Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.das römische Joch zu brechen, stark genug ist, um in Blut und Flammen unter¬ Wir können ans die vortrefflichen Einzelnheiten natürlich nicht eingehen. Wir Die bisherigen Versuche, diese Einheitspolitik durchzuführen, sind auf das In der Kritik des deutschen Constitutionalismus unterscheidet der Verfasser das römische Joch zu brechen, stark genug ist, um in Blut und Flammen unter¬ Wir können ans die vortrefflichen Einzelnheiten natürlich nicht eingehen. Wir Die bisherigen Versuche, diese Einheitspolitik durchzuführen, sind auf das In der Kritik des deutschen Constitutionalismus unterscheidet der Verfasser <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96535"/> <p xml:id="ID_1262" prev="#ID_1261"> das römische Joch zu brechen, stark genug ist, um in Blut und Flammen unter¬<lb/> zugehen, dann beugt sich die Geschichte in Ehrfurcht an seinem Grabe. Und<lb/> wehe jedem Versuche, einen solchen Ausgang als Beweis zumißbrauchen gegen<lb/> die That!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1263"> Wir können ans die vortrefflichen Einzelnheiten natürlich nicht eingehen. Wir<lb/> gehen sofort zur Besprechung von 1848 über. (Seite ö8) „Die Einheitsidee ist<lb/> historisch geworden — das ist das große Ergebniß des Jahres 18i8, welches<lb/> sich dnrch kein Mittel der Gewalt oder der Klugheit wieder rückgängig machen<lb/> läßt. Indem sie historisch geworden, ist die Einheitsidee in das nämliche Stadium,<lb/> der Entwickelung eingetreten, in welchem sich seit einer längern Reihe von Jahren<lb/> die Entwürfe der innern Reform in den Einzelstaaten befanden. . . . Was der<lb/> Freiheitstrieb für die Entlastung von Grund und Boden war, das ist der nationale<lb/> Ehrgeiz für die Einigungspolitik. Kräfte dieser Art spotten jeder Berechnung....<lb/> Einer Nation zumuthen, daß sie ans die Macht verzichte, deren Elemente sie in<lb/> ihrem Besitze weiß oder glaubt, ist ungefähr dasselbe, wie einem Manne im<lb/> Vollgefühl der Lebenskraft ansinnen, daß er den Gedanken des Glücks aufgebe."—</p><lb/> <p xml:id="ID_1264"> Die bisherigen Versuche, diese Einheitspolitik durchzuführen, sind auf das<lb/> schlagendste kritisirt. Wir müssen aber ans das Buch selbst verweisen. — Ebenso<lb/> vortrefflich ist die Kritik der Wahlordnung. Die neuen Theorien der conservativen<lb/> Partei in dieser Beziehung, die eine künstliche Gliederung des politischen Lebens<lb/> anstreben, werden mit glücklichem Spott verfolgt. „Es bleibt eine merkwürdige<lb/> Erscheinung, daß diejenige Partei, welche das historische Recht, die organische<lb/> Gliederung, das naturwüchsige Staatsleben fortwährend im Munde führt, welche<lb/> Gesetzgebern, bureaukratisches Regiment, nud mechanische Regierungsweise vom<lb/> Standpunkt der gute» alten Zeit aus nicht hart genug verurtheilen zu können<lb/> glaubt, daß diese Partei im schreiendsten Widerspruch mit allen jenen Schlag¬<lb/> wörtern verlangt, daß das Volk kraft Gesetzes in ein ständisches System wieder<lb/> eingeschachtet werde, welchem es durch geschichtliche Entwickelung entwachse» ist.,<lb/> Als ein geschichtlich gewordenes hatte das ständische Wesen seine volle Berech¬<lb/> tigung; als ein vom Cabinet aus gemachtes ist es eine gegen die Geschichte<lb/> geübte Gewaltthat." —</p><lb/> <p xml:id="ID_1265" next="#ID_1266"> In der Kritik des deutschen Constitutionalismus unterscheidet der Verfasser<lb/> mit sehr richtigem Takt das, was durch die Natur der Sache wirklich geboten<lb/> war, von dem, was die Doctrinen daraus zu machen strebten. Er erkennt in<lb/> ihm ein wirkliches Bedürfniß zunächst der Concentration der einzelnen Staate»,<lb/> dann zur Erweckung des deutschen Nationalgeistes. Er weist nach, daß der Con¬<lb/> stitutionalismus in der wirklichen, unmittelbar wirksamen Politik keine erheblichen<lb/> Früchte getragen hat, daß er aber von der größten Wichtigkeit für die Entwicke¬<lb/> lung der Parteidisciplin und der öffentlichen Meinung gewesen ist. Wir stimmen<lb/> mit ihm Wort für Wort überein, und es ist dies für uns auch der Hauptgrund</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
das römische Joch zu brechen, stark genug ist, um in Blut und Flammen unter¬
zugehen, dann beugt sich die Geschichte in Ehrfurcht an seinem Grabe. Und
wehe jedem Versuche, einen solchen Ausgang als Beweis zumißbrauchen gegen
die That!"
