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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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Die arbeitende Classe, welche nicht die Mittel hat, die Kinder in Privatschulen
unterrichten zu lassen, ist hier nicht sehr zahlreich, da die gemeine Handarbeit
von den Negern verrichtet wird, die freilich fast ganz und nicht ohne Absicht
von den Wohlthaten des Unterrichts ausgeschlossen sind. In deu westlichen
Gebieten endlich, deren Bevölkerung erst in neuerer Zeit begonnen hat, wo
die Bevölkerung noch heute ziemlich zerstreut lebt, konnte, wie leicht begreiflich,
auch nicht viel geschehen.

Der erneuete Aufschwung des Unterrichtswesens in den Vereinigten Staaten
datirt ans dem zweiten und dritte" Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts.
Der Verfall desselben lag meist an dem Mangel einer Centralbehörde zur
Ueberwachung des gestimmten Unterrichtswesens. Solche Behörden wurden
damals in Neuyork, Massachusetts, Connecticut, Rhod-Island, Pensylvanien und
anderen Staaten eingeseift, zum Theil nud im Anfange fast überall collegialisch
mit einem besoldete", die Geschäfte leitenden Generalsecrctär, Loarü ok ^cluoation,
zum Theil in einer Person, die unter dem Titel 8nperinl.euÄc:ut ol tKe selwols,
ciommisgioner of. ddo sclrools fungirte, je nachdem man eine geringere oder
größere Centralisation erforderlich hielt. Im allgemeinen trat das Streben nach
Verschärfung der letzteren zur kräftigeren und gleichmäßigeren Ueberwachung
des Ganzen sichtbar hervor. An die Spitze dieser Behörde wurden die aus-
gezeichnetsten Staatsmänner berufen. Unter den Mitgliedern der collegialischen
Behörden befanden sich meist der Governor nud Vicegvveruor des Staates. Zu
den Hanptbegründern der neuen Organisation gehören Horace Mann, der
bis in die letzte" Jahre ""ermüdlich für die Erweiterung und Verbesserung des
Schulwesens in Massachusetts thätig war, und durch seine Rundreise" zur
Besichtigung der europäische" Unterrichtsanstalten auch diesseits des Meeres bekannt
ist'; dan" besoiiders Barnard, der bis zum Jahre 1842 als Secretär des
Erziehuugörathes in Connecticut thätig war ""d später die Orga"isatio" des
öffentlichen Unterrichts in Rhode.-Jsland leitete. Z" den wichtigsten Obliegen¬
heiten der Centralbehörde gehören: die Vertheilnng der StaatSuutcrstützuugc",
welche theils von der Legislatur für das Schulwesen alljährlich bewilligt werden,
theils aus den für das Schulwesen errichteten Fonds oder anderen dafür
angewiesenen Quellen fließen, die Interpretation der Unterrichtsgesetze und die
Beilegung der daraus entspringenden Streitigkeiten, die Einrichtung und In-
spection der Schule", sowie die Ernennung von unbesoldeten Jnspectoren für
die Lehrprüfungen und periodische" Schulrevisiouen, die Empfehlung von Schul¬
büchern, die Veranstaltung von Schulbibliothekeu, die Errichtung von Lehrer¬
seminaren und Musterschuleu, die alljährliche Erstattung eines der Volksvertretung
zur Octobersitznng ciuzureicheuden Jahresberichts über die Lage der Schulen und
die Beschaffenheit der Erziehungsmittel überhaupt, über die auf dem Gebiete des Schul¬
wesens gemachten Erfahrungen und Plane zur Verbesserung desselben. Die Befugnisse


Die arbeitende Classe, welche nicht die Mittel hat, die Kinder in Privatschulen
unterrichten zu lassen, ist hier nicht sehr zahlreich, da die gemeine Handarbeit
von den Negern verrichtet wird, die freilich fast ganz und nicht ohne Absicht
von den Wohlthaten des Unterrichts ausgeschlossen sind. In deu westlichen
Gebieten endlich, deren Bevölkerung erst in neuerer Zeit begonnen hat, wo
die Bevölkerung noch heute ziemlich zerstreut lebt, konnte, wie leicht begreiflich,
auch nicht viel geschehen.

