Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.früherer Zeit die Janitscharen und Sy"h>S sich seiner bedient hatten, um den Die Dörfer und Haus, bei denen wir dann und wann Halt machten, um Auf der ganzen Reise war mir die Vegetation um n"s her noch nicht so Als die Sonne dem Untergange sich zuneigte, wurde der Weg mehr und Wir mußten, nachdem wir durchs Thor eingeritten waren, uns durch ein früherer Zeit die Janitscharen und Sy"h>S sich seiner bedient hatten, um den Die Dörfer und Haus, bei denen wir dann und wann Halt machten, um Auf der ganzen Reise war mir die Vegetation um n»s her noch nicht so Als die Sonne dem Untergange sich zuneigte, wurde der Weg mehr und Wir mußten, nachdem wir durchs Thor eingeritten waren, uns durch ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97888"/> <p xml:id="ID_292" prev="#ID_291"> früherer Zeit die Janitscharen und Sy"h>S sich seiner bedient hatten, um den<lb/> auf dem Schlachtfelde gebliebenen Feinden damit Nase» und Ohren abzuschneiden.</p><lb/> <p xml:id="ID_293"> Die Dörfer und Haus, bei denen wir dann und wann Halt machten, um<lb/> unsere Pferde ausschnaufen zu lassen und einige Erfrischungen zu uns zu nehmen,<lb/> waren von der ärmlichsten Art, Ein Getränk indeß, (Pet uchs), welches ans<lb/> Most bereitet wird, nud dem Meth ähnlich schmeckt, fand sich überall vor, und<lb/> scheint bei den Mohamedanern deu verbotenen Wein zu ersetzen. Beiläufig will<lb/> ich »och bemerken, daß dieses Verbot nur noch in den entlegneren Provinzen,'<lb/> am »lindeste» indeß in Stambul durchgängige Beachtung findet.</p><lb/> <p xml:id="ID_294"> Auf der ganzen Reise war mir die Vegetation um n»s her noch nicht so<lb/> kümmerlich erschienen, wie an diesem Tage. Die Eichen, Birken und Espen,<lb/> welche wir antrafen, wiesen sich cillesammt verkrüppelt. Zum Theil mochte sich<lb/> dies aus der für den Pflanzenwuchs sehr ungünstigen Beschaffenheit des Bodens<lb/> herleiten lassen. Doch gibt es noch andere Gründe, welche hier das Aufkommen<lb/> eines stattlichen Baumwuchses hindern. Der Urwald ist längst durch ungeheure<lb/> Waldbrände vertilgt worden; das junge Unterholz, welches bald darnach aufschoß,<lb/> vermochte aber uicht sich zu entwickeln, weil die weidenden Herden alljährlich die<lb/> jungen Triebe zerstörten.</p><lb/> <p xml:id="ID_295"> Als die Sonne dem Untergange sich zuneigte, wurde der Weg mehr und<lb/> mehr uuprakticabel. Die meisten meiner Reisegefährten waren abgestiegen und<lb/> führten ihre Pferde am Zügel. Endlich als es bereits ganz finster geworden<lb/> war, bog unser Pfad in ein reich bebautes Thal ein; Obstgärten lagen rechts<lb/> und links am Wege, nud es heimelte mich an, als Ich die weißen, reinlichen<lb/> Mauern und dichten Hecken gewahrte, über welche die vollen Kronen der Frucht-<lb/> bäume hinüberschaute». Von einem uns entgegenkommenden Reiter erfuhren wir, ,<lb/> daß wir bis zur Stadt selbst noch eine halbe Stunde zurückzulegen hätten. So<lb/> weit wie hier breitet selten eine türkische Ortschaft die Cnltnrzone der Felder und<lb/> Gärten in die Umgegend ans.</p><lb/> <p xml:id="ID_296"> Wir mußten, nachdem wir durchs Thor eingeritten waren, uns durch ein<lb/> Gewirr vou Straßen hiudurchschlageu, um zu uuserem Ha» zu gelange». Es<lb/> war dies ein ziemlich weitläufiges Gebäude. Die ganzen unteren Räume waren<lb/> zu Ställen eingerichtet, über welche hin eine Art Sparrenwerk den Fußboden der<lb/> oberen Etage formirte. Zu uuserem großen Bedauern gab es weder Pillau,<lb/> (uicht Pillaw, welches aus der verdorbenen französischen Schreibweise entstanden -<lb/> ist) noch Milch, noch Fleisch, und wir mußten mit einem aus Brod und Aepfeln<lb/> bestehenden Abendbrod fürlieb nehmen. Für eine derartige Unterkunft hat die<lb/> Person nebst Pferd nicht selten anderthalb Thaler unseres Geldes zu zahlen.<lb/> Im allgemeinen sind die Zeche» hier z» Lande theuer, was mehr eine Folge der<lb/> geringen Cone»rre»z als des hohe» Preises der Lebensmittel zu sein scheint.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
früherer Zeit die Janitscharen und Sy"h>S sich seiner bedient hatten, um den
auf dem Schlachtfelde gebliebenen Feinden damit Nase» und Ohren abzuschneiden.
