Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.und wahr den Dänen in seiner erregten, ängstlichen Schwäche des bösen Ge¬ Das dänische Ministerium ist uneingedenk des Grundsatzes Machiavellis: Europa hat eine für Dänemark und die Herzogthümer gemeinsame Grenzvoten. IV. -1863. 7
und wahr den Dänen in seiner erregten, ängstlichen Schwäche des bösen Ge¬ Das dänische Ministerium ist uneingedenk des Grundsatzes Machiavellis: Europa hat eine für Dänemark und die Herzogthümer gemeinsame Grenzvoten. IV. -1863. 7
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und wahr den Dänen in seiner erregten, ängstlichen Schwäche des bösen Ge¬
wissens, in der klaren Ueberzeugung der Verwirrung und Unhaltbarkeit seiner
jetzigen und künftigen Zustände, in seiner „fratzenhaften Eitelkeit", seineu
kommunistischen Wühlereien, dem sehr verständlichen Mangel alles Vertrauens
zu einer Regierung, deren Grundlagen des NcchtSbodcnö entbehren, welche die
Legitimität vom Throne gestoßen und die im Innern in den verschiedensten natio¬
nalen Spaltungen auseinandergeht. — Nur in einer Richtung waren alle ihre
Mitglieder bisher einig: in der vollendetsten Abhängigkeit von der Presse. Eine
endlose, trübe Flut von Schmähungen gegen einzelne Personen ließe sich noch
den dänischen Blättern entnehmen, wäre die Uebertragung nicht zu widerwärtig.
Die Stadt Kiel ist noch immer der „Hexenkessel, in welchem das Gift gebraut wird,
von Schleswig-Holsteinern des ungetrübtesten, reinsten Wassers!" Der von der
Presse Angefeindete wird, ist er nicht schon früher entlassen oder aus dem Lande
verwiesen, in der Regel sofort seines Amtes entsetzt; die unersättliche Presse for¬
dert ein Opfer nach dem andern und nnr die Verheerungen der Cholerapest,
welche die Cloaken des Schmutzes und der Demoralisation im Innern der
Hauptstadt aufdeckte und die gänzliche Kopflosigkeit und Schwäche der Regierung
offenbarte, wandte die heißhungerige Gier der Presse ab von Schleswig-Holstein
und ließ sie in der verödeten Residenz ihre giftigen Pfeile gegen Polizei- und
Gesundheitsbehörden abschießen. In den Herzogthümern hat die Regierung nur
ein einziges Organ, die Altonaer Zeitung; bezahlt ans der Staatscasse mit 20,000
Reichsbankothaler jährlich, weil Privatabnehmer fehlen, müht es sich ab, die dänischen
Hetzereien zu beschönigen oder die siegreichen Ergebnisse derselben zu rechtfertigen.
Das dänische Ministerium ist uneingedenk des Grundsatzes Machiavellis:
„politische Gegner muß man versöhnen oder vernichten, aber niemals erbittern",
im reichlichsten Maße geschieht letzteres. Die Herzogthümer sind noch lange nicht
genug gestraft! ist das Motto des, gelinde ausgedrückt, — kranken Ministers für
Schleswig, der täglich im Beisein der Dienerschaft sein Gebet verrichtet, und
seines guten Gewissens sich rühmt. Der holstein-lancnburgische Minister, Sohn
eines französischen Emigranten, selbst ohne Vaterland, erleidet in seiner süßlichen
Schwäche und Haltlosigkeit täglich Niederlagen, und brüstet sich seines Muthes,
daß er dennoch im Amte bleibe, sich opfere für das Wohl des Landes; des
Opfers von 7—8000 Thlr. jährlich Salair wird nicht erwähnt. Die dänischen
Minister sind aber Dänen und thun was sie vermögen, um die Herzogthümer zu
danistren; der Kriegs-, der Marine-, der Finanzminister, für das Königreich dem
Reichstag verantwortlich, behandeln die dentschen Lande als ihre Domänen; nnr
dem Könige schulden sie Rechenschaft.---
Europa hat eine für Dänemark und die Herzogthümer gemeinsame
Erbfolge anerkannt! Aus der Basis des europäischen Gleichgewichts baut
diese Erbfolge sich aus; Dänemark soll erhalten werden im Norden, wie die
Grenzvoten. IV. -1863. 7
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