Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Er entfernte sich allmälig von der nationalen Partei, stützte sich ans die Partei der Der Romanismus behauptete sich deu griechisch-russischen Intriguen gegen¬ In der Walachei und namentlich in der Hauptstadt Bukarest,hat der Roma- Er entfernte sich allmälig von der nationalen Partei, stützte sich ans die Partei der Der Romanismus behauptete sich deu griechisch-russischen Intriguen gegen¬ In der Walachei und namentlich in der Hauptstadt Bukarest,hat der Roma- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0454" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97159"/> <p xml:id="ID_1345" prev="#ID_1344"> Er entfernte sich allmälig von der nationalen Partei, stützte sich ans die Partei der<lb/> alten Walachei,, schloß die Nationalversammlung und regierte mehre Jahre ohne<lb/> alle Controle. Da kam der Sultan den Walache» zu Hilfe: er befahl dem<lb/> Fürsten Bibeöco, die Nationalversammlung wieder zu eröffnen und erklärte, die<lb/> Eingriffe des russischen Protectorats in die türkische Souveränetät nicht länger<lb/> dulden zu wolle». Die walachische Verfassung wurde wieder, in Kraft gesetzt und<lb/> Bibesco regierte mit der neuen Kammer, die er freilich durch Abänderung des<lb/> Wahlgesetzes mit servilen Mitgliedern besetzt hatte, in einem mehr nationale,,<lb/> Sinne.</p><lb/> <p xml:id="ID_1346"> Der Romanismus behauptete sich deu griechisch-russischen Intriguen gegen¬<lb/> über. Obgleich mit Undank vou den Männern belohnt, die er zur Gewalt<lb/> erhoben hatte, mit Erbitterung vou deu Griechen und Russen verfolgt, wenig<lb/> begünstigt von den Türken, herrscht er in der Moldau-Walachei, in der Bukowina,<lb/> in Ost-Ungarn und Siebenbürgen, trotz der Magyaren, in Bessarabien trotz der<lb/> Nüssen und vereinigt alle romanischen Länder durch das Band der Ideen und<lb/> Interessen. Die Kntzo-Walachen, welche von dem Mutterlande isolirt auf<lb/> dem rechten Dvnauufer/ und besonders in den Bergen Macedoniens wohnen, sind<lb/> das einzige romanische Volk, das dem Romanismus abtrünnig geworden ist. Die<lb/> Siebenbürgen dagegen, beleidigt durch die Anmaßungen ihrer LandeSgenosseu,<lb/> der Magyaren, gehen mit den Moldau - Wallachen: die Bukowiner, welche zum'<lb/> Königreich Galizien gehören, bezeigen ihnen einige Anhänglichkeit: die Bessarabier<lb/> endlich, obgleich an Rußland gekettet und der Verfassung beraubt, die ihnen bei<lb/> der Bereinigung mit Rußland gewährleistet war, nehmen einen thätigen Antheil<lb/> an den literarischen Bestrebungen der Moldau-Walachei und Siebenbürgens und<lb/> cultiviren ihre Nationalsprache und Geschichte. So streben alle romanischen<lb/> Stämme zur Volkseinheit. ></p><lb/> <p xml:id="ID_1347" next="#ID_1348"> In der Walachei und namentlich in der Hauptstadt Bukarest,hat der Roma-<lb/> nismus doch die tiefsten.Wurzeln geschlagen. Die Fanarioten und selbst diejenigen<lb/> Walachen, auf denen der Verdacht ruht, daß sie mit dem russischen Consulat<lb/> und dem Fanar in Verbindung stehe», werden ,,Ciocoi" (niederträchtige Hunde)<lb/> genannt und „Ciocvismus" bezeichnet die servile Niederträchtigkeit, ans welche<lb/> die Fanarioten ihre Herrschaft i» der Moldau-Walachei gründen wollten. Während<lb/> man in Bukarest die Fanarioten verachtet, haßt man die Nüssen. Sie büßen<lb/> durch ihre Mißliebigkeit die grausame» Ungerechtigkeiten ihrer Regierung und<lb/> sowie el» Russe »ach Bukarest kommt, heißt es in den Salons: „Wieder ein<lb/> Russe!" Die Türken dagegen werde» mit großer Freundlichkeit empfangen,<lb/> überall eingeladen, und noch lange nach ihrer Abreise heißt es: „Endlich haben<lb/> wir einmal wieder einen Türren gesehen!" Obgleich die Russen überall die Türken als<lb/> unbarmherzige Tyrannen, ohne alle Lebensart schildern, so neigen sich doch die<lb/> Patrioten der Walachei.entschieden den Türken zu und beklagen sich nur über</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0454]