Wir können ans die vortrefflichen Einzelnheiten natürlich nicht eingehen. Wir
gehen sofort zur Besprechung von 1848 über. (Seite ö8) „Die Einheitsidee ist
historisch geworden — das ist das große Ergebniß des Jahres 18i8, welches
sich dnrch kein Mittel der Gewalt oder der Klugheit wieder rückgängig machen
läßt. Indem sie historisch geworden, ist die Einheitsidee in das nämliche Stadium,
der Entwickelung eingetreten, in welchem sich seit einer längern Reihe von Jahren
die Entwürfe der innern Reform in den Einzelstaaten befanden. . . . Was der
Freiheitstrieb für die Entlastung von Grund und Boden war, das ist der nationale
Ehrgeiz für die Einigungspolitik. Kräfte dieser Art spotten jeder Berechnung....
Einer Nation zumuthen, daß sie ans die Macht verzichte, deren Elemente sie in
ihrem Besitze weiß oder glaubt, ist ungefähr dasselbe, wie einem Manne im
Vollgefühl der Lebenskraft ansinnen, daß er den Gedanken des Glücks aufgebe."—
Die bisherigen Versuche, diese Einheitspolitik durchzuführen, sind auf das
schlagendste kritisirt. Wir müssen aber ans das Buch selbst verweisen. — Ebenso
vortrefflich ist die Kritik der Wahlordnung. Die neuen Theorien der conservativen
Partei in dieser Beziehung, die eine künstliche Gliederung des politischen Lebens
anstreben, werden mit glücklichem Spott verfolgt. „Es bleibt eine merkwürdige
Erscheinung, daß diejenige Partei, welche das historische Recht, die organische
Gliederung, das naturwüchsige Staatsleben fortwährend im Munde führt, welche
Gesetzgebern, bureaukratisches Regiment, nud mechanische Regierungsweise vom
Standpunkt der gute» alten Zeit aus nicht hart genug verurtheilen zu können
glaubt, daß diese Partei im schreiendsten Widerspruch mit allen jenen Schlag¬
wörtern verlangt, daß das Volk kraft Gesetzes in ein ständisches System wieder
eingeschachtet werde, welchem es durch geschichtliche Entwickelung entwachse» ist.,
Als ein geschichtlich gewordenes hatte das ständische Wesen seine volle Berech¬
tigung; als ein vom Cabinet aus gemachtes ist es eine gegen die Geschichte
geübte Gewaltthat." —
In der Kritik des deutschen Constitutionalismus unterscheidet der Verfasser
mit sehr richtigem Takt das, was durch die Natur der Sache wirklich geboten
war, von dem, was die Doctrinen daraus zu machen strebten. Er erkennt in
ihm ein wirkliches Bedürfniß zunächst der Concentration der einzelnen Staate»,
dann zur Erweckung des deutschen Nationalgeistes. Er weist nach, daß der Con¬
stitutionalismus in der wirklichen, unmittelbar wirksamen Politik keine erheblichen
Früchte getragen hat, daß er aber von der größten Wichtigkeit für die Entwicke¬
lung der Parteidisciplin und der öffentlichen Meinung gewesen ist. Wir stimmen
mit ihm Wort für Wort überein, und es ist dies für uns auch der Hauptgrund
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