Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

eingewoben ist -- wenn ich noch lebe, so bist Dus, dem ichs danke, bist also
nicht Albert -- und also -- gib Lotten eine Hand, ganz warm von mir, und
sag ihr: ihren Namen von tausend heiligen Lippen mit Ehrfurcht ausgesprochen
zu wissen, sei doch ein Aequivalent gegen Besorgnisse, die einem kaum ohne
alles andere im, gemeinen Leben, da man jeder Base ausgesetzt ist, lange ver¬
drießen würden." -- '

Die Nachwelt hat diese Rechtfertigung vollkommen anerkannt, und die
Freunde haben sie wohl aufgenommen, wenn auch ein kleiner Mißklang zurück-
blieb. Goethe hat, um sie ganz zu beruhigen, bei der neuen Bearbeitung des
Werther 1783 in der harten Zeichnung Alberts vieles gemildert. Düntzer hat
in der angeführten Schrift diese Veränderungen zusammengestellt und wir möch¬
ten im ganzen annehmen, daß die erste Darstellung wahrer und natürlicher
war, denn der beste und geduldigste Mensch muß über ein Verhältniß, wie es
im zweiten Theil des .Werther dargestellt ist, zuletzt wild werden. -- Die Briefe
werden zwar, nach Goethes.Uebersiedelung nach Weimar seltener, sie gehen aber
in derselben Wärme und Herzlichkeit fort bis zu Kestners Tod 1799.

Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne von neuer Liebe und
Verehrung für unsern Dichter erfüllt zu werden. Eine sehr schöne Silhouette
desselben, Lottenö Porträt und mehre Autographen verzieren die Sammlung.




Grotes griechische Geschichte.

II i "loi'^ ol K i-poco. (!<!l>rAe Cro t e. Vol. XI. I.orator, Nuiiu^. --

Wir sind vor einiger Zeit in der Lage gewesen, eine Beurtheilung des
ausgezeichneten Werks, dessen vorletzter Band uns vorliegt, aus der Feder
eines der geistvollsten Kenner des Alterthums mitzutheilen. Wenn wir heute
noch einmal auf dasselbe eingehen, so geschieht es vorzugsweise, um die Frage
anzuregen, ob es nicht für unsre eigne Literatur praktisch verwerthet werde"
kann? In der Gestalt, in der es uns jetzt vorliegt, kommt es uns wenig
zu Gute. Der 11. Band enthält 721 Seiten, die vorhergehenden Verhältniß'
mäßig. Nun soll zwar mit dem 12. Bande das ganze Werk geschlossen werde",
allein wir glauben nicht recht daran; denn dieser Band soll nicht blos t"e
gesammte Regicrungsgeschichte Alexanders des Großen enthalten, sondern auch
noch die darauffolgende Zeit bis zum Untergang der macedonischen Königs
familie. Wenn man an den starken Umfang denkt, zu welchem dieser Thel
der Weltgeschichte unter den Händen Droysenö angewachsen ist, und die Me'
thode des englischen Historikers damit vergleicht, der bei seiner bequeme"
epischen Breite auch in diesem Theile einen noch größeren Raum in Anspruch


eingewoben ist — wenn ich noch lebe, so bist Dus, dem ichs danke, bist also
nicht Albert — und also — gib Lotten eine Hand, ganz warm von mir, und
sag ihr: ihren Namen von tausend heiligen Lippen mit Ehrfurcht ausgesprochen
zu wissen, sei doch ein Aequivalent gegen Besorgnisse, die einem kaum ohne
alles andere im, gemeinen Leben, da man jeder Base ausgesetzt ist, lange ver¬
drießen würden." — '

Die Nachwelt hat diese Rechtfertigung vollkommen anerkannt, und die
Freunde haben sie wohl aufgenommen, wenn auch ein kleiner Mißklang zurück-
blieb. Goethe hat, um sie ganz zu beruhigen, bei der neuen Bearbeitung des
Werther 1783 in der harten Zeichnung Alberts vieles gemildert. Düntzer hat
in der angeführten Schrift diese Veränderungen zusammengestellt und wir möch¬
ten im ganzen annehmen, daß die erste Darstellung wahrer und natürlicher
war, denn der beste und geduldigste Mensch muß über ein Verhältniß, wie es
im zweiten Theil des .Werther dargestellt ist, zuletzt wild werden. — Die Briefe
werden zwar, nach Goethes.Uebersiedelung nach Weimar seltener, sie gehen aber
in derselben Wärme und Herzlichkeit fort bis zu Kestners Tod 1799.

Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne von neuer Liebe und
Verehrung für unsern Dichter erfüllt zu werden. Eine sehr schöne Silhouette
desselben, Lottenö Porträt und mehre Autographen verzieren die Sammlung.




Grotes griechische Geschichte.

II i »loi'^ ol K i-poco. (!<!l>rAe Cro t e. Vol. XI. I.orator, Nuiiu^. —

Wir sind vor einiger Zeit in der Lage gewesen, eine Beurtheilung des
ausgezeichneten Werks, dessen vorletzter Band uns vorliegt, aus der Feder
eines der geistvollsten Kenner des Alterthums mitzutheilen. Wenn wir heute
noch einmal auf dasselbe eingehen, so geschieht es vorzugsweise, um die Frage
anzuregen, ob es nicht für unsre eigne Literatur praktisch verwerthet werde»
kann? In der Gestalt, in der es uns jetzt vorliegt, kommt es uns wenig
zu Gute. Der 11. Band enthält 721 Seiten, die vorhergehenden Verhältniß'
mäßig. Nun soll zwar mit dem 12. Bande das ganze Werk geschlossen werde»,
allein wir glauben nicht recht daran; denn dieser Band soll nicht blos t»e
gesammte Regicrungsgeschichte Alexanders des Großen enthalten, sondern auch
noch die darauffolgende Zeit bis zum Untergang der macedonischen Königs
familie. Wenn man an den starken Umfang denkt, zu welchem dieser Thel
der Weltgeschichte unter den Händen Droysenö angewachsen ist, und die Me'
thode des englischen Historikers damit vergleicht, der bei seiner bequeme»
epischen Breite auch in diesem Theile einen noch größeren Raum in Anspruch


