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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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dem Umstände, daß die Beschäftigung mit dem Zimmtban die Bewohner nur
einige Monate in Anspruch nimmt, einen neuen Hilfsgcnossen gesunden. End¬
lich durfte er hoffen, im Falle einer Niederlage sich in die Gebirge zurückziehen
zu können und daselbst einen VertheidignngSkamps zu fuhren, ungefähr wie die
Gnerilleros in Spanien. Man erzählt sich übrigens eine Sage, welcher zufolge
ihm das Kriegführen auf eine wunderbare Weise erleichtert worden wäre. Die
Insurgenten wollten ihr Unternehmen dnrch Erhebung eines religiösen Monumentes
einweihen und als sie nach Steinmassen gruben, sollen sie auf eine sehr ergiebige
Silbermine gestoßen sein. Tim-tes Anhang wuchs bald.

Im Monat August 1830 sprachen die offiziellen Journale von Peking zum
ersten Male von der Jnsurrection und stellten diese als eine Unternehmung von
Plünderern dar, welche die Provinz Knäng-se überfallen (gutgewählt für Plün¬
derer!) und sich mit den verabscheute" Miao-tzes verbündet hatten. Die Miav-ezc
sind ein Volksstamm, der in den entlegensten Gegenden von Knäng-si haust,
"ut in der nördlichen Gebirgskette von Knäng-ton entspringend, sich über die
Centralprovinzen des Landes ausbreitete. Es sind kriegerische Nomadenvölker,
welche die Unabhängigkeit lieben, sich fern von den Städtereichen Ländern halten.
Die Rebellen hüteten sich wohl, diese Hilfsgeuosseuschaft zu dementiren, obgleich sie
erst später diese willkommene Freundschaft für sich in Anspruch nehmen sollten.
Die Furcht vor ihrem Anhange wurde dadurch uur noch größer.

Wie aus den officiellen Documenten hervorgeht, haben sich die Insurgenten
Knäng-ton genähert, und Sir, Gouverneur in den beiden Knäng (ton und se)
holte die Bewilligung ein, sich nach Peking begeben zu dürfen, diese wurde ihm
jedoch verweigert und er mußte sich schon Kriegslorbeeren holen, die freilich nur in den
chinesischen officiellen Bulletins blühen. Diese Bulletins haben im Vorbeigehen ge¬
sagt, jenen der östreichischen Generale während des ungarischen Nevolutiouskneges
nichts nachzugeben. Die Rebellen befolgten den chinesische" Tigern gegen¬
über (die kaiserlichen Soldaten heiße" so wegen der wilden Thiere, die sie im
Schilde führen) eine Taktik, welche die alten Hunnen und später die Magyaren
solange gefährlich machte. Sie locken nämlich den Feind dnrch eine Schein¬
flucht zur Verfolgung, wenden sich dann plöjM) um und vernichten den überrasch¬
ten Gegner. Diese Kriegslist gelingt ihnen fast immer, obgleich die Herrn Chi¬
nesen sich schon ziemlich hätten daran gewöhnen können. So mehrten sich ihre
Eroberungen und Sir begab sich nach Peking, selbst die Trauerbotschaft zu über¬
bringen. Während seiner Reise trugen die Rebellen neue Siege davon. Sie
überschritten die Grenzen von Knäng-ton. Zwischen Tsing-puer und Jug-te be¬
gegneten sie einer Abtheilung Kaiserlicher, lieferten ihnen eine Schlacht "ut über¬
wältigten sie. Hieu-frug rief den alten Sir, an die Spitze seiner Truppen. Es


Grenzboten. M. 4

dem Umstände, daß die Beschäftigung mit dem Zimmtban die Bewohner nur
einige Monate in Anspruch nimmt, einen neuen Hilfsgcnossen gesunden. End¬
lich durfte er hoffen, im Falle einer Niederlage sich in die Gebirge zurückziehen
zu können und daselbst einen VertheidignngSkamps zu fuhren, ungefähr wie die
Gnerilleros in Spanien. Man erzählt sich übrigens eine Sage, welcher zufolge
ihm das Kriegführen auf eine wunderbare Weise erleichtert worden wäre. Die
Insurgenten wollten ihr Unternehmen dnrch Erhebung eines religiösen Monumentes
einweihen und als sie nach Steinmassen gruben, sollen sie auf eine sehr ergiebige
Silbermine gestoßen sein. Tim-tes Anhang wuchs bald.

Im Monat August 1830 sprachen die offiziellen Journale von Peking zum
ersten Male von der Jnsurrection und stellten diese als eine Unternehmung von
Plünderern dar, welche die Provinz Knäng-se überfallen (gutgewählt für Plün¬
derer!) und sich mit den verabscheute» Miao-tzes verbündet hatten. Die Miav-ezc
sind ein Volksstamm, der in den entlegensten Gegenden von Knäng-si haust,
»ut in der nördlichen Gebirgskette von Knäng-ton entspringend, sich über die
Centralprovinzen des Landes ausbreitete. Es sind kriegerische Nomadenvölker,
welche die Unabhängigkeit lieben, sich fern von den Städtereichen Ländern halten.
Die Rebellen hüteten sich wohl, diese Hilfsgeuosseuschaft zu dementiren, obgleich sie
erst später diese willkommene Freundschaft für sich in Anspruch nehmen sollten.
Die Furcht vor ihrem Anhange wurde dadurch uur noch größer.

