Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Einfluß auf alle höheren und tieferen Strömungen des heutigen Staats- Das dritte Resultat der nun ablaufenden Kornhandelsbewegnng wird, wenn Eine moralische und numerische Verstärkung der Freihandelspartei, eine /i>*
Einfluß auf alle höheren und tieferen Strömungen des heutigen Staats- Das dritte Resultat der nun ablaufenden Kornhandelsbewegnng wird, wenn Eine moralische und numerische Verstärkung der Freihandelspartei, eine /i>*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0035" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96740"/> <p xml:id="ID_72" prev="#ID_71"> Einfluß auf alle höheren und tieferen Strömungen des heutigen Staats-<lb/> lebens ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_73"> Das dritte Resultat der nun ablaufenden Kornhandelsbewegnng wird, wenn<lb/> nicht die sichersten Anzeichen trügen, einer bestimmten politisch-ökonomischen Rich¬<lb/> tung unter uns zu Gute kommen. Nicht sowol, daß die schwebende Frage<lb/> überhaupt im Sinn der Freiheit entschieden werden mußte, als daß sie diesen<lb/> Ausgang unter so allgemeiner Theilnahme des Publicums erreichte, muß zu einem<lb/> guten Streich für die deutsche Freihandelspartei im weitesten Begriff des<lb/> Worts ausschlagen. Es ist für jetzt ganz gleichgiltig, ob diese Bemerkung uns<lb/> freudig stimmen oder verdrießen, ob sie in unsere Plane passen mag oder nicht;<lb/> worauf es hier ankommt, das ist die einfache Behauptung und Befestigung der<lb/> Thatsache. Wenn eine bewegende Idee der Zeit, wie diejenige, welche in dem<lb/> sogenannten Streben des Individualismus bezeichnet ist, einmal an einem con-<lb/> creten Ereigniß eine so schlagende Beweisführung gewinnt und zu so soliden<lb/> Triumphen gelangt, wie jetzt an der Kornhandelssrage, so muß das auf das fort¬<lb/> schreitende Umsichgreifen der Idee selbst den sichtbarsten und bedeutendsten Einfluß<lb/> äußern. Es muß auf die Kreise des engern politischen Lebens zurückwirken, daß<lb/> der Einmischung des Staats in individuelle Thätigkeiten hier einmal ein so breiter<lb/> Raum überall abgewonnen worden ist. Nachdem die Polizei für alle Zukunft<lb/> von Kornmäklern- und Getreidebörsen ausgewiesen, wird man ihr auch in den<lb/> benachbarten Regionen des wirthschaftlichen Treibens fortan eifriger und eifersüch¬<lb/> tiger auf die Finger sehen. Ja die letzte Verhandlung der Frage hat nicht nur die<lb/> negative Action der Behörden verurtheilt, sondern auch den positiven Schöpfungen<lb/> der Staatsgewalt, den öffentlichen Magazinen ziemlich einstimmig deu Stab gebrochen.<lb/> Uns sind zwar einige deutsche Spießbürger, aber doch keine deutschen Zeitungen zu<lb/> Gesicht gekommen, von denen der neueste „Streich" des dritten Napoleons, die<lb/> geistreiche Erfindung, eine Stadt auf Kosten eines großen Reichs zu füttern,<lb/> gelobt worden wäre. Wer beim Anblick eines Staatsbudgets nicht das Unglück<lb/> hat, sein Einmaleins zu vergessen, der entdeckte in der französischen Rechnung<lb/> bald einen von jenen Fehlern, die man in der unhöflichen Sprache der Straf¬<lb/> gesetze als ein Verbrechen gegen das Eigenthum bezeichnen würde. Der Bona¬<lb/> partismus, dieser deutlichste und uunmwundenste Gegensatz der nordamerikanischen<lb/> Auffassung von politischen Dingen, hat einmal wieder mittelbar der befreienden<lb/> Tendenz der Gegenwart zu einer nachhaltigen Stütze verhelfen. Je abenteuerlicher<lb/> die Mißgriffe centralistrender Gewalten werden, desto reichere Nahrung sauge»<lb/> die Ideen aus ihnen, welche das gegenüberstehende Princip des Selfgovernement<lb/> ausdrücken.</p><lb/> <p xml:id="ID_74" next="#ID_75"> Eine moralische und numerische Verstärkung der Freihandelspartei, eine<lb/> gewaltige Darstellung des Einflusses, welchen die Presse immer allgemeiner gewinnt,<lb/> und die Vollendung des langen Kampfes, den ein großes Princip mit allerhand</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> /i>*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
Einfluß auf alle höheren und tieferen Strömungen des heutigen Staats-
lebens ist.
