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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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der Hauptstadt Spaniens, sowie sein früheres politisches Verhalten in seiner
Heimat, geben dieser Behauptung viel Wahrscheinlichkeit, Herr Pierre sont",
der amerikanische Gesandte in Madrid, ist von Geburt ein Franzose, der bereits
vor 1830 wegen Preßvergehen sein Vaterland meiden mußte. In Amerika
practicirte er mit Glück als Advocat und hat sich überall als ein sehr energischer,
gescheidter und schlauer Mann gezeigt. Am bekanntesten hat er sich gemacht als
Führer der Partei, welche schon seit Jahren im Süden der Vereinigten Staaten
für die Anneration von Cuba agitirt, und als Förderer und Lobredner der
verschiedenen Raubzüge, welche von Neuorleans nach Cuba abgegangen sind.
Daß Präsident Pierce einen solchen Mann zum Gesandten in Spanien er¬
nannte, bewieß große Taktlosigkeit, oder den Vorsatz, die Diplomatie nicht zur
Ausgleichung, sondern zur Hervorrufung von Differenzen zu benutzen, und daß
das damalige spanische Ministerium sich einen solchen Gesandten gefallen ließ,
zeigt nur wie wenig es geeignet war, die Ehre der Nation, die es regieren
sollte, zu wahren. Die erste That in Spanien, durch welche sich Herr sont";
bei dem europäischen Publicum einführte, war ein Zank mit dem französischen
Gesandten, Marquis de Turgot, wegen einer Aeußerung über Herr Soulvs
Gattin, welche Aeußerung ein dritter in Turgots Hause gethan hatte, und
diesem Zanke folgten zwei Zweikämpfe, in deren einem Herr Soulv Vater den
Marquis Turgot in das Bein schoß, und in deren anderem Herr Soule Sohn,
von dem Degen seines Gegners an einen Baum gedrängt,, vorzog sich für
überwunden zu erklären. Seit jener Zeit blieb Herrn Svulv die Madrider
Gesellschaft verschlossen.

Als Diplomat verdiente sich Herr Soulv seine Sporen bei der Zwistigkeit
wegen des Black Warrior, den die Negierung der Vereinigten Staaten für ihre
Eroberungspolitik ausbeuten zu wollen scheint, und der deshalb unsrer Er¬
wähnung verdient, so unbedeutend er an und für sich ist. Am 28. Februar
d. I. traf das Black Warriordampsschiff, das für gewöhnlich zwischen Mohne
und Neuyork fährt, aus Mohne in Havanna ein, angeblich mit Ballast, aber,
wie sich bei näherer Untersuchung fand, mit Baumwolle beladen, und die Be¬
hörde von Havanna war nach den klarsten gesetzlichen Bestimmungen vollkommen
berechtigt, wenn sie Schiff und Ladung confiscirte. Der Generalcapitän
de Pezuela, aus Rücksicht auf die Unbekanntschaft des Capitäns des Schiffs
mit den spanischen Gesetzen, wollte sich jedoch mit einer Geldbuße von 6000 Dollars
begnügen, welche schließlich das spanische Ministerium auf eine biltschriftliche
Eingabe der Schiffseigenthümer ganz erließ.

Die spanischen Behörden waren daher hier in ihrem vollen Recht,, von
dem sie noch dazu einen äußerst mäßigen Gebrauch machten, und die Eigen¬
thümer des Black Warrior können höchstens für sich anführen, das mehrjährige
Pflichtversäumniß der spanischen Behörden sie das Gesetz hat vergessen machen,


der Hauptstadt Spaniens, sowie sein früheres politisches Verhalten in seiner
Heimat, geben dieser Behauptung viel Wahrscheinlichkeit, Herr Pierre sont«,
der amerikanische Gesandte in Madrid, ist von Geburt ein Franzose, der bereits
vor 1830 wegen Preßvergehen sein Vaterland meiden mußte. In Amerika
practicirte er mit Glück als Advocat und hat sich überall als ein sehr energischer,
gescheidter und schlauer Mann gezeigt. Am bekanntesten hat er sich gemacht als
Führer der Partei, welche schon seit Jahren im Süden der Vereinigten Staaten
für die Anneration von Cuba agitirt, und als Förderer und Lobredner der
verschiedenen Raubzüge, welche von Neuorleans nach Cuba abgegangen sind.
Daß Präsident Pierce einen solchen Mann zum Gesandten in Spanien er¬
nannte, bewieß große Taktlosigkeit, oder den Vorsatz, die Diplomatie nicht zur
Ausgleichung, sondern zur Hervorrufung von Differenzen zu benutzen, und daß
das damalige spanische Ministerium sich einen solchen Gesandten gefallen ließ,
zeigt nur wie wenig es geeignet war, die Ehre der Nation, die es regieren
sollte, zu wahren. Die erste That in Spanien, durch welche sich Herr sont«;
bei dem europäischen Publicum einführte, war ein Zank mit dem französischen
Gesandten, Marquis de Turgot, wegen einer Aeußerung über Herr Soulvs
Gattin, welche Aeußerung ein dritter in Turgots Hause gethan hatte, und
diesem Zanke folgten zwei Zweikämpfe, in deren einem Herr Soulv Vater den
Marquis Turgot in das Bein schoß, und in deren anderem Herr Soule Sohn,
von dem Degen seines Gegners an einen Baum gedrängt,, vorzog sich für
überwunden zu erklären. Seit jener Zeit blieb Herrn Svulv die Madrider
Gesellschaft verschlossen.