Wie aus den officiellen Documenten hervorgeht, haben sich die Insurgenten
Knäng-ton genähert, und Sir, Gouverneur in den beiden Knäng (ton und se)
holte die Bewilligung ein, sich nach Peking begeben zu dürfen, diese wurde ihm
jedoch verweigert und er mußte sich schon Kriegslorbeeren holen, die freilich nur in den
chinesischen officiellen Bulletins blühen. Diese Bulletins haben im Vorbeigehen ge¬
sagt, jenen der östreichischen Generale während des ungarischen Nevolutiouskneges
nichts nachzugeben. Die Rebellen befolgten den chinesische» Tigern gegen¬
über (die kaiserlichen Soldaten heiße» so wegen der wilden Thiere, die sie im
Schilde führen) eine Taktik, welche die alten Hunnen und später die Magyaren
solange gefährlich machte. Sie locken nämlich den Feind dnrch eine Schein¬
flucht zur Verfolgung, wenden sich dann plöjM) um und vernichten den überrasch¬
ten Gegner. Diese Kriegslist gelingt ihnen fast immer, obgleich die Herrn Chi¬
nesen sich schon ziemlich hätten daran gewöhnen können. So mehrten sich ihre
Eroberungen und Sir begab sich nach Peking, selbst die Trauerbotschaft zu über¬
bringen. Während seiner Reise trugen die Rebellen neue Siege davon. Sie
überschritten die Grenzen von Knäng-ton. Zwischen Tsing-puer und Jug-te be¬
gegneten sie einer Abtheilung Kaiserlicher, lieferten ihnen eine Schlacht »ut über¬
wältigten sie. Hieu-frug rief den alten Sir, an die Spitze seiner Truppen. Es


Grenzboten. M. 4
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[0177] dem Umstände, daß die Beschäftigung mit dem Zimmtban die Bewohner nur einige Monate in Anspruch nimmt, einen neuen Hilfsgcnossen gesunden. End¬ lich durfte er hoffen, im Falle einer Niederlage sich in die Gebirge zurückziehen zu können und daselbst einen VertheidignngSkamps zu fuhren, ungefähr wie die Gnerilleros in Spanien. Man erzählt sich übrigens eine Sage, welcher zufolge ihm das Kriegführen auf eine wunderbare Weise erleichtert worden wäre. Die Insurgenten wollten ihr Unternehmen dnrch Erhebung eines religiösen Monumentes einweihen und als sie nach Steinmassen gruben, sollen sie auf eine sehr ergiebige Silbermine gestoßen sein. Tim-tes Anhang wuchs bald. Im Monat August 1830 sprachen die offiziellen Journale von Peking zum ersten Male von der Jnsurrection und stellten diese als eine Unternehmung von Plünderern dar, welche die Provinz Knäng-se überfallen (gutgewählt für Plün¬ derer!) und sich mit den verabscheute» Miao-tzes verbündet hatten. Die Miav-ezc sind ein Volksstamm, der in den entlegensten Gegenden von Knäng-si haust, »ut in der nördlichen Gebirgskette von Knäng-ton entspringend, sich über die Centralprovinzen des Landes ausbreitete. Es sind kriegerische Nomadenvölker, welche die Unabhängigkeit lieben, sich fern von den Städtereichen Ländern halten. Die Rebellen hüteten sich wohl, diese Hilfsgeuosseuschaft zu dementiren, obgleich sie erst später diese willkommene Freundschaft für sich in Anspruch nehmen sollten. Die Furcht vor ihrem Anhange wurde dadurch uur noch größer. Wie aus den officiellen Documenten hervorgeht, haben sich die Insurgenten Knäng-ton genähert, und Sir, Gouverneur in den beiden Knäng (ton und se) holte die Bewilligung ein, sich nach Peking begeben zu dürfen, diese wurde ihm jedoch verweigert und er mußte sich schon Kriegslorbeeren holen, die freilich nur in den chinesischen officiellen Bulletins blühen. Diese Bulletins haben im Vorbeigehen ge¬ sagt, jenen der östreichischen Generale während des ungarischen Nevolutiouskneges nichts nachzugeben. Die Rebellen befolgten den chinesische» Tigern gegen¬ über (die kaiserlichen Soldaten heiße» so wegen der wilden Thiere, die sie im Schilde führen) eine Taktik, welche die alten Hunnen und später die Magyaren solange gefährlich machte. Sie locken nämlich den Feind dnrch eine Schein¬ flucht zur Verfolgung, wenden sich dann plöjM) um und vernichten den überrasch¬ ten Gegner. Diese Kriegslist gelingt ihnen fast immer, obgleich die Herrn Chi¬ nesen sich schon ziemlich hätten daran gewöhnen können. So mehrten sich ihre Eroberungen und Sir begab sich nach Peking, selbst die Trauerbotschaft zu über¬ bringen. Während seiner Reise trugen die Rebellen neue Siege davon. Sie überschritten die Grenzen von Knäng-ton. Zwischen Tsing-puer und Jug-te be¬ gegneten sie einer Abtheilung Kaiserlicher, lieferten ihnen eine Schlacht »ut über¬ wältigten sie. Hieu-frug rief den alten Sir, an die Spitze seiner Truppen. Es Grenzboten. M. 4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/177>, abgerufen am 03.07.2024.