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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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denn sie behaupten, daß der Black Warrior auf jeder seiner Reisen zwischen
Mohne und Neuyork, um Kohlen einzunehmen, in Havanna eingelaufen sei,
und stets, mehr um zeitkostende Formalitäten zu vermeiden, als um die spani¬
schen Staatskassen zu benachtheiligen, erklärt habe, in Ballast zu gehen, wenn
er auch volle Ladung gehabt hätte. Wenn dies wahr ist, so konnten die Eigen¬
thümer des Black Warrior eine vorherige Anzeige, daß solcher Mißbrauch nicht
länger geduldet werden würde, doch gewiß nicht von Rechtswegen, sondern
höchstens als eine Maßregel der Billigkeit verlangen.

Ganz anders faßte Präsident Pierce und die Annerationspartei in den
Vereinigten Staaten den Vorfall auf, der ihnen als eine vortheilhafte Ge¬
legenheit zur Förderung ihrer Eroberungspläne erschien. Ersterer schickte eine
sehr heftige Botschaft an das Repräsentantenhaus, in welcher er die Beschlag¬
nahme des Black Warrior als ein offenbares Unrecht bezeichnete, die Behörden
von Cuba gewöhnlichen Amtsmißbrauchs zieh und anzeigte, daß er bereits
Jnstructionen ertheilt habe, sofortige Entschädigung zu verlangen. Würde ihm
diese verweigert, so erklärte er in drohenden Ausdrücken seinen festen Entschluß
"die Ehre der amerikanischen Flagge aufrechterhalten zu wollen". Mit der
Geltendmachung der Forderungen des Präsidenten Pierce wurde natürlich Herr
South beauftragt. Er forderte nichts Geringeres als eine Entschädigung von
300,000 Piastern, die Entlassung sämmtlicher bei der Angelegenheit des Black
Warrior betheiligten spanischen Beamten, (natürlich mit Einschluß des General-
capitäns Pezuela) und Ermächtigung sür den Statthalter von Cuba, in Zukunft
Streitigkeiten mit den Vereinigten Staaten ohne vorherige Anfrage bei der
spanischen Negierung abzumachen. Wie sich leicht denken läßt, wies die spani¬
sche Regierung diese übertriebenen Forderungen zurück, und der übermüthige
Ton, in dem Herr Sonis von vornherein sprach, war durchaus nicht geeignet,
eine Annäherung zu erleichtern. Die spanische Regierung zog daher vor, die
Angelegenheit in Washington durch ihren Geschäftsträger daselbst, SeNor Cueto
verhandeln zu lassen, und schickte ihm durch Seiior Galiano die nöthigen Jn¬
structionen zu. Seitdem ist Herr Soulv zu seinem großen Verdruß der ganzen
Angelegenheit vollkommen fremd geblieben.

Der nächste offenkundig gewordene Schritt in dieser Sache ging von der
Vereinigten Staaten Regierung aus. Am 1. August d. I. schickte auf den
Antrag des Senats, Auskunft über den Stand der Verhältnisse mit Spanien
zu geben, Präsident Pierce eine Botschaft an denselben. Ueber die Black
Warrivrangelegenheit war darin gesagt, daß Spanien, anstatt Entschädigung zu
gewähren, das Benehmen der cubanischen Behörde gebilligt, und dadurch die
Verantwortlichkeit für ihre Handlungen aus sich genommen habe. Der Ton
der ganzen Botschaft war drohend gegen Spanien und die Wahrscheinlichkeit
eines Kriegs in nächster Zukunft war offen angedeutet. In Spanien brachte


denn sie behaupten, daß der Black Warrior auf jeder seiner Reisen zwischen
Mohne und Neuyork, um Kohlen einzunehmen, in Havanna eingelaufen sei,
und stets, mehr um zeitkostende Formalitäten zu vermeiden, als um die spani¬
schen Staatskassen zu benachtheiligen, erklärt habe, in Ballast zu gehen, wenn
er auch volle Ladung gehabt hätte. Wenn dies wahr ist, so konnten die Eigen¬
thümer des Black Warrior eine vorherige Anzeige, daß solcher Mißbrauch nicht
länger geduldet werden würde, doch gewiß nicht von Rechtswegen, sondern
höchstens als eine Maßregel der Billigkeit verlangen.

