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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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works, 4 Bde.; -- "Wilde Scenen und Abenteuer aus dem Westen von Ame¬
rika". Von I. B. Jones, 2 Bde.; -- "Leben hier und dort". Von N. P.
Willis, -I Bd.; -- "Leute die ich gekannt". Von N. P. Willis, 1 Bd.; --
"Onkel Tom". Von H. B. Stvwe, 4 Bde.; -- "Nachtwachen in einem Block¬
hanse". Von Watson, 2 Bde.; !-- "Blithedale". Von N. Hawthorne,
2 Bde.; -- "Der weiße Sklave". Eine Erzählung ans Virginien. Von R.
Hildreth, 3 Bde.; -- "nordamerikanisches Volksleben". Von K. E. Richter,
3 Bde.; -- "Die einsame Taube". Erzählung aus dem Amerikanischen Frei¬
heitskriege. Von einer Dame, 3 Bde.; -- "Katherine Walton oder der Rebell
von Dorchester". Von I. R. Sinns, 4 Bde.; -- "Agaton der Geächtete
oder wildes Leben in Texas". Von C.W. Webber, 2 Bde.; -- "Die Schwie¬
germutter oder die Slrahleuiuscl". Von Nevill Southworth, 4 Bde.; --
"Geschichten von der Südgreuze". Vou C. W. Webber, -l Bd.; -- Ausge¬
wählte Werke vou Edgar Poe, 2 Bde.; -- "Wilfried Montressvr oder die
Sieben". Ein Roman ans dem N. Uorker Leben.--Die vorliegende No¬
velle behandelt die Geschichte eines Kindes, welches früh seine Mutter durch den
Tod, seinen Vater dnrch eine Abreise nach Europa verliert, und das nun in die
weite, weile Welt verstoße" wird, zu Verwandten, die nur ein halbes Interesse
daran nehmen, oder die wenigstens zu harte und strenge Naturen sind, um die
Mutterliebe zu ersetze". Dennoch findet es seiner gutgearteten Natur wegen
überall befreundete Gemüther,' die ihm über alle Schwierigkeiten des Lebens hin¬
weghelfen und zu seiner Bildung und Läuterung beitragen, bis es endlich in das
Alter kommt, wo es für sich selbst einstehen kann. Die Erzählung ist sehr lose
aneinander gefabelt und hat meistens den Charakter des Episodischen. Man ver¬
liert hänfig die Personen, die im Anfang eine" breiten Raum in der Geschichte
einnehmen, ganz aus deu Augen, und bei vielen Einzelnheiten würde es schwer
zu sagen sein, wie sie eigentlich in den Zusammenhang des Ganzen gehören.
Aber es entfaltet sich in diesen Geschichten ein großer Reichthum des Gemüths,
und die allmälige Entwickelung des jugendlichen Herzens mit seinen kleinen Sor¬
gen, Beängstigungen, Hoffnungen und Ausgelassenheiten ist vortrefflich dargestellt.
Die Verfasserin ist eine leidenschaftliche amerikanische Patriotin und entschieden
republikanisch gesinnt; auf der andern Seite aber gehört sie dem biblischen Chri¬
stenthum an, und religiöse Empfindungen und Ermahnungen füllen den größern
Theil des Buches aus. Wir haben uns schon mehrfach darüber ausgesprochen,
daß uns dieser kirchliche Standpunkt, so wenig wir ihn theilen, in Darstellungen
ans dem wirklichen Leben nicht unangenehm berührt, wenn er nur der Seele
einen sichern, .festen Halt gewährt und sie weder zu pietistischen noch zu phari¬
säischen Verirrungen verleitet. Von den ersten ist hier durchaus nicht die Rede.
