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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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rantäne und des Fort Konstantin durch den Flottenaügriff nicht nur nicht
zerstört worden sind, sondern ihre Bekleidungsmauern sogar nur wenig
gelitten haben.
2, daß die Belagerungsarbeiten, des felsigen Terrains wegen, nur außer¬
ordentlich geringe Fortschritte machen und ihre Ausführung mit den grö߬
ten Schwierigkeiten verbunden ist, man auch, um dieser Umstände willen,
den Termin für den endlichen Fall der Festung noch nicht feststellen kann.
3, daß eine bedeutende Affaire bei Balaklava stattgefunden hat, in der man
unsrerseits eine beinahe ebenso große Einbuße erlitten, wie bei dem Siege
an der Alma.*)

---Die -Verbindung zwischen hier und der dänischen Halbinsel
ist übrigens weit lebhafter, als man aus der Spärlichkeit, mit welcher uns
die Nachrichten von den dortigen Operationen zufließen, schließen möchte.
Außer den Depeschenschiffen und den zahlreichen Fahrzeugen, welche mit Ver¬
wundeten und Kranken beinahe täglich von dort hier anlangen, besteht noch
ein regulärer Postdienst zwischen Balaklava und Konstantinopel, der von den
Dampfern der Messageries Jmperiales besorgt wird. Dieses Institut hat in
neuerer Zeit die Zahl seiner Boote bedeutend vermehrt, und dürfte, da seine
Preise sich mehr und Mehr ermäßigen, außerdem die Schiffe elegant einge¬
richtet sind, eine vortreffliche Küche am Bord führen und sich durch Schnellig¬
keit auszeichnen, dem östreichischen Lloyd im Orient völlig den Rang ablaufen.
Diese letztere Gesellschaft hat allerdings das Verdienst für sich, in früheren
Jahren, als die Dampfer im Mittelmeer noch wenig verwendet wurden, eine
schnelle, Verbindung zwischen den Haupthafen des türkischen Reiches und
Trieft vermittelt zu haben; aber in der letzten Zeit ist sie sowol in Hinsicht
aus Schnelligkeit an sich, als auch namentlich was die Pünktlichkeit des
Dienstes anlangt, von den meisten anderen Unternehmungen der Art über¬
troffen worden. Außerdem sind die Preise für die Ueberfahrt und Zehrung,
in Anbetracht dessen, daß die Einrichtung der Kajüten keineswegs sehr elegant
ist, und der Tisch erster Classe vieles zu wünschen übrig läßt, etwas hoch ge¬
griffen und außer Verhältniß. Lobend anerkannt muß dagegen werden, daß
während der Lloyd besteht noch nicht ein einziges Menschenleben infolge
von Fahrlässigkeit seiner Beamten zu Grunde gegangen ist. Die Capitäne
scheinen beinahe ausschließlich Dalmatiner zu sein, aber sie verstehen ihr
Handwerk.

Die Witterung war in den letzten Tagen ohne Beispiel schlecht, und,



*) Das weitere übergehen wir, da durch die Zeitungen bereits die officiellen Depeschen
veröffentlicht sind, und neuere Ereignisse das Interesse in Anspruch nehmen.
rantäne und des Fort Konstantin durch den Flottenaügriff nicht nur nicht
zerstört worden sind, sondern ihre Bekleidungsmauern sogar nur wenig
gelitten haben.
2, daß die Belagerungsarbeiten, des felsigen Terrains wegen, nur außer¬
ordentlich geringe Fortschritte machen und ihre Ausführung mit den grö߬
ten Schwierigkeiten verbunden ist, man auch, um dieser Umstände willen,
den Termin für den endlichen Fall der Festung noch nicht feststellen kann.
3, daß eine bedeutende Affaire bei Balaklava stattgefunden hat, in der man
unsrerseits eine beinahe ebenso große Einbuße erlitten, wie bei dem Siege
an der Alma.*)

