Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.form hatte die Auslösung des Ministeriums zur Folge gehabt. Das Ministerium Im Jahre 1833 endlich nahm die Regierung die Emancipation.der Sklaven Inzwischen setzte die Sklavenfrage das ganze Königreich in Bewegung. Ue¬ Grenzboten. IV. ZZ
form hatte die Auslösung des Ministeriums zur Folge gehabt. Das Ministerium Im Jahre 1833 endlich nahm die Regierung die Emancipation.der Sklaven Inzwischen setzte die Sklavenfrage das ganze Königreich in Bewegung. Ue¬ Grenzboten. IV. ZZ
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0265" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96970"/> <p xml:id="ID_783" prev="#ID_782"> form hatte die Auslösung des Ministeriums zur Folge gehabt. Das Ministerium<lb/> Grey, vollkommen mit der Reform beschäftigt, nahm die Sklaveufrage nicht in<lb/> die Hand. Da wies Buxton im Parlamente nach, daß, während die Negerbe-<lb/> völkernng in der Sklaverei in auffallender Weise abnehme, sie sich im Zustande<lb/> der Freiheit verdoppelte. In der That belief sich im Jahre -1807, zur Zeit der<lb/> Abschaffung des Sklavenhandels, die Anzahl der Sklaven in Westindien auf 800,000,<lb/> nud im Jahre 1830 betrug sie nnr 700,000. Sie halte sich also in 23 Jahren um<lb/> 100,000 vermindert. Wenn nnn anch Bnxtonö Motion auf Abolition im Jahre<lb/> 1831 fiel, so muß mau doch dem Beweise von der Abnahme der Negerbevöl-<lb/> kernng mehr als irgend etwas Anderem die 1834 erfolgte Abschaffung der Sklaverei<lb/> zuschreiben. Wie sehr übrigens die nachfolgenden Ereignisse Buxtous Behaup¬<lb/> tungen unterstützten, beweist der Census von 1844, nach welchem in den zwölf<lb/> vorangehenden Jahren die schwarze Bevölkerung auf 14 der Juseln um 34,000<lb/> Seelen sich vermehrt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_784"> Im Jahre 1833 endlich nahm die Regierung die Emancipation.der Sklaven<lb/> in die Hand. Sie erklärte, die Sache durch eine sichere und befriedigende Ma߬<lb/> nahme erledigen zu wollen. Ueberdies riefen die Führer der Abvlitionistcnpartci<lb/> die Nation auf. Auf Buxtous Veranlassung gab Whitely seine Schrift „drei<lb/> Monate in Jamaika" heraus, in der er die Schrecknisse der Peitsche und die<lb/> Abnahme der Negerbevvlkernng ebenso wahr als ergreifend schilderte. Die Schrift<lb/> fand eine beispiellos schnelle Verbreitung: Whitely war die Losung des Tages.<lb/> Die Drucker konnten kaum die Nachfrage befriedigen und in 14 Tagen wurden<lb/> gegen 100,000 Exemplare abgesetzt. Andererseis bemühten sich die Abolitionisten,<lb/> der Regierung jedes nur mögliche Zugeständnis; zu machen. Die erste Concession,<lb/> welche die Minister verlangten, war die Unterstützung der Abolitionisten für den<lb/> Vorschlag, den Pflanzern eine Entschädigung zu gewähren. Buxton wußte die<lb/> Amel-Sklaverei-Gesellschaft für diesen Plan zu gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_785"> Inzwischen setzte die Sklavenfrage das ganze Königreich in Bewegung. Ue¬<lb/> berall hielt man über dieselbe Vorlesungen und Vcrsammluugcii, die Zeitungen<lb/> und periodische» Blätter theilten den Eifer, die Geistlichen predigten über das<lb/> Sündhafte der Sklaverei von den Kanzeln; aus allen Theilen des Landes trafen<lb/> Petitionen ein, aus Devonshire S00, ans West-Essex 300, die Unterschriften wur¬<lb/> den im ganzen aus IV2 Million geschätzt. In diesem Momente der Gährung<lb/> erließen die Abolitionisten ein Circular an alle Freunde der Sache, Dclegaten zu<lb/> ernennen, die sich am 18. Mai in London einfinden sollten. 330 Delegaten<lb/> traten in der That in Exeter-Hall zusammen; in ihren Reihen befanden sich die<lb/> ausgezeichnetsten Männer aller Stände, Kaufleute, Gutsbesitzer, Bankiers, Geist¬<lb/> liche, Richter, Dissenters. In feierlichem Zuge begaben sie sich zu den Ministern,<lb/> denen Buxton sie vorstellte. Diese Manifestation machte großen Eindruck auf die<lb/> Negierung: Lord Stanley erklärte, die Sache nicht weiter hinausschieben zu wollen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. IV. ZZ</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0265]
