Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Jsegrimm, Roman von Wilibald Alexis.

Jsegrimm, vaterländischer Roman von W. Alexis (W. Häring), 3 Bände. Berlin,
C. Barthol, 18si.

Wenn es möglich wäre, daß kräftiger Freimut!), Liebe z"in Vaterlands und
ein feuriges Gefühl für Preußens Ehre, daß diese guten Eigenschaften eines
Preußischen Mannes, den von ihm geschriebenen Roman zu einem schönen Kunstwerk
machen könnten, so wäre der neue Roman ein vollkommenes Werk. Denn es
ist kaum möglich, mit mehr Wärme den Staat der Hohenzollern und seine hohe
Aufgabe zu vertreten, als der Verfasser gethan hat. Sehr bereitwillig sei ihm
hier die Freude darüber ausgesprochen.

Der Roman steht in einer lockeren Verbindung zu dem früheren des Dichters.
"Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", den er der Zeit nach fortführt. Dieselben
Politischen Verhältnisse bilden den Hintergrund und einige Personen sind beiden
gemeinsam. Eine Continuität zwar nicht der Begebenheit, aber der Gesinnung
und Tendenz ist in all seinen märkischen Romanen zu erkennen, und "der Ro¬
land von Berlin", "der falsche Waldemar", "die Hose" des Herrn
von Bret vo" und "der Wehrwolf" bilden zusammen ein großes historisches
Tableau der älteren Zeit, welchem Cabanis nud die beiden oben genannten als
Schilderungen des letzten Jahrhunderts gegenüberstehen. Der Kunstwerth dieser
Romane ist verschieden, aber derselbe kräftige patriotische Sinn, ein gesunder
wärkischer Stolz auf den Staat der Hohenzollern geht durch alle. In allen
senden sich gemeinsame Vorzüge, die bekannten Virtuositäten des Verfassers, eine
wirksame, oft vortreffliche Schilderung der märkischen Landschaft.und der menschlichen
Eigenthümlichkeit, welche ihr entspricht. Die Oede der sandigen Heide, die
heiße Luft des Kieferwaldes am schwülen Sommertag, der märkische Landsee im
Gebüsch versteckt, die weite Ebene, das Torfmoor, Himmel und Hügel, Luft und
Wasser sind in der Regel mit großer poetischer Kraft dargestellt und ihre Be¬
schreibung sehr glücklich benutzt, Stimmungen hervorzubringen. Auch die Menschen,


Grenzboten. I. 4 86i.
Jsegrimm, Roman von Wilibald Alexis.

Jsegrimm, vaterländischer Roman von W. Alexis (W. Häring), 3 Bände. Berlin,
C. Barthol, 18si.

Wenn es möglich wäre, daß kräftiger Freimut!), Liebe z»in Vaterlands und
ein feuriges Gefühl für Preußens Ehre, daß diese guten Eigenschaften eines
Preußischen Mannes, den von ihm geschriebenen Roman zu einem schönen Kunstwerk
machen könnten, so wäre der neue Roman ein vollkommenes Werk. Denn es
ist kaum möglich, mit mehr Wärme den Staat der Hohenzollern und seine hohe
Aufgabe zu vertreten, als der Verfasser gethan hat. Sehr bereitwillig sei ihm
hier die Freude darüber ausgesprochen.

Der Roman steht in einer lockeren Verbindung zu dem früheren des Dichters.
„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", den er der Zeit nach fortführt. Dieselben
Politischen Verhältnisse bilden den Hintergrund und einige Personen sind beiden
gemeinsam. Eine Continuität zwar nicht der Begebenheit, aber der Gesinnung
und Tendenz ist in all seinen märkischen Romanen zu erkennen, und „der Ro¬
land von Berlin", „der falsche Waldemar", „die Hose» des Herrn
von Bret vo" und „der Wehrwolf" bilden zusammen ein großes historisches
Tableau der älteren Zeit, welchem Cabanis nud die beiden oben genannten als
Schilderungen des letzten Jahrhunderts gegenüberstehen. Der Kunstwerth dieser
Romane ist verschieden, aber derselbe kräftige patriotische Sinn, ein gesunder
wärkischer Stolz auf den Staat der Hohenzollern geht durch alle. In allen
senden sich gemeinsame Vorzüge, die bekannten Virtuositäten des Verfassers, eine
wirksame, oft vortreffliche Schilderung der märkischen Landschaft.und der menschlichen
Eigenthümlichkeit, welche ihr entspricht. Die Oede der sandigen Heide, die
heiße Luft des Kieferwaldes am schwülen Sommertag, der märkische Landsee im
Gebüsch versteckt, die weite Ebene, das Torfmoor, Himmel und Hügel, Luft und
Wasser sind in der Regel mit großer poetischer Kraft dargestellt und ihre Be¬
schreibung sehr glücklich benutzt, Stimmungen hervorzubringen. Auch die Menschen,


