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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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nicht vor dem 1i, (vorgestern) die Batterien der ersten Parallele vollendet sein
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Für diejenigen Ihrer Leser, die an den militärischen Vorgängen in Taurien
ein specielleres Interesse nehmen, will ich hier bemerken, daß der Schauplatz
ver Hauptereignisse sich auf jener schmalen Halbinsel befindet, welche' von dem
Sebastopoler ("Artillerie-") Hafen, der Rhede von Scbastop'ol, dem Meer und
der Bucht von Balaklava umgrenzt wird, und die südostwärts, in der Gegend
jener Ortschaft, mit dem taurischen Continent im Zusammenhange steht. Hier¬
durch und durch die Anwesenheit einer russischen Beobachtu)igsarmee außerhalb
der Befestigungen sind zwei Fronten der Alliirten bedingt, die jenen Raum zur
Basis ihrer Operationen gemacht haben; eine nördliche Angriffsfronte gegen
die Festung und eine südöstliche Vertheidigungsfronte. Die letztere wendet sich
einer russischen Entsatzarmee entgegen, die in der Richtung von Karasubasar
erscheinen könnte, und soll zugleich- verhindern, daß von derselben Gegend her
Verstärkungen in den Platz hineingeworfen werden.

Wenn der Fortgang der Operationen gegen die Festung seither den Er¬
wartungen nicht entsprach, so liegt dies zum Theil in den großen Schwierig¬
keiten, welche die Angriffsarbeiten aus dem meistens felsigen Terrain finden,
theils auch darin, daß man, nachdem die Hauptmasse des Belagerungsmaterials
beim alten Fort ausgeschifft worden war, die Landpassage um die tiefeinge-
schnittene Bucht herum für zu beschwerlich, und, in Rücksicht auf die Gegenwart
eines russischen starken Observationscorps, auch für den schweren Train als zu
gefährlich erachtete, mithin Munition und Belagerungsgeräth wieder einschiffte,
um die Festung seewärts zu tourniren, indem man die in Rede stehenden
Gegenstände bei Balaklava ans Land schaffte. Endlich hielten es die Alliirten
für rathsam, sich zunächst den Rücken zu decken, bevor sie die weitläufigen und
große Kräfte in Anspruch nehmenden Angriffsarbeiten gegen die Stadt- und
Arsenalfronten der Festung begannen. Anstatt also den Bau der ersten Parallele
zu betreiben, waren die französischen und englischen Ingenieurs zunächst be¬
müht, der südöstlich gewendeten Position von Balaklava einen sortificatorischen
Halt zu verschaffen. Man entschied sich für die Herstellung eines großen Forts,
anstatt die ganze Linie zwischen dem Binnenpunkte der Sebastopoler Rhede und
der Bucht von Balaklava zu befestigen. Vielleicht daß letztere nachfolgen wird,
wenn ersteres vollendet ist.

Den mit dem letzten Dampfer hier eingegangenen Nachrichten zufolge hatte
General Bosquet mit der ersten und zweiten französischen Division und zwei
englischen Brigaden die Stellung von Balaklava bezogen, während die beiden
andern französischen Divistonen, verbunden mit dem ganzen Rest der englischen
Truppen, sowie des kleinen türkischen Corps, die Angriffsarbeiten gegen die
Festung betrieben.


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nicht vor dem 1i, (vorgestern) die Batterien der ersten Parallele vollendet sein
iMrd'eW!!' ' '^'i, n^'l -Il'Üb'Ul! "^^ ,>j5!'^/?!h it'N!-')

Für diejenigen Ihrer Leser, die an den militärischen Vorgängen in Taurien
ein specielleres Interesse nehmen, will ich hier bemerken, daß der Schauplatz
ver Hauptereignisse sich auf jener schmalen Halbinsel befindet, welche' von dem
Sebastopoler („Artillerie-") Hafen, der Rhede von Scbastop'ol, dem Meer und
der Bucht von Balaklava umgrenzt wird, und die südostwärts, in der Gegend
jener Ortschaft, mit dem taurischen Continent im Zusammenhange steht. Hier¬
durch und durch die Anwesenheit einer russischen Beobachtu)igsarmee außerhalb
der Befestigungen sind zwei Fronten der Alliirten bedingt, die jenen Raum zur
Basis ihrer Operationen gemacht haben; eine nördliche Angriffsfronte gegen
die Festung und eine südöstliche Vertheidigungsfronte. Die letztere wendet sich
einer russischen Entsatzarmee entgegen, die in der Richtung von Karasubasar
erscheinen könnte, und soll zugleich- verhindern, daß von derselben Gegend her
Verstärkungen in den Platz hineingeworfen werden.

Wenn der Fortgang der Operationen gegen die Festung seither den Er¬
wartungen nicht entsprach, so liegt dies zum Theil in den großen Schwierig¬
keiten, welche die Angriffsarbeiten aus dem meistens felsigen Terrain finden,
theils auch darin, daß man, nachdem die Hauptmasse des Belagerungsmaterials
beim alten Fort ausgeschifft worden war, die Landpassage um die tiefeinge-
schnittene Bucht herum für zu beschwerlich, und, in Rücksicht auf die Gegenwart
eines russischen starken Observationscorps, auch für den schweren Train als zu
gefährlich erachtete, mithin Munition und Belagerungsgeräth wieder einschiffte,
um die Festung seewärts zu tourniren, indem man die in Rede stehenden
Gegenstände bei Balaklava ans Land schaffte. Endlich hielten es die Alliirten
für rathsam, sich zunächst den Rücken zu decken, bevor sie die weitläufigen und
große Kräfte in Anspruch nehmenden Angriffsarbeiten gegen die Stadt- und
Arsenalfronten der Festung begannen. Anstatt also den Bau der ersten Parallele
zu betreiben, waren die französischen und englischen Ingenieurs zunächst be¬
müht, der südöstlich gewendeten Position von Balaklava einen sortificatorischen
Halt zu verschaffen. Man entschied sich für die Herstellung eines großen Forts,
anstatt die ganze Linie zwischen dem Binnenpunkte der Sebastopoler Rhede und
der Bucht von Balaklava zu befestigen. Vielleicht daß letztere nachfolgen wird,
wenn ersteres vollendet ist.

Den mit dem letzten Dampfer hier eingegangenen Nachrichten zufolge hatte
General Bosquet mit der ersten und zweiten französischen Division und zwei
englischen Brigaden die Stellung von Balaklava bezogen, während die beiden
andern französischen Divistonen, verbunden mit dem ganzen Rest der englischen
Truppen, sowie des kleinen türkischen Corps, die Angriffsarbeiten gegen die
Festung betrieben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/235>, abgerufen am 24.08.2024.