Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.nicht politischer Natur. Verschiedene Zeitnngsstimmen haben es auch schon in Welches die zuerst von der Bundesversammlung zu behandelnden Angelegen¬ Es ist traurig, aber es ist wahr, daß wir hier knapp an dieser Grenze nicht politischer Natur. Verschiedene Zeitnngsstimmen haben es auch schon in Welches die zuerst von der Bundesversammlung zu behandelnden Angelegen¬ Es ist traurig, aber es ist wahr, daß wir hier knapp an dieser Grenze <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0303" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97008"/> <p xml:id="ID_903" prev="#ID_902"> nicht politischer Natur. Verschiedene Zeitnngsstimmen haben es auch schon in<lb/> ihren Kritiken über die propvnirten Entwürfe ganz unumwunden ausgesprochen,<lb/> daß dieselben einfach einer neuen Machterwciterung des Cvalitions- und anti-<lb/> protestautischcu Princips die Wege bahnen sollen. Böte dazu ein norddeutscher<lb/> oder protestantischer Staat die Hand, so könnte er nur sich selber anklagen, wenn<lb/> sogar seine besten Jntentionen fernerhin ohne Fürsprache in der Presse, wie in<lb/> der öffentlichen Meinung blieben. Glücklicherweise gehört nun zum Zustandekommen<lb/> des Preß-, wie des Vereinsgesetzes, Einhelligkeit der Stimmen beim Bundestage<lb/> und vielleicht geschah es eben darum, daß dem Publicum früher vou gewissen<lb/> Seiten fortwährend eingestritten werden sollte, die Stimmenmehrheit könne ent¬<lb/> scheiden. Das demokratische Princip der Abstimmung nach Köpfen, sonst so tief<lb/> verachtet, schien doch grade in diesem Falle sich großer Beliebtheit in den mittel-<lb/> staatlicheu Regionen zu erfreuen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_904"> Welches die zuerst von der Bundesversammlung zu behandelnden Angelegen¬<lb/> heiten sein werden, steht wol noch nicht fest. Jedenfalls scheint aber gewiß, daß<lb/> die hiesige, sehr kleine Fraction der „Schwarzen" den Bundestag ganz direct<lb/> zur Intervention gegen unser Verfassungslebeu auffordern wird. Die diesfällsige<lb/> Eingabe liegt fertig, und von dem Präsidialgesandten soll deu betreffenden Leuten<lb/> sogar die mündliche Versicherung geworden sein, daß ihre Jntcrveutiousbitte vollste<lb/> Gewähr finden werde. So wenigstens erzählt mau sich in der Stadt. Allerdings<lb/> könnte man es östreichischerseits auch nur gern sehen, wenn die dortigen Principe<lb/> gegen die Jude» wenigstens annäherungsweise in deutscheu Staaten ihre Nachfolge<lb/> fänden. Und wenn für Frankfurt eine derartige Sentenz des Bundestags vorläge,<lb/> ließe sich wol allmälig für ganz Deutschland eine ähnliche authentische Inter¬<lb/> pretation des Artikel 16 der B. A. erreichen, worin es heißt: „Die Bundes¬<lb/> versammlung wird in Berathung ziehen, wie auf eine möglichst übereinstimmende<lb/> Weise die bürgerliche Verbesserung der Bekenner des jüdischen Glaubens<lb/> in Deutschland zu bewirken sei, und wie insbesondere denselben der Genuß der<lb/> bürgerlichen Rechte, gegen die Uebernahme aller Bürgerpflichten, in den Bundes-<lb/> staaten verschafft und gesichert werden könne." Persönlich gehört ihr Bericht¬<lb/> erstatter nun allerdings keineswegs zu deu Verehrern des jüdischen Elements im<lb/> Staatsleben. Ebenso fest ist er jedoch überzeugt, daß nur eine rückhaltlose Eman¬<lb/> cipation dessen racenhafte und in dieser Nacenhastigkeit corrodireude Einwirkung<lb/> wohlthätig für beide Theile auszugleicke» vermag. Speciell in Frankfurt erscheint<lb/> aber der Eintritt eines solchen dritten Elements in den StaatsorganisninS ganz<lb/> besonders nothwendig, wenn »usere politische» Parteien nicht allmälig vollkommen<lb/> i» co»fessio»ellen Gegensätzen aufgehen sollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_905" next="#ID_906"> Es ist traurig, aber es ist wahr, daß wir hier knapp an dieser Grenze<lb/> stehe». Noch vor wenigen Jahre» war eine derartige Scheidung fast unbekannt.<lb/> Einer Ihrer Eorrespo»de»ten vom Main hat n»n neulich geäußert, man dürfe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0303]
