Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.ist mir noch die Belustigung einzelner Ortschaften, nicht mehr das Erinnerungs¬ Es ist fast unmöglich, an diese Nachtseite des baskischen Lebens zu glauben, Es war Herbst, als wir das Baskeuland durchstreiften. Ans den Feldern Die kleinen weißen Häuser der Landleute sind von Buschwerk halb versteckt; i I *
ist mir noch die Belustigung einzelner Ortschaften, nicht mehr das Erinnerungs¬ Es ist fast unmöglich, an diese Nachtseite des baskischen Lebens zu glauben, Es war Herbst, als wir das Baskeuland durchstreiften. Ans den Feldern Die kleinen weißen Häuser der Landleute sind von Buschwerk halb versteckt; i I *
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ist mir noch die Belustigung einzelner Ortschaften, nicht mehr das Erinnerungs¬
fest des ganzen Volkes. Mit der französischen Verwaltung dringen nach und
nach französische Sitten ein, und wenn auch noch Jahrhunderte vergehen, ehe
die Basken — oder Basken, wie sie sich selbst nennen, ihre Eigenthümlichkeit
verlieren, ist doch das Verwischen des Ursprünglichen um so unabweislicher, da
sie in sich selbst zerrissen sind. Obwol durch Abstammung, Sprache und Gebräuche
nah verwandt, stehen sich die französischen und spanischen , Basken feindlich
gegenüber. Was früher vielleicht nur ein neidisches Beobachten, ein mißtrauisches
Zurückziehen war, ist durch die letzten spanischen Kriege zum bittersten Haß
geworden — denn bei Fontarabie kämpften Don Carlos baskische Anhänger bis
zum Tode gegen die französischen und englische» Hilfstruppen der Königin.
Mancher Baste aus Soule und Labour hat damals dem spanischen Bruder
gegenübergestanden, oder in den gräßlichen QuintadaS, die Weiber, Kinder und
Greise mordeten, sein Gewehr abgefeuert. Aus den Weideplätzen des Hoch¬
gebirges finden noch immer blutige Gefechte statt. Die Kugel des Gemsenjägers
trifft häufig ein andres Ziel, als das flüchtige Izard, und die Schluchten
und Waldstrome verschlingen das Opfer persönlicher Rache oder nationaler
Erbitterung.
Es ist fast unmöglich, an diese Nachtseite des baskischen Lebens zu glauben,
wenn man das schöne Land durchstreift, oder im Schutze der sprichwörtlich
gewordenen Gastfreundschaft seiner Bewohner ausruht. Die Heimat der Ordnung,
des Friedens, der Behaglichkeit scheint uns erschlossen — es ist nicht mehr
bearuische Heiterkeit, die uns umgibt, aber auch uicht spanische Grandezza. Der
Teufel und die Mutter Gottes spielen freilich im Baskenleben eine bedeutende
Rolle, aber auch die Liebe, der Ruhm und das Heimatgesühl, das alle Gevirgs-
völker haben.
Es war Herbst, als wir das Baskeuland durchstreiften. Ans den Feldern
reiften die gelben Maiskolben zur zweiten Jahresernte; die Kastanien, die Obst-
nnd Nußbäume waren schwer beladen und mühsam hielt sich die Rebe mit ihrer
Traubenlast am Ulmenstamme. Ein Theil der Herden war schon aus dem
Gebirge gekommen und bevölkerte die Wiesen am Ufer der Rive. Die Wälder
prangten im gelbrothen Blätterschmuck und die purpurnen Ranken des wilden
Weins zierten die Hecken und Lauben, schimmerten wie Blüten zwischen den
Blättern des Kirschlorbeer und hingen in Kränzen und Guirlanden an den
Zweigen.
Die kleinen weißen Häuser der Landleute sind von Buschwerk halb versteckt;
vor dem Eingange liegt ein Blumengärtchen, auf dessen wohlgepflegten Beete»
späte Rosen, Reseda, Veilchen und bunte Astern blühten. Hinter dem Hanse
breite» sich die Obst- und Weiupflanzungen aus. Große Ställe und Scheuern
sind selten in der Nähe des Wohnhauses, den» die Herde» überwintern größten-
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