Er entfernte sich allmälig von der nationalen Partei, stützte sich ans die Partei der
alten Walachei,, schloß die Nationalversammlung und regierte mehre Jahre ohne
alle Controle. Da kam der Sultan den Walache» zu Hilfe: er befahl dem
Fürsten Bibeöco, die Nationalversammlung wieder zu eröffnen und erklärte, die
Eingriffe des russischen Protectorats in die türkische Souveränetät nicht länger
dulden zu wolle». Die walachische Verfassung wurde wieder, in Kraft gesetzt und
Bibesco regierte mit der neuen Kammer, die er freilich durch Abänderung des
Wahlgesetzes mit servilen Mitgliedern besetzt hatte, in einem mehr nationale,,
Sinne.
Der Romanismus behauptete sich deu griechisch-russischen Intriguen gegen¬
über. Obgleich mit Undank vou den Männern belohnt, die er zur Gewalt
erhoben hatte, mit Erbitterung vou deu Griechen und Russen verfolgt, wenig
begünstigt von den Türken, herrscht er in der Moldau-Walachei, in der Bukowina,
in Ost-Ungarn und Siebenbürgen, trotz der Magyaren, in Bessarabien trotz der
Nüssen und vereinigt alle romanischen Länder durch das Band der Ideen und
Interessen. Die Kntzo-Walachen, welche von dem Mutterlande isolirt auf
dem rechten Dvnauufer/ und besonders in den Bergen Macedoniens wohnen, sind
das einzige romanische Volk, das dem Romanismus abtrünnig geworden ist. Die
Siebenbürgen dagegen, beleidigt durch die Anmaßungen ihrer LandeSgenosseu,
der Magyaren, gehen mit den Moldau - Wallachen: die Bukowiner, welche zum'
Königreich Galizien gehören, bezeigen ihnen einige Anhänglichkeit: die Bessarabier
endlich, obgleich an Rußland gekettet und der Verfassung beraubt, die ihnen bei
der Bereinigung mit Rußland gewährleistet war, nehmen einen thätigen Antheil
an den literarischen Bestrebungen der Moldau-Walachei und Siebenbürgens und
cultiviren ihre Nationalsprache und Geschichte. So streben alle romanischen
Stämme zur Volkseinheit. >
In der Walachei und namentlich in der Hauptstadt Bukarest,hat der Roma-
nismus doch die tiefsten.Wurzeln geschlagen. Die Fanarioten und selbst diejenigen
Walachen, auf denen der Verdacht ruht, daß sie mit dem russischen Consulat
und dem Fanar in Verbindung stehe», werden ,,Ciocoi" (niederträchtige Hunde)
genannt und „Ciocvismus" bezeichnet die servile Niederträchtigkeit, ans welche
die Fanarioten ihre Herrschaft i» der Moldau-Walachei gründen wollten. Während
man in Bukarest die Fanarioten verachtet, haßt man die Nüssen. Sie büßen
durch ihre Mißliebigkeit die grausame» Ungerechtigkeiten ihrer Regierung und
sowie el» Russe »ach Bukarest kommt, heißt es in den Salons: „Wieder ein
Russe!" Die Türken dagegen werde» mit großer Freundlichkeit empfangen,
überall eingeladen, und noch lange nach ihrer Abreise heißt es: „Endlich haben
wir einmal wieder einen Türren gesehen!" Obgleich die Russen überall die Türken als
unbarmherzige Tyrannen, ohne alle Lebensart schildern, so neigen sich doch die
Patrioten der Walachei.entschieden den Türken zu und beklagen sich nur über
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