Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.nisse wurden nun die Heiligen und Märtyrer mit den Söhnen eines Hauses Die dritte Predigt begann mit einem Preise der englischen Nationalkraft, nisse wurden nun die Heiligen und Märtyrer mit den Söhnen eines Hauses Die dritte Predigt begann mit einem Preise der englischen Nationalkraft, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97395"/> <p xml:id="ID_382" prev="#ID_381"> nisse wurden nun die Heiligen und Märtyrer mit den Söhnen eines Hauses<lb/> verglichen, die in ferne Länder gezogen, dort Ruhm und Ansehen erworben hät¬<lb/> ten, deren Andenken mit liebevoller Sorgfalt von den Angehörigen bis aufs<lb/> kleinste gehegt, deren Geburtstage' auch in ihrer Abwesenheit mit Stolz und Liebe<lb/> gefeiert würden. So verlange die Kirche, die gemeinsame Mutter, von all ihren<lb/> Kindern, daß sie das Gedächtniß vou Männern wie Vincenz de Paula und<lb/> Franz von Assise n. a. hochhalten sollten. Doch steigerte er das Interesse die¬<lb/> ses Gleichnisses für seiue Zuhörer wenigstens dadurch, daß er es direct auf eng-<lb/> lische Verhältnisse bezog. Den einen jener Söhne ließ er nach Westen gehen<lb/> und dort durch Industrie und Arbeitsamkeit reich und angesehen werden, den<lb/> andern im Osten dnrch Tapferkeit Kriegsruhm erlangen: wobei denn die Anwe¬<lb/> senden an ihre Verwandten in Amerika nud Ostindien denke» konnten. Dann<lb/> ging er wieder auf die heilige Jungfrau über, und führte aus, daß die höhere<lb/> Stellung, die der Katholicismus ihr im Vergleich zu ander» Kirchen anwiese,<lb/> aus einer erhabenem und reinern Vorstellung von der Gottheit entspringe, die<lb/> von ihr habe gehöre» sein wollen. Z»in Schluß wurde die heilige Jungfrau<lb/> den dn'lsUair motdvrs als Vorbild bei der Erziehung ihrer Töchter empfohlen.<lb/> Man steht an solchen Beispielen, wieviel menschlicher die Vorstellung von der<lb/> Persönlichkeit der göttlichen Wesen bei den Katholiken unbeschadet aller Anbetung<lb/> ist, und wieviel näher das Verhältniß der Gläubigen zu thuen.</p><lb/> <p xml:id="ID_383" next="#ID_384"> Die dritte Predigt begann mit einem Preise der englischen Nationalkraft,<lb/> insofern sie sich in weltlichen Interessen bethätigt, und der herrlichen Erfolge, die<lb/> in allem, was zum Nutzen 'des Landes gereicht, durch das einmüthige Zusammen-<lb/> handcln des ganze» Volks errungen werden. Leider sei diese Einigkeit i» geist¬<lb/> lichen Dingen nicht vorhanden. Selbst in dieser Versammlung befinden sich<lb/> solche, die wie ich der römischen Kirche angehören, und Gegner derselben. In<lb/> der Nation kann man die confessionellen Formen durch alle Grade und Abstufungen<lb/> verfolgen, von der Richtung, die starke Aehnlichkeiten (dioaü rs8<zind1aneiZ8) mit,<lb/> dem Katholicismus hat, bis zu den nndentlichsten Schatten von Glauben. Diese<lb/> Spaltung ist ein gefahrdrohendes Symptom; aber wie ein Architekt dem Riß in<lb/> der Mauer abhelfen kann, wenn er seiner Ursache bis auf den Grund nachgeht,<lb/> so mögen wir nicht verzweifeln, »ach richtiger Erkenntniß der Ursachen Mittel<lb/> gegen das Uebeln zu finde». Zum Behuf der Vereinigung müsse man von einen:<lb/> Princip ausgehe», das allen Parteien gemeinsam ist, wie von einem neutralen<lb/> Boden; und zwar handle es sich darum, festzustellen, was Christi Wunsch in Be¬<lb/> zug ans die Kirche gewesen sei. Daß dies die Einheit war, wurde nun sehr breit<lb/> auseinandergesetzt, der Zorn des sanften Gottessohns gegen Pharisäer und Schrift-<lb/> gelehrte geschildert, seine Gleichnisse von Sämann, Hirten und Weinstock in Be¬<lb/> zug hierauf erklärt. Und was bedeutet es, frug er dann mit erhöhter Feierlich¬<lb/> keit in Ton und Ausdruck, wenn er, der selbst Gott war, sich vor Gott in den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
