Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolph Se "Hr. Zwei Theile. Braunschweig, Vieweg und Sohn. --- "Auf meinen Reisen," sagt der Verfasser in der Vorrede, "besonders aber Ein Werk dieser Art zu schreiben wird nicht leicht jemand befähigter sein Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolph Se «Hr. Zwei Theile. Braunschweig, Vieweg und Sohn. —- „Auf meinen Reisen," sagt der Verfasser in der Vorrede, „besonders aber Ein Werk dieser Art zu schreiben wird nicht leicht jemand befähigter sein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98374"/> </div> <div n="2"> <head> Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolph<lb/> Se «Hr. Zwei Theile. Braunschweig, Vieweg und Sohn. —-</head><lb/> <p xml:id="ID_161"> „Auf meinen Reisen," sagt der Verfasser in der Vorrede, „besonders aber<lb/> während meines längern Aufenthalts in Italien, vermißte ich oft selbst ein<lb/> Buch, welches dem Besucher der verschiedenen Äniikenmuseen Europas das Mittel<lb/> böte, die wichtigsten und berühmtesten Werke der alten Plastik und Malerei<lb/> mit Nutzen für seine ästhetische Bildung betrachten und in ihrer Bedeutung<lb/> für die alte Kunstgeschichte würdigen zu können. Es schien mir ein verdienst¬<lb/> liches Unternehmen, den Blick der zahlreichen Freunde alter Kunst durch eine<lb/> genaue Beschreibung dieser Werke, inmitten der verwirrenden Masse solcher<lb/> Sammlungen, auf das Vortrefflichste und Bedeutendste zu beschränken und für<lb/> das allseitige Verständniß desselben zu schärfen."</p><lb/> <p xml:id="ID_162" next="#ID_163"> Ein Werk dieser Art zu schreiben wird nicht leicht jemand befähigter sein<lb/> als Herr Stahr. Von einer tüchtigen und gründlichen philologischen Bildung<lb/> ausgehend, hat er sich dann der neuen Bewegung in der Philosophie und<lb/> namentlich der Aesthetik lebhast angeschlossen; er hat seine große und weltum¬<lb/> fassende Empfänglichkeit für alles Schone durch Reise» ausgebildet und nament¬<lb/> lich in seinem Werke über Italien das günstigste Zeugniß für seine Fähigkeit,<lb/> ernste Gegenstände ernst und doch mit Anmuth darzustellen, abgelegt. Das<lb/> vorliegende Werk ist gewissermaßen dazu bestimmt, die früheren aphoristischen<lb/> Beobachtungen über die Kunstdenkmale des Alterthums zu ergänzen und zum<lb/> Abschluß zu bringen. Zwar war durch den Zweck desselben eine etwas<lb/> modificirte Bearbeitung mit Nothwendigkeit geboten, aber Stil und Fassung<lb/> erinnern doch lebhaft an die frühere Schrift, und darin liegt sowol ein Vorzug<lb/> als ein Nachtheil. Ein Vorzug, denn wir sind keineswegs der Ansicht, daß<lb/> wissenschaftliche Schriften über Kunstgegenstände an den Schulstaub erinnern<lb/> sollen, wir halten im Gegentheil eine warme und lebensvolle Behandlung für<lb/> die einzige richtige Art, die Kunst der größeren Menge zugänglicher zu machen;<lb/> ein Nachtheil, denn Herr Stahr hat sich verleiten lassen, die sporadische Weise<lb/> des Reisebeschreibers wenigstens einigermaßen beizubehalten. Zwar sucht er<lb/> sowol durch den Titel, der nicht blos die Natur seines Gegenstandes, sondern<lb/> auch die Natur seiner Behandlung bezeichnen soll, als auch durch die Vorrede'<lb/> das Fragmentarische des Buchs zu rechtfertigen. Wir finden aber diese Recht¬<lb/> fertigung nicht ganz ausreichend. Daß er bei der Beschreibung der Kunstwerke<lb/> selbst keine genaue Reihenfolge eingehalten hat, liegt in der Natur der Sache,<lb/> da eine chronologische Bestimmung nur in den seltensten Fällen ausreichend<lb/> festgestellt ist, und da es hier nur darauf ankam, jedes einzelne. Kunstwerk in<lb/> einer abgerundeten und durchsichtigen Abhandlung zu erörtern. Allein die all¬<lb/> gemeinen Theile des Berichts hätten eine sorgfältigere Verarbeitung wünschens-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolph
Se «Hr. Zwei Theile. Braunschweig, Vieweg und Sohn. —-
„Auf meinen Reisen," sagt der Verfasser in der Vorrede, „besonders aber
während meines längern Aufenthalts in Italien, vermißte ich oft selbst ein
Buch, welches dem Besucher der verschiedenen Äniikenmuseen Europas das Mittel
böte, die wichtigsten und berühmtesten Werke der alten Plastik und Malerei
mit Nutzen für seine ästhetische Bildung betrachten und in ihrer Bedeutung
für die alte Kunstgeschichte würdigen zu können. Es schien mir ein verdienst¬
liches Unternehmen, den Blick der zahlreichen Freunde alter Kunst durch eine
genaue Beschreibung dieser Werke, inmitten der verwirrenden Masse solcher
Sammlungen, auf das Vortrefflichste und Bedeutendste zu beschränken und für
das allseitige Verständniß desselben zu schärfen."
Ein Werk dieser Art zu schreiben wird nicht leicht jemand befähigter sein
als Herr Stahr. Von einer tüchtigen und gründlichen philologischen Bildung
ausgehend, hat er sich dann der neuen Bewegung in der Philosophie und
namentlich der Aesthetik lebhast angeschlossen; er hat seine große und weltum¬
fassende Empfänglichkeit für alles Schone durch Reise» ausgebildet und nament¬
lich in seinem Werke über Italien das günstigste Zeugniß für seine Fähigkeit,
ernste Gegenstände ernst und doch mit Anmuth darzustellen, abgelegt. Das
vorliegende Werk ist gewissermaßen dazu bestimmt, die früheren aphoristischen
Beobachtungen über die Kunstdenkmale des Alterthums zu ergänzen und zum
Abschluß zu bringen. Zwar war durch den Zweck desselben eine etwas
modificirte Bearbeitung mit Nothwendigkeit geboten, aber Stil und Fassung
erinnern doch lebhaft an die frühere Schrift, und darin liegt sowol ein Vorzug
als ein Nachtheil. Ein Vorzug, denn wir sind keineswegs der Ansicht, daß
wissenschaftliche Schriften über Kunstgegenstände an den Schulstaub erinnern
sollen, wir halten im Gegentheil eine warme und lebensvolle Behandlung für
die einzige richtige Art, die Kunst der größeren Menge zugänglicher zu machen;
ein Nachtheil, denn Herr Stahr hat sich verleiten lassen, die sporadische Weise
des Reisebeschreibers wenigstens einigermaßen beizubehalten. Zwar sucht er
sowol durch den Titel, der nicht blos die Natur seines Gegenstandes, sondern
auch die Natur seiner Behandlung bezeichnen soll, als auch durch die Vorrede'
das Fragmentarische des Buchs zu rechtfertigen. Wir finden aber diese Recht¬
fertigung nicht ganz ausreichend. Daß er bei der Beschreibung der Kunstwerke
selbst keine genaue Reihenfolge eingehalten hat, liegt in der Natur der Sache,
da eine chronologische Bestimmung nur in den seltensten Fällen ausreichend
festgestellt ist, und da es hier nur darauf ankam, jedes einzelne. Kunstwerk in
einer abgerundeten und durchsichtigen Abhandlung zu erörtern. Allein die all¬
gemeinen Theile des Berichts hätten eine sorgfältigere Verarbeitung wünschens-
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