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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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den Gehängen des Bergzugs Granit, Gneis, Syenitgranit, Glimmerschiefer
und Grünsteinarten, und als Saum und Schwelle der Kette der Zechstein. Die
Grenzen und Gebiete der krystallinischen uno massigen Gesteine sind hier nicht
minder unregelmäßig und ungleich, als die Chronologie ihrer Erhebungen.

Den Südosten bildet vorherrschend das sogenannte Uebergangögebirg oder
die Grauwackenformation, die mit der Grauwacke am Harz und Erzgebirge
wol gleichen Ursprung hat, weil ihren Schichten ein gleicher Parallelismus
zukommt. Die Hauptmasse des GrauwackengebielS besteht aus zwei Schichten¬
gruppen, aus der hellen und der dunkeln Grauwacke, von denen jene Sand¬
steinbänke mit schwachem Gold- und Quarzfelszuge mit Eisen, diese Thon-
undj Alaunschiefer mit Kalksteinbildungen, Griffelschicfer und das jüngere
Grauwackengebild eingegliedert umschließt. An die Grauwackenformation lehnt
sich als Fußbank die Kohlengruppe, doch dies nur am Maingehäng, nicht
an der Saalwand, wo sie fehlt, dann die deS Zechsteins, des Buntsand.
steins und des Muschelkalks. Krystallinische und eruptive Gesteine, woraus
der Nordwest des Gebirgs besteht, durchsetzen nur untergeordnet die Grau-
wackenregion.

In seinen Porphyren, im Rothliegenden und in der Grauwacke, enthält
das Gebirge Gänge mit Eisen und Manganerzen, in seinem Zechstein Kobalte
und Kupfererze, im Rothliegenden Kohlen, die bei Marchand, Crock und Neu-
haus erschlossen sind, im Grauwackengebiel Schiefer, Kaolin und Alaun, unter¬
geordnet Flämmchen von Gold, Silber und Blei, in den meisten Gesteins¬
massen Material zum Straßenbau, zu Bausteinen und zu Mühlsteinen, letztere
im Porphyr bei Fraukenhain und im Rothliegenden bei Krähwinkel.

Dies ist im allgemeinen die Substanz des Gebirgs, gleichsam die Knocheu-
structur oder die feste Unterlage des Flüssigen und Flüchtigen. Aber eine
solche Substanz ist kein Todtes und Abgeschlossenes^ vielmehr Leben und Auf¬
erstehung. Die Bodenunterlagen wirken auf alles Darüberwvhnende ebenso wie
der Himmel von oben mit seinem ewigen Wechsel von Licht und Wärme.
Nicht blos das äußere Gepräge und die Güte des Bodens und nicht blos das
Gewässer nach Fall, Stärke und Beschaffenheit beruhen auf dem untergelegten
Gestein, sondern auch die Flora, das Gethier und der Mensch, seine Woh¬
nung, Geschäft und Charakter erhallen mehr oder minder durch den Boden
ihre Besonderheit.

Dem geologischen Bau des thüringer Waldes entspricht vollkommen dessen
Plastik. Die zerflossene Grauwacke im Südosten hat horizontale, das
krystallinische und eruptive Gestein im Nordwesten strahlenförmige vertikale
Hauptrichtung. Jener Theil ist ein -10---ki Stunden breites, im Mittel
2U"0 Fuß hohes Plateau, welches durch meist tief gespaltne, oft geschnürte
Thäler in breitflache, weitrückige Bergmassen zerschnitten wird und auf denen Wald-


den Gehängen des Bergzugs Granit, Gneis, Syenitgranit, Glimmerschiefer
und Grünsteinarten, und als Saum und Schwelle der Kette der Zechstein. Die
Grenzen und Gebiete der krystallinischen uno massigen Gesteine sind hier nicht
minder unregelmäßig und ungleich, als die Chronologie ihrer Erhebungen.

Den Südosten bildet vorherrschend das sogenannte Uebergangögebirg oder
die Grauwackenformation, die mit der Grauwacke am Harz und Erzgebirge
wol gleichen Ursprung hat, weil ihren Schichten ein gleicher Parallelismus
zukommt. Die Hauptmasse des GrauwackengebielS besteht aus zwei Schichten¬
gruppen, aus der hellen und der dunkeln Grauwacke, von denen jene Sand¬
steinbänke mit schwachem Gold- und Quarzfelszuge mit Eisen, diese Thon-
undj Alaunschiefer mit Kalksteinbildungen, Griffelschicfer und das jüngere
Grauwackengebild eingegliedert umschließt. An die Grauwackenformation lehnt
sich als Fußbank die Kohlengruppe, doch dies nur am Maingehäng, nicht
an der Saalwand, wo sie fehlt, dann die deS Zechsteins, des Buntsand.
steins und des Muschelkalks. Krystallinische und eruptive Gesteine, woraus
der Nordwest des Gebirgs besteht, durchsetzen nur untergeordnet die Grau-
wackenregion.