form hatte die Auslösung des Ministeriums zur Folge gehabt. Das Ministerium
Grey, vollkommen mit der Reform beschäftigt, nahm die Sklaveufrage nicht in
die Hand. Da wies Buxton im Parlamente nach, daß, während die Negerbe-
völkernng in der Sklaverei in auffallender Weise abnehme, sie sich im Zustande
der Freiheit verdoppelte. In der That belief sich im Jahre -1807, zur Zeit der
Abschaffung des Sklavenhandels, die Anzahl der Sklaven in Westindien auf 800,000,
nud im Jahre 1830 betrug sie nnr 700,000. Sie halte sich also in 23 Jahren um
100,000 vermindert. Wenn nnn anch Bnxtonö Motion auf Abolition im Jahre
1831 fiel, so muß mau doch dem Beweise von der Abnahme der Negerbevöl-
kernng mehr als irgend etwas Anderem die 1834 erfolgte Abschaffung der Sklaverei
zuschreiben. Wie sehr übrigens die nachfolgenden Ereignisse Buxtous Behaup¬
tungen unterstützten, beweist der Census von 1844, nach welchem in den zwölf
vorangehenden Jahren die schwarze Bevölkerung auf 14 der Juseln um 34,000
Seelen sich vermehrt hatte.
Im Jahre 1833 endlich nahm die Regierung die Emancipation.der Sklaven
in die Hand. Sie erklärte, die Sache durch eine sichere und befriedigende Ma߬
nahme erledigen zu wollen. Ueberdies riefen die Führer der Abvlitionistcnpartci
die Nation auf. Auf Buxtous Veranlassung gab Whitely seine Schrift „drei
Monate in Jamaika" heraus, in der er die Schrecknisse der Peitsche und die
Abnahme der Negerbevvlkernng ebenso wahr als ergreifend schilderte. Die Schrift
fand eine beispiellos schnelle Verbreitung: Whitely war die Losung des Tages.
Die Drucker konnten kaum die Nachfrage befriedigen und in 14 Tagen wurden
gegen 100,000 Exemplare abgesetzt. Andererseis bemühten sich die Abolitionisten,
der Regierung jedes nur mögliche Zugeständnis; zu machen. Die erste Concession,
welche die Minister verlangten, war die Unterstützung der Abolitionisten für den
Vorschlag, den Pflanzern eine Entschädigung zu gewähren. Buxton wußte die
Amel-Sklaverei-Gesellschaft für diesen Plan zu gewinnen.
Inzwischen setzte die Sklavenfrage das ganze Königreich in Bewegung. Ue¬
berall hielt man über dieselbe Vorlesungen und Vcrsammluugcii, die Zeitungen
und periodische» Blätter theilten den Eifer, die Geistlichen predigten über das
Sündhafte der Sklaverei von den Kanzeln; aus allen Theilen des Landes trafen
Petitionen ein, aus Devonshire S00, ans West-Essex 300, die Unterschriften wur¬
den im ganzen aus IV2 Million geschätzt. In diesem Momente der Gährung
erließen die Abolitionisten ein Circular an alle Freunde der Sache, Dclegaten zu
ernennen, die sich am 18. Mai in London einfinden sollten. 330 Delegaten
traten in der That in Exeter-Hall zusammen; in ihren Reihen befanden sich die
ausgezeichnetsten Männer aller Stände, Kaufleute, Gutsbesitzer, Bankiers, Geist¬
liche, Richter, Dissenters. In feierlichem Zuge begaben sie sich zu den Ministern,
denen Buxton sie vorstellte. Diese Manifestation machte großen Eindruck auf die
Negierung: Lord Stanley erklärte, die Sache nicht weiter hinausschieben zu wollen.
Grenzboten. IV. ZZ
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