Die Religiosität der Verfasserin ist kräftig, lebensvoll und gesund; sie verfällt nie
ins Weinerliche und süßlich Verschwimmende; dagegen sind einige Spuren von


works, 4 Bde.; — „Wilde Scenen und Abenteuer aus dem Westen von Ame¬
rika". Von I. B. Jones, 2 Bde.; — „Leben hier und dort". Von N. P.
Willis, -I Bd.; — „Leute die ich gekannt". Von N. P. Willis, 1 Bd.; —
„Onkel Tom". Von H. B. Stvwe, 4 Bde.; — „Nachtwachen in einem Block¬
hanse". Von Watson, 2 Bde.; !— „Blithedale". Von N. Hawthorne,
2 Bde.; — „Der weiße Sklave". Eine Erzählung ans Virginien. Von R.
Hildreth, 3 Bde.; — „nordamerikanisches Volksleben". Von K. E. Richter,
3 Bde.; — „Die einsame Taube". Erzählung aus dem Amerikanischen Frei¬
heitskriege. Von einer Dame, 3 Bde.; — „Katherine Walton oder der Rebell
von Dorchester". Von I. R. Sinns, 4 Bde.; — „Agaton der Geächtete
oder wildes Leben in Texas". Von C.W. Webber, 2 Bde.; — „Die Schwie¬
germutter oder die Slrahleuiuscl". Von Nevill Southworth, 4 Bde.; —
„Geschichten von der Südgreuze". Vou C. W. Webber, -l Bd.; — Ausge¬
wählte Werke vou Edgar Poe, 2 Bde.; — „Wilfried Montressvr oder die
Sieben". Ein Roman ans dem N. Uorker Leben.--Die vorliegende No¬
velle behandelt die Geschichte eines Kindes, welches früh seine Mutter durch den
Tod, seinen Vater dnrch eine Abreise nach Europa verliert, und das nun in die
weite, weile Welt verstoße« wird, zu Verwandten, die nur ein halbes Interesse
daran nehmen, oder die wenigstens zu harte und strenge Naturen sind, um die
Mutterliebe zu ersetze». Dennoch findet es seiner gutgearteten Natur wegen
überall befreundete Gemüther,' die ihm über alle Schwierigkeiten des Lebens hin¬
weghelfen und zu seiner Bildung und Läuterung beitragen, bis es endlich in das
Alter kommt, wo es für sich selbst einstehen kann. Die Erzählung ist sehr lose
aneinander gefabelt und hat meistens den Charakter des Episodischen. Man ver¬
liert hänfig die Personen, die im Anfang eine» breiten Raum in der Geschichte
einnehmen, ganz aus deu Augen, und bei vielen Einzelnheiten würde es schwer
zu sagen sein, wie sie eigentlich in den Zusammenhang des Ganzen gehören.
Aber es entfaltet sich in diesen Geschichten ein großer Reichthum des Gemüths,
und die allmälige Entwickelung des jugendlichen Herzens mit seinen kleinen Sor¬
gen, Beängstigungen, Hoffnungen und Ausgelassenheiten ist vortrefflich dargestellt.
Die Verfasserin ist eine leidenschaftliche amerikanische Patriotin und entschieden
republikanisch gesinnt; auf der andern Seite aber gehört sie dem biblischen Chri¬
stenthum an, und religiöse Empfindungen und Ermahnungen füllen den größern
Theil des Buches aus. Wir haben uns schon mehrfach darüber ausgesprochen,
daß uns dieser kirchliche Standpunkt, so wenig wir ihn theilen, in Darstellungen
ans dem wirklichen Leben nicht unangenehm berührt, wenn er nur der Seele
einen sichern, .festen Halt gewährt und sie weder zu pietistischen noch zu phari¬
säischen Verirrungen verleitet. Von den ersten ist hier durchaus nicht die Rede.
Die Religiosität der Verfasserin ist kräftig, lebensvoll und gesund; sie verfällt nie
ins Weinerliche und süßlich Verschwimmende; dagegen sind einige Spuren von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/373>, abgerufen am 03.07.2024.