Das dritte Resultat der nun ablaufenden Kornhandelsbewegnng wird, wenn
nicht die sichersten Anzeichen trügen, einer bestimmten politisch-ökonomischen Rich¬
tung unter uns zu Gute kommen. Nicht sowol, daß die schwebende Frage
überhaupt im Sinn der Freiheit entschieden werden mußte, als daß sie diesen
Ausgang unter so allgemeiner Theilnahme des Publicums erreichte, muß zu einem
guten Streich für die deutsche Freihandelspartei im weitesten Begriff des
Worts ausschlagen. Es ist für jetzt ganz gleichgiltig, ob diese Bemerkung uns
freudig stimmen oder verdrießen, ob sie in unsere Plane passen mag oder nicht;
worauf es hier ankommt, das ist die einfache Behauptung und Befestigung der
Thatsache. Wenn eine bewegende Idee der Zeit, wie diejenige, welche in dem
sogenannten Streben des Individualismus bezeichnet ist, einmal an einem con-
creten Ereigniß eine so schlagende Beweisführung gewinnt und zu so soliden
Triumphen gelangt, wie jetzt an der Kornhandelssrage, so muß das auf das fort¬
schreitende Umsichgreifen der Idee selbst den sichtbarsten und bedeutendsten Einfluß
äußern. Es muß auf die Kreise des engern politischen Lebens zurückwirken, daß
der Einmischung des Staats in individuelle Thätigkeiten hier einmal ein so breiter
Raum überall abgewonnen worden ist. Nachdem die Polizei für alle Zukunft
von Kornmäklern- und Getreidebörsen ausgewiesen, wird man ihr auch in den
benachbarten Regionen des wirthschaftlichen Treibens fortan eifriger und eifersüch¬
tiger auf die Finger sehen. Ja die letzte Verhandlung der Frage hat nicht nur die
negative Action der Behörden verurtheilt, sondern auch den positiven Schöpfungen
der Staatsgewalt, den öffentlichen Magazinen ziemlich einstimmig deu Stab gebrochen.
Uns sind zwar einige deutsche Spießbürger, aber doch keine deutschen Zeitungen zu
Gesicht gekommen, von denen der neueste „Streich" des dritten Napoleons, die
geistreiche Erfindung, eine Stadt auf Kosten eines großen Reichs zu füttern,
gelobt worden wäre. Wer beim Anblick eines Staatsbudgets nicht das Unglück
hat, sein Einmaleins zu vergessen, der entdeckte in der französischen Rechnung
bald einen von jenen Fehlern, die man in der unhöflichen Sprache der Straf¬
gesetze als ein Verbrechen gegen das Eigenthum bezeichnen würde. Der Bona¬
partismus, dieser deutlichste und uunmwundenste Gegensatz der nordamerikanischen
Auffassung von politischen Dingen, hat einmal wieder mittelbar der befreienden
Tendenz der Gegenwart zu einer nachhaltigen Stütze verhelfen. Je abenteuerlicher
die Mißgriffe centralistrender Gewalten werden, desto reichere Nahrung sauge»
die Ideen aus ihnen, welche das gegenüberstehende Princip des Selfgovernement
ausdrücken.
Eine moralische und numerische Verstärkung der Freihandelspartei, eine
gewaltige Darstellung des Einflusses, welchen die Presse immer allgemeiner gewinnt,
und die Vollendung des langen Kampfes, den ein großes Princip mit allerhand
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