Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.In der That wurde die Abolitionsbill am 14. Mai -1833 von der Regierung ein¬ Dieses große Ereigniß in der Geschichte der Menschheit war hauptsächlich In der That wurde die Abolitionsbill am 14. Mai -1833 von der Regierung ein¬ Dieses große Ereigniß in der Geschichte der Menschheit war hauptsächlich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0266" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96971"/> <p xml:id="ID_786"> In der That wurde die Abolitionsbill am 14. Mai -1833 von der Regierung ein¬<lb/> gebracht. Vor dem Beginn der Debatten überreichte Buxton dem Hause eine<lb/> Petition der Frauen Großbritanniens zu Gunsten der Bill, eine Petition, die wäh¬<lb/> rend eines Zeitraums von 10 Tagen mit 187,000 Unterschriften bedeckt wurde. Die<lb/> Bill, wegen gänzlicher Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien passirte beide<lb/> Häuser, mit der Maßgabe, daß den Pflanzern eine Entschädigung von 20 Mil¬<lb/> lionen Pfund Se. gewährt wurde und die gegenwärtigen Sklaven eine gewisse<lb/> Zeit bei ihre» früheren Herren in der Lehre bleiben sollten, d. l). drei Viertel<lb/> des Tages für den Herr» arbeiteten, wofür dieser sie beköstigte und kleidete. Am<lb/> 28. August 1833 erhielt die Bill die Sanction des Königs und am 1. August 1834<lb/> erfolgte die Befreiung der Neger in allen Kolonien. Am Abend des 31. Juli hatten<lb/> daselbst in allen Kirchen und Kapelle» die Sklaven in dicht gedrä»gten Schäre»<lb/> sich versammelt. Bei dem Herannahe» der Stunde der Mitternacht sanken alle<lb/> aufs Knie und harrten dem Augenblick der Befreiung in stillem Gebet entgegen.<lb/> Als aber die Glocken die zwölfte Stunde verkündigten, sprangen sie auf, und durch<lb/> die Jusel tönte das freudige Daukgcschrei z» dem Vater aller, denn mit dem 1. August<lb/> waren die Fesseln zerbrochen, die Sklaven frei. Auch für England und insbesondere<lb/> für Buxton war der 1. August ein Freudentag. Die unmittelbaren Resultate<lb/> der Emancipation waren, daß Ehefrauen und Ehemänner, die bisher in verschie¬<lb/> denen Pflanzungen gelebt, wieder zusammenzogen, daß die Ehen bedeutend zu¬<lb/> nahmen; der Schulbesuch sich mehrte; die jungen Frauenzimmer weibliche Be¬<lb/> schäftigung erlernten; die Gesellschaften zu gegenseitiger Unterstützung zunahmen;<lb/> die Geschäfte der Geistlichen sich verdoppelten. Die Neger verlangten nach Re¬<lb/> ligionsunterricht und ihre Kinder lernten ebenso schnell und fleißig wie die weißen.<lb/> Gewaltthätigkeiten seitens der befreiten Neger wurden nirgends verübt; die Neger<lb/> zeigten sich sanft und gefügig.</p><lb/> <p xml:id="ID_787"> Dieses große Ereigniß in der Geschichte der Menschheit war hauptsächlich<lb/> Buxtous Werk. Er wendete sich fortan dem Sklavenhandel fremder Nationen zu,<lb/> der zwischen der Küste von Afrika und der Insel Cuba betrieben wurde. Am<lb/> 12. Mai 1833 bewies Buxton dem Parlamente, daß, obwol Spanien und Por¬<lb/> tugal aus dem Wiener Kongreß mehr als eine Million Pfund Sterling für die<lb/> Verpflichtung erhalten hatten, den Menschenhandel aufzugeben, dieser Handel doch<lb/> noch immer in gleich großer Ausdehnung fortgeführt werde, indem während des<lb/> kurzen Zeitraums vom 1. Jan. 1827 bis zum 30. Octbr. 1833 nicht weniger als 264<lb/> für den Sklavenhandel bestimmte Schisse den Hasen von Havana verlassen hätten, der<lb/> nur einen kleine» Theil dieses abscheulichen Gewerbes repräsentire. Er beantragte<lb/> eine Adresse zur Consolidirung der mit den Mächte» rücksichtlich des Sklavenhandels<lb/> abgeschlossenen Verträge. Der Sklavenhandel solle für Seeraub erklärt und auch<lb/> diejenigen Schiffe sollten genommen werde», welche, ohne Sklave» an Bord zu<lb/> haben, zum Sklavenhandel eingerichtet seien. Die Adresse wurde angenommen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0266]
