Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.die Gleichgültigkeit, mit welcher diese sorglosen Herren des Landes die Eingriffe der Leider haben die Türken, die in den Moldau-Walachen Vasallen von bewährter die Gleichgültigkeit, mit welcher diese sorglosen Herren des Landes die Eingriffe der Leider haben die Türken, die in den Moldau-Walachen Vasallen von bewährter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97160"/> <p xml:id="ID_1348" prev="#ID_1347"> die Gleichgültigkeit, mit welcher diese sorglosen Herren des Landes die Eingriffe der<lb/> Russen in ihre Souveränetätsrechte gestatten. Der instinctmäßige Widerwille<lb/> gegen Rußland ist der Hauptgrund, weshalb die Romanen in die Arme der<lb/> Türken sich werfen, um bei denselben Schlitz gegen die Einschmeichelnngen und<lb/> Drohungen der moskvwitischcn Diplomatie zu finden. Wenn die Moldau-Walachen<lb/> auch ihre nationale Unabhängigkeit behaupten wollen, so sind sie doch nicht<lb/> gemeint, einer Politik sich zuzugefellen, welche den Untergang des ottomanischen<lb/> Reiches bezweckt. Wenn in Bukarest und in Jassu eine revolutionäre Partei<lb/> besteht, welche die Selbstständigkeit der Fürstenthümer predigt, welche das<lb/> Vasallenverhältniß der Moldau-Walachei zur Türkei zu. vernichten strebt, so ist<lb/> dies eben die griechisch-russische Partei, welche, die Erstarkung d'es Romanismus<lb/> fürchtend, bereits öfter verursacht hat, ihn in Revolutionen zu stürzen, um ihn<lb/> desto besser in seiner Wiege ersticken zu können, es ist die griechisch-russische Partei,<lb/> welche -1862 Bulgarien auswiegelte und mit den Waffen in der Hand in die<lb/> malachische Stadt Braclow eindrang und, das Fürstenthum zu einem Aufstand zu<lb/> bewegen suchte, in welchem es nur triumphirt haben würde, um in die Hände<lb/> der Russen zu fallen. Aber dieses sinnlose'Beginnen scheiterte an der Klugheit<lb/> der Romanen und veranlaßte den alten Buzojauv, den Präsidenten des Gerichts¬<lb/> hofes, welcher diese Angelegenheit untersuchte, zu der feierlichen Erklärung: „daß<lb/> man eine Untersuchung nicht weiterführen könne, wo die Justiz bei jedem<lb/> Schritte als Hauptschuldigen Se. Majestät den Kaiser aller Reußen fände". Die<lb/> Moldau-Walachen sind grade die Stützen des Friedens und der Sicherheit des<lb/> türkischen Reiches gegen Rußland, diese entschieden revolutionäre Macht des Orients.</p><lb/> <p xml:id="ID_1349" next="#ID_1350"> Leider haben die Türken, die in den Moldau-Walachen Vasallen von bewährter<lb/> Treue fanden, die russische Diplomatie ungestört in den Fürstenthümern intriguiren<lb/> lassen, ja sogar zuweilen zu ihren Werkzeugen sich gemacht und zu Handlungen<lb/> sich hergegeben, die ihre eigene Souveränetät untergraben mußten. Im Jahre<lb/> 1848 brach die romanische Revolution aus. Sie unterlag nach drei Monaten<lb/> den vereinigten Anstrengungen Rußlands und der Türkei, die aus Furcht an<lb/> Rußland sich anschloß und nicht wagte, in Bukarest ihre eigne Sache zu vertheidigen.<lb/> Die Moldau-Walachen hatten sich erhoben, um das Joch einer bureaukratischen<lb/> Oligarchie abzuschütteln, die ein Werkzeug in den Händen Rußlands war, um<lb/> des drückenden russischen Protectorats sich zu entledigen, um die verletzte Ver¬<lb/> fassung ihres Landes herzustellen; sie erkannten feierlich die So-uveränetät der<lb/> Pforte und die mit derselben abgeschlossenen Verträge an. Die Russen rückten<lb/> in die Fürstenthümer ein, nicht um die Ordnung wiederherzustellen, die zu bestehen<lb/> nicht aufgehört hatte, sondern um auf Kosten der unglücklichen Romanen die<lb/> Occupationsarmee zu unterhalten, welche bestimmt war, gegen die Ungarn zu<lb/> kämpfen, und den russischen PauslamismuS unter der türkischen und östreichischen<lb/> Bevölkerung zu verbreiten. Die Türkei sah ruhig mit ein, wie eine Bewegung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0455]