Grenzboten. I. 4 86i.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0329" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97575"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Jsegrimm, Roman von Wilibald Alexis.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_859"> Jsegrimm, vaterländischer Roman von W. Alexis (W. Häring), 3 Bände. Berlin,<lb/>
C. Barthol, 18si.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_860"> Wenn es möglich wäre, daß kräftiger Freimut!), Liebe z»in Vaterlands und<lb/>
ein feuriges Gefühl für Preußens Ehre, daß diese guten Eigenschaften eines<lb/>
Preußischen Mannes, den von ihm geschriebenen Roman zu einem schönen Kunstwerk<lb/>
machen könnten, so wäre der neue Roman ein vollkommenes Werk. Denn es<lb/>
ist kaum möglich, mit mehr Wärme den Staat der Hohenzollern und seine hohe<lb/>
Aufgabe zu vertreten, als der Verfasser gethan hat. Sehr bereitwillig sei ihm<lb/>
hier die Freude darüber ausgesprochen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_861" next="#ID_862"> Der Roman steht in einer lockeren Verbindung zu dem früheren des Dichters.<lb/>
&#x201E;Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", den er der Zeit nach fortführt. Dieselben<lb/>
Politischen Verhältnisse bilden den Hintergrund und einige Personen sind beiden<lb/>
gemeinsam.  Eine Continuität zwar nicht der Begebenheit, aber der Gesinnung<lb/>
und Tendenz ist in all seinen märkischen Romanen zu erkennen, und &#x201E;der Ro¬<lb/>
land von Berlin", &#x201E;der falsche Waldemar", &#x201E;die Hose» des Herrn<lb/>
von Bret vo" und &#x201E;der Wehrwolf" bilden zusammen ein großes historisches<lb/>
Tableau der älteren Zeit, welchem Cabanis nud die beiden oben genannten als<lb/>
Schilderungen des letzten Jahrhunderts gegenüberstehen.  Der Kunstwerth dieser<lb/>
Romane ist verschieden, aber derselbe kräftige patriotische Sinn, ein gesunder<lb/>
wärkischer Stolz auf den Staat der Hohenzollern geht durch alle.  In allen<lb/>
senden sich gemeinsame Vorzüge, die bekannten Virtuositäten des Verfassers, eine<lb/>
wirksame, oft vortreffliche Schilderung der märkischen Landschaft.und der menschlichen<lb/>
Eigenthümlichkeit, welche ihr entspricht.  Die Oede der sandigen Heide, die<lb/>
heiße Luft des Kieferwaldes am schwülen Sommertag, der märkische Landsee im<lb/>
Gebüsch versteckt, die weite Ebene, das Torfmoor, Himmel und Hügel, Luft und<lb/>
Wasser sind in der Regel mit großer poetischer Kraft dargestellt und ihre Be¬<lb/>
schreibung sehr glücklich benutzt, Stimmungen hervorzubringen. Auch die Menschen,</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. I. 4 86i.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0329] Jsegrimm, Roman von Wilibald Alexis. Jsegrimm, vaterländischer Roman von W. Alexis (W. Häring), 3 Bände. Berlin, C. Barthol, 18si. Wenn es möglich wäre, daß kräftiger Freimut!), Liebe z»in Vaterlands und ein feuriges Gefühl für Preußens Ehre, daß diese guten Eigenschaften eines Preußischen Mannes, den von ihm geschriebenen Roman zu einem schönen Kunstwerk machen könnten, so wäre der neue Roman ein vollkommenes Werk. Denn es ist kaum möglich, mit mehr Wärme den Staat der Hohenzollern und seine hohe Aufgabe zu vertreten, als der Verfasser gethan hat. Sehr bereitwillig sei ihm hier die Freude darüber ausgesprochen. Der Roman steht in einer lockeren Verbindung zu dem früheren des Dichters. „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", den er der Zeit nach fortführt. Dieselben Politischen Verhältnisse bilden den Hintergrund und einige Personen sind beiden gemeinsam. Eine Continuität zwar nicht der Begebenheit, aber der Gesinnung und Tendenz ist in all seinen märkischen Romanen zu erkennen, und „der Ro¬ land von Berlin", „der falsche Waldemar", „die Hose» des Herrn von Bret vo" und „der Wehrwolf" bilden zusammen ein großes historisches Tableau der älteren Zeit, welchem Cabanis nud die beiden oben genannten als Schilderungen des letzten Jahrhunderts gegenüberstehen. Der Kunstwerth dieser Romane ist verschieden, aber derselbe kräftige patriotische Sinn, ein gesunder wärkischer Stolz auf den Staat der Hohenzollern geht durch alle. In allen senden sich gemeinsame Vorzüge, die bekannten Virtuositäten des Verfassers, eine wirksame, oft vortreffliche Schilderung der märkischen Landschaft.und der menschlichen Eigenthümlichkeit, welche ihr entspricht. Die Oede der sandigen Heide, die heiße Luft des Kieferwaldes am schwülen Sommertag, der märkische Landsee im Gebüsch versteckt, die weite Ebene, das Torfmoor, Himmel und Hügel, Luft und Wasser sind in der Regel mit großer poetischer Kraft dargestellt und ihre Be¬ schreibung sehr glücklich benutzt, Stimmungen hervorzubringen. Auch die Menschen, Grenzboten. I. 4 86i.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/329
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/329>, abgerufen am 03.07.2024.