Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.der Weg über die östreichische Hauptstadt die Concurrenz mit allen westlichen Dampf- Eine günstige Lage für den Landverkehr pflegt die für militärische Operationen der Weg über die östreichische Hauptstadt die Concurrenz mit allen westlichen Dampf- Eine günstige Lage für den Landverkehr pflegt die für militärische Operationen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96827"/> <p xml:id="ID_320" prev="#ID_319"> der Weg über die östreichische Hauptstadt die Concurrenz mit allen westlichen Dampf-<lb/> schifflinic», was die Schnelligkeit anlangt, auszuhalten, ja sie sämmtlich zu überholen<lb/> vermag, dergestalt, daß man in Paris und London die neuesten Nachrichten aus Kon-<lb/> stantinopel über Wien zu empfangen pflegt, nach Vollendung der erwähnten Eiscn-<lb/> straßen für die anderen Routen die Möglichkeit wegfallen wird, mit ihm zu rivalisiren.<lb/> Was aber die Linie über Wien nicht zu leiste» vermag, nämlich die Vortheilhasteste<lb/> Vermittlung zwischen Egypten, Syrien, u. s. w. und Europa, das leistet der Seeweg<lb/> von dorther nach Triest. Diese Seestadt ist die Ergänzung Wiens als Verbindungs-<lb/> punkt für den Verkehr mit dem ganzen Rest der osmanischen Monarchie. Dazu kom¬<lb/> men die nicht hoch genug anzuschlagenden Vortheile, welche die doppelten Wasserwege,<lb/> der Donau und des Pontus einerseits, und des adriatischen Meeres andererseits, unse¬<lb/> rem Handel gewähren. Von dem großen deutschen Strome aus über den Euxin hin<lb/> beherrschen wir nämlich in commercieller Hinsicht eine ganze Hälfte des türkischen<lb/> Reiches, zu der außer uns nur Rußland den directen Zugang hat, während die andere<lb/> Hälfte nur durch die beiden Sccstraßen des Bosporus und der Dardanellen von ihm<lb/> erreicht werden kann. Vor allem ist die Donau die natürliche Verlängerung des großen<lb/> innerasiatischen Handelsweges, der gegen das schwarze Meer hin zum Hafen von<lb/> Trapezunt ausläuft und die Euphrat- und Tigrisländer, Westpcrsien und die Südgc-<lb/> stade des kaspischen Sees mit ihm in Verbindung setzt. Von Trieft aus sind wir<lb/> dagegen im Stande, die Küstengebiete von Kleinasien, Syrien und Egypten in<lb/> kürzerer Zeit zu erreichen, als dies von irgend einem bedeutenderen europäischen Hasen<lb/> möglich ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_321" next="#ID_322"> Eine günstige Lage für den Landverkehr pflegt die für militärische Operationen<lb/> mit einzuschließen. Unter den Verhältnisse», welche bei kriegerischen Unternehmungen<lb/> vor alle» anderen zur Sprache kommen, stehen nämlich, wie beim Handel, die Ent¬<lb/> fernungen oben an, und der Schluß wird nicht allzu gewagt sein, daß der Zielpunkt<lb/> eines Angriffskrieges gegen die Türkei, nämlich Stambul, von Oestreich her eher wie<lb/> von irgend einen: andern Staate aus zu erreiche» sei» würde, weil die commercielle<lb/> Verbindung nach dieser Richtung hin die schnellste ist. Auf einen besonderen Vortheil,<lb/> dessen Oestreich bei einem jeden Kriege innerhalb der europäischen Türkei theilhaftig<lb/> sein würde, will ich indeß nicht unterlassen hier aufmerksam zu machen. Die Donau<lb/> ist allerdings an ihrer Mündung in russischen Händen und in dem gegenwärtigen Falle,<lb/> wo Rußland die Moldau und Wallache! besetzt hat, sichert es sich damit eine mehr wie<lb/> hundert Meilen lange Strecke dieses Stroms; aber gleichwol wird eS für etwaige Ope¬<lb/> rationen aus diesem Besitz nimmer dieselben Vortheile zu ziehe» vermöge», die Oestreich<lb/> unter denselben Umständen ans dem seinigen entnehmen kann. Für Rußland ist die<lb/> Donaulinie nämlich nichts Anderes als eine vorgeschobene Basis, die dem Schwerpunkt<lb/> seiner Macht und den Gegenden, ans denen es seine Hilfsmittel entnimmt, ziemlich<lb/> entlegen ist; es wird sich ans ihr immer erst etabliren und seine Bedürfnisse im gün¬<lb/> stigeren Falle über das Meer, im weniger günstigen anf den schlechten Wegen der<lb/> südlichen Gouvernements, und durch die beiden Fürstentümer dorthin führen müssen.<lb/> Dagegen ist für Oestreich dieser Strom die eigentliche Schwerlinie seiner Kraft, die<lb/> Hauptpnlsader des Staates. Es hat nicht nöthig, seine Kräfte dort zu sammeln; sie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
der Weg über die östreichische Hauptstadt die Concurrenz mit allen westlichen Dampf-
schifflinic», was die Schnelligkeit anlangt, auszuhalten, ja sie sämmtlich zu überholen
vermag, dergestalt, daß man in Paris und London die neuesten Nachrichten aus Kon-
stantinopel über Wien zu empfangen pflegt, nach Vollendung der erwähnten Eiscn-
straßen für die anderen Routen die Möglichkeit wegfallen wird, mit ihm zu rivalisiren.
