischen Bruder und Schwester
zufrieden. Ihr erster Dienst soll die Wache vor dem Zelte des Zaren sein, der
unter dem Namen des Hauptmann Peters mit seinem Adjutanten nur eben
gekommen war, um einem Ueberfalle der Schweden und einer Meuterei zuvorzu-
kommen. Katharine blickt durch ein Loch des Zeltes und erkennt den Zimmer¬
mann Peters und.den Pastetenbäcker Danilowitsch. Die plötzliche Umgestaltung
der beiden überrascht sie noch mehr, als die zärtliche Unterhaltung mit zwei der
alten Marketenderinnen, welche durch ihre Soldatenlieder und derben Späße das
Gelage des Zaren versüßen. Dieser ist besoffen und das ist im Vorbeigehen
gesagt, der einzige historische Moment, der vom Librettodichter mit Treue fest¬
gehalten wird. Katharine fühlt ihr Herz von allen Qualen der Eisersucht bestürmt
und will ins Zelt stürzen, aber Gritzenko-Tscheremetieff, der eben seine Runde
macht, überrascht den , Snbordinationswidrigen und will ihn fortcommandiren,
Katharine wehrt sich, ja das verliebte Mädchen vergißt sich so weit, Gritzenko eine
derbe Maulschelle zu versetzen. Peter hört den Spectakel und fragt, was es gibt
— man berichtet ihm den Vorfall, und er verurtheilt den Soldaten zum Tode.
Danilowitsch ist fort und der vermeintliche Georg ruft vergebens dem berauschten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/23>, abgerufen am 22.12.2024.