nicht politischer Natur. Verschiedene Zeitnngsstimmen haben es auch schon in
ihren Kritiken über die propvnirten Entwürfe ganz unumwunden ausgesprochen,
daß dieselben einfach einer neuen Machterwciterung des Cvalitions- und anti-
protestautischcu Princips die Wege bahnen sollen. Böte dazu ein norddeutscher
oder protestantischer Staat die Hand, so könnte er nur sich selber anklagen, wenn
sogar seine besten Jntentionen fernerhin ohne Fürsprache in der Presse, wie in
der öffentlichen Meinung blieben. Glücklicherweise gehört nun zum Zustandekommen
des Preß-, wie des Vereinsgesetzes, Einhelligkeit der Stimmen beim Bundestage
und vielleicht geschah es eben darum, daß dem Publicum früher vou gewissen
Seiten fortwährend eingestritten werden sollte, die Stimmenmehrheit könne ent¬
scheiden. Das demokratische Princip der Abstimmung nach Köpfen, sonst so tief
verachtet, schien doch grade in diesem Falle sich großer Beliebtheit in den mittel-
staatlicheu Regionen zu erfreuen. —
Welches die zuerst von der Bundesversammlung zu behandelnden Angelegen¬
heiten sein werden, steht wol noch nicht fest. Jedenfalls scheint aber gewiß, daß
die hiesige, sehr kleine Fraction der „Schwarzen" den Bundestag ganz direct
zur Intervention gegen unser Verfassungslebeu auffordern wird. Die diesfällsige
Eingabe liegt fertig, und von dem Präsidialgesandten soll deu betreffenden Leuten
sogar die mündliche Versicherung geworden sein, daß ihre Jntcrveutiousbitte vollste
Gewähr finden werde. So wenigstens erzählt mau sich in der Stadt. Allerdings
könnte man es östreichischerseits auch nur gern sehen, wenn die dortigen Principe
gegen die Jude» wenigstens annäherungsweise in deutscheu Staaten ihre Nachfolge
fänden. Und wenn für Frankfurt eine derartige Sentenz des Bundestags vorläge,
ließe sich wol allmälig für ganz Deutschland eine ähnliche authentische Inter¬
pretation des Artikel 16 der B. A. erreichen, worin es heißt: „Die Bundes¬
versammlung wird in Berathung ziehen, wie auf eine möglichst übereinstimmende
Weise die bürgerliche Verbesserung der Bekenner des jüdischen Glaubens
in Deutschland zu bewirken sei, und wie insbesondere denselben der Genuß der
bürgerlichen Rechte, gegen die Uebernahme aller Bürgerpflichten, in den Bundes-
staaten verschafft und gesichert werden könne." Persönlich gehört ihr Bericht¬
erstatter nun allerdings keineswegs zu deu Verehrern des jüdischen Elements im
Staatsleben. Ebenso fest ist er jedoch überzeugt, daß nur eine rückhaltlose Eman¬
cipation dessen racenhafte und in dieser Nacenhastigkeit corrodireude Einwirkung
wohlthätig für beide Theile auszugleicke» vermag. Speciell in Frankfurt erscheint
aber der Eintritt eines solchen dritten Elements in den StaatsorganisninS ganz
besonders nothwendig, wenn »usere politische» Parteien nicht allmälig vollkommen
i» co»fessio»ellen Gegensätzen aufgehen sollen.
Es ist traurig, aber es ist wahr, daß wir hier knapp an dieser Grenze
stehe». Noch vor wenigen Jahre» war eine derartige Scheidung fast unbekannt.
Einer Ihrer Eorrespo»de»ten vom Main hat n»n neulich geäußert, man dürfe
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