In seinen Porphyren, im Rothliegenden und in der Grauwacke, enthält
das Gebirge Gänge mit Eisen und Manganerzen, in seinem Zechstein Kobalte
und Kupfererze, im Rothliegenden Kohlen, die bei Marchand, Crock und Neu-
haus erschlossen sind, im Grauwackengebiel Schiefer, Kaolin und Alaun, unter¬
geordnet Flämmchen von Gold, Silber und Blei, in den meisten Gesteins¬
massen Material zum Straßenbau, zu Bausteinen und zu Mühlsteinen, letztere
im Porphyr bei Fraukenhain und im Rothliegenden bei Krähwinkel.

Dies ist im allgemeinen die Substanz des Gebirgs, gleichsam die Knocheu-
structur oder die feste Unterlage des Flüssigen und Flüchtigen. Aber eine
solche Substanz ist kein Todtes und Abgeschlossenes^ vielmehr Leben und Auf¬
erstehung. Die Bodenunterlagen wirken auf alles Darüberwvhnende ebenso wie
der Himmel von oben mit seinem ewigen Wechsel von Licht und Wärme.
Nicht blos das äußere Gepräge und die Güte des Bodens und nicht blos das
Gewässer nach Fall, Stärke und Beschaffenheit beruhen auf dem untergelegten
Gestein, sondern auch die Flora, das Gethier und der Mensch, seine Woh¬
nung, Geschäft und Charakter erhallen mehr oder minder durch den Boden
ihre Besonderheit.

Dem geologischen Bau des thüringer Waldes entspricht vollkommen dessen
Plastik. Die zerflossene Grauwacke im Südosten hat horizontale, das
krystallinische und eruptive Gestein im Nordwesten strahlenförmige vertikale
Hauptrichtung. Jener Theil ist ein -10—-ki Stunden breites, im Mittel
2U»0 Fuß hohes Plateau, welches durch meist tief gespaltne, oft geschnürte
Thäler in breitflache, weitrückige Bergmassen zerschnitten wird und auf denen Wald-


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[0212] den Gehängen des Bergzugs Granit, Gneis, Syenitgranit, Glimmerschiefer und Grünsteinarten, und als Saum und Schwelle der Kette der Zechstein. Die Grenzen und Gebiete der krystallinischen uno massigen Gesteine sind hier nicht minder unregelmäßig und ungleich, als die Chronologie ihrer Erhebungen. Den Südosten bildet vorherrschend das sogenannte Uebergangögebirg oder die Grauwackenformation, die mit der Grauwacke am Harz und Erzgebirge wol gleichen Ursprung hat, weil ihren Schichten ein gleicher Parallelismus zukommt. Die Hauptmasse des GrauwackengebielS besteht aus zwei Schichten¬ gruppen, aus der hellen und der dunkeln Grauwacke, von denen jene Sand¬ steinbänke mit schwachem Gold- und Quarzfelszuge mit Eisen, diese Thon- undj Alaunschiefer mit Kalksteinbildungen, Griffelschicfer und das jüngere Grauwackengebild eingegliedert umschließt. An die Grauwackenformation lehnt sich als Fußbank die Kohlengruppe, doch dies nur am Maingehäng, nicht an der Saalwand, wo sie fehlt, dann die deS Zechsteins, des Buntsand. steins und des Muschelkalks. Krystallinische und eruptive Gesteine, woraus der Nordwest des Gebirgs besteht, durchsetzen nur untergeordnet die Grau- wackenregion. In seinen Porphyren, im Rothliegenden und in der Grauwacke, enthält das Gebirge Gänge mit Eisen und Manganerzen, in seinem Zechstein Kobalte und Kupfererze, im Rothliegenden Kohlen, die bei Marchand, Crock und Neu- haus erschlossen sind, im Grauwackengebiel Schiefer, Kaolin und Alaun, unter¬ geordnet Flämmchen von Gold, Silber und Blei, in den meisten Gesteins¬ massen Material zum Straßenbau, zu Bausteinen und zu Mühlsteinen, letztere im Porphyr bei Fraukenhain und im Rothliegenden bei Krähwinkel. Dies ist im allgemeinen die Substanz des Gebirgs, gleichsam die Knocheu- structur oder die feste Unterlage des Flüssigen und Flüchtigen. Aber eine solche Substanz ist kein Todtes und Abgeschlossenes^ vielmehr Leben und Auf¬ erstehung. Die Bodenunterlagen wirken auf alles Darüberwvhnende ebenso wie der Himmel von oben mit seinem ewigen Wechsel von Licht und Wärme. Nicht blos das äußere Gepräge und die Güte des Bodens und nicht blos das Gewässer nach Fall, Stärke und Beschaffenheit beruhen auf dem untergelegten Gestein, sondern auch die Flora, das Gethier und der Mensch, seine Woh¬ nung, Geschäft und Charakter erhallen mehr oder minder durch den Boden ihre Besonderheit. Dem geologischen Bau des thüringer Waldes entspricht vollkommen dessen Plastik. Die zerflossene Grauwacke im Südosten hat horizontale, das krystallinische und eruptive Gestein im Nordwesten strahlenförmige vertikale Hauptrichtung. Jener Theil ist ein -10—-ki Stunden breites, im Mittel 2U»0 Fuß hohes Plateau, welches durch meist tief gespaltne, oft geschnürte Thäler in breitflache, weitrückige Bergmassen zerschnitten wird und auf denen Wald-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/212>, abgerufen am 01.09.2024.