die Gleichgültigkeit, mit welcher diese sorglosen Herren des Landes die Eingriffe der
Russen in ihre Souveränetätsrechte gestatten. Der instinctmäßige Widerwille
gegen Rußland ist der Hauptgrund, weshalb die Romanen in die Arme der
Türken sich werfen, um bei denselben Schlitz gegen die Einschmeichelnngen und
Drohungen der moskvwitischcn Diplomatie zu finden. Wenn die Moldau-Walachen
auch ihre nationale Unabhängigkeit behaupten wollen, so sind sie doch nicht
gemeint, einer Politik sich zuzugefellen, welche den Untergang des ottomanischen
Reiches bezweckt. Wenn in Bukarest und in Jassu eine revolutionäre Partei
besteht, welche die Selbstständigkeit der Fürstenthümer predigt, welche das
Vasallenverhältniß der Moldau-Walachei zur Türkei zu. vernichten strebt, so ist
dies eben die griechisch-russische Partei, welche, die Erstarkung d'es Romanismus
fürchtend, bereits öfter verursacht hat, ihn in Revolutionen zu stürzen, um ihn
desto besser in seiner Wiege ersticken zu können, es ist die griechisch-russische Partei,
welche -1862 Bulgarien auswiegelte und mit den Waffen in der Hand in die
malachische Stadt Braclow eindrang und, das Fürstenthum zu einem Aufstand zu
bewegen suchte, in welchem es nur triumphirt haben würde, um in die Hände
der Russen zu fallen. Aber dieses sinnlose'Beginnen scheiterte an der Klugheit
der Romanen und veranlaßte den alten Buzojauv, den Präsidenten des Gerichts¬
hofes, welcher diese Angelegenheit untersuchte, zu der feierlichen Erklärung: „daß
man eine Untersuchung nicht weiterführen könne, wo die Justiz bei jedem
Schritte als Hauptschuldigen Se. Majestät den Kaiser aller Reußen fände". Die
Moldau-Walachen sind grade die Stützen des Friedens und der Sicherheit des
türkischen Reiches gegen Rußland, diese entschieden revolutionäre Macht des Orients.
Leider haben die Türken, die in den Moldau-Walachen Vasallen von bewährter
Treue fanden, die russische Diplomatie ungestört in den Fürstenthümern intriguiren
lassen, ja sogar zuweilen zu ihren Werkzeugen sich gemacht und zu Handlungen
sich hergegeben, die ihre eigene Souveränetät untergraben mußten. Im Jahre
1848 brach die romanische Revolution aus. Sie unterlag nach drei Monaten
den vereinigten Anstrengungen Rußlands und der Türkei, die aus Furcht an
Rußland sich anschloß und nicht wagte, in Bukarest ihre eigne Sache zu vertheidigen.
Die Moldau-Walachen hatten sich erhoben, um das Joch einer bureaukratischen
Oligarchie abzuschütteln, die ein Werkzeug in den Händen Rußlands war, um
des drückenden russischen Protectorats sich zu entledigen, um die verletzte Ver¬
fassung ihres Landes herzustellen; sie erkannten feierlich die So-uveränetät der
Pforte und die mit derselben abgeschlossenen Verträge an. Die Russen rückten
in die Fürstenthümer ein, nicht um die Ordnung wiederherzustellen, die zu bestehen
nicht aufgehört hatte, sondern um auf Kosten der unglücklichen Romanen die
Occupationsarmee zu unterhalten, welche bestimmt war, gegen die Ungarn zu
kämpfen, und den russischen PauslamismuS unter der türkischen und östreichischen
Bevölkerung zu verbreiten. Die Türkei sah ruhig mit ein, wie eine Bewegung
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