Ganz anders faßte Präsident Pierce und die Annerationspartei in den
Vereinigten Staaten den Vorfall auf, der ihnen als eine vortheilhafte Ge¬
legenheit zur Förderung ihrer Eroberungspläne erschien. Ersterer schickte eine
sehr heftige Botschaft an das Repräsentantenhaus, in welcher er die Beschlag¬
nahme des Black Warrior als ein offenbares Unrecht bezeichnete, die Behörden
von Cuba gewöhnlichen Amtsmißbrauchs zieh und anzeigte, daß er bereits
Jnstructionen ertheilt habe, sofortige Entschädigung zu verlangen. Würde ihm
diese verweigert, so erklärte er in drohenden Ausdrücken seinen festen Entschluß
„die Ehre der amerikanischen Flagge aufrechterhalten zu wollen". Mit der
Geltendmachung der Forderungen des Präsidenten Pierce wurde natürlich Herr
South beauftragt. Er forderte nichts Geringeres als eine Entschädigung von
300,000 Piastern, die Entlassung sämmtlicher bei der Angelegenheit des Black
Warrior betheiligten spanischen Beamten, (natürlich mit Einschluß des General-
capitäns Pezuela) und Ermächtigung sür den Statthalter von Cuba, in Zukunft
Streitigkeiten mit den Vereinigten Staaten ohne vorherige Anfrage bei der
spanischen Negierung abzumachen. Wie sich leicht denken läßt, wies die spani¬
sche Regierung diese übertriebenen Forderungen zurück, und der übermüthige
Ton, in dem Herr Sonis von vornherein sprach, war durchaus nicht geeignet,
eine Annäherung zu erleichtern. Die spanische Regierung zog daher vor, die
Angelegenheit in Washington durch ihren Geschäftsträger daselbst, SeNor Cueto
verhandeln zu lassen, und schickte ihm durch Seiior Galiano die nöthigen Jn¬
structionen zu. Seitdem ist Herr Soulv zu seinem großen Verdruß der ganzen
Angelegenheit vollkommen fremd geblieben.

Der nächste offenkundig gewordene Schritt in dieser Sache ging von der
Vereinigten Staaten Regierung aus. Am 1. August d. I. schickte auf den
Antrag des Senats, Auskunft über den Stand der Verhältnisse mit Spanien
zu geben, Präsident Pierce eine Botschaft an denselben. Ueber die Black
Warrivrangelegenheit war darin gesagt, daß Spanien, anstatt Entschädigung zu
gewähren, das Benehmen der cubanischen Behörde gebilligt, und dadurch die
Verantwortlichkeit für ihre Handlungen aus sich genommen habe. Der Ton
der ganzen Botschaft war drohend gegen Spanien und die Wahrscheinlichkeit
eines Kriegs in nächster Zukunft war offen angedeutet. In Spanien brachte


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[0351] denn sie behaupten, daß der Black Warrior auf jeder seiner Reisen zwischen Mohne und Neuyork, um Kohlen einzunehmen, in Havanna eingelaufen sei, und stets, mehr um zeitkostende Formalitäten zu vermeiden, als um die spani¬ schen Staatskassen zu benachtheiligen, erklärt habe, in Ballast zu gehen, wenn er auch volle Ladung gehabt hätte. Wenn dies wahr ist, so konnten die Eigen¬ thümer des Black Warrior eine vorherige Anzeige, daß solcher Mißbrauch nicht länger geduldet werden würde, doch gewiß nicht von Rechtswegen, sondern höchstens als eine Maßregel der Billigkeit verlangen. Ganz anders faßte Präsident Pierce und die Annerationspartei in den Vereinigten Staaten den Vorfall auf, der ihnen als eine vortheilhafte Ge¬ legenheit zur Förderung ihrer Eroberungspläne erschien. Ersterer schickte eine sehr heftige Botschaft an das Repräsentantenhaus, in welcher er die Beschlag¬ nahme des Black Warrior als ein offenbares Unrecht bezeichnete, die Behörden von Cuba gewöhnlichen Amtsmißbrauchs zieh und anzeigte, daß er bereits Jnstructionen ertheilt habe, sofortige Entschädigung zu verlangen. Würde ihm diese verweigert, so erklärte er in drohenden Ausdrücken seinen festen Entschluß „die Ehre der amerikanischen Flagge aufrechterhalten zu wollen". Mit der Geltendmachung der Forderungen des Präsidenten Pierce wurde natürlich Herr South beauftragt. Er forderte nichts Geringeres als eine Entschädigung von 300,000 Piastern, die Entlassung sämmtlicher bei der Angelegenheit des Black Warrior betheiligten spanischen Beamten, (natürlich mit Einschluß des General- capitäns Pezuela) und Ermächtigung sür den Statthalter von Cuba, in Zukunft Streitigkeiten mit den Vereinigten Staaten ohne vorherige Anfrage bei der spanischen Negierung abzumachen. Wie sich leicht denken läßt, wies die spani¬ sche Regierung diese übertriebenen Forderungen zurück, und der übermüthige Ton, in dem Herr Sonis von vornherein sprach, war durchaus nicht geeignet, eine Annäherung zu erleichtern. Die spanische Regierung zog daher vor, die Angelegenheit in Washington durch ihren Geschäftsträger daselbst, SeNor Cueto verhandeln zu lassen, und schickte ihm durch Seiior Galiano die nöthigen Jn¬ structionen zu. Seitdem ist Herr Soulv zu seinem großen Verdruß der ganzen Angelegenheit vollkommen fremd geblieben. Der nächste offenkundig gewordene Schritt in dieser Sache ging von der Vereinigten Staaten Regierung aus. Am 1. August d. I. schickte auf den Antrag des Senats, Auskunft über den Stand der Verhältnisse mit Spanien zu geben, Präsident Pierce eine Botschaft an denselben. Ueber die Black Warrivrangelegenheit war darin gesagt, daß Spanien, anstatt Entschädigung zu gewähren, das Benehmen der cubanischen Behörde gebilligt, und dadurch die Verantwortlichkeit für ihre Handlungen aus sich genommen habe. Der Ton der ganzen Botschaft war drohend gegen Spanien und die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs in nächster Zukunft war offen angedeutet. In Spanien brachte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/351>, abgerufen am 22.07.2024.