In der That wurde die Abolitionsbill am 14. Mai -1833 von der Regierung ein¬
gebracht. Vor dem Beginn der Debatten überreichte Buxton dem Hause eine
Petition der Frauen Großbritanniens zu Gunsten der Bill, eine Petition, die wäh¬
rend eines Zeitraums von 10 Tagen mit 187,000 Unterschriften bedeckt wurde. Die
Bill, wegen gänzlicher Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien passirte beide
Häuser, mit der Maßgabe, daß den Pflanzern eine Entschädigung von 20 Mil¬
lionen Pfund Se. gewährt wurde und die gegenwärtigen Sklaven eine gewisse
Zeit bei ihre» früheren Herren in der Lehre bleiben sollten, d. l). drei Viertel
des Tages für den Herr» arbeiteten, wofür dieser sie beköstigte und kleidete. Am
28. August 1833 erhielt die Bill die Sanction des Königs und am 1. August 1834
erfolgte die Befreiung der Neger in allen Kolonien. Am Abend des 31. Juli hatten
daselbst in allen Kirchen und Kapelle» die Sklaven in dicht gedrä»gten Schäre»
sich versammelt. Bei dem Herannahe» der Stunde der Mitternacht sanken alle
aufs Knie und harrten dem Augenblick der Befreiung in stillem Gebet entgegen.
Als aber die Glocken die zwölfte Stunde verkündigten, sprangen sie auf, und durch
die Jusel tönte das freudige Daukgcschrei z» dem Vater aller, denn mit dem 1. August
waren die Fesseln zerbrochen, die Sklaven frei. Auch für England und insbesondere
für Buxton war der 1. August ein Freudentag. Die unmittelbaren Resultate
der Emancipation waren, daß Ehefrauen und Ehemänner, die bisher in verschie¬
denen Pflanzungen gelebt, wieder zusammenzogen, daß die Ehen bedeutend zu¬
nahmen; der Schulbesuch sich mehrte; die jungen Frauenzimmer weibliche Be¬
schäftigung erlernten; die Gesellschaften zu gegenseitiger Unterstützung zunahmen;
die Geschäfte der Geistlichen sich verdoppelten. Die Neger verlangten nach Re¬
ligionsunterricht und ihre Kinder lernten ebenso schnell und fleißig wie die weißen.
Gewaltthätigkeiten seitens der befreiten Neger wurden nirgends verübt; die Neger
zeigten sich sanft und gefügig.
Dieses große Ereigniß in der Geschichte der Menschheit war hauptsächlich
Buxtous Werk. Er wendete sich fortan dem Sklavenhandel fremder Nationen zu,
der zwischen der Küste von Afrika und der Insel Cuba betrieben wurde. Am
12. Mai 1833 bewies Buxton dem Parlamente, daß, obwol Spanien und Por¬
tugal aus dem Wiener Kongreß mehr als eine Million Pfund Sterling für die
Verpflichtung erhalten hatten, den Menschenhandel aufzugeben, dieser Handel doch
noch immer in gleich großer Ausdehnung fortgeführt werde, indem während des
kurzen Zeitraums vom 1. Jan. 1827 bis zum 30. Octbr. 1833 nicht weniger als 264
für den Sklavenhandel bestimmte Schisse den Hasen von Havana verlassen hätten, der
nur einen kleine» Theil dieses abscheulichen Gewerbes repräsentire. Er beantragte
eine Adresse zur Consolidirung der mit den Mächte» rücksichtlich des Sklavenhandels
abgeschlossenen Verträge. Der Sklavenhandel solle für Seeraub erklärt und auch
diejenigen Schiffe sollten genommen werde», welche, ohne Sklave» an Bord zu
haben, zum Sklavenhandel eingerichtet seien. Die Adresse wurde angenommen.
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