Als Diplomat verdiente sich Herr Soulv seine Sporen bei der Zwistigkeit
wegen des Black Warrior, den die Negierung der Vereinigten Staaten für ihre
Eroberungspolitik ausbeuten zu wollen scheint, und der deshalb unsrer Er¬
wähnung verdient, so unbedeutend er an und für sich ist. Am 28. Februar
d. I. traf das Black Warriordampsschiff, das für gewöhnlich zwischen Mohne
und Neuyork fährt, aus Mohne in Havanna ein, angeblich mit Ballast, aber,
wie sich bei näherer Untersuchung fand, mit Baumwolle beladen, und die Be¬
hörde von Havanna war nach den klarsten gesetzlichen Bestimmungen vollkommen
berechtigt, wenn sie Schiff und Ladung confiscirte. Der Generalcapitän
de Pezuela, aus Rücksicht auf die Unbekanntschaft des Capitäns des Schiffs
mit den spanischen Gesetzen, wollte sich jedoch mit einer Geldbuße von 6000 Dollars
begnügen, welche schließlich das spanische Ministerium auf eine biltschriftliche
Eingabe der Schiffseigenthümer ganz erließ.

Die spanischen Behörden waren daher hier in ihrem vollen Recht,, von
dem sie noch dazu einen äußerst mäßigen Gebrauch machten, und die Eigen¬
thümer des Black Warrior können höchstens für sich anführen, das mehrjährige
Pflichtversäumniß der spanischen Behörden sie das Gesetz hat vergessen machen,


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[0350] der Hauptstadt Spaniens, sowie sein früheres politisches Verhalten in seiner Heimat, geben dieser Behauptung viel Wahrscheinlichkeit, Herr Pierre sont«, der amerikanische Gesandte in Madrid, ist von Geburt ein Franzose, der bereits vor 1830 wegen Preßvergehen sein Vaterland meiden mußte. In Amerika practicirte er mit Glück als Advocat und hat sich überall als ein sehr energischer, gescheidter und schlauer Mann gezeigt. Am bekanntesten hat er sich gemacht als Führer der Partei, welche schon seit Jahren im Süden der Vereinigten Staaten für die Anneration von Cuba agitirt, und als Förderer und Lobredner der verschiedenen Raubzüge, welche von Neuorleans nach Cuba abgegangen sind. Daß Präsident Pierce einen solchen Mann zum Gesandten in Spanien er¬ nannte, bewieß große Taktlosigkeit, oder den Vorsatz, die Diplomatie nicht zur Ausgleichung, sondern zur Hervorrufung von Differenzen zu benutzen, und daß das damalige spanische Ministerium sich einen solchen Gesandten gefallen ließ, zeigt nur wie wenig es geeignet war, die Ehre der Nation, die es regieren sollte, zu wahren. Die erste That in Spanien, durch welche sich Herr sont«; bei dem europäischen Publicum einführte, war ein Zank mit dem französischen Gesandten, Marquis de Turgot, wegen einer Aeußerung über Herr Soulvs Gattin, welche Aeußerung ein dritter in Turgots Hause gethan hatte, und diesem Zanke folgten zwei Zweikämpfe, in deren einem Herr Soulv Vater den Marquis Turgot in das Bein schoß, und in deren anderem Herr Soule Sohn, von dem Degen seines Gegners an einen Baum gedrängt,, vorzog sich für überwunden zu erklären. Seit jener Zeit blieb Herrn Svulv die Madrider Gesellschaft verschlossen. Als Diplomat verdiente sich Herr Soulv seine Sporen bei der Zwistigkeit wegen des Black Warrior, den die Negierung der Vereinigten Staaten für ihre Eroberungspolitik ausbeuten zu wollen scheint, und der deshalb unsrer Er¬ wähnung verdient, so unbedeutend er an und für sich ist. Am 28. Februar d. I. traf das Black Warriordampsschiff, das für gewöhnlich zwischen Mohne und Neuyork fährt, aus Mohne in Havanna ein, angeblich mit Ballast, aber, wie sich bei näherer Untersuchung fand, mit Baumwolle beladen, und die Be¬ hörde von Havanna war nach den klarsten gesetzlichen Bestimmungen vollkommen berechtigt, wenn sie Schiff und Ladung confiscirte. Der Generalcapitän de Pezuela, aus Rücksicht auf die Unbekanntschaft des Capitäns des Schiffs mit den spanischen Gesetzen, wollte sich jedoch mit einer Geldbuße von 6000 Dollars begnügen, welche schließlich das spanische Ministerium auf eine biltschriftliche Eingabe der Schiffseigenthümer ganz erließ. Die spanischen Behörden waren daher hier in ihrem vollen Recht,, von dem sie noch dazu einen äußerst mäßigen Gebrauch machten, und die Eigen¬ thümer des Black Warrior können höchstens für sich anführen, das mehrjährige Pflichtversäumniß der spanischen Behörden sie das Gesetz hat vergessen machen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/350>, abgerufen am 29.12.2024.