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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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herrschende, während in Griechenland allerwärts demokratische Maximen siegten.
Wir schliefen die Nacht in einem am Ausgang des Engpasses gelegenen Han,
den wir am andern Morgen frühzeitig verließen, um Köprili, am oberen Vardar,
bei guter Stunde zu erreichen. Es waren acht Stunden, die wir bis dorthin
zu machen hatte". Die Gegend ist hier bebauter, wie ich sie vorher gefunden.
Man, steht an vielen Stellen sogar Gärten, die mit Zäunen eingefaßt sind.
Ganze halbe Stunden weit reitet man zwischen mächtigen künstlichen Hecken hin.
In den Hans findet man auf dieser Strecke mehr als anderwärts; nämlich ein
ziemlich genießbares Brot, Eier und Kaffee. Milch fehlte zu meiner Verwunderung
indeß überall. Man erklärte mir dies damit, daß das Vieh zum Balkan (dies
ist der allgemeine Name für alle Bergketten) getrieben sei. Da nun nicht anzu¬
nehmen ist, daß man auf dem Gebirge hier, wie in der Schweiz, Sennwirthschaften
zur Production von Butter und Käse eingerichtet hat, so scheint der Vortheil,
den man hier zu Lande durch die Viehzucht erzielt, wesentlich in der Gewinnung
von Jungvieh für den Markt, von Zugochsen und von Schlachtstücken zu bestehen.
Die meistens christlichen Bauern scheinen auch in dieser Gegend äußerst arm zu
sein. Indeß besteht zwischen den einzelnen Dorfschaften eine Eintheilung der
Weidereviere. Der Weg passtrte zu verschiedenen Malen eine Art von Ein¬
friedigungslinien mittelst einer Art von Thorgattern, welche in der Regel ein in,
der Nähe befindlicher Landmann uns öffnete'und dann wieder sorgsam schloß.
Schafe'und Schweine sah ich wenig; desto mehr Rindvieh und Pferde. Letztere
sind eben nicht schön und taugen mehr zu Saum- als zu Zngthieren. Auch ver¬
wendet man als solche hier fast ausschließlich den Ochsen.

Es war bereits Nachmittag, als wir Köprili von ferne liegen sahen. Diese
Stadt ist ans der Sohle und den Hängen eines tief eingeschnittenen Thales erbaut,
durch welches der Vardar ziemlich ungestüm dahinbraust. Ich war nicht wenig
erstaunt, ihn hier vor seiner Vereinigung mit dem anderen Quellfluß gleiches
Namens immer noch in beträchtlicher Breite fließen zu sehen.

Köprili ist nicht ohne Industrie. Wir sahen ziemlich gut gearbeitete Leder¬
waaren, die wol im Städtchen selbst verfertigt wurden, Schuhwerk, Reitpeitschen,
Sattelzeug u. s. w.; letzteres allerdings nicht von bester Qualität, aber immerhin
ebenso brauchbar, wie das, was wir in Salonik angetroffen hatten. Die Häuser
haben fast durchweg uur ein Stockwerk und sind alle ans Holz erbaut. Feuers-
brünste, wurde mir gesagt, seien änßerst selten. Als ich anführte, daß sie in
Stambul häufig vorkommen und man die Schuld auf den Holzbau werfe, lächelte
der Wirth des Hans, in welchem wir abgestiegen waren, und meinte, daß dies
wol seine guten Gründe habe. In Konstantinopel bestände eine ganze Classe
von Raubgesindel, die nachweislich aus der Gelegenheit zu Diebstählen, welche die
großen Brände, die regelmäßig im Sommer dort einträten, ihren Erwerb zögen.
Etwas Wahres mag daran sein; indeß ist es immer bemerkenswerth, daß im


herrschende, während in Griechenland allerwärts demokratische Maximen siegten.
Wir schliefen die Nacht in einem am Ausgang des Engpasses gelegenen Han,
den wir am andern Morgen frühzeitig verließen, um Köprili, am oberen Vardar,
bei guter Stunde zu erreichen. Es waren acht Stunden, die wir bis dorthin
zu machen hatte». Die Gegend ist hier bebauter, wie ich sie vorher gefunden.
Man, steht an vielen Stellen sogar Gärten, die mit Zäunen eingefaßt sind.
Ganze halbe Stunden weit reitet man zwischen mächtigen künstlichen Hecken hin.
In den Hans findet man auf dieser Strecke mehr als anderwärts; nämlich ein
ziemlich genießbares Brot, Eier und Kaffee. Milch fehlte zu meiner Verwunderung
indeß überall. Man erklärte mir dies damit, daß das Vieh zum Balkan (dies
ist der allgemeine Name für alle Bergketten) getrieben sei. Da nun nicht anzu¬
nehmen ist, daß man auf dem Gebirge hier, wie in der Schweiz, Sennwirthschaften
zur Production von Butter und Käse eingerichtet hat, so scheint der Vortheil,
den man hier zu Lande durch die Viehzucht erzielt, wesentlich in der Gewinnung
von Jungvieh für den Markt, von Zugochsen und von Schlachtstücken zu bestehen.
Die meistens christlichen Bauern scheinen auch in dieser Gegend äußerst arm zu
sein. Indeß besteht zwischen den einzelnen Dorfschaften eine Eintheilung der
Weidereviere. Der Weg passtrte zu verschiedenen Malen eine Art von Ein¬
friedigungslinien mittelst einer Art von Thorgattern, welche in der Regel ein in,
der Nähe befindlicher Landmann uns öffnete'und dann wieder sorgsam schloß.
Schafe'und Schweine sah ich wenig; desto mehr Rindvieh und Pferde. Letztere
sind eben nicht schön und taugen mehr zu Saum- als zu Zngthieren. Auch ver¬
wendet man als solche hier fast ausschließlich den Ochsen.

Es war bereits Nachmittag, als wir Köprili von ferne liegen sahen. Diese
Stadt ist ans der Sohle und den Hängen eines tief eingeschnittenen Thales erbaut,
durch welches der Vardar ziemlich ungestüm dahinbraust. Ich war nicht wenig
erstaunt, ihn hier vor seiner Vereinigung mit dem anderen Quellfluß gleiches
Namens immer noch in beträchtlicher Breite fließen zu sehen.

Köprili ist nicht ohne Industrie. Wir sahen ziemlich gut gearbeitete Leder¬
waaren, die wol im Städtchen selbst verfertigt wurden, Schuhwerk, Reitpeitschen,
Sattelzeug u. s. w.; letzteres allerdings nicht von bester Qualität, aber immerhin
ebenso brauchbar, wie das, was wir in Salonik angetroffen hatten. Die Häuser
haben fast durchweg uur ein Stockwerk und sind alle ans Holz erbaut. Feuers-
brünste, wurde mir gesagt, seien änßerst selten. Als ich anführte, daß sie in
Stambul häufig vorkommen und man die Schuld auf den Holzbau werfe, lächelte
der Wirth des Hans, in welchem wir abgestiegen waren, und meinte, daß dies
wol seine guten Gründe habe. In Konstantinopel bestände eine ganze Classe
von Raubgesindel, die nachweislich aus der Gelegenheit zu Diebstählen, welche die
großen Brände, die regelmäßig im Sommer dort einträten, ihren Erwerb zögen.
Etwas Wahres mag daran sein; indeß ist es immer bemerkenswerth, daß im


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/105>, abgerufen am 22.12.2024.