---Die -Verbindung zwischen hier und der dänischen Halbinsel
ist übrigens weit lebhafter, als man aus der Spärlichkeit, mit welcher uns
die Nachrichten von den dortigen Operationen zufließen, schließen möchte.
Außer den Depeschenschiffen und den zahlreichen Fahrzeugen, welche mit Ver¬
wundeten und Kranken beinahe täglich von dort hier anlangen, besteht noch
ein regulärer Postdienst zwischen Balaklava und Konstantinopel, der von den
Dampfern der Messageries Jmperiales besorgt wird. Dieses Institut hat in
neuerer Zeit die Zahl seiner Boote bedeutend vermehrt, und dürfte, da seine
Preise sich mehr und Mehr ermäßigen, außerdem die Schiffe elegant einge¬
richtet sind, eine vortreffliche Küche am Bord führen und sich durch Schnellig¬
keit auszeichnen, dem östreichischen Lloyd im Orient völlig den Rang ablaufen.
Diese letztere Gesellschaft hat allerdings das Verdienst für sich, in früheren
Jahren, als die Dampfer im Mittelmeer noch wenig verwendet wurden, eine
schnelle, Verbindung zwischen den Haupthafen des türkischen Reiches und
Trieft vermittelt zu haben; aber in der letzten Zeit ist sie sowol in Hinsicht
aus Schnelligkeit an sich, als auch namentlich was die Pünktlichkeit des
Dienstes anlangt, von den meisten anderen Unternehmungen der Art über¬
troffen worden. Außerdem sind die Preise für die Ueberfahrt und Zehrung,
in Anbetracht dessen, daß die Einrichtung der Kajüten keineswegs sehr elegant
ist, und der Tisch erster Classe vieles zu wünschen übrig läßt, etwas hoch ge¬
griffen und außer Verhältniß. Lobend anerkannt muß dagegen werden, daß
während der Lloyd besteht noch nicht ein einziges Menschenleben infolge
von Fahrlässigkeit seiner Beamten zu Grunde gegangen ist. Die Capitäne
scheinen beinahe ausschließlich Dalmatiner zu sein, aber sie verstehen ihr
Handwerk.

Die Witterung war in den letzten Tagen ohne Beispiel schlecht, und,



*) Das weitere übergehen wir, da durch die Zeitungen bereits die officiellen Depeschen
veröffentlicht sind, und neuere Ereignisse das Interesse in Anspruch nehmen.
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[0322] rantäne und des Fort Konstantin durch den Flottenaügriff nicht nur nicht zerstört worden sind, sondern ihre Bekleidungsmauern sogar nur wenig gelitten haben. 2, daß die Belagerungsarbeiten, des felsigen Terrains wegen, nur außer¬ ordentlich geringe Fortschritte machen und ihre Ausführung mit den grö߬ ten Schwierigkeiten verbunden ist, man auch, um dieser Umstände willen, den Termin für den endlichen Fall der Festung noch nicht feststellen kann. 3, daß eine bedeutende Affaire bei Balaklava stattgefunden hat, in der man unsrerseits eine beinahe ebenso große Einbuße erlitten, wie bei dem Siege an der Alma.*) ---Die -Verbindung zwischen hier und der dänischen Halbinsel ist übrigens weit lebhafter, als man aus der Spärlichkeit, mit welcher uns die Nachrichten von den dortigen Operationen zufließen, schließen möchte. Außer den Depeschenschiffen und den zahlreichen Fahrzeugen, welche mit Ver¬ wundeten und Kranken beinahe täglich von dort hier anlangen, besteht noch ein regulärer Postdienst zwischen Balaklava und Konstantinopel, der von den Dampfern der Messageries Jmperiales besorgt wird. Dieses Institut hat in neuerer Zeit die Zahl seiner Boote bedeutend vermehrt, und dürfte, da seine Preise sich mehr und Mehr ermäßigen, außerdem die Schiffe elegant einge¬ richtet sind, eine vortreffliche Küche am Bord führen und sich durch Schnellig¬ keit auszeichnen, dem östreichischen Lloyd im Orient völlig den Rang ablaufen. Diese letztere Gesellschaft hat allerdings das Verdienst für sich, in früheren Jahren, als die Dampfer im Mittelmeer noch wenig verwendet wurden, eine schnelle, Verbindung zwischen den Haupthafen des türkischen Reiches und Trieft vermittelt zu haben; aber in der letzten Zeit ist sie sowol in Hinsicht aus Schnelligkeit an sich, als auch namentlich was die Pünktlichkeit des Dienstes anlangt, von den meisten anderen Unternehmungen der Art über¬ troffen worden. Außerdem sind die Preise für die Ueberfahrt und Zehrung, in Anbetracht dessen, daß die Einrichtung der Kajüten keineswegs sehr elegant ist, und der Tisch erster Classe vieles zu wünschen übrig läßt, etwas hoch ge¬ griffen und außer Verhältniß. Lobend anerkannt muß dagegen werden, daß während der Lloyd besteht noch nicht ein einziges Menschenleben infolge von Fahrlässigkeit seiner Beamten zu Grunde gegangen ist. Die Capitäne scheinen beinahe ausschließlich Dalmatiner zu sein, aber sie verstehen ihr Handwerk. Die Witterung war in den letzten Tagen ohne Beispiel schlecht, und, *) Das weitere übergehen wir, da durch die Zeitungen bereits die officiellen Depeschen veröffentlicht sind, und neuere Ereignisse das Interesse in Anspruch nehmen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/322>, abgerufen am 24.08.2024.