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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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rung hierselbst in einem erschreckenden Maße zunimmt, ungeachtet die schnelle Ab.-
fahrt her Griechen für einzelne Artikel momentan eine Baisse hervorrief. Niemand
vermag abzusehen, wie die 900,000 Menschen , welche Staat'ni und den Bosporus
bewohnen, bis zur nächsten Ernte ihr Leben fristen werden, zumal wenn es sich
bestätigen sollte, daß die französische Expeditionsarmee auf 100,000 Mann an¬
steigen wird.

General Klapka, von dem ich Ihnen zu mehren Malen schrieb, hält sich nach
wie vor hier auf, und wohnt abwechselnd in Pera oder in Babel (am Bosporus).
Wie man mir sagt, sind ihm seit etwa vierzehn Tagen neue Aussichten für seine
demnächstige Verwendung eröffnet worden. Es ist falsch, wenn behauptet wurde,
er sei Türke, geworden. Dieser Schritt hat nie in seiner Absicht gelegen. Dagegen
ist Guyon (Kurschid Pascha) Muselmann, und zwar bereits seit seinem Uebertritt
ans türkisches Gebiet. Derselbe erweist sich in Anadoli sehr tüchtig und hat das
Vertrauen und die Liebe seiner Untergebenen im hohen Maße. --

Spät e r.

Mir wird soeben gesagt, daß die Eröffnungen des Jnternuntius Baron Brück
an die östreichischen Handclscapitäne sich nicht auf die Räumung aller türkischen
Gewässer, sondern nur des schwarzen Meeres bezogen habe, und daß von einem
Befehl, so schnell wie möglich in östreichische Häfen zurückzufahren, nicht die Rede
gewesen sei.

Man hat üble Nachrichten aus Epirus und Thessalien. Der Aufstand macht
mehr und mehr Fortschritte, die türkischen Truppen befanden sich einige Mal stark
im Gedränge und verloren Geschütz. Man rechnet, daß im ganzen, die Baschi-
Bojukö'eingerichtet, etwa -14,000 Mann zur Stelle sind, wogegen sich die Jnsur-
gcntenarmce bereits ans 23,000 Mann belaufen soll. Darum erachtet man es hier
als einen großen Fehler, daß neulich 3,-100 Mann ägyptische Truppen, in Konstanti-
nopel anstatt in Prcvesa ausgeschifft wurden. Von nun ab werden alle Maßre¬
geln energisch daraus hingewendet sein, die türkische Armee an der griechischen
Grenze aus einen Achtung gebietenden Fuß zu bringen.

Von Seiten der hiesigen östreichischen und russische" Partei werden Gerüchte
ausgesprengt, wonach Lord Stratsvrd den Aufstand insofern begünstige, als er be¬
müht sei, demselben eine republikanische Richtung zu geben. Mau versichert zu-'
gleich, England bezwecke damit eine Lostrennung von Epirus, Macedonien 'und
Thessalien von der Türkei und suche in demselben Maße zu verhindern, daß ein
Anschluß an Hellas zu Stande komme. Man kennt die Absicht, in der solche
Erfindungen ausgestreut werden, hier zur Genüge, um sich im mindesten dadurch
beunruhigen zu lassen.

Vor drei Tagen langte General Canrobert, Commandant einer französi¬
schen Division, hier an, und erregte mit seiner bunten Suite und durch sein
martialisches Auftreten im höchsten Maße das Interesse der hiesigen Bevölkerung.
Vorgestern hat er sich indeß wieder uach Gallipoli eingeschifft, welches nunmehr zum
HauptlandnngSpunkt bestimmt ist, und wohin von hier aus täglich immer mehr
Heergcräth und Proviant abgeht. --

Ich versäumte in der letzten Zeit in keinem meiner Berichte Ihnen ein lini-


rung hierselbst in einem erschreckenden Maße zunimmt, ungeachtet die schnelle Ab.-
fahrt her Griechen für einzelne Artikel momentan eine Baisse hervorrief. Niemand
vermag abzusehen, wie die 900,000 Menschen , welche Staat'ni und den Bosporus
bewohnen, bis zur nächsten Ernte ihr Leben fristen werden, zumal wenn es sich
bestätigen sollte, daß die französische Expeditionsarmee auf 100,000 Mann an¬
steigen wird.

General Klapka, von dem ich Ihnen zu mehren Malen schrieb, hält sich nach
wie vor hier auf, und wohnt abwechselnd in Pera oder in Babel (am Bosporus).
Wie man mir sagt, sind ihm seit etwa vierzehn Tagen neue Aussichten für seine
demnächstige Verwendung eröffnet worden. Es ist falsch, wenn behauptet wurde,
er sei Türke, geworden. Dieser Schritt hat nie in seiner Absicht gelegen. Dagegen
ist Guyon (Kurschid Pascha) Muselmann, und zwar bereits seit seinem Uebertritt
ans türkisches Gebiet. Derselbe erweist sich in Anadoli sehr tüchtig und hat das
Vertrauen und die Liebe seiner Untergebenen im hohen Maße. —

Spät e r.

Mir wird soeben gesagt, daß die Eröffnungen des Jnternuntius Baron Brück
an die östreichischen Handclscapitäne sich nicht auf die Räumung aller türkischen
Gewässer, sondern nur des schwarzen Meeres bezogen habe, und daß von einem
Befehl, so schnell wie möglich in östreichische Häfen zurückzufahren, nicht die Rede
gewesen sei.

Man hat üble Nachrichten aus Epirus und Thessalien. Der Aufstand macht
mehr und mehr Fortschritte, die türkischen Truppen befanden sich einige Mal stark
im Gedränge und verloren Geschütz. Man rechnet, daß im ganzen, die Baschi-
Bojukö'eingerichtet, etwa -14,000 Mann zur Stelle sind, wogegen sich die Jnsur-
gcntenarmce bereits ans 23,000 Mann belaufen soll. Darum erachtet man es hier
als einen großen Fehler, daß neulich 3,-100 Mann ägyptische Truppen, in Konstanti-
nopel anstatt in Prcvesa ausgeschifft wurden. Von nun ab werden alle Maßre¬
geln energisch daraus hingewendet sein, die türkische Armee an der griechischen
Grenze aus einen Achtung gebietenden Fuß zu bringen.

Von Seiten der hiesigen östreichischen und russische» Partei werden Gerüchte
ausgesprengt, wonach Lord Stratsvrd den Aufstand insofern begünstige, als er be¬
müht sei, demselben eine republikanische Richtung zu geben. Mau versichert zu-'
gleich, England bezwecke damit eine Lostrennung von Epirus, Macedonien 'und
Thessalien von der Türkei und suche in demselben Maße zu verhindern, daß ein
Anschluß an Hellas zu Stande komme. Man kennt die Absicht, in der solche
Erfindungen ausgestreut werden, hier zur Genüge, um sich im mindesten dadurch
beunruhigen zu lassen.

Vor drei Tagen langte General Canrobert, Commandant einer französi¬
schen Division, hier an, und erregte mit seiner bunten Suite und durch sein
martialisches Auftreten im höchsten Maße das Interesse der hiesigen Bevölkerung.
Vorgestern hat er sich indeß wieder uach Gallipoli eingeschifft, welches nunmehr zum
HauptlandnngSpunkt bestimmt ist, und wohin von hier aus täglich immer mehr
Heergcräth und Proviant abgeht. —

Ich versäumte in der letzten Zeit in keinem meiner Berichte Ihnen ein lini-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/159>, abgerufen am 22.12.2024.