Die Dörfer und Haus, bei denen wir dann und wann Halt machten, um
unsere Pferde ausschnaufen zu lassen und einige Erfrischungen zu uns zu nehmen,
waren von der ärmlichsten Art, Ein Getränk indeß, (Pet uchs), welches ans
Most bereitet wird, nud dem Meth ähnlich schmeckt, fand sich überall vor, und
scheint bei den Mohamedanern deu verbotenen Wein zu ersetzen. Beiläufig will
ich »och bemerken, daß dieses Verbot nur noch in den entlegneren Provinzen,'
am »lindeste» indeß in Stambul durchgängige Beachtung findet.
Auf der ganzen Reise war mir die Vegetation um n»s her noch nicht so
kümmerlich erschienen, wie an diesem Tage. Die Eichen, Birken und Espen,
welche wir antrafen, wiesen sich cillesammt verkrüppelt. Zum Theil mochte sich
dies aus der für den Pflanzenwuchs sehr ungünstigen Beschaffenheit des Bodens
herleiten lassen. Doch gibt es noch andere Gründe, welche hier das Aufkommen
eines stattlichen Baumwuchses hindern. Der Urwald ist längst durch ungeheure
Waldbrände vertilgt worden; das junge Unterholz, welches bald darnach aufschoß,
vermochte aber uicht sich zu entwickeln, weil die weidenden Herden alljährlich die
jungen Triebe zerstörten.
Als die Sonne dem Untergange sich zuneigte, wurde der Weg mehr und
mehr uuprakticabel. Die meisten meiner Reisegefährten waren abgestiegen und
führten ihre Pferde am Zügel. Endlich als es bereits ganz finster geworden
war, bog unser Pfad in ein reich bebautes Thal ein; Obstgärten lagen rechts
und links am Wege, nud es heimelte mich an, als Ich die weißen, reinlichen
Mauern und dichten Hecken gewahrte, über welche die vollen Kronen der Frucht-
bäume hinüberschaute». Von einem uns entgegenkommenden Reiter erfuhren wir, ,
daß wir bis zur Stadt selbst noch eine halbe Stunde zurückzulegen hätten. So
weit wie hier breitet selten eine türkische Ortschaft die Cnltnrzone der Felder und
Gärten in die Umgegend ans.
Wir mußten, nachdem wir durchs Thor eingeritten waren, uns durch ein
Gewirr vou Straßen hiudurchschlageu, um zu uuserem Ha» zu gelange». Es
war dies ein ziemlich weitläufiges Gebäude. Die ganzen unteren Räume waren
zu Ställen eingerichtet, über welche hin eine Art Sparrenwerk den Fußboden der
oberen Etage formirte. Zu uuserem großen Bedauern gab es weder Pillau,
(uicht Pillaw, welches aus der verdorbenen französischen Schreibweise entstanden -
ist) noch Milch, noch Fleisch, und wir mußten mit einem aus Brod und Aepfeln
bestehenden Abendbrod fürlieb nehmen. Für eine derartige Unterkunft hat die
Person nebst Pferd nicht selten anderthalb Thaler unseres Geldes zu zahlen.
Im allgemeinen sind die Zeche» hier z» Lande theuer, was mehr eine Folge der
geringen Cone»rre»z als des hohe» Preises der Lebensmittel zu sein scheint.
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