nisse wurden nun die Heiligen und Märtyrer mit den Söhnen eines Hauses
verglichen, die in ferne Länder gezogen, dort Ruhm und Ansehen erworben hät¬
ten, deren Andenken mit liebevoller Sorgfalt von den Angehörigen bis aufs
kleinste gehegt, deren Geburtstage' auch in ihrer Abwesenheit mit Stolz und Liebe
gefeiert würden. So verlange die Kirche, die gemeinsame Mutter, von all ihren
Kindern, daß sie das Gedächtniß vou Männern wie Vincenz de Paula und
Franz von Assise n. a. hochhalten sollten. Doch steigerte er das Interesse die¬
ses Gleichnisses für seiue Zuhörer wenigstens dadurch, daß er es direct auf eng-
lische Verhältnisse bezog. Den einen jener Söhne ließ er nach Westen gehen
und dort durch Industrie und Arbeitsamkeit reich und angesehen werden, den
andern im Osten dnrch Tapferkeit Kriegsruhm erlangen: wobei denn die Anwe¬
senden an ihre Verwandten in Amerika nud Ostindien denke» konnten. Dann
ging er wieder auf die heilige Jungfrau über, und führte aus, daß die höhere
Stellung, die der Katholicismus ihr im Vergleich zu ander» Kirchen anwiese,
aus einer erhabenem und reinern Vorstellung von der Gottheit entspringe, die
von ihr habe gehöre» sein wollen. Z»in Schluß wurde die heilige Jungfrau
den dn'lsUair motdvrs als Vorbild bei der Erziehung ihrer Töchter empfohlen.
Man steht an solchen Beispielen, wieviel menschlicher die Vorstellung von der
Persönlichkeit der göttlichen Wesen bei den Katholiken unbeschadet aller Anbetung
ist, und wieviel näher das Verhältniß der Gläubigen zu thuen.
Die dritte Predigt begann mit einem Preise der englischen Nationalkraft,
insofern sie sich in weltlichen Interessen bethätigt, und der herrlichen Erfolge, die
in allem, was zum Nutzen 'des Landes gereicht, durch das einmüthige Zusammen-
handcln des ganze» Volks errungen werden. Leider sei diese Einigkeit i» geist¬
lichen Dingen nicht vorhanden. Selbst in dieser Versammlung befinden sich
solche, die wie ich der römischen Kirche angehören, und Gegner derselben. In
der Nation kann man die confessionellen Formen durch alle Grade und Abstufungen
verfolgen, von der Richtung, die starke Aehnlichkeiten (dioaü rs8<zind1aneiZ8) mit,
dem Katholicismus hat, bis zu den nndentlichsten Schatten von Glauben. Diese
Spaltung ist ein gefahrdrohendes Symptom; aber wie ein Architekt dem Riß in
der Mauer abhelfen kann, wenn er seiner Ursache bis auf den Grund nachgeht,
so mögen wir nicht verzweifeln, »ach richtiger Erkenntniß der Ursachen Mittel
gegen das Uebeln zu finde». Zum Behuf der Vereinigung müsse man von einen:
Princip ausgehe», das allen Parteien gemeinsam ist, wie von einem neutralen
Boden; und zwar handle es sich darum, festzustellen, was Christi Wunsch in Be¬
zug ans die Kirche gewesen sei. Daß dies die Einheit war, wurde nun sehr breit
auseinandergesetzt, der Zorn des sanften Gottessohns gegen Pharisäer und Schrift-
gelehrte geschildert, seine Gleichnisse von Sämann, Hirten und Weinstock in Be¬
zug hierauf erklärt. Und was bedeutet es, frug er dann mit erhöhter Feierlich¬
keit in Ton und Ausdruck, wenn er, der selbst Gott war, sich vor Gott in den
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