Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.nes Bulletin über das Fortschreiten des FrülMigs,in seiner keimenden Entwick¬ -- Wer ist dem englischen Volke für die Leitung des Grenzboten. II. 18!>i. , Z0
nes Bulletin über das Fortschreiten des FrülMigs,in seiner keimenden Entwick¬ — Wer ist dem englischen Volke für die Leitung des Grenzboten. II. 18!>i. , Z0
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0161" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97941"/> <p xml:id="ID_510" prev="#ID_509"> nes Bulletin über das Fortschreiten des FrülMigs,in seiner keimenden Entwick¬<lb/> lung zu geben. Gestern beim niederschauen in eines jener tiefeingeschnittenen<lb/> Thäler, welches Gärten und Obstbaumschulcn anfüllen, inmitten Peras, war ich<lb/> erstaunt, AM- und Kastanienbäume schon blühend zu finden. Heute ist die<lb/> Sonne prächtig ausgegangen und die reine Lust läßt Land und Meer, Asien und<lb/> Europa, weithin überschauen. Noch erhebt sich indeß kein Staub. Wenn er er¬<lb/> scheint, hat der eigentliche Vorfrühling sein Ende, und damit auch die Lust der<lb/> Spaziergänger, die jetzt in Massen aus der engen-Straße von Pera auf dem gro¬<lb/> ßen Campo devouchiren. —</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> </head> <p xml:id="ID_511" next="#ID_512"> — Wer ist dem englischen Volke für die Leitung des<lb/> Krieges mit Rußland perautwortlich? Merkwürdigerweise lautet'die Autwort: Ihrer<lb/> Majestät der Königin Staatssekretär für den Krieg und die Kolonien. Diesem<lb/> Staatsmann, der in gewöhnlichen Zeiten über das Wohl und Wehe von 25—30<lb/> Kolonien in allen Theilen der Welt zu wachen hat, den heute die Zwistigkeiten zwischen<lb/> den französischen und den englischen Ansiedlern in Canada und ein Aufstand der Bud¬<lb/> dhisten auf Ceylon, morgen die Interessen der Zuckcrplantagenbesttzer auf Jamaica<lb/> oder Mauritius, und die gefährliche'Nachbarschaft von Strafcolonien und Goldgruben<lb/> in Australien, übermorgen die Kaffern am Cap und die Marois auf Neuseeland be¬<lb/> schäftigen, liegt auch jetzt noch die Oberaufsicht über alle kriegerischen Maßregeln<lb/> ob, die zur Bändigung der Macht Rußlands ergriffen werden sollen. Dieses ohne¬<lb/> dies schon schwierige Amt wird ihm noch mehr erschwert durch die Zersplitterung<lb/> der Behörden, welche unter ihm die Ausrüstung, den Unterhalt und die Verwendung<lb/> der Armee zu besorgen haben. Der Kricgssecretär hat dem Parlamente das Kriegs¬<lb/> budget vorzulegen und ist ihm sür die richtige Verwendung der, Gelder verant¬<lb/> wortlich, deshalb muß er wegen jeder Maßregel, die sofortige Ausgaben nothwendig<lb/> macht, befragt werden. Der Oberbefehlshaber der Landtruppen hat/den Oberbefehl<lb/> über die ganze Armee, mit Ausnahme der Artillerie und der Ingenieure; er ent¬<lb/> scheidet über die Besetzung aller Osfizicrstclleu bis zum Brigadecommando und Stab<lb/> hinauf. Er kann ohne Mitwirkung des Kriegssccretärs Maßregeln anordnen, welche<lb/> später dem Budget sehr zur Last satten, wenn sie nur nicht sofortige Ausgaben ver¬<lb/> anlassen. Die Artillerie und die Ingenieure stehen unter dem Generalfeldzeugmeister,<lb/> der außerdem mit dem Beistand des Zengmeistercollegiums die Aussicht über alle<lb/> Befestigungen, Kasernen, Wasservorräthe und die Ausrüstung der Armee hat. Dabei<lb/> kommen aber einige theils lächerliche, theils höchst beschwerliche Ausnahmen vor.<lb/> Das Zeugmeistercollegium besorgt die ganze Bewaffnung der Soldaten, mit Aus¬<lb/> nahme der Sergeantcnsäbel; von der Uniformirung besorgt es nur die Capots;<lb/> sämmtliche übrige Uniformstücke schaffen die Obersten an, denen dies ein beträchtliches<lb/> Einkommen sichert; es besorgt die Verproviantirung der Armee, solange sie sich in<lb/> Großbritannien und Irland befindet; sowie aber ein Truppcutheil die heimischen<lb/> Ufer verläßt, ist die Verproviantirung eine Sache des Schatzamtes, welches die Ober¬<lb/> aufsicht -über sämmtliche Finanzangelegenheiten führt. Für die Auszahlung des Soldes<lb/> und der Gagen ist eine besondere Behörde vorhanden, der Generalzahlmeister. Alle<lb/> diese Behörden sind unabhängig voneinander und nur dem Staatssekretär sür den<lb/> Krieg und die Kolonien subordinire. Man kann sich denken, welche Schreibereien</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. II. 18!>i. , Z0</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0161]
nes Bulletin über das Fortschreiten des FrülMigs,in seiner keimenden Entwick¬
lung zu geben. Gestern beim niederschauen in eines jener tiefeingeschnittenen
Thäler, welches Gärten und Obstbaumschulcn anfüllen, inmitten Peras, war ich
erstaunt, AM- und Kastanienbäume schon blühend zu finden. Heute ist die
Sonne prächtig ausgegangen und die reine Lust läßt Land und Meer, Asien und
Europa, weithin überschauen. Noch erhebt sich indeß kein Staub. Wenn er er¬
scheint, hat der eigentliche Vorfrühling sein Ende, und damit auch die Lust der
Spaziergänger, die jetzt in Massen aus der engen-Straße von Pera auf dem gro¬
ßen Campo devouchiren. —
— Wer ist dem englischen Volke für die Leitung des
Krieges mit Rußland perautwortlich? Merkwürdigerweise lautet'die Autwort: Ihrer
Majestät der Königin Staatssekretär für den Krieg und die Kolonien. Diesem
Staatsmann, der in gewöhnlichen Zeiten über das Wohl und Wehe von 25—30
Kolonien in allen Theilen der Welt zu wachen hat, den heute die Zwistigkeiten zwischen
den französischen und den englischen Ansiedlern in Canada und ein Aufstand der Bud¬
dhisten auf Ceylon, morgen die Interessen der Zuckcrplantagenbesttzer auf Jamaica
oder Mauritius, und die gefährliche'Nachbarschaft von Strafcolonien und Goldgruben
in Australien, übermorgen die Kaffern am Cap und die Marois auf Neuseeland be¬
schäftigen, liegt auch jetzt noch die Oberaufsicht über alle kriegerischen Maßregeln
ob, die zur Bändigung der Macht Rußlands ergriffen werden sollen. Dieses ohne¬
dies schon schwierige Amt wird ihm noch mehr erschwert durch die Zersplitterung
der Behörden, welche unter ihm die Ausrüstung, den Unterhalt und die Verwendung
der Armee zu besorgen haben. Der Kricgssecretär hat dem Parlamente das Kriegs¬
budget vorzulegen und ist ihm sür die richtige Verwendung der, Gelder verant¬
wortlich, deshalb muß er wegen jeder Maßregel, die sofortige Ausgaben nothwendig
macht, befragt werden. Der Oberbefehlshaber der Landtruppen hat/den Oberbefehl
über die ganze Armee, mit Ausnahme der Artillerie und der Ingenieure; er ent¬
scheidet über die Besetzung aller Osfizicrstclleu bis zum Brigadecommando und Stab
hinauf. Er kann ohne Mitwirkung des Kriegssccretärs Maßregeln anordnen, welche
später dem Budget sehr zur Last satten, wenn sie nur nicht sofortige Ausgaben ver¬
anlassen. Die Artillerie und die Ingenieure stehen unter dem Generalfeldzeugmeister,
der außerdem mit dem Beistand des Zengmeistercollegiums die Aussicht über alle
Befestigungen, Kasernen, Wasservorräthe und die Ausrüstung der Armee hat. Dabei
kommen aber einige theils lächerliche, theils höchst beschwerliche Ausnahmen vor.
Das Zeugmeistercollegium besorgt die ganze Bewaffnung der Soldaten, mit Aus¬
nahme der Sergeantcnsäbel; von der Uniformirung besorgt es nur die Capots;
sämmtliche übrige Uniformstücke schaffen die Obersten an, denen dies ein beträchtliches
Einkommen sichert; es besorgt die Verproviantirung der Armee, solange sie sich in
Großbritannien und Irland befindet; sowie aber ein Truppcutheil die heimischen
Ufer verläßt, ist die Verproviantirung eine Sache des Schatzamtes, welches die Ober¬
aufsicht -über sämmtliche Finanzangelegenheiten führt. Für die Auszahlung des Soldes
und der Gagen ist eine besondere Behörde vorhanden, der Generalzahlmeister. Alle
diese Behörden sind unabhängig voneinander und nur dem Staatssekretär sür den
Krieg und die Kolonien subordinire. Man kann sich denken, welche Schreibereien
Grenzboten. II. 18!>i. , Z0
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