Der erneuete Aufschwung des Unterrichtswesens in den Vereinigten Staaten
datirt ans dem zweiten und dritte» Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts.
Der Verfall desselben lag meist an dem Mangel einer Centralbehörde zur
Ueberwachung des gestimmten Unterrichtswesens. Solche Behörden wurden
damals in Neuyork, Massachusetts, Connecticut, Rhod-Island, Pensylvanien und
anderen Staaten eingeseift, zum Theil nud im Anfange fast überall collegialisch
mit einem besoldete», die Geschäfte leitenden Generalsecrctär, Loarü ok ^cluoation,
zum Theil in einer Person, die unter dem Titel 8nperinl.euÄc:ut ol tKe selwols,
ciommisgioner of. ddo sclrools fungirte, je nachdem man eine geringere oder
größere Centralisation erforderlich hielt. Im allgemeinen trat das Streben nach
Verschärfung der letzteren zur kräftigeren und gleichmäßigeren Ueberwachung
des Ganzen sichtbar hervor. An die Spitze dieser Behörde wurden die aus-
gezeichnetsten Staatsmänner berufen. Unter den Mitgliedern der collegialischen
Behörden befanden sich meist der Governor nud Vicegvveruor des Staates. Zu
den Hanptbegründern der neuen Organisation gehören Horace Mann, der
bis in die letzte» Jahre »»ermüdlich für die Erweiterung und Verbesserung des
Schulwesens in Massachusetts thätig war, und durch seine Rundreise» zur
Besichtigung der europäische» Unterrichtsanstalten auch diesseits des Meeres bekannt
ist'; dan» besoiiders Barnard, der bis zum Jahre 1842 als Secretär des
Erziehuugörathes in Connecticut thätig war »»d später die Orga»isatio» des
öffentlichen Unterrichts in Rhode.-Jsland leitete. Z» den wichtigsten Obliegen¬
heiten der Centralbehörde gehören: die Vertheilnng der StaatSuutcrstützuugc»,
welche theils von der Legislatur für das Schulwesen alljährlich bewilligt werden,
theils aus den für das Schulwesen errichteten Fonds oder anderen dafür
angewiesenen Quellen fließen, die Interpretation der Unterrichtsgesetze und die
Beilegung der daraus entspringenden Streitigkeiten, die Einrichtung und In-
spection der Schule«, sowie die Ernennung von unbesoldeten Jnspectoren für
die Lehrprüfungen und periodische» Schulrevisiouen, die Empfehlung von Schul¬
büchern, die Veranstaltung von Schulbibliothekeu, die Errichtung von Lehrer¬
seminaren und Musterschuleu, die alljährliche Erstattung eines der Volksvertretung
zur Octobersitznng ciuzureicheuden Jahresberichts über die Lage der Schulen und
die Beschaffenheit der Erziehungsmittel überhaupt, über die auf dem Gebiete des Schul¬
wesens gemachten Erfahrungen und Plane zur Verbesserung desselben. Die Befugnisse


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[0108] Die arbeitende Classe, welche nicht die Mittel hat, die Kinder in Privatschulen unterrichten zu lassen, ist hier nicht sehr zahlreich, da die gemeine Handarbeit von den Negern verrichtet wird, die freilich fast ganz und nicht ohne Absicht von den Wohlthaten des Unterrichts ausgeschlossen sind. In deu westlichen Gebieten endlich, deren Bevölkerung erst in neuerer Zeit begonnen hat, wo die Bevölkerung noch heute ziemlich zerstreut lebt, konnte, wie leicht begreiflich, auch nicht viel geschehen. Der erneuete Aufschwung des Unterrichtswesens in den Vereinigten Staaten datirt ans dem zweiten und dritte» Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts. Der Verfall desselben lag meist an dem Mangel einer Centralbehörde zur Ueberwachung des gestimmten Unterrichtswesens. Solche Behörden wurden damals in Neuyork, Massachusetts, Connecticut, Rhod-Island, Pensylvanien und anderen Staaten eingeseift, zum Theil nud im Anfange fast überall collegialisch mit einem besoldete», die Geschäfte leitenden Generalsecrctär, Loarü ok ^cluoation, zum Theil in einer Person, die unter dem Titel 8nperinl.euÄc:ut ol tKe selwols, ciommisgioner of. ddo sclrools fungirte, je nachdem man eine geringere oder größere Centralisation erforderlich hielt. Im allgemeinen trat das Streben nach Verschärfung der letzteren zur kräftigeren und gleichmäßigeren Ueberwachung des Ganzen sichtbar hervor. An die Spitze dieser Behörde wurden die aus- gezeichnetsten Staatsmänner berufen. Unter den Mitgliedern der collegialischen Behörden befanden sich meist der Governor nud Vicegvveruor des Staates. Zu den Hanptbegründern der neuen Organisation gehören Horace Mann, der bis in die letzte» Jahre »»ermüdlich für die Erweiterung und Verbesserung des Schulwesens in Massachusetts thätig war, und durch seine Rundreise» zur Besichtigung der europäische» Unterrichtsanstalten auch diesseits des Meeres bekannt ist'; dan» besoiiders Barnard, der bis zum Jahre 1842 als Secretär des Erziehuugörathes in Connecticut thätig war »»d später die Orga»isatio» des öffentlichen Unterrichts in Rhode.-Jsland leitete. Z» den wichtigsten Obliegen¬ heiten der Centralbehörde gehören: die Vertheilnng der StaatSuutcrstützuugc», welche theils von der Legislatur für das Schulwesen alljährlich bewilligt werden, theils aus den für das Schulwesen errichteten Fonds oder anderen dafür angewiesenen Quellen fließen, die Interpretation der Unterrichtsgesetze und die Beilegung der daraus entspringenden Streitigkeiten, die Einrichtung und In- spection der Schule«, sowie die Ernennung von unbesoldeten Jnspectoren für die Lehrprüfungen und periodische» Schulrevisiouen, die Empfehlung von Schul¬ büchern, die Veranstaltung von Schulbibliothekeu, die Errichtung von Lehrer¬ seminaren und Musterschuleu, die alljährliche Erstattung eines der Volksvertretung zur Octobersitznng ciuzureicheuden Jahresberichts über die Lage der Schulen und die Beschaffenheit der Erziehungsmittel überhaupt, über die auf dem Gebiete des Schul¬ wesens gemachten Erfahrungen und Plane zur Verbesserung desselben. Die Befugnisse

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/108>, abgerufen am 06.02.2025.