Was aber die Linie über Wien nicht zu leiste» vermag, nämlich die Vortheilhasteste
Vermittlung zwischen Egypten, Syrien, u. s. w. und Europa, das leistet der Seeweg
von dorther nach Triest. Diese Seestadt ist die Ergänzung Wiens als Verbindungs-
punkt für den Verkehr mit dem ganzen Rest der osmanischen Monarchie. Dazu kom¬
men die nicht hoch genug anzuschlagenden Vortheile, welche die doppelten Wasserwege,
der Donau und des Pontus einerseits, und des adriatischen Meeres andererseits, unse¬
rem Handel gewähren. Von dem großen deutschen Strome aus über den Euxin hin
beherrschen wir nämlich in commercieller Hinsicht eine ganze Hälfte des türkischen
Reiches, zu der außer uns nur Rußland den directen Zugang hat, während die andere
Hälfte nur durch die beiden Sccstraßen des Bosporus und der Dardanellen von ihm
erreicht werden kann. Vor allem ist die Donau die natürliche Verlängerung des großen
innerasiatischen Handelsweges, der gegen das schwarze Meer hin zum Hafen von
Trapezunt ausläuft und die Euphrat- und Tigrisländer, Westpcrsien und die Südgc-
stade des kaspischen Sees mit ihm in Verbindung setzt. Von Trieft aus sind wir
dagegen im Stande, die Küstengebiete von Kleinasien, Syrien und Egypten in
kürzerer Zeit zu erreichen, als dies von irgend einem bedeutenderen europäischen Hasen
möglich ist.
Eine günstige Lage für den Landverkehr pflegt die für militärische Operationen
mit einzuschließen. Unter den Verhältnisse», welche bei kriegerischen Unternehmungen
vor alle» anderen zur Sprache kommen, stehen nämlich, wie beim Handel, die Ent¬
fernungen oben an, und der Schluß wird nicht allzu gewagt sein, daß der Zielpunkt
eines Angriffskrieges gegen die Türkei, nämlich Stambul, von Oestreich her eher wie
von irgend einen: andern Staate aus zu erreiche» sei» würde, weil die commercielle
Verbindung nach dieser Richtung hin die schnellste ist. Auf einen besonderen Vortheil,
dessen Oestreich bei einem jeden Kriege innerhalb der europäischen Türkei theilhaftig
sein würde, will ich indeß nicht unterlassen hier aufmerksam zu machen. Die Donau
ist allerdings an ihrer Mündung in russischen Händen und in dem gegenwärtigen Falle,
wo Rußland die Moldau und Wallache! besetzt hat, sichert es sich damit eine mehr wie
hundert Meilen lange Strecke dieses Stroms; aber gleichwol wird eS für etwaige Ope¬
rationen aus diesem Besitz nimmer dieselben Vortheile zu ziehe» vermöge», die Oestreich
unter denselben Umständen ans dem seinigen entnehmen kann. Für Rußland ist die
Donaulinie nämlich nichts Anderes als eine vorgeschobene Basis, die dem Schwerpunkt
seiner Macht und den Gegenden, ans denen es seine Hilfsmittel entnimmt, ziemlich
entlegen ist; es wird sich ans ihr immer erst etabliren und seine Bedürfnisse im gün¬
stigeren Falle über das Meer, im weniger günstigen anf den schlechten Wegen der
südlichen Gouvernements, und durch die beiden Fürstentümer dorthin führen müssen.
Dagegen ist für Oestreich dieser Strom die eigentliche Schwerlinie seiner Kraft, die
Hauptpnlsader des Staates. Es hat nicht nöthig, seine Kräfte dort zu sammeln; sie
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |