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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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theils einzelne im Großen ausgeführte Ornamente (3 Tafeln) oder farbige
Architektur (1 Tafel). Die Abbildungen von Mosaikfußböden sind mit Recht
beschränkt 0 Tafeln); unter diesen ist eine Borte von reichen Fruchtgewinden
und Masken, welche sich durch die geschmackvolle Anordnung und saubere
Ausführung gleich sehr auszeichnet. Uebrigens ist hier der Fortschritt der
technischen Ausführung durchgehend nicht in gleichem Maße hervortretend, wie
bei den ausgeführten Bildern, obgleich nicht zu verkennen ist, daß z. B. die
ganzen Wände meistens reich und brillant geschmückt sind. Als eine willkom¬
mene Zugabe der ornamentalen Darstellungen sind die beiden Tafeln anzu¬
sehen, welche sehr wohl ausgeführte Proben geschmackvoller Silber- und Bronze¬
gefäße geben.

Bei den nicht farbigen Tafeln sind die Ornamente so gut wie ganz zurück¬
getreten und die Nachbildungen großer, durch Composition und Gegenstand
anziehender Gemälde sind durchaus vorherrschend. Bei einer Sammlung, die
zunächst nicht antiquarische Zwecke, sondern vorwiegend das künstlerische Inter¬
esse im Auge hat, steht der Reiz des Neuen, früher noch nicht Bekannten in
zweiter Linie und eS kommt wesentlich darauf an, Schönes und Bedeutendes
getreu und würdig darzustellen. Mit welchem Eifer Prof. Zahn die günstige
Gelegenheit die Originalgemälde durchzuzeichnen benutzt hat, zeigen seine, wie
es scheint, unerschöpflichen Mappen; man darf darin auch die Bürgschaft für
die Zuverlässigkeit und Treue seiner Abbildungen finden, welche von den ma-
nierirten Stichen, wie sie z. B. das Museo Borbonico liefert, sich sehr
vortheilhaft unterscheiden. Auch erlaubt das große Format der Sammlung,
die Gemälde zum Theil in der Originalgröße, zum Theil in einem Maßstab
wiederzugeben, d/r aus den günstigen und wahrheitsgemäßen Eindruck von nicht
geringem Einfluß ist. Damit nicht zufrieden hat Prof. Zahn von einigen
ganz besonders ausgezeichneten Gemälden neben der verkleinerten Nachbildung
des Ganzen auch Durchzeichnungen der Köpfe und des Obertheils der Figuren
aus besondern Tafeln gegeben, was mit großem Dank anzuerkennen ist. So
sind von dem großartigen Bilde, das die Auffindung des von der Hirschkuh
ernährten Telephus darstellt, neben der vollständigen Abbildung -- der besten,
die bis jetzt gegeben ist -- die Köpse der Arkadia und des Pan auf einer und
die des Herakles und der Iris auf einer zweiten Tafel in der natürlichen,Größe
mitgetheilt. Die Gruppe des saugenden Telephus, die nach Göthe alles über¬
trifft, was in der Art je geleistet worden ist, war schon in der ersten Folge in
der Originalgröße abgebildet worden, so daß man nun von dem Ganzen sich
eine genügende Vorstellung zu machen in den Stand gesetzt worden ist. Eben¬
so ist mit den beiden trefflichen Gemälden, welche den Unterricht des Achilleus
im Leierspiel bei Chiron und Hercules mit Dejanira beim Centauren Ressus
vorstellen, verfahren worden; auch sind zu einigen schon in den früheren Folgen


theils einzelne im Großen ausgeführte Ornamente (3 Tafeln) oder farbige
Architektur (1 Tafel). Die Abbildungen von Mosaikfußböden sind mit Recht
beschränkt 0 Tafeln); unter diesen ist eine Borte von reichen Fruchtgewinden
und Masken, welche sich durch die geschmackvolle Anordnung und saubere
Ausführung gleich sehr auszeichnet. Uebrigens ist hier der Fortschritt der
technischen Ausführung durchgehend nicht in gleichem Maße hervortretend, wie
bei den ausgeführten Bildern, obgleich nicht zu verkennen ist, daß z. B. die
ganzen Wände meistens reich und brillant geschmückt sind. Als eine willkom¬
mene Zugabe der ornamentalen Darstellungen sind die beiden Tafeln anzu¬
sehen, welche sehr wohl ausgeführte Proben geschmackvoller Silber- und Bronze¬
gefäße geben.

Bei den nicht farbigen Tafeln sind die Ornamente so gut wie ganz zurück¬
getreten und die Nachbildungen großer, durch Composition und Gegenstand
anziehender Gemälde sind durchaus vorherrschend. Bei einer Sammlung, die
zunächst nicht antiquarische Zwecke, sondern vorwiegend das künstlerische Inter¬
esse im Auge hat, steht der Reiz des Neuen, früher noch nicht Bekannten in
zweiter Linie und eS kommt wesentlich darauf an, Schönes und Bedeutendes
getreu und würdig darzustellen. Mit welchem Eifer Prof. Zahn die günstige
Gelegenheit die Originalgemälde durchzuzeichnen benutzt hat, zeigen seine, wie
es scheint, unerschöpflichen Mappen; man darf darin auch die Bürgschaft für
die Zuverlässigkeit und Treue seiner Abbildungen finden, welche von den ma-
nierirten Stichen, wie sie z. B. das Museo Borbonico liefert, sich sehr
vortheilhaft unterscheiden. Auch erlaubt das große Format der Sammlung,
die Gemälde zum Theil in der Originalgröße, zum Theil in einem Maßstab
wiederzugeben, d/r aus den günstigen und wahrheitsgemäßen Eindruck von nicht
geringem Einfluß ist. Damit nicht zufrieden hat Prof. Zahn von einigen
ganz besonders ausgezeichneten Gemälden neben der verkleinerten Nachbildung
des Ganzen auch Durchzeichnungen der Köpfe und des Obertheils der Figuren
aus besondern Tafeln gegeben, was mit großem Dank anzuerkennen ist. So
sind von dem großartigen Bilde, das die Auffindung des von der Hirschkuh
ernährten Telephus darstellt, neben der vollständigen Abbildung — der besten,
die bis jetzt gegeben ist — die Köpse der Arkadia und des Pan auf einer und
die des Herakles und der Iris auf einer zweiten Tafel in der natürlichen,Größe
mitgetheilt. Die Gruppe des saugenden Telephus, die nach Göthe alles über¬
trifft, was in der Art je geleistet worden ist, war schon in der ersten Folge in
der Originalgröße abgebildet worden, so daß man nun von dem Ganzen sich
eine genügende Vorstellung zu machen in den Stand gesetzt worden ist. Eben¬
so ist mit den beiden trefflichen Gemälden, welche den Unterricht des Achilleus
im Leierspiel bei Chiron und Hercules mit Dejanira beim Centauren Ressus
vorstellen, verfahren worden; auch sind zu einigen schon in den früheren Folgen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/189>, abgerufen am 24.08.2024.