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0376" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281527"/>
          <p xml:id="ID_1119" prev="#ID_1118"> eingewoben ist &#x2014; wenn ich noch lebe, so bist Dus, dem ichs danke, bist also<lb/>
nicht Albert &#x2014; und also &#x2014; gib Lotten eine Hand, ganz warm von mir, und<lb/>
sag ihr: ihren Namen von tausend heiligen Lippen mit Ehrfurcht ausgesprochen<lb/>
zu wissen, sei doch ein Aequivalent gegen Besorgnisse, die einem kaum ohne<lb/>
alles andere im, gemeinen Leben, da man jeder Base ausgesetzt ist, lange ver¬<lb/>
drießen würden." &#x2014; '</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1120"> Die Nachwelt hat diese Rechtfertigung vollkommen anerkannt, und die<lb/>
Freunde haben sie wohl aufgenommen, wenn auch ein kleiner Mißklang zurück-<lb/>
blieb. Goethe hat, um sie ganz zu beruhigen, bei der neuen Bearbeitung des<lb/>
Werther 1783 in der harten Zeichnung Alberts vieles gemildert. Düntzer hat<lb/>
in der angeführten Schrift diese Veränderungen zusammengestellt und wir möch¬<lb/>
ten im ganzen annehmen, daß die erste Darstellung wahrer und natürlicher<lb/>
war, denn der beste und geduldigste Mensch muß über ein Verhältniß, wie es<lb/>
im zweiten Theil des .Werther dargestellt ist, zuletzt wild werden. &#x2014; Die Briefe<lb/>
werden zwar, nach Goethes.Uebersiedelung nach Weimar seltener, sie gehen aber<lb/>
in derselben Wärme und Herzlichkeit fort bis zu Kestners Tod 1799.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1121"> Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne von neuer Liebe und<lb/>
Verehrung für unsern Dichter erfüllt zu werden. Eine sehr schöne Silhouette<lb/>
desselben, Lottenö Porträt und mehre Autographen verzieren die Sammlung.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Grotes griechische Geschichte.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1122"> II i »loi'^ ol K i-poco.    (!&lt;!l&gt;rAe Cro t e.  Vol. XI.  I.orator, Nuiiu^. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1123" next="#ID_1124"> Wir sind vor einiger Zeit in der Lage gewesen, eine Beurtheilung des<lb/>
ausgezeichneten Werks, dessen vorletzter Band uns vorliegt, aus der Feder<lb/>
eines der geistvollsten Kenner des Alterthums mitzutheilen. Wenn wir heute<lb/>
noch einmal auf dasselbe eingehen, so geschieht es vorzugsweise, um die Frage<lb/>
anzuregen, ob es nicht für unsre eigne Literatur praktisch verwerthet werde»<lb/>
kann? In der Gestalt, in der es uns jetzt vorliegt, kommt es uns wenig<lb/>
zu Gute. Der 11. Band enthält 721 Seiten, die vorhergehenden Verhältniß'<lb/>
mäßig. Nun soll zwar mit dem 12. Bande das ganze Werk geschlossen werde»,<lb/>
allein wir glauben nicht recht daran; denn dieser Band soll nicht blos t»e<lb/>
gesammte Regicrungsgeschichte Alexanders des Großen enthalten, sondern auch<lb/>
noch die darauffolgende Zeit bis zum Untergang der macedonischen Königs<lb/>
familie. Wenn man an den starken Umfang denkt, zu welchem dieser Thel<lb/>
der Weltgeschichte unter den Händen Droysenö angewachsen ist, und die Me'<lb/>
thode des englischen Historikers damit vergleicht, der bei seiner bequeme»<lb/>
epischen Breite auch in diesem Theile einen noch größeren Raum in Anspruch</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0376] eingewoben ist — wenn ich noch lebe, so bist Dus, dem ichs danke, bist also nicht Albert — und also — gib Lotten eine Hand, ganz warm von mir, und sag ihr: ihren Namen von tausend heiligen Lippen mit Ehrfurcht ausgesprochen zu wissen, sei doch ein Aequivalent gegen Besorgnisse, die einem kaum ohne alles andere im, gemeinen Leben, da man jeder Base ausgesetzt ist, lange ver¬ drießen würden." — ' Die Nachwelt hat diese Rechtfertigung vollkommen anerkannt, und die Freunde haben sie wohl aufgenommen, wenn auch ein kleiner Mißklang zurück- blieb. Goethe hat, um sie ganz zu beruhigen, bei der neuen Bearbeitung des Werther 1783 in der harten Zeichnung Alberts vieles gemildert. Düntzer hat in der angeführten Schrift diese Veränderungen zusammengestellt und wir möch¬ ten im ganzen annehmen, daß die erste Darstellung wahrer und natürlicher war, denn der beste und geduldigste Mensch muß über ein Verhältniß, wie es im zweiten Theil des .Werther dargestellt ist, zuletzt wild werden. — Die Briefe werden zwar, nach Goethes.Uebersiedelung nach Weimar seltener, sie gehen aber in derselben Wärme und Herzlichkeit fort bis zu Kestners Tod 1799. Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne von neuer Liebe und Verehrung für unsern Dichter erfüllt zu werden. Eine sehr schöne Silhouette desselben, Lottenö Porträt und mehre Autographen verzieren die Sammlung. Grotes griechische Geschichte. II i »loi'^ ol K i-poco. (!<!l>rAe Cro t e. Vol. XI. I.orator, Nuiiu^. — Wir sind vor einiger Zeit in der Lage gewesen, eine Beurtheilung des ausgezeichneten Werks, dessen vorletzter Band uns vorliegt, aus der Feder eines der geistvollsten Kenner des Alterthums mitzutheilen. Wenn wir heute noch einmal auf dasselbe eingehen, so geschieht es vorzugsweise, um die Frage anzuregen, ob es nicht für unsre eigne Literatur praktisch verwerthet werde» kann? In der Gestalt, in der es uns jetzt vorliegt, kommt es uns wenig zu Gute. Der 11. Band enthält 721 Seiten, die vorhergehenden Verhältniß' mäßig. Nun soll zwar mit dem 12. Bande das ganze Werk geschlossen werde», allein wir glauben nicht recht daran; denn dieser Band soll nicht blos t»e gesammte Regicrungsgeschichte Alexanders des Großen enthalten, sondern auch noch die darauffolgende Zeit bis zum Untergang der macedonischen Königs familie. Wenn man an den starken Umfang denkt, zu welchem dieser Thel der Weltgeschichte unter den Händen Droysenö angewachsen ist, und die Me' thode des englischen Historikers damit vergleicht, der bei seiner bequeme» epischen Breite auch in diesem Theile einen noch größeren Raum in Anspruch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/376
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/376>, abgerufen am 09.11.2024.